Der Artikel, der keiner wurde...
Der Artikel, der keiner wurde...
Moin,
eigentlich sollte ein Artikel für die Schiffsmodell entstehen über Paris, allerdings sind keine druckfähigen Fotos zu beschaffen gewesen. Die besten Fotos ergeben gerade einmal 2x2cm Größe im Druck...und das bei 1600x1200 Pixel Auflösung. Keine Ahnung, wie die Schiffsmodell an der Stelle die Daten umrechnet, aber mir wird das mit Artikel jetzt zu nervtötend. Insofern hier nochmal die Zusammenfassung aus meiner Sicht zu Paris für Modellbauer.
Viel Vergnügen,
Andreas
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Die letzte Multihull-Regatta des Jahres 2008 fand Anfang November in Viry Chatillon bei Paris statt. Der örtliche Segelclub hatte eingeladen und Teilnehmer aus Frankreich, Deutschland und Österreich sind dem Ruf gefolgt. Den längsten Weg hatten Karl und Dorli Schmidt aus Wien mit fast 1.300 Kilometern. Es hat sich für die beiden gelohnt, Karl hat mit einer excellenten Leistung den ersten Platz in der Klasse Mini40 errungen.
Von Hamburg aus waren es immerhin noch mehr als 900 Kilometer, so dass ich mit Eric Lhoir ebenfalls am Freitag angereist bin. Der Regattasee ist Teil mehrerer zusammenhängender Seen, die teilweise von Sportbooten befahren werden. Das Vereinshaus steht auf einer Landzunge und ließ uns die Wahl zwischen einem See mit flachem Ufer und Wind sowie einem anderen mit Steg, Motorboot und einem ca. 7m hohen Hang. Letzterer verschaffte uns einen hervorragenden Blick über das Regattageschehen, auch wenn das die Zahl der Tonnenberührungen letztendlich nicht verringerte.
Samstag morgen stand ich mit meinem 2m-Trimaran pünktlich zum Sonnenaufgang am Wasser um mich mit dem Boot vertraut zu machen vor der Regatta. Immerhin war es erst drei Stunden im Wasser gewesen seit dem ich die Auftragsarbeit in der Nähe von Marseille einige Wochen vorher abgeholt hatte. Der Wind spielt leider nicht mit, dafür nieselte es um so verlässlicher.
Gegen 11:00 trafen die Gastgeber und die ersten Teilnehmer im Vereinshaus auf und beganngen die Boote aufzubauen. Faszinierend war die Mini40-Konstruktion von Michael Scharmer, die Eric Lhoir während der Regatta segelte. Die Schwimmer sind vorne sehr breit und hoch und verjüngen sich nach hinten. Sinn und Zweck dieses Konstruktionsaspekts die die Reduzierung der Kenterungen. Mit selbigen kämpft man bei Multihulls meist bei Böen und achterlichem Wind.
Karl Schmidt brachte seine bereits am Aartalsee 2008 erfolgreiche Mini40-Konstruktion in violett und gelb mit. Mit seinen hervorragend geschnittenen Segeln konnte er mehrfach 2m-Boote überholen und gelegentlich das Feld anführen. Seitens der Franzosen gab es einen Tri mit zwei M-Boot-Schwertern als Traversen.
Auf der 2m-Seite fiel vor allem die große Fläche der Leichtwindsegel auf. Alle Masten waren mit drei Wantenpaaren ausgestattet, die Segel durchgelattet oder sogar mit Kohlestäben versteift. Mein eigenes Boot war noch so neu, dass die Frage der optimalen Wanten nicht beantwortet war. Und so bog sich der 16mm-Kohlefasermast auch um den Ansatzpunkt der Wanten herum. Der große Galgen des Fatheads bog sich ebenfalls etwas nach unten, so dass die Segelform nicht geeignet war um akzeptable Höhe zu laufen.
Die erste Regatta fand am frühen Nachmittag statt nachdem der erste Windhauch zu fühlen war. Allerdings war es kaum möglich, einen Lauf zu beenden aufgrund der Windverhältnisse. Den Vorteil von Steg und Motorboot haben wir auf der gewählten Seeseite zwar genossen, allerdings hatten wir damit auch mehr ablandige Flaute denn Wind. Die Erfolgsfaktoren waren am Nachmittag möglichst gute Segelfläche, Durchhaltevermögen und das Glück, ein Windfeld zu erwischen.
Später frischte der Wind auf und die ersten 2m-Trimarane kenterten. Die französischen Konstruktionen weisen relativ kleine Schwimmervolumina auf und sind mit ihren großen Segelflächen besonders gefährdet gewesen. Leider hat Karl hinter mir an der Boje einmal den Kopfstand geprobt. Eine Böe traf in kurz vor mir und der Weg um einen 2m-Trimaran herum ist bei geringem Abstand dann einfach zu lang.
Mit den Böen näherte sich das Profil meines Großsegels leider dem eines Spinnakers. Der Grund war eine ursprünglich mit Sekundenkleber befestigte Niederdrücker-Schelle auf dem Großbaum. Nach einigen Verwünschungen in Richtung des Erbauers und zwei abgebrochenen Läufen gab ich für den Tag auf. Abends konnte ich die Schelle verstiften und ein weiteres Debakel dieser Art am nächsten Tag verhindern.
Zum Abend wurde der große Kamin in der Mitte des Vereinshauses angezündet und ein Abendessen als Ausklang des Tages angeboten.
Der Sonntag begann wieder mit Flaute und so quälten sich die Boote um die Tonnen. Gerade Trimarane laufen mit ihren drei Rümpfen mit Vorliebe geradeaus, so dass Wenden sehr viel schwieriger ist als mit einem Monohull. So entschied häufig die Qualität der Wenden über die Plazierungen und ich selbst fand mich auch in der Situation mehr als einmal eine Wende erneut in Angriff nehmen zu müssen.
Gegenüber dem Vortag gab es ab dem späten Vormittag gute Windfelder, allerdings etwas weiter vom Regattakurs entfernt. Aufgrund der kleineren Segelfläche meines Bootes entschied ich mich alles auf eine Karte zu setzen und segelte mit nur zwei Schlägen den Kreuzkurs zu Anfang eines Laufes. Damit konnte ich ein Windfeld nutzen während die Konkurrenz mit kleinen Schlägen durch die Flaute zwischen den Bojen schlich. Die Rechnung gibt auf, ein weiterer Winddreher brachte ich gut um eine Boje und so konnte ich trotz technischer Einschränken einen Lauf der ersten Regatta meines Lebens gewinnen.
Die Mini40-Klasse wurde ganz klar von Karl Schmidt aus Wien dominiert, Zweitplazierter war Eric Lhoir aus Hamburg mit einer Konstruktion von Michael Scharmer. Dagegen war das Bild in der 2m-Klasse umgekehrt. Die schon gezeigte Cubitus 3 war ein Highlight und gewann sehr viele Läufe.
Die deutsche equilibrium konnte wegen diverser Baumängel wiederholt nicht starten bzw. musste Läufe abbrechen. Grund waren ein unsachgemäß gebauter Niederholer und zu kleine Segel. Am Ende gesellte sich dazu noch ein Wassereinbruch in einem der Außenschwimmer. Der Niederholer konnte noch vor Ort repariert werden. Die anderen Punkte werden im Winter erledigt, u.a. durch Konstruktion eines Leichtwind-Segelsatzes. Das ist der Preis, den man bezahlt, wenn man sich den falschen Lieferanten aussucht und das Projekt abbrechen muss. Die Qualität leidet, genauso die Kundenzufriedenheit.
Während der beiden Regattatage hat es meist geregnet und der Wind war in homöopathischen Mengen dosiert. Durch geschicktes Ausnutzen der raren Windfelder konnte sich die equilibriumtrotz der technischen Einschränkungen in einem Lauf einen ersten Platz sichern. Mit den Verbesserungen des Winters wird dies nächstes Jahr häufiger der Fall sein.
Die Gastfreundschaft der französischen Ausrichter der Regatta war ausgezeichnet und es zeichnet sich eine Neuauflage des Events im kommenden Jahr ab.
Am Ende siegte Karl Schmidt aus Wien souverän in der Mini40-Klasse, gefolgt von Eric Lhoir aus Hamburg. Den dritten Platz belegte Thierry Laurat aus Frankreich. Einen deutschen Kollegen aus Frechen verfolgte leider das technische Pech, am Ende gab die Winde dann den Geist auf ohne das Ersatz zu beschaffen gewesen wäre.
In der 2m-Klasse wechselten sich die beiden Franzosen Eric Da Costa und Jean-Claude Bigorre während der Läufe mit dem ersten Platz ab. Meine equilibrium schaffte es bis auf den fünften von sieben Plätzen, immerhin deutlich besser als der erwartete letzte Platz. Denn ein neues nicht fertig getrimmtes Boot ist gegen langjährige Erfahrung schwer nach vorne zu bringen.
Besonders angenehm ist uns das faire Segeln aller Beteiligten aufgefallen. Es wurde nicht nur gekringelt, teilweise wurde über die Pflicht hinaus abgewartet um durch Berührung entstandene Nachteile auszugleichen. Auf der anderen Seite wären die Schäden bei aggressiver Segelweise gerade bei Trimaranen erheblich.