Hallo Claus,
das Verhältnis bzw. der Unterschied zwischen den beiden Propellern hängt stark vom Abstand ab, den die beiden voneinander haben. Außerdem hat der geplante Einsatz Einfluss auf die Propellerwahl.
Oft wird fälschlicherweise linear von vorn nach hinten, entsprechend dem Luftstrom gedacht. Das ist aber nicht richtig, jeder Propeller hat eine Wirkung vor und hinter sich. Zudem wird gern nur das am Boden stehende Flugzeug betrachtet. Der Propeller arbeitet aber am Boden stehend vollkommen anders als in der Luft fliegend.
Für das stehende Modell kann man vor dem Propeller einen Ansaugtrichter annehmen. Hier saugt der Prop Luft in der Form ähnlich einem Schalltrichter aus der Umgebungsmasse ein. Nach hinten wird ein recht scharf gebündelter Strahl beschleunigte Luft in die Umgebungsmasse gedrückt. Der Strahl hat einen schwachen Drall entsprechend der Propellerdrehrichtung. Durch Verwirbelungen an der Grenzschicht zur Umgebungsmasse wird der Strahl nach hinten recht bald gebremst, im Durchmesser größer und langsamer. In jedem Fall ist die Fernwirkung hinter dem Prop länger und enger als davor.
Im Flug sieht das alles ganz anders aus, hier bewegt sich der Propeller durch die Luftmasse, ähnlich einer Schraube in einer Mutter. Der Widerstand des Flugzeugs bremst aber die ideale Vorwärtsbewegung, es entsteht Schlupf. Es muss also die Steigung immer größer sein als die Geschwindigkeit, damit Leistung abgegeben werden kann.
Bei gegenläufigen Propellern in sehr engem Abstand (1/10Ø) sind die gegenseitigen Beeinflussungen gleichwertig. Hier kann man vorn und hinten gut gleiche Propellerdaten einsetzen. Ist der Abstand größer (>2Ø), muss man prüfen, ob der hintere Propeller im Flug nur durch Fahrtwind, oder zusätzlich auch durch den vorderen Propellerstrahl angeblasen wird.
Der Vergleich mit der Steigung von Verdichterschaufeln an mehreren Verdichterstufen in axialen Strahltriebwerken ist nur bedingt zulässig, weil das eine System offen, das andere geschlossen ist. Ebenso können Helirotoren nicht als Vergleich herhalten.
Öffentlich zugängliche Berechnungen von ohnehin schon seltenen Doppelpropellern habe ich noch nicht gesehen, würden mich aber interessieren. Dir bleiben die Versuche nicht erspart.
Beste Grüße
Andreas