Depron - Wie verarbeiten? Welche Irrtümer gibt es?

Depron und die häufigsten Irrtümer darüber:

Depron lässt sich am ehesten als eine Art Styropor beschreiben. Doch anders als bei Styropor, wo granulatartiges Material unter Zufuhr von Wärme und Luft einfach dazu gebracht wird, sich auszudehnen und miteinander zu einer Platte zu verkleben, wird Depron extrudiert. Es wird als Platte aus einer Maschine gedrückt - hier sei der Vergleich mit der Zahnpasta gestattet.

Bei dieser Herstellungsweise bildet Depron keine Kügelchen, sondern ist -wenn man so will- eine einzige Kugel, aber in Plattenform.

Für all diejenigen, die sich jetzt darüber echauffieren, wie ich den Produktionsprozess beschrieben habe: Ja, es ist nicht zu 100% richtig, aber ausreichend verständlich, denke ich.

Der größte Irrtum über Depron
Wie beim Highlander gilt auch hier "Es kann nur Einen geben!"
Ähnliche Materialien, auch in anderen Farben gibt es wie Sand am Meer.
Depron ist nur dann Depron, wenn es weiß ist und in grün die Aufschrift DEPRON trägt. Der Irrtum bei den meisten Modellbauern besteht darin alle dünnen Schaummaterialien gleichzusetzen und immer von Depron zu sprechen.

Woher bekomme ich Depron?
Hier kommt es zum zweiten Irrtum in der Modellbauwelt. Baumärkte sind der schlechteste Anlaufpunkt. Nur sehr selten wird man dort fündig. Die Materialien aus dem Baumarkt sind fast durchgängig Trittschalldämmungen, die unter Laminat oder Parkett gelegt werden. Bei Depron hingegen handelt es sich um eine Wärme dämmende "Untertapete" und unter diesem Namen wird sie in Malerei- und Raumausstatter-Fachgeschäften verkauft.
Hier stößt man oft auf das viel weichere und gegen Kratzer empfindliche Selitron - also beim Kauf nachfragen und auf den Schriftzug beim Depron achten!!!

Ist es nicht egal, welches Material ich nehme?
Ganz und gar nicht!
Wenn jemand einen Bauplan für ein Modell aus 3mm-Depron in den Händen hält, ist schon alleine die unterschiedliche Materialstärke fatal. Oft gibt es Trittschalldämmungen nur in 4, 5, 7 oder gar 7,5mm Stärke. Sicher kann man einen Bauplan auch abändern, aber gerade bei Rundungen wird das schwierig.
Ein ganz wichtiger Faktor sind aber die Eigenschaften der Materialien.
Selitron z.B. lässt sich sehr schön biegen und in Form bringen und ist super für runde Rumpfformen geeignet. Es ist aber total empfindlich gegen Kratzer und sieht schnell unschön aus. Depron sorgt für sehr starke und stabile Tragflächen, es lässt sich aber nur schwierig um kleinere Radien biegen, weil es ohne sorgfältige Vorarbeit bricht. Auch beim verschleifen von Depron und Selitron gibt es Unterschiede. Das weichere Selitron sollte man wenn dann nur mit ganz feinem Schmirgel schleifen sonst zerreißt die Oberfläche. Depron hingegen lässt sich mit 250er Nassschleifpapier (trocken benutzt) auch wunderbar in Form schleifen - wenn viel Material abgetragen werden muss, dann darf man auch ruhig mal zum groben 80er greifen.

Selitron ist übrigens minimal leichter als Depron, aber bei Selitron kann man je nach Herstellungszeitraum auch Unterschiede im Gewicht feststellen - viel sicherer kann man bei Depron allerdings auch nicht sein - hier sind die Unterschiede aber nicht so extrem.

Wie sieht es denn mit der Lackierung aus?

Jeder depronähnliche Stoff ist wie Depron selbst leicht fettig. Man sollte daher das Material vorher gründlich mit Spiritus abreiben und ablüften lassen (Hinweis: den Depron-Schriftzug kann man mit Spiritus entfernen). Hat man Selitron und Depron zur Hand, dann wird man gleich feststellen, dass Selitron weitaus fettiger ist. Die Oberfläche nimmt auch schlechter den Lack an, deshalb schleife ich Selitron grundsätzlich mit sehr feinem Schleifpapier vor. Das mache ich schon vor dem Verbauen. Mit etwas Übung kann man auch die gesamte Platte mit einem Schwingschleifer bearbeiten und erst dann die benötigten Teile ausschneiden.

Für die Lackierung selbst sollte man auf Lösungsmittelfreie und somit wasserverdünnbare Lacke zürückgreifen. Hier punkten die Acryllacke. Aber hier ist auch -wie beim Depron selbst- auf das Material zu achten. Es gibt z.B. einen Acryl-Heizungslack, der sich schneller durch das Material frisst, als jeder andere Lack. Möchte man das Modell streichen, so bietet sich eine weiße Grundierung an. Die Materialien "saugen" ein wenig die Farbe auf (ein Vorteil, den ich in dem Absatz über das Kleben noch erläutere). Dies geschieht eher unregelmäßig, sodass Farbe ungleichmäßig deckt und Schatten hinterlässt.
Wenn man mit Spraydosen lackieren will, so gibt es in Baumärkten viele Farben, die auf Acrylbasis sind. Um nicht auf eine Farbe wie den oben erwähnten Heizungslack hereinzufallen ist oft der Hinweis "für Spielzeuge geeignet" hilfreich. Hier wird grundsätzlich an Lösungsmitteln gespart, oft sogar ganz darauf verzichtet. Beim Sprayen sollte man Geduld zeigen und nicht das zu lackierende Teil in der Farbe ersäufen. Mehrere dünne Schichten geben ein tolles Ergebnis und sind viel leichter als eine dicke Schicht. Man sollte auch nie zu dicht an das Material herangehen. Immer schön im Abstand von etwa 30-50 cm sprühen.

Wenn man sehr geübt ist, dann kann man auch mit lösemittelhaltigen Lacken arbeiten. Das ist aber wirklich nur etwas für Leute, die sicher im Umgang mit der Spraydose sind. Im Anschluss an diesen Absatz befindet sich das Bild einer Tragfläche (leider mit einigen Transportmacken), die mit Metallic-Lack aus dem Autozubehör lackiert ist. Hier achte ich stets auf einen sehr großen Sprühabstand (50-70 cm) und benutze andere Sprühköpfe, die mehr auf Fläche sprühen. Diese Sprühköpfe bekommt man oft im Set bei Läden, die Hip-Hop-Klamotten und somit auch oft Graffiti-Bedarf führen oder aber auch beim Auto-Zubehör. Diese Sprühköpfe erleichtern die Arbeit, sind aber nicht zwingend notwendig. Ganz wichtig sind die Temperaturen, wenn aggressive Lacke auf sensible Oberflächen treffen. So etwas kann man nur im Sommer im Freien lackieren. Die Lackpartikel treffen nämlich so schon fast trocken auf das Material. Somit ist das Lösungsmittel auch schon fast verflogen. Trotzdem fühlt man nach dem Lackieren deutlich, dass die Oberfläche etwas angeraut ist. Das Ergebnis lässt sich aber durchaus sehen.
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Kleben von Depron (und ähnlichen Materialien)
Verklebungen, die später noch verschliffen werden oder wo Depron und Balsaholz aufeinander treffen ist Express-Holzleim perfekt und hier ist die leichte Saugfähigkeit von depronähnlichen Materialien von Vorteil. Die Verbindung wird hart und dauerhaft.
Mag man nicht so lange warten, bietet sich Uhu-Por an. Es gibt auch andere Styroporkleber und hier muss man mal ausprobieren. Ich nutze z.B. einen Kleber von WiKo, der günstiger ist, aber dafür sehr hart aushärtet und wasserfest ist. Diese Eigenschaft hat Uhu-Por nicht. Er bleibt weich. Hier muss man dann je nach Zweck sehen, welches Produkt man wählt. Uhu-Por ist aber schon eine gute Investition.
Achtung! Styroporkleber sollte man so nutzen, wie es die Anleitung vorschreibt. Beide Teile dünn mit dem Kleber bestreichen, mindestens 10 Minuten ablüften lassen und erst, wenn die Klebeoberflächen sich anfassen lassen, ohne dass sie an den Fingern kleben, erst dann die Teile zusammendrücken. Wenn man nur draufkleistert und wartet, hält der Kleber kaum und dafür ist er auch zu teuer. Dann lieber zu Holzleim greifen!

Übrigens lassen sich Uhu-Por und andere Styroporkleber mit Spiritus (Waschbenzin geht auch) verdünnen. Das ist praktisch, wenn man größere Flächen einstreichen muss. Man kann dann den Kleber ganz locker mit einem Spachtel verteilen.

Oberfläche veredeln
Verschliffene Oberflächen von meinen Depron-Modellen (zu 80% Eigenbauten) verschmiere ich mit Innenspachtel von Molto. Den gibt es als Moltofill fertig in der Tube und er lässt sich schön verarbeiten. Ich drücke hierzu immer etwas Masse in ein Schälchen und verdünne es mit wenigen Tropfen Wasser. Dann nehme ich es mit dem Finger auf und reibe es auf raue Teile der Oberfläche. Bin ich mit dieser groben Arbeit zufrieden, feuchte ich nochmals meinen Finger an und streiche die Oberfläche glatt. Klar, das könnte man dann auch schleifen, aber ich bin ein faules Schwein und gebe das auch zu. Bei größeren Bauprojekten kaufe ich das Moltofill-Innenspachtel-Pulver. Ist im Prinzip wie aus der Tube, nur dass man die Konsistenz direkt beeinflussen kann und einem die Tube bei längerer Lagerung eintrocknet. Ausgetrocknet ist Moltofill weiß und es handelt sich um einen sehr leichten Spachtel.
Andere Spachtelmassen hatte ich auch schon ausprobiert, aber ich stieß dabei mehrmals auf aggressivere Stoffe, die das Depron angriffen. Um mir das Geld für weitere Experimente zu sparen, greife ich dann doch lieber zu Molto.

Da Molto-Spachtel allerdings Farbe anders annimmt als Depron oder Selitron oder wie die Materialien alle heißen, muss nun auf jeden Fall eine Grundierung erfolgen. Wenn man Geduld beweist kann man einen Grundanstrich aus Holzleim 1:1 (oder etwas dickflüssiger) mit Wasser verrührt vornehmen und nach 2-tägiger Trockenzeit lackieren. Die Trockenzeit ist wichtig, weil sonst der Kleber gleich wieder Feuchtigkeit aufnimmt und es unter Umständen zu Blasen unter dem Lack kommt.

Eine Grundierung mit Parkettlack funktioniert auch. Hier muss man aber auch lange Trockenzeiten in Kauf nehmen bevor man den eigentlichen Lack aufträgt. Bei den Preisen für Parkettlack ist das aber auch eher etwas für "Viel-Bauer" als für einmalige Projekte. Parkettlack ist mit unter erst nach 8 Tagen wirklich ausgehärtet, aber dann ergibt er eine wirklich schöne harte Oberfläche. Allerdings ist das Gewicht schon recht heftig. Hier sollte man je nach Modell entscheiden.

Fehler korrigieren
Selbst dem erfahrensten Modellbauer passiert es, dass mal ein Schnitt etwas misslingt und bei den Kanten eines Rumpfs mal eine Lücke in der Klebenaht klafft, oder aber dass die Klebestelle eines Risses eine Vertiefung aufweist.
Hier kann man natürlich auch spachteln, doch ein "Pflaster" aus Japanpapier (oft auch Japan- oder Chinaseide genannt) mit dem verdünnten Holzleim aufgepinselt erfüllt hier den Zweck sehr gut. Nach dem Trocknen pinsele ich dann nochmals mit dem Verdünnten Holzleim über. Das Pflaster ist bereits auf dem puren Depron kaum mehr zu erkennen.

Wenn Ihr noch Tipps und Anregungen habt - gerne als PN!
 
zum verkleben nutze ich auch Universalverdünnung, einfach eine Seite mit einem leicht!! getränktem Küchenkrepp bestreichen und dann zusammenfügen.
Bitte vorher an ein paar Restern probieren denn zu viel Verdünnung und alles is hin;)

Gruß Frank
 
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