Hallo Horst,
volle Zustimmung zu Deinem Beitrag:
Ich habe neben meinem eigentlichen Beruf als selbständiger Jurist auch noch nebenbei eine kleine Modellbaufirma und hier ein Beispiel:
Der Kunde will ein EZFW kaufen; da ich aber 20 EURO teurer bin, will der Kunde meinen Preis drücken. Ich komme mir vor wie auf einem türkischen Basar.
Er würde ja im Internet bei einem Händler 20 EURO weniger zahlen. Ich selber lasse mich aber auf solche "Preisverhandlungen" erst gar nicht ein. Also sagte der Kunde, dass er das EZFW im Internet kauft.
Ca. 1 Jahr später ruft der Kunde wieder an, er brauche ein Ersatzteil, er sei etwas hart gelandet. Er fragt, ob ich das Teil habe; ich antworte ja.
Nächste Frage vom Kunden, wann das Teil denn an ihn rausgeht, da er am Wochenende wieder fliegen möchte.
Meine Antwort: Das Teil geht gar nicht an sie raus, weil ich Ihnen nichts schicke !!
Der Kunde wird danach tierisch ausfallend, schreit in den Hörer, dass ich ihn beliefern müßte. Muss ich natürlich nicht, da hier Vetragsfreiheit besteht in Deutschland und ich selber entscheiden kann, ob ich Verträge mit jemanden mache oder nicht.
Ich habe ihn dann an den Internethändler verwiesen, wo er doch 20 EURO gespart hat. Antwort: Der Internethändler hat keinerlei Ersatzteile !
Meine Antwort: Ob er schon mal überlegt hat, dass meine Ersatzteilhaltung auch Geld kostet ? Das interessierte den Kunden rein gar nicht, er bräuchte dringend das Ersatzteil, da er am Wochenende wieder fliegen wollte.
Ich habe ihm dann gesagt, er solle sich an den Internethändler halten, wo er das Teil gekauft hat oder aber das Teil beim Hersteller (in USA) bestellen.
Ganz einfach: Solche Kunden sollen bleiben, wo sie sind.
Folge: Na ja, der Kunde konnte wegen eines blöden Ersatzteiles für 12 EURO 6 Monate nicht Fliegen.
Dass hört sich jetzt sicherlich total arrogant von mir an; aber da ich das Geschäft nur nebenberuflich mache, brauche ich nicht davon zu leben und kann auf solche Kunden gerne verzichten. Kaufen im Internet und ich soll den Service machen. Nein !
Ein Kollege ich auch Händler:
Die Kunden kommen und lassen sich Anlagen zeigen; ausführliche Beratung und gekauft wird dann wegen 30 EURO weniger im Internet.
Dann kommt der Oberhammer:
Da sie die Programmierung der neuen Anlage nicht verstehen gehen sie mit der im Internet gekauften Anlage nebst Modell untern Arm wieder zu dem Kollegen in den Laden und der soll ihnen beim Programmieren des Modelles helfen.
Antwort das Kollegen: Bitte dort mit der neuen Anlagen beraten lassen, wo sie die Anlage auch gekauft haben oder 80 EURO pro Stunde (bezahl ich ja bei meinem Auto auch in der Werkstatt, wenn die was machen).
Folge: dieser Kunde ist sauer auf den Kollegen und erzählt überall in Nachbarvereinen, dass er ihm mit der Anlage nicht geholfen hat und was für ein "Schei....ss Laden" es denn sei.
Dieser Herr sagt natürlich nicht, dass er die Anlage nicht (!!) bei meinem Kollegen gekauft hat.
Samstagsabend erfolgen gegen 23 Uhr Anrufe, man brauche einen neuen Propeller, man sie gerade abgestürzt usw. Montagsmorgen wird man um 7 Uhr aus dem Bett geklingelt. Hat mein einen AB, dann regen sich die Leute auch auf unter dem Motto "Sie bekommt man ja nicht ans Telefon". Wie gesagt Abends am 23 Uhr oder morgens um 7 !
Sicherlich gibt es viele sehr treue und gute, verständnisvolle Kunden; aber wenn ich mir die letzten 4-5 Jahre so anschaue geht das "Kunden-Niveau" bergab. Ich möchte hier wirklich nicht pauschalieren, bitte nicht falsch verstehen und mir an die Gurgel springen.
Immer mehr Händler machen dicht: Sie haben Fixkosten wie Angestelle, Ladenlokal, Berufsgenossenschaft, Lagerkosten etc. Das haben viele Internethändler nicht.
Bald wird es so sein, dass ich ein Brettchen Balsaholz im Internet bestellen muss, weil die Händler in der Nähe weg sind oder ich muss 40-50 km für ein Brettchen zum Händler meines Vertrauens fahren.
Der Widerrufsrecht im Internet, sicherlich eine kundenfreundliche Sache. Aber schon mal überlegt, was das für den Händler bedeuten kann.
Ein KUnde bestellt einen Motor via Internet; der Händler besorgt den Motor vom Hersteller, zahlt an den Hersteller den EK Preis. Dann schickt er den Motor zu Kunden und dieser widerruft (aus welchem Grund auch immer). Der Händler muss den Motor zurück nehmen und der Motor liegt dann bei ihm rum.
Vielleicht verkauft er den Motor gar nicht oder erst Monate später. Ich rede hier nicht von berechtigten Rücksendungen (defektes Teil etc.), sondern Rücksendungen, weil dem Kunden eingefallen ist, dass er das Teil doch nicht brauche oder weil er irgendwo gehört hat, dass der Motor der Firma Y besser ist.
Also ansatzweise kann ich Herrn Amelung sehr gut verstehen.
Warum liefern heute die meisten Händler nur noch per Vorkasse oder Nachnahme ?? Ganz einfach, weil sich die Moral vieler Leute geändert ist und Rechnungen einfach nicht bezahlt wurden. Anwalt einschalten, ein Jahr dem Geld hinterher rennen etc.
Also ist der einfachere und sichere Weg: Nachnahme oder Vorkasse.
Kann ich alles sehr gut verstehen, da ich selber kenne, wie toll es ist, gewissen Kunden wegen der Bezahlung bei gelieferter Ware hinterherzurennen.
Möchte nicht wissen, welche Aussenstände in Deutschland an nicht bezahlten Rechnungen vorhanden sind !
Und jetzt Feuer frei auf mich !
Gruss
PW