Graupners Cessna C 177 "Cardinal" von 1971

Private Neuauflage der "Cardinal"

von Doro Loebig.​


Im Jahr 1971 stellte Graupner auf der Spielwarenmesse in Nürnberg ein neues Motormodell vor. Es war ein „vorbildähnlicher“ Nachbau einer C 177 "Cardinal".
In der FMT von 1971 wurde sie, wohl wegen der Fertigrümpfe, gleichzeitig mit dem Cumulus 2800 beschrieben.


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1972 gab es dazu diese Katalogseite:

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Als ich 1976 mit dem Modellflug angefangen habe hatten wir noch zwei(!) Modellbauhändler in unserer hessischen Kleinstadt. Einer davon hatte das Graupner-Programm. Dieser war es auch, der regelmäßig meine Nasenabdrücke an seiner Schaufensterscheibe abwischen musste.
So viel zur Geschichte.

Und nun, nach rund 45 Jahren, habe ich endlich das Modell bekommen, den ich mir damals weder leisten noch fliegen konnte.

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Die Sache mit meiner Cardinal fing, wie so oft, nach einer Unterhaltung mit @Fliegerstefan auf einem der Retro-Treffen an. Wir kamen irgendwie auf die C 177 zu sprechen und waren beide der Meinung, man müsste es wiederbeleben. Aus einem „müsste“ wird ja oft gar nichts. In unserem Fall war das allerdings anders. Ich hatte vor vielen Jahren mal ein komplettes Modell gekauft und wir beschlossen, die Cessna in GFK wieder entstehen zu lassen. Stefan erklärte sich bereit, eine Negativform vom ABS-Rumpf herzustellen. Ich machte die Flügelabdeckung und die Radschuhe. Recht zeitnah hatte mir Stefan einen Rumpf aus der neuen Form übergeben und ich hatte mittlerweile auch Formen von den Anbauteilen gemacht. Der Flügel ist ein Original aus dem Bestand von @hänschen - Vielen Dank dafür. Einige wenige Teile habe ich von meinem originalen Modell übernommen und etwas Balsa für die Ruder und das Höhenleitwerk verarbeitet.

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Nun war das ja schon fast ein Schnellbaukasten.​


Ich begann mit dem Vermessen der EWD und einem groben Zusammenbau. Es passte auch alles gut zusammen und die EWD habe ich mit 1° gemessen, was für den Einsatzzweck in Ordnung ist.

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Weiter ging es mit dem Hauptfahrwerk. In den wenigen Berichten und aus Erzählungen hatte sich das Fahrwerk als zu dünn erwiesen. Meines fertigte ich daher aus 4,5 mm Federstahl, also einen halben Millimeter dicker.
Die Befestigung im Rumpf erfolgte mit einer Sperrholzplatte, die als Verdrehsicherung und Halterung dient. Unter der Platte sind Einschlagmuttern, in denen die Schrauben für den Deckel einen ordentlichen Halt finden.

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Weiter ging es mit dem Motorspant. Ich habe mich entschlossen, eine Klappe für den einfachen Akkutausch in den Boden hinter dem Bugfahrwerk zu schneiden. Der Rumpf wurde an der Stelle mit einem Akkukasten aus Sperrholz wieder verstärkt.

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Bei den Fahrwerkspuschen habe ich mich entschieden, wie auch an meiner Monsun und dem Robbe Progo, 0,5 mm Messingblech an die Fahrwerksbeine zu löten und daran die Radschuhe mit zwei Schrauben zu befestigen. Da die Lötfläche sehr klein ist habe ich die Bleche hartgelötet. Der Tragflügel bekam seine Mittelabdeckung, seine Randbögen aus Balsa und die Querruder. Die sind jetzt 5 mm tiefer als im Plan. Man hörte damals von schlechter Wirkung. Wobei das auch dem, heute immer noch verbreiteten, Ruderspalt zu zuschreiben war.

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Blieb noch der sehr überschaubare RC-Einbau. Zwei Servos für Höhen- und Seitenruder, einschließlich Bugrad. Ein Regler und ein Servo im Flügel. Es kamen 30 g-Versionen zum Einsatz. Als Antrieb fiel die Wahl auf einen ROXXY BL Outrunner C35-42-1100 kV, der seinen Dienst an einem 60 A-Regler und einer 9X6 Propeller verrichtet.

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Nun musste ich ans Dekor ran. Das Senfgelb, was vielleicht 1970 zeitgemäß war, gefiel mir damals schon nicht. Ich habe mich für Rot/Silber entschieden.

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Die Cardinal war nahezu fertig für den Erstflug. Das Vermessen des Antriebs ergab 65A bei 4S und der 9X6 Propeller dreht mit knackvollem Akku 13500 U/min. Die knapp 1 kW sollten für das nun 2,2 kg schwere Modell gut reichen. Das sind immerhin 440 W pro Kilo. Die Antenne und die Strebenverkleidungen fehlten noch. Da sie nicht mehr lieferbar sind, habe ich 3D-Modelle davon gezeichnet und diese mit dem 3D-Drucker hergestellt.

An Ostern ging es dann ab zum Platz und der Erstflug erfolgte. Hier ein paar Bilder davon - Vielen Dank an Lena für die Flugaufnahmen.

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Zu den Flugeigenschaften bleibt zu sagen, dass sie sehr ausgewogen sind. Die Cessna lässt sich sehr sauber mit Quer- und Seitenruder fliegen. Es gibt nichts zu bemängeln. Das liegt sicher auch an den 2,2 kg, was ja auch 200 g unter der Katalogangabe ist. Die Älteren unter uns wissen, dass diese Angaben damals eher sehr niedrig angesetzt und kaum erreichbar waren. Die Stromaufnahme ist im Flug überraschend gering, so um 15 A - 25 A reichen für Käserundflug dicke aus. Damit langt auch der 3300er Akku für 8-10 Minuten. Das Fahrwerk mit Ø 4,5 mm passt für das Gewicht sehr gut. Meine Motivation, die Cessna zu bauen, war die tolle Optik und durch die kleinen Änderungen auch ausgewogene Flugeigenschaften zu erzielen. Diese Ziele habe ich erreicht.

45 Jahre nach den Nasenabdrücken muss ich nicht mehr Träumen, denn ich habe jetzt eine.

Wiki Link
Der Plan für die Cessna C 177 ist noch lieferbar!

Bildquellen:
VTH Verlang,
Jan Lamersdorf,
Lena Löbig und
eigene Bilder.
 
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