Aktuell ist es bei den Schifferlfahrern sehr ruhig
Ich habe im Winterhalbjahr ein neues Rennboot-Projekt in Angriff genommen und vielleicht gibt es hier den einen oder anderen Mitleser, dem die schnellen Boote auf dem Wasser gefallen und der eventuell Spaß daran findet, so etwas mal selbst aufzubauen.
Angefangen hat bei mir alles mit einem Angebot in den ebay Kleinanzeigen, bei dem ich sehr schnell aufmerksam wurde, denn wenn man so lange dabei ist, fallen einem bestimmte „Schätzchen“ sehr schnell auf.
Angeboten wurde ein Mono-Rumpf von MHZ, der bestimmt schon 10 – 15 Jahre alt war. Wie sich kurze Zeit später bei einem Kontakt mit dem Verkäufer herausstellte, handelte es sich um einen damals von MHZ neu entwickelten Wettbewerbs-Rumpf (SAW), der in den Besitz eines gewissen Jens Seidel gelangte, der damals sehr viel Entwicklungsarbeit im Prototypenbau für MHZ leistete. Leider ist Jens Seidel mit 49 Jahren viel zu jung und viel zu früh verstorben.
Wer MHZ nicht kennt, oder nicht weiß, was die machen, bzw. anbieten - hier ein Link:
www.mhz-powerboats.com
Meine weiteren Recherchen ergaben, dass es sich um den heute noch im Verkauf bei MHZ erhältlichen Rumpf
„AGGRESSOR“ handelt. Der nachstehend abgebildete Rumpf hat nichts mit dem Rumpf zu tun, den ich käuflich erworben habe. Da war sehr viel Schleif- und Spachtelarbeit notwendig, um dieses Finish zu erreichen. Der Dekorsatz stammt von Hydro & Marine und ist unter 2K Klarlack.
Wer Hydro & Marine nicht kennt, oder nicht weiß, was die machen, bzw. anbieten - hier ein Link:
www.hydromarine.de
Mein Rumpf hatte das damals von Jens Seidel ermittelte 6S Wettbewerbs-SetUp.
Normalerweise würde man sagen 6S? Alles klar, kein Problem. Ein, zwei Klicks und ich bin in Stefans LipoShop. Den richtigen 6S Lipo mit der gewünschten Kapazität und C-Rate aussuchen und online kaufen.
Die Besonderheit bei diesem Rumpf – man braucht schon pro Rumpfseite 1 x 6S, um dann mit 2 x 6S das Boot optimal zu trimmen.
Für den Anfänger wird es jetzt kompliziert. Es gibt 2 Möglichkeiten, um 2 Lipos mit identischen Werten zu verbinden. Das ist zum Einen die
Reihenschaltung und zum Anderen die
Parallelschaltung.
Fangen wir mit der Reihenschaltung an, weil wir die bei meinem Projekt nicht brauchen. Bei der Reihenschaltung werden 2 gleichwertige Lipos verbunden, indem ich z.B. aus 2 x 6S letztendlich 12S mache. Setze ich voraus, dass die Lipos über 6mm Goldkontaktstecker-/Buchsen verfügen (Stecker auf minus und Buchse auf plus), dann verbinde ich beide Akkus ganz einfach, indem ich von Lipo 1 den Minus-Stecker mit der Plus-Buchse von Lipo 2 verbinde. Die beiden verbleibenden plus- und minus-Kabel sind für den Regler-Zugang.
Ergebnis: Verdoppelung der Spannung von 22,2V auf 44,4V bei gleicher Kapazität. Das heißt, wenn die beiden Akkus eine Kapzität von 5.000 mAh und 40C haben, dann bleiben diese Werte auch nach der Verheiratung erhalten.
Anderes sieht es bei der Parallelschaltung aus. Warum eine Parallelschaltung? Ich erreiche damit 2 Effekte. Ich kann mit dem Gewicht der beiden Akkus mein Boot besser trimmen, was bei einem Rennboot von elementarer Wichtigkeit ist und ich habe einen weiteren, angenehmen Nebeneffekt – ich erreiche mit 2 x 6S parallel das die Spannung mit 22,2V gleich bleibt, aber die Kapazität, z.B. von 5.000 mAh pro Lipo auf 10.000 mAh verdoppelt wird. Damit erreiche ich deutliche längere Fahrzeiten und muss nicht nach 3-4 Minuten die Akkus tauschen, oder am Auto nachladen.
Wie verkabelt man 2 Lipos parallel? Die Verkabelung „in Reihe geschaltet“ habe ich erklärt. Ich denke, das hat jeder verstanden.
Genauso einfach ist es mit der Parallel-Schaltung. Der oder die Lipos müssen grundsätzlich mit dem Regler verbunden werden. Das heißt, wenn ich meinen Lipo auf minus mit einem 6mm Goldkontaktstecker ausstatte, dann muß das Gegenstück am Regler mit einer 6mm Goldkontaktbuchse ausgestattet sein.
Jetzt haben wir aber die Besonderheit, dass am Minus- und am Plus-Kabel des Regler 2 Lipo-Kabel angesteckt werden sollen. Da hilft es, wenn man so ein bisschen Verständnis und Erfahrung im Umgang mit einem Lötkolben hat. Denn an den beiden Reglereingängen für die Akku-Kabel müssen 2 Gold-Buchsen und 2 Goldstecker angelötet werden.
Ich habe dem ganzen noch eins draufgesetzt, indem ich am Minus-Kabel des Reglers nicht nur 2 Buchsen verlötet habe, sondern auch noch eine Antiblitzdiode. Muß ich unbedingt empfehlen, wenn es um so hohe Ströme geht. Man schützt damit die doch sehr hochwertige Regler- wie auch Empfänger-Elektronik.
Bei meinem hier abgebildeten Regler handelt es sich um einen 180A TURNIGY BEC-Regler. Geht bis 6S und ist wassergekühlt. Dem Regler habe ich das BEC kastriert, indem ich das rote Plus-Kabel aus dem Empfänger-Stecker gezogen habe.
Wer das erste Foto genau angesehen hat, dem wird aufgefallen sein, dass sich steuerbordseitig am Heck ein Emcotec-Magnetschalter befindet. Damit versorge ich die RC-Anlage, ohne Regler, mit separatem Strom, nämlich aus einem 2S 6,6V LiFe-Akku.
Ich bin bei den hohen Strömen gerne auf der sicheren Seite. Sollten Regler mit BEC mal ausfallen, was bei einem Rennboot sehr schnell passieren kann, dann möchte ich ein weiterhin steuerbares Boot haben und ich möchte nicht auch noch die Empfänger-Elektronik durch Totalausfall riskieren. Deshalb sind mir die Opto-Regler immer die bessere Lösung.
Ich weiss, da gehen die Meinungen ganz weit auseinander, da gibt es externe UBEC und SBEC. Ich bin bis jetzt mit meiner Lösung immer gut gefahren und warum soll ich verändern was funktioniert!!??
Was nutzen Strom und Regler, wenn kein passender Motor dafür vorhanden ist. In meinem Fall wurde es gem. MHZ-Empfehlung ein Brushless Innenläufer der 40iger Baugröße mit Kühlmanschette, ein SSS 4092. Der SSS 4092 hat einen Gehäusedurchmesser von 40mm und eine Gehäuselänge von 92mm. Ganz einfach und selbsterklärend. Der Motor hat eine Kühlmanschette von Leopard (rot), die den Motor mit Kühlwasser ver- und entsorgt.
Der SSS4092 ist ein 4-Poler mit 1.750kv und ist bis 30V belastbar, macht also 1.750 Umdrehungen pro Volt und Minute. Unter Last und an 6S mit 22,2V erreicht der Motor schlußendlich 38.850 Umdrehungen. In der Regel fällt die Drehzahl höher aus, weil ein mit 99% geladener 6S-Lipo dann doch deutlich über 22,2V liegt. Eher bei 24V.
Motorwelle und 4,75mm Flexwelle (Antriebswelle) werden durch eine sogenannte Spannzangenkupplung verbunden.
Am Ende der Flexwelle befindet sich das Wellenendstück, das wiederum in einem sogenannten Antrieb ihren Platz findet. Am Wellenendstück wird schlußendlich der Propeller befestigt. In meinem Fall ein 2-Blatt Aluminium Propeller mit einem Durchmesser von 48mm. Die 2 Blätter haben eine Steigung von 1.4 (eine eher flache Steigung).
Und jetzt sind wir auch am Ende meiner Vorstellung und SetUp-Beschreibung. Alles, was danach kommt, ist das, was ich gerne „Feintuning“ nenne. Schwerpunkt finden ( 26 - 30% ab Heckspiegel), Strom = Motordrehzahl definieren und lastbutnotleast die passende Propellergröße/Steigung dazu anpassen. Für das alles gibt es keine Formeln – das muss man sich in etlichen Trimmfahrten „erfahren“.
Eine alte Regel in der Elektro - Powerbootszene besagt. „Strom rauf = Propeller runter - Strom runter = Propeller rauf“.
Falls ich nicht ausreichend den einen oder anderen Abschnitt beschrieben habe, dann bitte fragen, ggf. auch PN. Ich bin aber lieber für die offene Diskussion, die für jedermann hier bei RCN lesbar ist.