Tim Kleinschmidt
User
Hallo an alle Jetbegeisterten,
Im November 2011 entstand ein Thread im RCN, in dem diskutiert wurde, welches Modell am geeignetsten für eine WM ist, und wie man so etwas möglichst erfolgreich stemmen könnte. Wer jetzt meint, dass dieser Thread im Sand verlaufen ist hat sich getäuscht:
Mein Favorit für eine WM war und ist die Me 262 der Messerschmitt Stiftung in Manching. Ein freundlicher User des RCN, der zufällig bei EADS arbeitet und Verbindungen nach Manching hatte, half mir dabei, Kontakt zur Stiftung herzustellen. Nach einem ersten Ortstermin konnte ich die Maschine in zahlreichen Details fotografieren und das weitere Vorgehen mit dem Betriebsleiter Heritage-Flight besprechen. Die Mitarbeiter der Stiftung, vom Mechaniker bis zum Betriebsleiter sind alle ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Von so viel Entgegenkommen war ich schwer beeindruckt, damit hatte ich nicht gerechnet. Als Modellbauer wird man ja auch gerne mal belächelt, aber die Manchinger nahmen mein Vorhaben ernst und unterstützten mich in jeder nur erdenklichen Weise! Vielen Dank an dieser Stelle, falls jemand mitliest!
Am liebsten hätte ich direkt mit dem Bau begonnen, aber andere Projekte hatten noch Vorrang. Durch meine Zusammenarbeit mit Wolfgang Werling (FMT-Autor und Planzeichner: Tigerhai, Thermy, etc) lernte ich auch Uwe Puchtinger kennen und erfuhr, dass er und Roy gerade an eben dieser Maschine im gleichen Maßstab (1:4) für die WM 2013 arbeiteten. Nun macht es wenig Sinn, das gleiche Modell gleich zweimal als Urmodell zu bauen, zumal ich mit einem völlig anderen Zeitplan arbeitete, also taten wir uns zusammen. Ich stellte meine Kontakte und mein bisher gesammeltes Material (Originalpläne, Seitenansichten, Fotos…) zur Verfügung und von da an ging es mit vereinten Kräften weiter.
Wir reisten alle zusammen noch ein weiteres Mal nach Manching, um die Maschine bis ins Detail zu vermessen. Thomas Gleissner war auch dabei und so konnten wir nach fünf Stunden „Arbeit“ wieder den Heimweg antreten. Im Gepäck hatten wir alle Informationen die nötig sind, um ein Scalemodell zu bauen. Roy und Uwe erstellten mit diesen Daten ein sagenhaft detailiertes Urmodell. Dass Nieten und Schrauben alle an der richtigen Position und in entsprechender Anzahl vorhanden sind, versteht sich von selbst. Aber damit nicht genug, selbst die Position der Schraubenschlitze stimmt mit dem Original zum Zeitpunkt der Fotos überein.
Da wir räumlich ein wenig getrennt sind, konnte ich mich nicht so sehr beim Urmodellbau einbringen, dafür habe ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten um den Innenausbau den Turbinengondeln, das Cockpit und die Außenantennen gekümmert. Bei allen Arbeiten war Gewicht sparen das oberste Gebot! Denn im Maßstab 1:4 ist die Maschine mit 3,2m schon ein ganz ordentlicher Brocken. So habe ich z.b. die Tanks aus Kevlargewebe laminiert und bin schon ein bisschen Stolz darauf, dass die Dinger mit etwa 2,8l Volumen inkl. Tankverschluss gerade mal 100g pro Stück wiegen. Außerdem half ich, die Hoppertanks leerzutrinken ;-)
Leider gibt es Teile, an denen es schwierig ist, Gewicht zu sparen. So z.B. die gefrästen Radfelgen. Diese Teile sind natürlich eine Augenweide und absolut Scale, aber leider auch relativ schwer. Das Gewicht wurde dafür an anderer Stelle gespart. Der riesige Rumpf benötigt dank Sandwichbauweise nur wenige Spanten und man ist überrascht, wie leicht der geworden ist. Alles was in einem Jetrumpf normalerweise für Gewicht sorgt, ist bei der D-IMTT in den Gondeln untergebracht: Ansaugkanal, Tank, Turbine und Schubrohr. Voll ausgerüstet kommt eine Gondel auf knapp über 2,5 Kg mit einem 100er Triebwerk. Auch nicht gerade viel, wie ich finde.
In die abgeformten Teile wurden nun durch Roy und Uwe alle Einbauteile gezeichnet, gefräst und eingepasst. Alle Ruderaufhängungen und Anlenkungen sind eigens auf das betreffende Ruder abgestimmt und gefertigt, hier gibt es nichts von der Stange. Alles ist leicht, stabil und spielfrei.
Anfang August, also vorletzte Woche war ich nochmals mit Roy in Manching um die exakten Farbtöne mittels Farbtafeln zu ermitteln. Auch einige Vermessungsarbeiten waren noch nötig und Roy ließ sich noch einige Unterlagen für die Scaledokumentation bestätigen. Mittlerweile laufen die letzten Arbeiten (Decals, Alterungsspuren…) und Mittwoch geht’s für Roy, Uwe und Begleitung nach Meiringen. Ich werde gegen Ende der WM dazu stoßen und gespannt auf die Siegerehrung warten. Bis dahin hält mich Roy auf dem Laufenden.
Noch ein paar Worte zur Umsetzung: Vitaly Robertus hat sagenhaft vorgelegt, hat aber leider auch einiges an Neid und Missgunst (nicht unsererseits!) erhalten. Insbesondere waren bei ihm die angeblich hohen Kosten und der hohe Personalaufwand Ziel der Kritik. Bevor das wieder losgeht möchte ich eins loswerden: Der Bau eines solchen Modells ist sehr aufwändig, sowohl finanziell, als auch zeitlich. ABER, es ist auch von normalen Modellbauern zu schaffen. Man muss nicht reich sein (auch wenn das natürlich helfen würde ;-)). Urmodell und die flugfertige Maschine wurden mit Mitteln und Werkzeugen erstellt, die alle für geübte Modellbauer beherrschbar sind. Ich kann nichts zu den Kosten sagen und würde es auch nicht tun, aber es geht keinesfalls um hunderttausende von Euronen, wie es Vitaly angedichtet wird. Dass der Bau eines solchen Modells in kürzester Zeit gelingt, ist nicht zuletzt vom persönlichen Einsatz abhängig: Uwe und Roy verbringen seit Baubeginn jede freie Minute im Hobbyraum. Das bedeutet basteln bis weit nach Mitternacht, danach kurz schlafen, auf Arbeit und abends wieder weiter. Das gleiche an den Wochenenden, mit dem Unterschied, dass der Gang zur Arbeit entfällt. Die beiden verbringen bis zu 18h in der Werkstatt und das seit Baubeginn. Dafür meinen allerhöchsten Respekt an die Jungs und auch deren Frau/Freundin die das alles mitmachen!
So, ich weiß nicht, wie es Euch allen geht, aber ich freue mich jetzt auf die WM und bin gespannt, wie Roy abschneiden wird. Ebenso wie für Roy drücke ich aber auch allen anderen Modellbauern die Daumen, die mit der gleichen Leidenschaft an Ihrem Traum arbeiten. Es hätten so viele den Titel verdient, aber leider gibt es nur einen Pott!
Auf einen sportlichen Wettkampf!
Gruß, Tim
Im November 2011 entstand ein Thread im RCN, in dem diskutiert wurde, welches Modell am geeignetsten für eine WM ist, und wie man so etwas möglichst erfolgreich stemmen könnte. Wer jetzt meint, dass dieser Thread im Sand verlaufen ist hat sich getäuscht:
Mein Favorit für eine WM war und ist die Me 262 der Messerschmitt Stiftung in Manching. Ein freundlicher User des RCN, der zufällig bei EADS arbeitet und Verbindungen nach Manching hatte, half mir dabei, Kontakt zur Stiftung herzustellen. Nach einem ersten Ortstermin konnte ich die Maschine in zahlreichen Details fotografieren und das weitere Vorgehen mit dem Betriebsleiter Heritage-Flight besprechen. Die Mitarbeiter der Stiftung, vom Mechaniker bis zum Betriebsleiter sind alle ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Von so viel Entgegenkommen war ich schwer beeindruckt, damit hatte ich nicht gerechnet. Als Modellbauer wird man ja auch gerne mal belächelt, aber die Manchinger nahmen mein Vorhaben ernst und unterstützten mich in jeder nur erdenklichen Weise! Vielen Dank an dieser Stelle, falls jemand mitliest!
Am liebsten hätte ich direkt mit dem Bau begonnen, aber andere Projekte hatten noch Vorrang. Durch meine Zusammenarbeit mit Wolfgang Werling (FMT-Autor und Planzeichner: Tigerhai, Thermy, etc) lernte ich auch Uwe Puchtinger kennen und erfuhr, dass er und Roy gerade an eben dieser Maschine im gleichen Maßstab (1:4) für die WM 2013 arbeiteten. Nun macht es wenig Sinn, das gleiche Modell gleich zweimal als Urmodell zu bauen, zumal ich mit einem völlig anderen Zeitplan arbeitete, also taten wir uns zusammen. Ich stellte meine Kontakte und mein bisher gesammeltes Material (Originalpläne, Seitenansichten, Fotos…) zur Verfügung und von da an ging es mit vereinten Kräften weiter.
Wir reisten alle zusammen noch ein weiteres Mal nach Manching, um die Maschine bis ins Detail zu vermessen. Thomas Gleissner war auch dabei und so konnten wir nach fünf Stunden „Arbeit“ wieder den Heimweg antreten. Im Gepäck hatten wir alle Informationen die nötig sind, um ein Scalemodell zu bauen. Roy und Uwe erstellten mit diesen Daten ein sagenhaft detailiertes Urmodell. Dass Nieten und Schrauben alle an der richtigen Position und in entsprechender Anzahl vorhanden sind, versteht sich von selbst. Aber damit nicht genug, selbst die Position der Schraubenschlitze stimmt mit dem Original zum Zeitpunkt der Fotos überein.
Da wir räumlich ein wenig getrennt sind, konnte ich mich nicht so sehr beim Urmodellbau einbringen, dafür habe ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten um den Innenausbau den Turbinengondeln, das Cockpit und die Außenantennen gekümmert. Bei allen Arbeiten war Gewicht sparen das oberste Gebot! Denn im Maßstab 1:4 ist die Maschine mit 3,2m schon ein ganz ordentlicher Brocken. So habe ich z.b. die Tanks aus Kevlargewebe laminiert und bin schon ein bisschen Stolz darauf, dass die Dinger mit etwa 2,8l Volumen inkl. Tankverschluss gerade mal 100g pro Stück wiegen. Außerdem half ich, die Hoppertanks leerzutrinken ;-)
Leider gibt es Teile, an denen es schwierig ist, Gewicht zu sparen. So z.B. die gefrästen Radfelgen. Diese Teile sind natürlich eine Augenweide und absolut Scale, aber leider auch relativ schwer. Das Gewicht wurde dafür an anderer Stelle gespart. Der riesige Rumpf benötigt dank Sandwichbauweise nur wenige Spanten und man ist überrascht, wie leicht der geworden ist. Alles was in einem Jetrumpf normalerweise für Gewicht sorgt, ist bei der D-IMTT in den Gondeln untergebracht: Ansaugkanal, Tank, Turbine und Schubrohr. Voll ausgerüstet kommt eine Gondel auf knapp über 2,5 Kg mit einem 100er Triebwerk. Auch nicht gerade viel, wie ich finde.
In die abgeformten Teile wurden nun durch Roy und Uwe alle Einbauteile gezeichnet, gefräst und eingepasst. Alle Ruderaufhängungen und Anlenkungen sind eigens auf das betreffende Ruder abgestimmt und gefertigt, hier gibt es nichts von der Stange. Alles ist leicht, stabil und spielfrei.
Anfang August, also vorletzte Woche war ich nochmals mit Roy in Manching um die exakten Farbtöne mittels Farbtafeln zu ermitteln. Auch einige Vermessungsarbeiten waren noch nötig und Roy ließ sich noch einige Unterlagen für die Scaledokumentation bestätigen. Mittlerweile laufen die letzten Arbeiten (Decals, Alterungsspuren…) und Mittwoch geht’s für Roy, Uwe und Begleitung nach Meiringen. Ich werde gegen Ende der WM dazu stoßen und gespannt auf die Siegerehrung warten. Bis dahin hält mich Roy auf dem Laufenden.
Noch ein paar Worte zur Umsetzung: Vitaly Robertus hat sagenhaft vorgelegt, hat aber leider auch einiges an Neid und Missgunst (nicht unsererseits!) erhalten. Insbesondere waren bei ihm die angeblich hohen Kosten und der hohe Personalaufwand Ziel der Kritik. Bevor das wieder losgeht möchte ich eins loswerden: Der Bau eines solchen Modells ist sehr aufwändig, sowohl finanziell, als auch zeitlich. ABER, es ist auch von normalen Modellbauern zu schaffen. Man muss nicht reich sein (auch wenn das natürlich helfen würde ;-)). Urmodell und die flugfertige Maschine wurden mit Mitteln und Werkzeugen erstellt, die alle für geübte Modellbauer beherrschbar sind. Ich kann nichts zu den Kosten sagen und würde es auch nicht tun, aber es geht keinesfalls um hunderttausende von Euronen, wie es Vitaly angedichtet wird. Dass der Bau eines solchen Modells in kürzester Zeit gelingt, ist nicht zuletzt vom persönlichen Einsatz abhängig: Uwe und Roy verbringen seit Baubeginn jede freie Minute im Hobbyraum. Das bedeutet basteln bis weit nach Mitternacht, danach kurz schlafen, auf Arbeit und abends wieder weiter. Das gleiche an den Wochenenden, mit dem Unterschied, dass der Gang zur Arbeit entfällt. Die beiden verbringen bis zu 18h in der Werkstatt und das seit Baubeginn. Dafür meinen allerhöchsten Respekt an die Jungs und auch deren Frau/Freundin die das alles mitmachen!
So, ich weiß nicht, wie es Euch allen geht, aber ich freue mich jetzt auf die WM und bin gespannt, wie Roy abschneiden wird. Ebenso wie für Roy drücke ich aber auch allen anderen Modellbauern die Daumen, die mit der gleichen Leidenschaft an Ihrem Traum arbeiten. Es hätten so viele den Titel verdient, aber leider gibt es nur einen Pott!
Auf einen sportlichen Wettkampf!
Gruß, Tim