Nurflügel Albatros

Hier ist der äußere Flächenverbinder in den äußeren Tragflächenteil fest eingeharzt.
Man hätte auch eine Steckung draus machen können, aber ich hatte Bedenken wegen der Flächenverwindung, weil der Flügel stark gepfeilt ist.
Später werden die vollbeplankten Flächenteile miteinander verklebt und ein ca. 5cm breiter 80er Gfk-Streifen auf die
Knickstelle laminiert.

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Die inneren Flächenhälften durften schon mal am Rumpf probesitzen.
Ich habe dafür einen gekauften Rumpf verwendet, weil ich den Flieger gern mit in meinen
Österreich-Urlaub nehmen wollte und ich es zeitlich einfach nicht mehr geschafft hätte.
Entschieden hab ich mich wegen der schönen Form für den Rumpf vom Strong Run.

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Irgendwo hier im Forum habe ich gelesen, dass es beim Nurflügel wichtig ist, dass zwischen dem kleinen Ruderspalt kein Druckausgleich stattfinden sollte. Einige behelfen sich dann mit Tesafilm als Ruderscharnier. Aber so richtig glücklich bin ich damit noch nicht geworden.
So hab ich mal einige Klebeversuche mit kleinen Holzstücken gemacht und mich dann doch für Abreißgewebe entschieden, obwohl Geschenkband auch nicht schlecht funktioniert. Das hat die selbe Eigenschaft wie Abreißgewebe wenn es mit Harz benetzt ist, an der Knickstelle nicht zu brechen.
Wie im nächsten Bild zu sehen ist, liegt bei mir das Gewebeband oben auf der Beplankung. Da der gesamte Flügel am Ende noch mit 49er Gewebe belegt wird, bilde ich mir ein, dass die Verbindung dadurch noch inniger wird.
Nachteilig war, dass das Gewebeband etwas aufträgt und zeitraubend gespachtelt werden musste.
Hier habe ich bei meinem nächsten Flieger eine kleine Mulde eingeschliffen.

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Da ich mir um die Torsionssteifigkeit dieses stark geknickten Flügels etwas Sorgen machte, habe ich diesen noch mit einer Lage 49er Glasgewebe belegt. Dazu habe ich statt Harz wasserbasierenden Parkettlack von Clou verwendet.
Und hier ist mir ein gravierenter Fehler passiert.
Parkettlack auf Wasserbasis hat nicht nur den Vorteil geruchsneutral zu sein, sondern härtet auch sehr schnell aus. So habe ich die Unterseiten der Flächenhälften mit Gewebe belegt und an den Wurzelrippen angefangen alles einzupinseln. Das geht wunderbar. Als ich an der Flächenspitze angekommen bin, war die Beschichtung an den Flächenwurzeln schon trocken.

20150513_112602.JPG
 
Zuerst war ich begeistert davon. Als ich die Flächen umdrehte, um die Oberseite zu beschichten, sah ich die Bescherung.
Ich hatte doch glatt vergessen, die Balsaholzflächen vorher mit lösemittelhaltigen Schnellschleifgrund zu sperren. Der wässrige Parkettlack konnte so ungehindert ins Holz eindringen und quoll die Beplankung regelrecht auf. Das zeigte sich an den einzelnen Stößen, wo die Beplankungsbrettchen miteinander verklebt sind. Aber noch schlimmer war die Endleiste dran, die ich mit viel Mühe so dünn wie möglich geschliffen habe. Diese bog sich durch das einseitige Einpinseln nach oben und blieb nach dem schnellen Abhärten, unterstützt durch das Gewebe, promt so stehen.

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Da half auch kein zurückbiegen.
Ich belegte die obere Endleistenseite mit einem Streifen Gewebe, tünschte sie schön mit Parkettlack ein, auch ohne vorherige Behandlung, und beschwerte das Ganze mit einer dicken Holzleiste und Gewichten.
24 Stunden später war alles gut getrocknet. Die Endleiste war nur noch ein kleines Bisschen nach oben gebogen.
Ich verwendete als Tragflächenprofil das PW98. Dieses Profil ist kein S-Schlag Profil. Die Endleiste ist hier "gerade". Man muss sie also beim Fliegen mit dem Ruder leicht nach oben stellen. Diese Ruderstellung habe ich mit meiner verzogenen Endleiste gleich mit eingebaut. Cool oder???
 
Hallo Frank!
Sehr interessanter Baubericht, bin gespannt auf das Ergebnis.
Was mir bei den Bildern in den letzten Posts auffällt:
Du hast die Höhenruder vom Rumpf weg nach aussen, zu der Knickstelle versetzt. Was war der Anlass dafür?
Die Wirksamkeit der Höhenruder sollte bei dieser Tragflächengeometrie in Rumpfnähe besser sein.
 
Hallo Denis,
natürlich hast du damit Recht.
Als reine Höhenruder ständen sie besser näher am Rumpf. Aber ich hatte Bedenken, dass bei einer Spannweite von 3,5m
die Querruder ausreichen, um den Albatros wendig genug zu machen. Vor allem um die Längsachse.
Deshalb sind es kompinierte Höhen-Querruder.
Auf Quer laufen die inneren Ruder etwa zu 70% mit, bei Höhe ist es genau umgekehrt.

Gruß Frank
 
Einige Wochen später war der Albatros nun fertig.
Ich habe lange überlegt, wie man einen Nuri mit so einem Vogelnamen farblich gestaltet. Zuerst hab ich getestet wie es aussieht,
wenn man ihm ein Federkleid aufmalt. Mit Pinsel und Farbe hab ich mich da auf alter Tapete probiert und es dann doch lieber sein gelassen.
Weil die Struktur der GfK-Beschichtung noch zu sehen war, (ich wollte den Flügel nicht noch zusätzlich spachteln) brachte das besprühen mit Farbe aus der Dose keine guten Ergebnisse.
Die kleinen Vertiefungen wollten einfach keine Farbe annehmen. Ich habe dann weise Acrylfarbe mit dem Schaumgummiroller dünn aufgetragen und war positiv überrascht. Eine mattglänzende Oberfläche mit leichter Glasfaser-Struktur.
Um den Flügel dann doch etwas Pepp zu geben, hab ich den Schriftzug und das Albatros-Bild in einem Copyshop auf ein Papier drucken lassen, welches man von früher noch als "Wasserschiebebild" kennt. Nach dem groben Zuschneiden der Buchstaben kommt das Papier für einige Sekunden in kaltes Wasser und es löst sich der bedruckte hauchdünne Folienfilm den man dann vorsichtig auf die Fläche schiebt und trocknen lässt. Die Folie ist so dünn, dass man im nachhinein nicht die kleinste Erhebung spürt.20150719_110445.JPG
 
Hier mal die Kontur von vorn.
Da ja die Flächenenden eine negative V-Form haben, hatte ich Bedenken, dass es mit dem Landen schwierig wird.
Beim nächsten Albatros würde ich die innere positive V-Form etwas vergrößern, damit man außen etwas mehr Bodenfreiheit bekommt.

20150719_110550.JPG
 
Da ich den Albatros auch im Flachland fliegen möchte, hab ich ihm einen Peggy-Pepper-Motor mit Getriebe spendiert.
Den Erstflug hab ich dann in meinem Österreich-Urlaub an der Tannenalm gemacht.
Hier hatte ich nach dem Start gleich etwas Luft unter den Flügeln, die ich auch gebraucht habe.
Denn kurz nach der Abgabe, schaltete ich den Motor ein und der Albatros schoss nach oben weg und wäre mit einem Looping hinter mit eingeschlagen, hätte ich den Motor nicht gleich wieder ausgeschalten. Nur mit viel Mühe konnte ich den Nuri wieder abfangen und lies ihn weit übers Tal gleiten.
Der Anblick dieses Vogels vor der Alpenkulisse war atemberaubend, aber dafür hatte ich jetzt gar keinen Nerv übrig.
Weit draussen im Tal und schon weit unterhalb der Starthöhe zog der Albatros seine Kreise. Ich musste nicht mal großartig trimmen.
Die Ruderwirkung war hervorragend, (über die Höhe noch etwas zu agressiv).
Es war auch noch keine Thermik vorhanden, weil ich zum Erstflug früh zeitig allein am Modellfliegerhimmel sein wollte.
Natürlich standen hinter mir viele Zuschauer und einer hatte die Idee, ich solle doch mal den Albatros anstechen und dann den Motor anmachen. Das hat wunderbar geklappt.
Wenn der Flieger erst mal Fahrt hat, lässt er sich mit Motor immer noch einwandfrei steuern.
Da scheint was mit dem Motorsturz nich zu stimmen!

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Leider hatte ich von der Tannenalm keine Fotos gemacht.
Aber im letzten Herbst machte ich mit Vereinsfreunden einen Ausflug an die Wasserkuppe und konnte den Albatros dort ausgiebig fliegen.
Hier an der Abtsrodaer Kuppe

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durch die eigenwillige Bauform des Albatros, hebt er sich natürlich etwas von den anderen ab ,ob am Himmel oder auf der Wiese. Und ich werde immer wieder darauf angesprochen.

und hier noch am Weltenseglerhang

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Da der Rumpf sehr schlank ist, konnte ich den Motorsturz nicht mehr groß verändern.
Geholfen hab ich mir, indem ich den Motor im Heli-Modus starte. Das heißt, ich kann nach der Abgabe des Fliegers den Gasknüppel voll nach vorn schieben und der Motor läuft langsam an. Dadurch gewinnt der Albatros langsam an Fahrt und ist immer gut zu steuern.
Der Vorgang dauert etwa 4-5 Sekunden. Damit kann ich gut leben und auch fliegen!
Ach ja, und fliegen tut er klasse. Durch die hohe V-Form und die starke Pfeilung fliegt er sehr eigenstabil und nimmt auch wegen des geringen Gewichts sehr gut Thermik an.
Alles in Allem bin ich sehr zufrieden mit meinem ersten Eigenbau-Nuri.
Vielleicht sehen wir uns ja mal irgendwo am Hang.......

Tschüß Frank

IMG_7164.jpg
 
hallo Frank,

ein sehr schönes Modell
gefällt mir :)
 

Ralf6

User
Hallo Frank,

danke für den schönen Bericht.
Den Albatros habe ich in Robert Schweißgut seinem Buch auch viel betrachtet.
An Deinem Bericht hat mir besonders gefallen, dass Du auch die Probleme beim Bau geschildert hast.
Man sieht daran, andere Modellbauer haben auch ihre Probleme.
Die Flugbilder des Modells sind auch sehr schön.

Gruß Ralf
 
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