Lufteinschlüsse bei Infusion

NilsR

User
Hallo zusammen,
hätte mal wieder ein Infusionsproblem. Ich nutze nach wie vor Materialien von HP textiles. Die Probleme ergeben sich bei 245g Kohlefasergeweben. Ich habe bereits mehrere Infusionsharzsysteme (300RI + 200GL) probiert. Folgendes Problem habe ich: Bei größeren Wandstärken mit mehreren Lagen ist es manchmal nicht zu vermeiden, dass sich in scharfen Ecken oder Kanten Luftpolster ergeben. An diesen Stellen hält sich die Luft hartnäckig. Ich weiß, optimal wäre es, wenn das Gewebe perfekt anliegt. Bei größeren Formen lassen sich diese Luftpolster jedoch nicht immer vermeiden. Gut wäre es zumindest, wenn sich besagte lücken dann mit Harz füllen. Ich habe bereits mit Temperaturen gespielt (erhöhte Temperatur von Harz und Form) um das Epoxidharz zu verdünnen und somit fließfreudiger zu machen. Leider nur mit minimalen erfolgen. Vielleicht hat hier jemand eine Idee oder bereits ähnliche Probleme gehabt. LG und schönen Sonntag
 

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F3B-E

User
Falls du die Form vorher Lackierst ,hilft es das Gewebe etwas mit Sprühkleber zu Fixieren,dass es keine grossen Abstände von Form/Gewebe gibt .

Bei Unlackierten Formen,weiss ich nicht ob du eine Klebrige oberfläche bekommst .

Gruss Marcel
 

NilsR

User
Hallo Marcel,
danke für deine Antwort. Ich nutze den Sprühkleber von HP, HP-FIX400 um die Lagen in der Form und untereinander zu fixieren. Das funktioniert meist auch gut. Allergings löst sich das Gewebe in scharfen konkaven Ecken trotzdem nach einiger Zeit. Bis alle Lagen drapiert und die Form unter Vakuum geschlossen ist, haben sich die Gewebe in den Kanten wieder gelöst.
 

F3B-E

User
Den sprühkleber von HP hab ich auch mal getestet nur finde ich ist die Klebekraft da nicht so dolle .
Versuch es mal mit Aerofix das haftet besser .
 

Eisvogel

User
Kannst du beim absaugen die Kanten bzw. Ecken nochmal mit den Fingern oder nem runden Holzstück nachdrücken?
 

NilsR

User
Versuche ich immer wieder. Leider ergeben sich dabei einige Probleme. Zum einen habe ich es trotz stumpfen Gegenständen bereits geschafft dabei den Vakuumsack zu beschädigen. Zum anderen ist durch die Teilweise hohe Wandstärke und die relativ Steife Fließhilfe von HP nur wenig zu holen. Ich halte Ausschau nach einer etwas weicheren Fließhilfe und habe auch hier schon einige Alternativprodukte getestet.
 
Verlegst Du die Fließhilfe (dieses grüne Gitterzeugs) vollflächig? Das ist meiens Wissens nach nicht nötig. Einzelne Steifen genügen. Und dann kannst Du vielleicht verhindern, dass Du die Fileßhilfe über bzw. entlang scharfer Kanten legst. Ansonsten musst Du natürlich entsprechende Falten in Deiner Vakuumfolie berücksichtigen, damit sich diese schön in die Ecken legen kann. Dann ist es auf jeden Fall hilfreich ein bisschen mit den Fingern nachzuhelfen.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Wenn die Fasern bereits vorher überspannt sind, bekommst Du diese in den allermeisten Fällen im Vakuum nicht wieder anliegend. Ich würde ein In-Mould Coating verwenden und darauf die Lagen fixieren (wurde hier ja bereits erwähnt), dann gelangt kein Sprühkleber auf die Form- bzw. Bauteiloberfläche. Höhere Wandungsdicken würde ich zusätzlich mit Soric machen (SF oder TF), damit sparst Du Dir Gewicht, Aufwand und Material, und die Fließfront kann interlaminar verlaufen.


Quelle: Lantor Composites BV
 

NilsR

User
Danke für die Tipps, ich verwende "dieses grüne Gitterzeug" ;) meist vollflächig. Ich könnte mir aber auch vorstellen, das mal nur in flächigen Bereichen zu probieren. Die Herausforderung ist dann halt, das gesamte Bauteil trotzdem in gleichmäßiger Geschwindigkeit zu fluten. Werde ich aber auch testen. In mould coatings stehe ich kritisch gegenüber. Kohlefaserteile mit in mould coatings erkennt man finde ich immer. Selbst gespritzte gelcoats hinterlassen immer eine strukturierte Oberfläche. Somit hat auch die Sichtfläche am Ende eine Struktur, die man nicht mehr nachgearbeitet bekommt. Sehe hierin auch nicht die Problemlösung für die Lufteinschlüsse.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Bitte Fließhilfe gerade bei komplexeren Geometrien immer vollflächig einsetzen, es muss ja keine extrudierte sein, die eigentlich für den Bootsbau oder die Windkraft vorgesehen ist, um schnell große Harzmengen zu produzieren. Es gibt eine transparente und recht dünne auf PET-Basis mit 100 g/m², die auch intern verwendet werden kann und sich sehr gut drapieren lässt.

Offensichtlich ist es ja so, dass die oberflächlichen Lagen, trotz Sprühkleber, nicht ausreichend fest an der Formoberfläche haften und deshalb Gewebelagen überspannen. Ein gespritztes IMC mit wenigen Zehnteln Dicke sieht absolut gleichmäßig aus (ich spreche nicht von epoxykompatiblen Gelcoats auf UP-Basis wie z.B. UP-Vorgelat farblos) und ist auch optisch perfekt.

Ist das Harz vor dem Infundieren (infundieren ist das Verb von Infusion) genügend entgast? Derartige Blasen in Reinharzbereichen lassen auf einen entsprechenden Gasaustausch schließen.
 

NilsR

User
Das mit der Fließhilfe auf PET Basis würde mich interessieren. Was ist das und was ist mit "intern" gemeint? Ich Entgase das gesamte Gemisch im Exsikkator. Dementsprechend vollständig Luftfrei.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Intern heißt interlaminar, bleibt also drin. Die gleiche Wirkweise wie Soric, nur dünner.
 

NilsR

User
Ahh, habe ich gefunden. Klingt nach einem spannenden Produkt. Kannte ich vorher nicht. Werde ich auf jedenfall auch mal ausprobieren. Danke dafür. Ich habe jetzt nochmal einige Ideen. Von eventuellen Durchbrüchen werde ich berichten.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Ich Entgase das gesamte Gemisch im Exsikkator. Dementsprechend vollständig Luftfrei.
Wenn vorher keine Luft im Aufbau war, dann kann diese ja nur harzseitig herrühren. Das folgt einer gewissen Logik, hoffe ich. Sonst wäre die Kante komplett blasenfrei, aber eben aus Reinharz.
 

NilsR

User
Wenn vorher keine Luft im Aufbau war, dann kann diese ja nur harzseitig herrühren. Das folgt einer gewissen Logik, hoffe ich. Sonst wäre die Kante komplett blasenfrei, aber eben aus Reinharz.
Ich denke, dass das Harz in der fließhilfe, den Harzfluss zwischen Form in der ersten Lage Kohlefaser überholt. Dann dringt das Harz von oben Stichpunktartig durch das Gewebe vor die untere Harzfront --> Lufteinschluss. Jedenfalls ist Harz sehr sicher vollständig Gasfrei bei der Infusion. Der optische Unterschied vom Gemisch von vor,- und nach der entgasung ist optisch deutlich erkennbar. Das Harz bleibt solange im exsikkator bis nichts mehr schäumt.
 

F3B-E

User
Wieviele solche Fehlstellen hast du bei deinem Bauteil ?
Ist das die einzige ?
 

Gideon

Vereinsmitglied
Ich denke, dass das Harz in der fließhilfe, den Harzfluss zwischen Form in der ersten Lage Kohlefaser überholt. Dann dringt das Harz von oben Stichpunktartig durch das Gewebe vor die untere Harzfront --> Lufteinschluss. Jedenfalls ist Harz sehr sicher vollständig Gasfrei bei der Infusion. Der optische Unterschied vom Gemisch von vor,- und nach der entgasung ist optisch deutlich erkennbar. Das Harz bleibt solange im exsikkator bis nichts mehr schäumt.
Dann wäre es doch ein Leichtes, den Harzeinlass zu drosseln, um kein überschießendes Harz der oberflächennahen Lagen zu erhalten. Dazu eine Fließhilfe mit weniger Durchlass. Ich ging davon aus, dass das klar ist.
 

NilsR

User
Dann wäre es doch ein Leichtes, den Harzeinlass zu drosseln, um kein überschießendes Harz der oberflächennahen Lagen zu erhalten. Dazu eine Fließhilfe mit weniger Durchlass. Ich ging davon aus, dass das klar ist.
Siehe mein Beitrag vom 18.02. Ich habe bereits mehrere Fließhilfen getestet. Darunter auch sehr langsame. Damit habe ich den Harzfluss auf <=1cm/Minute gedrosselt.
 
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