Hallo Stephan,
60 Minuten in der Sonne mit 65° Oberflächentemperatur ist schon eine Hausnummer.
Das ist wahr, allerdings werden die schon bei einer Außentemperatur von 24°C an einem sonnigen Tag nach 2-4 Minuten überschritten. Wenn man die "Testbedingungen" dieses Versuchs kennen würde, wäre das vielleicht aussagekräftiger - also nicht, wie hoch die effektive Oberflächentemperatur war, sondern welche Umweltbedingungen zu dieser Oberflächentemperatur geführt haben. Dann könnte man zumindest abschätzen, ob man solche Modelle bis Ende April oder gar noch im Juni fliegen könnte. Was das angeht, bleibe ich aber dabei: Weißes LW-PLA ist unproblematischer als schwarzes PETG. Erwärmung durch Strahlungsabsorption ist kaum kalkulierbar.
Interessanter in dem Zusammenhang ist da schon eher die "Kofferraumfestigkeit" - bisher ist es ja so, dass man LW-PLA-Modelle nicht einmal im Kofferraum an Sommertagen sicher lagern kann, weil da die 60-70°C schon durch Wärmeleitung entstehen können. Wenn das kein Problem mehr sein sollte, könnte man ein Modell ja zumindest zB zu einem externen Flugtag
mitnehmen - auch wenn man es dann wegen der Sonnenstrahlung nicht fliegen könnte, würde es zumindest nicht im Kofferraum schmelzen.
Allerdings: 37-50% Mehrgewicht sind auch eine Hausnummer, und erhöhte Warp-Neigung könnte für viele Anwendungen Killerkriterium sein... Was das Warping angeht, muss man halt sehen, wie weit man kommt; hier habe ich bisher noch nie von einem Filamenthersteller zu irgendeinem Material ehrliche Aussagen gelesen. Was das Gewicht angeht, ist man natürlich schon wieder auf halber Strecke zu PETG - als ideal würde ich das Material daher keinesfalls bezeichnen, bestenfalls als derzeit besten Kompromiss (und das wäre halt erst noch zu testen). Ich möchte in dem Zusammenhang an LW-ASA (ebenfalls ColorFabb, und ebenfalls suggeriert als ideal für Flugmodellbau) erinnern - als das herauskam, dachten wir auch alle, dass die Probleme mit LW-PLA endlich vorbei sind; in der Beschreibung von ColorFabb adressierte das genau die Temperaturprobleme von LW-PLA, und es deutete nichts darauf hin, dass das Zeug so gut wie unbrauchbar wäre. In der Praxis sah es dann leider ganz anders aus, kaum kontrollierbares Warpverhalten und null Flexibilität. Würde mich freuen, wenn zumindest das bei LW-PLA HT nicht so wäre.
Aber warum hier nicht mal begreifbare Relationen kommuniziert werden (wie z.B. die Temperaturbeständigkeit im Vergleich zu regulärem PLA, PETG, ASA, ABS...alles, was wir an Infos bekommen, ist "viiiel besser als - das bisher schlechteste"), ist mir nur begreiflich, wenn ich unterstelle, dass uns hier eine Mogelpackung verkauft wird. Wie würde sich ein PETG- oder sogar ASA-Stäbchen bei dem Test mit dem kochenden Wasser verhalten? Es würde sich natürlich verbiegen. Vielleicht nicht nach 14 Sekunden (so lange dauert das "Test"-Video), sondern erst nach 20 - aber wie sich LW-PLA HT nach 15 Sekunden verhält, kriegen wir ja auch nicht zu sehen...
Das heißt alles nicht, dass das Material die Erwartungen nicht erfüllen wird. Aber ich werde in diesem Fall mal nicht eine Testrolle und Stunden Arbeit und Stromverbrauch investieren, um herauszufinden, ob die Werbeaussagen belastbar oder Schönfärberei sind. Egal ob Absicht oder Dummheit - wer so kommuniziert, hat es nicht verdient, dass irgendwer sein Produkt kauft. Es werden sich schon trotzdem genug Leute finden, die das testen. Die werde ich mal in Ruhe abwarten.
Tschöö
Stephan