Ja, an Indien zeigt sich der Grundkonflikt. Auf der einen Seite die schlichte Notwendigkeit, eine steigende Bevölkerung zu ernähren. Auf der anderen Seite die doch eher verklärte Ansicht auch der hiesigen städtischen Bevölkerung, dass es am Bauernhof so zugehen sollte wie in Disneyland.
Frau Shiva ist zusammen mit Greenpeace schuld am Tod von Hunderttausenden und an der Erblindung von vor allem Kindern, weil die traditionelle Landwirtschaft die Bedürfnisse nicht mehr erfüllen kann. Seit mittlerweile Jahrzehnten wird die Zulassung einer Reissorte verweigert, die mehr Vitamin A erhält und dieses Problem lindern könnte.
http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2002/08/24/a0183
Auch der ehemalige Mitgründer von Greenpeace ist dort schon lange ausgestiegen und kämpft jetzt gegen die von ihm gegründete Organisation:
http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/kampagne-gegen-greenpeace-machtkampf-um-den-goldenen-reis-12750595.html
Wir bräuchten keine Pflanzengifte und auch keine Genlebensmittel, wenn wir uns nicht umgehemmt vermehren würden.
Da magst du recht haben.
Es ist nun mal aber so, dass die Weltbevölkerung so groß ist wie sie eben ist.
Irgendwie ist es schon lustig: Essen ist der letzte Bereich, wo Elitenbildung noch politisch korrekt ist. Wer viel verdient, ist ein Kapitalist, wer ein dickes Auto fährt, eine Umweltsau. Wer seine Kinder auf eine Privatschule schickt, in der Hoffnung dass sie dort neben den berüchtigten "Kompetenzen" auch Wissen vermittelt bekommen, ist asozial und offenbar gegen Chancengleichheit. Wer der Ansicht ist, dass die Welt dem Westen enorm viel verdankt und die westliche Kultur besser, weil menschenfreundlicher ist als so vieles, was da sonst noch existiert, bewegt sich hart am Rassismus.
Alles muss möglichst gleich und multikulti-super sein, Kollisionen mit der Realität werden durch eine politisch korrekte Sprachregelung verdeckt und tabuisiert. Der eine-Welt-Gedanke wird beschworen, wo immer es geht.
Nur beim Essen nicht.
Die Frage Bio oder nicht Bio stellt sich für manche Bürger und viele Länder der Erde nicht, weil sie es sich nicht leisten können bzw. es gar nicht anders geht. Die normalerweise alles dominierende soziale Frage gilt bei der korrekten Ernährung nicht. Die Politik ist sich wie immer für nichts zu blöd, mischt sich wie immer in Dinge ein die sie absoluts nichts angehen, und gibt Ratschläge für korrekte, natürlich möglichst naturbelassene Ernährung. Sogar Verzicht ist total angesagt, normal ein Vokabel für sicheren politischen Selbstmord.
Schräg, oder?
Und noch ein letzter Gedanke, etwas offtopic: Die Forderungen, die auf den Klimagipfeln an den Westen gestellt werden, der ja so schuldig ist, weil er mit CO2 erzeugen begonnen hat - sie können nur deshalb gestellt werden, weil es durch westliches Know How in den Entwicklungsländern eben nicht bereits zur Jahrhundertwende zum Massensterben durch Hunger gekommen ist, wie noch in den 70igern hochgerechnet.
Ich meine, ist kein Thema, man hilft ja gerne
Aber es ist m.M.n. unangebracht, sich dafür auch noch beschimpfen lassen zu müssen.
Ganz abgesehen von Deinem sehr ideologischen Tonfall finde ich es gut, daß es solche Organisationen gibt, die Deine Industrie- und Fortschrittsgläubigkeit nicht teilen.
Du siehst es als Fortschrittsgläubigkeit, ich halte es für Pragmatismus.
Wie sollen denn über 7 Milliarden Menschen ernährt werden?
Grüße und frohe Ostern
Andi