Rumpf ausschäumen? Festigkeit?

Hallo, Experten der Statik!

Mich interessiert die Frage ob ein mit (druckfestem) Bauschaum ausgeschäumter Rumpf (z.B.Besenstiel F3B) durch den Schaum stabiler/knickfester wird.
Oder wäre diese Maßnahme gar kontraproduktiv bzgl. Bruchempfindlichkeit des Modells??

Gerade im kritischen Bereich hinter der Flächenhinterkante wäre es doch ein leichtes diese auszuschäumen.

Gibt es Statiker die dazu etwas theoretisches sagen/berechnen können?

Hat jemand damit schon Erfahrungen gemacht?
 

onki

User
Hallo,

lass es einfach bei dem Gedanken.
Das bringt nichts außer großen Problemen bei einer eventuellen Reparatur und einer riesen Sauerei.
Es soll auch schon Rümpfe gegeben haben, die wegen des expandierenden Schaumes gerissen sind.
Bauschaum ist gut für eine isolierende Klebeverbindung bei Fenstern und Türen, hat in einem GfK-Rumpf aber rein gar nichts zu suchen.

Ganz schlechte Idee.

Gruß
Onki
 
Zuletzt bearbeitet:

airshow

User
Ich kann Onki nur Recht geben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Schaum einen Rumpf mühelos auseinander drückt.
 

Oxymoron

User
Mich interessiert die Frage ob ein mit (druckfestem) Bauschaum ausgeschäumter Rumpf (z.B.Besenstiel F3B) durch den Schaum stabiler/knickfester wird.
Oder wäre diese Maßnahme gar kontraproduktiv bzgl. Bruchempfindlichkeit des Modells??
Nein, der Rumpf wird dadurch nicht stabiler, denn die höchsten Kräfte treten an der Aussenhülle auf.

Es wäre eher kontraproduktiv, da mit zusätzlichen Gewicht auch das Bruchrisiko steigt und ein solchermaßen ausgeschäumter Rumpf nicht sehr reparaturfreundlich ist.

Ich würde Dir eher dazu raten, den Rumpf an den kritischen Stellen an der Innenseite mit CFK- oder Kevlar zu verstärken.
 
Hallo zusammen!

Ich habe schon mehrere Rümpfe ausgeschäumt, bzw. ausschäumen müssen. Dazu kann ich folgende Aussagen machen:

Reines Ausschäumen ohne innere Verstärkungen bringt keine wirklich erhöhte Bruchfestigkeit.
Will ich eine höhere Knickfestigkeit haben, kann ich dies durch Einbringen von z.B. Kohlerohren vor dem Schäumen erreichen.
Hier dienst das Ausschäumen dann aber eher dem Verkleben anstatt dem Füllen.

Das Ausschäumen von Rümpfen bringt aber eine erheblich höhere Druckfestigkeit.
Man kann den Schaum auch als inneren Unterbau für Rumpfreparaturen nehmen. Geht prima!
Wenn man fertig ist, kann man den Schaum einfach mit Lösungsmittel wieder auswaschen.

Geplatzt ist mir bislang noch kein Rumpf. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass dies bei Überfüllung passieren könnte.
Ich hatte aber schon öfter ein ganz anderes Problem:
Wenn man den Rumpf zu schnell und zu voll macht, kann es passieren, dass durch den Luftabschluß der Schaum in der Mitte nicht aufquillt und flüssig bleibt.......und das gibt dann richtig Sauerei!

Grüße
Werner
 

uzim

User
Ich habe schon zweimal bei Scale-Seglern den Rumpf hinten mit 2K-Hartschaum aufgefüllt. Dies erhöht die Torsionsfestigkeit und die Druckfestigkeit deutlich. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Bruchfestigkeit zunimmt, da der Rumpf sich nicht mehr sichtbar verformen und der an der Wandung haftende Schaum einen Teil der Kraft aufnehmen kann. Der 2K-Schaum härtet auch ohne Luftzufuhr komplett aus. Für meinen Teil kann ich ein Ausschäumen, falls nötig, nur empfehlen.

Gruss
Urs
 

onki

User
Wenn das so eine tolle Methode wäre, würden die Hersteller, die sicher diesgezüglich nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen sind, das auch so machen weil es einfacher und billiger wäre.

Also kann an der Methode nicht viel dran sein.

Gruß
Onki
 
Warum gibt es immer mehr Schaumflieger....?
Warum werden im F3k fertige Schaumkerne genutzt...?
Weil man die Beulfestigkeit bei dünnen Laminaten erhöhen kann...
Für mich ist Schaum nicht wirklich eine Alternative... lieber direkt vernünftig bauen...aber wie von den Vorrednern schon gesagt...einige Anwendungsmöglichkeiten funktionieren...wenn man ein wenig experimentiert....es kann aber auch in die Hose gehen...wenn man damit keine Erfahrung hat.
Ich selber habe auch immer die Angst das sich etwas aufbläht...die Expansion des Schaums ist schlecht kalkulierbar....

Gruß Robert
 
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster, da ich kein Statiker bin: Jedes Sandwich ist stabiler als die gleiche Schale ohne Füllung. Weil die eingeleitete Kraft durch den Schaum auf eine größere Fläche verteilt wird. Zudem erhöht sich die Beulsteifigkeit und es verringert sich die Bruchgefahr. Soweit meine Theorie. In der Praxis habe ich schon mehrere Rümpfe (und Flächen) ausgeschäumt. Nach dem ersten Misserfolg mit 1K-Schaum (unendliche Sauerei, weil das Zeug im Luftabschluss nicht aushärtet) mache ich das nur noch mit dem hier schon angesprochenen 2K-Schaum. Wichtig dabei: Eine Probe vorher auf Volumenzunahme kontrollieren, dann vorsichtig ausschäumen und am besten Öffnungen zum Expandieren an Bauteil lassen (kann auch der Seitenruderabschluss sein). Mir ist ein 2K-ausgeschäumter Rumpf (oder Flächen) noch die zu Bruch gegangen.
Gruss
Sascha
 
hilti tür-zargen schaum (blau/grün) erzeugt wenig überdruck. fragt mal profi „türeinbauer“
 

Dix

User
Achtung.
Bitte Stabilität nicht mit Festigkeit verwechseln! (Siehe auch Gideons Blog, Folge 1)
Stabilität = Bauteil und dessen Elastizität, Festigkeit = Belastbarkeit des Materials.

In der Regel versagen unsere Rümpfe durch Knicken und Beulen. Das ist zunächst ein Stabilitätsversagen bei lokalen Druckbelastungen.
Die Zerstörung des dünnen Laminates oder das Aufplatzen der Naht sind dann Folgeschäden als Festigkeitsversagen.

Reine Festigkeitsschäden ohne vorausgegangene Stabilitätsprobleme sind Aus- oder abreißen. Diesen kann man gut mit z.B. Rovings als Gurte begegnen..

Zur Stabilität:
Alleine das Stützen mit Schaum kann die Belastbarkeit von Bauteilen erheblich verbessern.
Man kann aber auch mit gezieltem Einbringen von Spanten und Stringern eine vergleichbare Verbesserung erzielen.
(Hat man z.B. beim Grob Twin2 Acro gemacht, nachdem in Italien(?) ein Rumpf beim Turnen im Flug abgedreht ist).

Ich denke, dass dies hier ebenfalls das Stabiltätsversagen das Problem war.
Also bietet das Ausschäumen den Charme, dass die Wirkung erreicht wird. Jedoch zum Preis der Sauerei und der überflüssig eingebrachten Masse.
Das Aufdrücken beim Aufschäumen ist beherrschbar: Manschette drum! Z.B. aus Klebeband. Ggf. Halbspanten außen aufsetzen... usw.

Spanten einbauen ist auch keine Freude, da Maßarbeit.

Wie wäre es mit einem Kompromiss:
harzgetränkte und wieder ausgewrungene Schwämmchen in dem Rumpf schieben.

Also quasi soft-Spante einbringen. Die härten dann aus und vertich. :cool:
 
Den Vorteil beim 2K Schaum sehe ich darin...das man mit einer Lanze den Schaum nachträglich an Orte bringen kann...die sonst nicht zu erreichen sind...und er bringt seinen Kleber mit....nur schwierig das Dosieren an diesen Orten....
Deswegen habe ich das nie gemacht...und es wurde häufig davon abgeraten.
Harz mit Schäumungsmittel habe ich schon häufiger eingebracht...und auch Schwämme...
Ein Argument gegen Schaum war auch immer der Alterungsprozess des Schaums und einer ungleichmässigen Schrumpfung...
Aber wie gesagt...ich habe ich mit PU Schaum wenig Erfahrung...aber schon häufig drüber nachgedacht....

Gruß Robert
 

Dix

User
Danke. Spontan würden mir da die großporigen Spüli-Schwammlappen in den Sinn kommen. Und alles wieder rauspressen, was geht. Je weniger, desto leichter.
Ich würde erst einen Versuch machen, wie viel oder wenig damit überhaupt nötig ist.

Letzlich sorgt das Zeugs nur dafür, dass der Rumpfquerschnitt so bleibt wie er ist. Quasi Abstandshalter der Wände.
 
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