Multiplex Extra 330SC - Eine schaumige Überraschung

MULTIPLEX Extra 330SC


Eine schaumige Überraschung

Chistian Abeln


Am 31. August 2016 fand eine MULTIPLEX-Neuheitenpräsentation auf dem Sonderlandeplatz Bruchsal statt, an der Dank einer Einladung auch :rcn: teilgenommen hat. Dort wurde neben anderen Produkten auch die neue, in Zusammenarbeit mit Gernot Bruckmann und der Firma EXTRA Flugzeugproduktions - und Vertriebs - GmbH entwickelte MULTIPLEX Extra 330SC als RR- und KIT-Version vorgestellt. Nun lassen wir es uns natürlich auch nicht nehmen, die KIT-Version des dort erstmals vorgestellten Modells auf Herz und Nieren zu testen.
Wer mich kennt weiß, dass ich dem Material Schaum, ELAPOR® und wie sie alle heißen, recht skeptisch gegenüberstehe. Zum einen, weil die Modelle meist nach relativ kurzer Einsatzzeit recht "gebraucht" aussehen und zum anderen, weil alles, was ich bisher an Schaum in den Fingern gehabt habe, doch recht weich war. Daher, das hat sich zumindest die :rcn:-Redaktion so gedacht, bin ich der geeignete Kandidat, um Ausstattung, Zusammenbau und Flugeigenschaften des neuen Modells wirklich kritisch und ohne jegliche Voreingenommenheit zu beurteilen.

Nachdem das Modell mit der von MULTIPLEX empfohlenen Ausstattung (Servos, Antriebsset, Akku) bei mir eingetroffen war, öffnete ich den Baukasten und war zum ersten Mal angenehm überrascht:
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Ein sauber verpacktes, aus festem ELAPOR® geschäumtes Modell schien mich aus dem Baukasten heraus regelrecht an- bzw. auszulachen: Das hast' jetzt nicht erwartet, Du alter Schaum-nicht-möger, wa?
Alle Einzelteile werden von geschäumten Halterungen im Baukasten so fixiert, dass beim Transport gar nichts kaputtgehen kann - es sei denn, der Postbote spielt mit dem Paket Fußball oder zündet es an:
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Die Begutachtung der ausgepackten Teile bestätigte mein bisher gewonnenes positives Bild und zum ersten Mal keimte in mir ein unangenehmer Verdacht: Ist möglicherweise meine Einstellung zu Schaummodellen doch nicht mehr ganz up to date?

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Die Schaumteile passen sehr genau aufeinander und beim Auspacken konnte ich keinerlei Beschädigungen feststellen. Lediglich eine kleine Delle ist mir aufgefallen, vorne am Übergang zum Spinner. Vermutlich habe ich die aus Unachtsamkeit beim Auspacken aber selbst hineingedrückt.
Der M-Frame, so nennt MULTIPLEX das gelaserte Sperrholzgerüst, das die einzubauenden Komponenten wie Motor, Servos usw. an ihren Plätzen halten soll, ist bereits sauber verklebt und stabil.

Gut gefallen hat mir außerdem, dass, im Gegensatz zu anderen Schäumlingen, deren Baukästen ich schon in Händen hatte, Teile wie z. B. der Spinner und die Radschuhe nicht(!) aus Schaum sondern aus Kunststoff gefertigt sind. Das Fahrwerk besteht aus einem stabilen Kohlebügel, der direkt an den M-Frame geschraubt wird. Das lässt hoffen, dass diese Teile auch im Alltagsbetrieb mehr als einen Flug überleben werden. :)

Schon beim Auspacken stellt man also fest, dass die Passungen aller Teile, gleichgültig ob aus Schaum oder anderen Materialien, sehr gut sind.
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Die Kleinteile liegen, schön nach Baugruppen sortiert, jeweils in kleinen Extratütchen bei, so dass das größte Chaos beim Bauen, der unübersichtliche Kleinteilehaufen *seufz* ;) ausbleibt.
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Die Anleitung lässt beim Bau keine Fragen offen. Die Texte sind auf den Punkt präzise und die Abbildungen passen zum Text. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit!
Lediglich die Tatsache, dass zwischen Text und Abbildungen hin und hergeblättert werden muss, empfand ich manchmal als etwas störend. Das ist aber wohl der Mehrsprachigkeit geschuldet.
Über den Zusammenbau selbst bleibt eigentlich recht wenig zu berichten. Die von der Anleitung vorgegebene Baureihenfolge ist logisch und sinnvoll. Auch auf Tipps, wie z. B. die Drehrichtung des Motors vor dem Einbau zu prüfen, wurde nicht verzichtet.


Die einzelnen Bauschritte

Begonnen wird mit den Rumpfhälften, in die nicht nur der gelaserte M-Frame (Sperrholzrahmen) eingeklebt wird sondern auch die Bowdenzugrohre verlegt werden. Die Passung ist hervorragend, wie man an den Bildern sehen kann. Der Frame passt genau in die entsprechenden Aussparungen. Diese Exaktheit der Passungen zieht sich durch den gesamten Bau.
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Der M-Frame kommt mit einwandfreien Verklebungen vollständig zusammengabaut aus dem Baukasten und auch die Akkurutsche samt deren Befestigung ist schon fertig:
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Anschließend wird die Tragfläche aufgebaut. Die Kohlerohre, die als Steckungsaufnahme dienen, übernehmen gleichzeitig die Funktion des Hauptholms und geben der Tragfläche eine gute Biegefestigkeit. Die Servoaufnahmen passen ebenfalls perfekt an die vorbereitete Stelle. Genauso wie die groß dimensionierten Scharniere.
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Eine erste Passprobe nach dem Zusammenstecken. Hier erkennt man auch gut die Flächenarretierung: Eine Holzbrücke, die von oben gesteckt wird und so beide Flächenhälften sicher im Rumpf hält (Die Bierflasche dient natürlich nur als Größenvergleich und Kontrastverstärker ;)):
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Auf der Tragfläche sieht man im Bereich der Flächenarretierung Vertiefungen. In diese werden Kunststoffverstärkungen eingeklebt, damit das Material im Bereich der Arretierung nicht ausreißt. Solche Detaillösungen findet man an vielen Stellen des Modelles. Als Beispiel: Die kleinen Kunststoffrähmchen an der Rumpfoberkante sind die Aufnahme für die Haltemagnete der Kabinenhaube. Die Haube wird nach vorne eingeschoben und durch diese Magnete im Mittenbereich gehalten. Hinten übernehmen andere Kunststoffteile die Arretierung der Haube, die hörbar einrastet und damit eine akustische Rückmeldung gibt, dass sie sicher verriegelt ist.
Was passieren kann, wenn das nicht beachtet wird, kann der geneigte Leser hier nachlesen.
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Der Zusammenbau der Leitwerke gestaltet sich ebenso unespektakulär wie der bisherige Bau des Modelles. Es folgt das Einkleben der Holz- und Kohlenstofffaserverstärkungen sowie der Scharniere - ablüften lassen - zusammenkleben: Fertig!
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Auf den Bildern sind wieder die sehr guten Passungen der Holz- und Kunststoffteile zu sehen. Die Holzteile haben im Bereich der Ruderhornaufnahme (auf dem Bild in der Mitte exemplarisch die des Höhenleitwerkes) selbstverständlich Ausfräsungen, damit nichts klemmt oder anderweitig den Einbau behindern könnte. Die Schlitze in den Holzteilen nehmen die Scharniere auf. Der Motor wird nach Prüfen der Drehrichtung mit dem M-Frame verschraubt und der Propeller samt Spinner montiert. Der Propeller lag dem bei MULTIPLEX erhältlichen Antriebssatz bei, genauso wie Motor und Regler und das passenden Motorkreuz.
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Die Kabinenhaube habe ich nach aufhübschen des Cockpits mit Sekundenkleber aufgeklebt und auch den beiliegenden Instrumentenbrettaufkleber angebracht. Dem Pilot habe ich einen bunten Helm spendiert und die Instrumentenbrettabdeckung wurde geschwärzt - alles mit Edding, in Ermangelung anderer Farben.

Nachdem die einzelnen Komponenten fertig sind, kann das Modell zusammengebaut und die Ruderanlenkungen eingestellt werden. Große Servohebel liegen dem Bausatz bei und passen auf die vorgegebenen HS-82MG-Servos.
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Abschließend kann ich Folgendes zum Bau sagen:

Ich habe keine Teile gefunden, die auch nur ansatzweise schlecht passen würden oder deren Form und/oder Einsatz an der vorgesehenen Position nicht sinnvoll gewesen wären.
Alle Komponenten sind an den richtigen Stellen ausreichend, jedoch nicht überdimensioniert verstärkt, so dass nach dem Zusammenbau ein leichtes und stabiles Flugzeug vor einem steht.
Sinnvolle Verstärkungen und ein außerordentlich kompletter Bausatz (es musste nichts aus der Restekiste bemüht werden) sowie eine ausführliche Anleitung machen Spass und erleichtern den Zusammenbau des Modells.


Finish

Nun also noch flugs das Dekor aufkleben, dann sollte die Fuhre eigentlich fertig sein...
Ja ne, is' klar...flugs geht das schonmal gar nicht, weil's eben sauber positioniert werden soll. Wenn man das alleine bewerkstelligen will oder muss, hilft es einem unbedingt, wenn man die körperlichen Vorzüge eines Oktopus sein eigen nennt...die Aufkleber sind zum Teil (Flächenoberseite) nämlich richtig groß.
Die Klebefolien sind sehr sauber bedruckt sowie vorgeschnitten und kleben wie die Hölle. Hier ist unbedingt Vorsicht geboten, da beim Abziehen die etwas längeren Aufkleber erfahrungsgemäss zum Zusammenrollen neigen und dann auch zusammenkleben.

Kurz gesagt: Das Dekor gerade aufzubringen ist nochmal eine kleine Herausforderung und – kaum zu glauben - das Schwierigste am ganzen Bau!
Warum jetzt das? Na, ganz einfach: Schief zusammenbauen kann man den Flieger fast nur mutwillig und mit zwei geschlossenen Augen. Beim Dekor schaut's halt etwas anders aus. Da gibt's leider keine Passungen, an denen man sich orientieren kann.
Aber auch das ist handlebar. Ich hatte glücklicherweise Hilfe, danke Stefan, und die Aufkleber lassen sich - sofern man sie noch nicht komplett fest angerieben hat - wieder vorsichtig lösen und repositionieren, so dass die Dekoriererei dann doch recht zügig erledigt war.
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A propos Stefan...der Kerl hatte beim Bau des Modells auch seine helle Freude...nicht etwa, weil er mitgeholfen hat, sondern weil er mich dabei beobachtet hat.
Was daran besonders ist? Na, ganz einfach: Ich hatte ja Anfangs schon erwähnt, dass ich dem Schaum etwas skeptisch gegenüberstehe.
Und beim Bauen kam dann irgendwann doch ein Fluch über meine Lippen...wegen des Baus?
Nö!
Ich hab irgendwann angefangen, nach Fehlern zu suchen.
Es kann doch nicht sein, dass es da gar nichts zu meckern gibt...war aber irgendwie doch so.
Und genau diese Tatsache amüsierte den Herrn königlich wie es schien. :)
Übrigens auch die anderen Kollegen, die bei uns in der Werkstatt so herumspringen...

Zum Fliegen ist das Wetter im Moment leider zu schlecht. Die Flugerprobung konnte allerdings inzwischen erfolgen und ist hier in einem zweiten Bericht nachzulesen.
 
Nein, auf Schum ist das Ganze auch recht suboptimal wie ich schonmal probieren durfte. Zugegeben nicht mit Elapor sondern mit anderem Formschaum ähnlicher Konsistenz. Der Wasser-/spülifilm ist halt dann auch nicht durchgehend...
 
Ich kann dir mal versichern, dass der Bericht über den Eyecatcher NICHT gesponsort wurde. Ich schreibe sowas, weil ich Spaß dran habe und die anderen Autoren sicher auch. Okay?

Zur Extra:
Ich finde es einerseits wirklich faszinierend, was man aus Schaum so zaubern kann. Das sieht echt nicht schlecht aus. Auf der anderen Seite kann ich überhaupt nicht begreifen, warum so viele Leute sooo viel Geld für etwas Verpackungsmaterial ausgeben, dessen Halbwertszeit nun wirklich in keinem Verhältnis zum Preis steht. Ich habe bis jetzt noch keinen Schaumflieger gesehen, der am Ende der Saison noch vernünftig aussah. Das ist doch alles nur für den Moment schick. Und das finde ich schade, denn solche Modelle sollten ernsthaft älter werden dürfen/sollen...

Gruß Mirko
 

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