Kann grad nicht deutlich reden - zuviel Honig um den Mund.
Also, was ich (weit ausholend) sagen kann:
Grundsätzlich denke ich, dass TPU als Materialbasis weit mehr kann, als der schmale Range, der als Druckfilament (idR nur als Flex) verfügbar ist, widerspiegelt. Ich kenne nichts, was eine vergleichbare Layerhaftung hat, und das bei gleichzeitig guter Temperaturtoleranz und erträglichem Gewicht, ganz zu schweigen von den abrasiven Qualitäten und der Schlagzähigkeit. Und leidlich gut kleben lässt es sich auch noch.
Das nützt nur leider alles nix für den Dünnwanddruck, wenn man es nur in Shorehärten bis max. 58D kriegt. Frage mich, warum - Granulat, z.B. Elastollan von BASF, ist ja bis 83D verfügbar (das gibt es übrigens ab Hersteller auch (glas-)faserverstärkt). Sowas wäre als Druckfilament natürlich eine tolle Sache für halbwegs unzerstörbare Modelle - wenn es denn druckbar ist (s.u.).
Das einzige mW aktuell verfügbare härtere TPU-Material ist Ninjatek Armadillo mit 75D (also immerhin schon im Härtebereich von PA6). Damit habe ich etwas herumexperimentiert - die ersten kleinen Versuchsteile waren sehr vielversprechend. Dann musste ich aber leider feststellen, dass es (zumindest bei mir) im Druck extrem unzuverlässig ist: Der Grundsatz "Je härter, desto unproblematischer im Extruder" greift leider nicht, da anscheinend mit zunehmender Härte zwar die elastische Verformbarkeit geringer wird, aber die plastische gleich bleibt (und zwar auch bei niedrigen Temperaturen).
Äußerte sich bei mir im Prusa so, dass meist nach den ersten ca. 5g verdrucktem Material sich im unteren Bereich des Coldends durch Kompression ein Pfropfen gebildet hatte, der jeglichen Weitertransport verhinderte (natürlich genauso das Herausziehen - um den Drucker wieder in Betrieb zu bekommen, musste ich jedes Mal den kompletten Extruder demontieren). Ein einziges Mal habe ich es geschafft, ein 25 g schweres Teil fertigzudrucken. Als ich aber danach mit denselben Einstellungen das nächste Teil drucken wollte, kam es wieder zur Pfropfenbildung. Eine Lösung dafür habe ich nicht gefunden.
Alternativ habe ich es im Delta mit fliegendem Extruder (ebenfalls Bondtech, ca. 12 cm Teflonschlauch, Hotend ebenfalls E3 V6) versucht. Hier bildete das Filament im Teflonschlauch eine formstabile Zickzackstruktur, ebenfalls bis kein Weitertransport mehr stattfand.
Nachdem ich mit zwei so unterschiedlichen Druckern das gleiche frustrierende Ergebnis hatte, habe ich mal nach Erfahrungsberichten für Armadillo gegoogelt. Viel habe ich nicht gefunden. Teils wurde problemloser Druck selbst mit Bowdenextruder berichtet, teils hatten die Nutzer das gleiche Problem wie ich (und ebenfalls keine Lösung). In Rezensionen wurde meist nur das extreme Stringing bemängelt; das waren aber alles offensichtlich Nutzer ohne generelle TPU-Erfahrung.
Ich muss dazu sagen, dass mir in puncto Konfektionierung (v.a. Wicklung!) und Verpackung (Dichtheit) ein so schlampiger Hersteller wie Ninjatek noch nicht untergekommen ist. Kann gut sein, dass da auch (Langzeit-)Lagereffekte eine Rolle spielen. Bei mir brachten zwei Bestellungen bei unterschiedlichen Händlern aber das gleiche Ergebnis, und auch mit Trocknen ("Backen") war keine Verbesserung zu erzielen. Ich würde es in Zukunft gern vermeiden, jemals wieder was von denen zu kaufen.
Was meinen Wunschzettel für zukünftige Materialien angeht:
Ein TPU mit einer Härte von 75D oder mehr, das auch zuverlässig druckbar ist, wäre durchaus eins meiner absoluten Wunschmaterialien - nicht nur für den Singlewall-Druck, aber vor allem da, denn gerade im (Flug-)Modellbau würde das dem 3D-Druck Perspektiven eröffnen, die vorher mit keinem Fertigungsverfahren existiert haben.
Was eine eventuelle Faserfüllung angeht, habe ich keine so rechte Vorstellung, inwieweit das zielführend wäre, solange ich die Eigenschaften des ungefüllten Materials nicht kenne. Gesetzt den Fall, man könnte z.B. ein TPU-Filament mit einer Härte von 75-80D und einem Gewicht um 1,2 g/ccm ungefüllt herstellen, das sich problemlos drucken lässt, würden mir dazu schon einige Verwendungen einfallen. Eine Faserfüllung als Option würde in dem Fall evtl. für meine Bedürfnisse einen Overkill darstellen, auch unter dem Aspekt, was das Zeug dann kosten würde.
Wenn ich auf der anderen Seite die problemlose Druckbarkeit von z.B. Extrudr TPU "hart" (58D) mit der Katastrophe bei Armadillo vergleiche, stellt sich bei mir natürlich zuallererst die Frage, was denn der Hersteller als "sehr steif" ansieht. Vielleicht geht ja eher darum, ein Basismaterial mit einer Steifheit im Bereich von 60D, die an sich noch gar nicht ausreichend für Singlewall-Teile wäre, durch die Faserfüllung auf dieses Level zu heben und damit gleichzeitig die Druckprobleme, die mir beim Armadillo untergekommen sind, zu vermeiden? Das wäre dann natürlich ein Ansatz, den ich gern unterstützen würde.
Generell kann ich also sagen: Klar, ich hätte gern einen Leistungskunststoff, der das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten von TPU in der industriellen Fertigung auch in den 3D-Druck bringt. Eine Faserfüllung würde ich dabei nicht per se als erstrebenswerten Vorteil ansehen, aber als Anwender interessiert mich natürlich eh weniger die Rezeptur als die Eigenschaften, die dabei rauskommen.
Tja, soweit meine Gedanken auf meinem aktuellen Kenntnislevel - hilft dir das weiter? Wenn nicht, musst du wohl doch spezifischer fragen - kann aber sein, dass ich dann auf dem Schlauch stehe...
Tschöö
Stephan