Scheibe Mü-13 E "Bergfalke"

Ein Scale-Modell als Holzkonstruktion der Firma Oldgliders
- mit Nachtrag zum Erstflug


von Mirko Krämer.
Was es mit dem deutschen Oldtimer aus einer polnischen Werkstatt auf sich hat und wie er den Weg in meine bescheidenen heiligen Hallen fand, möchte ich folgend gern erzählen. Da sich meine Planungen selten mit geeigneten Jahreszeiten abstimmen lassen, sitze ich beim Schreiben dieser Zeilen mal wieder im Winter zu Hause und warte sehnsüchtig auf Flugwetter.

Ich kann es also gleich vorweg nehmen: Der Teil mit dem Flugbericht muss leider nachgereicht werden. Da aber vorher schon viele interessante Dinge passierten, möchte ich euch gern daran teilhaben lassen.

Im Jahr 2023 konnte ich in meinem Hangar tatsächlich etwas Platz schaffen, um neuen Projekten rein physischen Raum zu bieten. Ein solches Projekt war die Pilatus B4 von Fliegerland, mit der ich mir einen ziemlich lang gehegten Wunsch erfüllte und über die ich hier schon berichtete.

Anfang Oktober besuchten wir ein F-Schlepp-Treffen, auf dem auch die Firma Oldgliders mit einigen Modellen vertreten war. Die Firma hat inzwischen ein schönes und recht buntes Portfolio entwickelt, welches ich sehr bemerkenswert finde.

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Ein wirklich tolles Modell von Oldgliders. Die suchen sich schon interessante Vorbilder aus.​

Die angebotenen "Bausätze" sind jedoch nicht nach meinem Geschmack. Ich hatte mal den Bocian auf dem Bautisch und habe die Teile nach einer für mich recht ärgerlichen Bauphase weitergegeben. Ich bin dann doch eher für Bausätze zu begeistern, die zu Ende konstruiert wurden und deren Teile auch tatsächlich zueinander passen. Davon war die Teilesammlung stellenweise weit entfernt. Auch wenn jetzt bei einigen Lesern sofort der Verweis auf das moderate Preisniveau kommt: Ich stehe zu meiner Meinung, dass auch preiswerte Dinge ordentlich gemacht werden sollten. Wenn nämlich Teile mit einer Fräse hergestellt werden, gibt es keinen vertretbaren Grund, dass diese nicht zueinander passen. Es gab aber auch konstruktive Details, die mich nicht überzeugen konnten.

Na ja, ich wollte jedenfalls keinen Bausatz mehr von Oldgliders haben, obwohl die Modelle echt super schön sind und offensichtlich auch gut fliegen. Davon konnten wir uns bei besagtem F-Schlepp-Treffen überzeugen. Daher keimte bei mir schnell der Gedanke, es vielleicht einfach mit einem ARC-Modell zu probieren. Das hat natürlich eine Menge Vor- und Nachteile, die es abzuwägen galt. Sie jetzt alle aufzuzählen und zu analysieren, würde den Artikel wohl sprengen. Außerdem ist klar, was überwog, sonst würde ich ja diese Zeilen hier nicht schreiben...

Da die Größe meiner Werkstatt sehr begrenzt ist, machen fertige Baugruppen für mich durchaus Sinn. Trotzdem bleibt noch recht viel Gestaltungsspielraum, um dem Modell eine persönliche Note zu geben.

Warum ist es aber eine Mü-13 geworden? Ich finde Segelflugzeuge als Mitteldecker nicht nur sehr interessant, sie sind optisch einfach schön. Außerdem hat dieses Baumuster für mich eine ziemlich große Eleganz. Das riesige Seitenruder ist sehr dominant und sieht ebenfalls toll aus.

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Das Werksmodell von Oldgliders in 1:2,5, das ist schon eine Erscheinung.​

Ein letzter Punkt war die farbenfrohe Vielfalt an Vorbildern, die mir ganz viel Freiheit bei meinem Entwurf gibt, ohne dass ich mich dafür groß rechtfertigen müsste. Okay, das würde ich eh nicht tun. Aber so kann ich eher behaupten, das wäre scale...

Oldgliders gab einen Zeitraum von 8 Wochen an, in welchem das Modell gefertigt werden sollte. Es war von Anfang an klar, dass wir das gute Stück persönlich abholen wollen. Wir, das sind ein guter Freund, ebenfalls Segelflieger aus unserem Verein, und natürlich ich. Da wir schon ganz im Osten leben, ist der Weg kein Beinbruch und wir können die polnische Manufaktur live begutachten. Nach ziemlich exakt 8 Wochen bekam ich die schöne Mail, dass mein Modell zum Nikolaustag abholbereit wäre und wir vereinbarten, es am folgenden Wochenende einzusammeln. Das Kaufprozedere verlief bis hierher unkompliziert, verbindlich und freundlich. Es mag Leute geben, die Bauchschmerzen haben, einer Firma im Ausland so viel Geld zu überweisen, ohne die Ware in den Händen zu halten. Oldgliders ist aber inzwischen etabliert und zuverlässig, sodass es keinen Grund zur Sorge oder gar Argwohn gibt.

Bis zum Abholtermin hatte ich mir schon mal einige Gedanken zur Ausrüstung meiner Mü 13 gemacht. Ich entschied, es wird wieder kein Motor eingebaut. Auch die Nutzung vorhandener Technik, sprich Servos, Empfänger u.ä. war klar. Nur bei der Stromversorgung habe ich auf Neuteile gesetzt und zwei LiIon-Akkus an einer Weiche von Emcotec vorgesehen. Das ist zwar eher der Beruhigung als unbedingter Notwendigkeit geschuldet, schadet aber garantiert nicht.

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Das sollte als Stromversorgung mehr als ausreichend sein.​

Und falls ich jemand fragt, warum ich nicht auf HV-Technik setze... Ich habe noch gute Servos zu liegen, deren Einsatz völlig okay ist. Sie in der Schublade zu lassen, macht schlicht gar keinen Sinn. Ich habe es an anderen Stellen schon mehrfach formuliert: Bei solchen Modellen braucht es keine super schnellen und kräftigen Digitalboliden. Was zählt ist Rückstellgenauigkeit, Zuverlässigkeit und ein geringes Getriebespiel. Das kann ich alles mit erprobter und weniger spektakulärer Technik haben. Meine Wahl viel also auf HS-485 HB und HS-645 MG. Damit können alle Funktionen adäquat bedient werden und ich muss ganz gewiss nicht befürchten, die Steuerkontrolle zu verlieren. Einzig beim Höhenruder kamen dann doch leichte Corona Servos zum Einsatz, da diese im Leitwerk untergebracht werden und somit das Gewicht eine Rolle spielt. Aber auch diese Servos kamen aus meiner Schublade, mussten also nicht noch geordert werden.

Ich bin bei der Ausstattung der Mü-13 aber trotzdem (für mich) neue Wege gegangen und habe tatsächlich mal einen richtigen Cockpitausbau und sogar einen Piloten vorgesehen.

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Fragt mich nicht, was mich da geritten hat. Sowas brauche ich eigentlich nicht, da ich meine Modelle fliege und nicht präsentiere. Aber Oldgliders bietet eine optisch sehr schön passende Pilotenpuppe und einen Ausbausatz für das Cockpit an, da konnte ich irgendwie nicht nein sagen. Aber gut, es stand Weihnachten vor der Tür, da darf man (ich) auch mal ungezügelter konsumieren...

Lange Rede, kurzer Sinn: Wir fuhren wie verabredet ca. 250 Km gen Osten um Zbigniew Peksa in seinem Reich zu besuchen. Dort fanden wir genau das vor, was wir erwartet hatten, eine schnucklige Werkstatt, die weniger repräsentativ wirkte dafür aber nach echtem Holzbau roch. Hier werkelt jemand, der für seine Modelle lebt und seinen Job offensichtlich gerne macht.

Die Abholung des Modells war vorbereitet, wir konnten alles in Ruhe begutachten und nach einem sehr angenehmen Gespräch wurde die Beute ins Auto geladen. Hey, das macht Spaß, das ist Weihnachten.

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So kommt der Rohbau aus der Verpackung.​

Zu Hause habe ich natürlich alles noch einmal ausgepackt und sehr genau untersucht. Die Baugruppen werden durch die notwendigen Kleinteile ergänzt, sodass hier nichts mehr besorgt werden muss. Dass einige Piloten dennoch andere Materialien einsetzen, ist zwar verständlich aber nicht wirklich nötig.

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Das Modell ist komplett und ganz klassisch aus Holz gebaut.​

Was bekommt der geneigte Kunde von Oldgliders geliefert? Ich will es mal so formulieren: Das Modell ist rohbaufertig, aber nicht wirklich ready to cover (also ARC wie angepriesen). Dessen sollte man sich bewusst sein. Wer perfekten Holzbau in Museumsqualität erwartet, sucht sich besser einen anderen Hersteller und nimmt dafür natürlich auch deutlich mehr Geld in die Hand. Was hier angeboten wird, ist schon ziemlich typisch polnischer Modellbau, also nicht perfekt. An einigen Stellen wird improvisiert. Aber das Ergebnis ist okay und vor allem funktionell. Die Oberflächen müssen noch geschliffen und so zum Bespannen vorbereitet werden.

In den Flächen und dem Höhenleitwerk sollen die Servos in den Rippen eingebaut werden. Das bedarf mittlerer chirurgischer Fähigkeiten.

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Servohalterung aus ein paar Streifen Sperrholz. Das ist ganz einfach.​

Da ich im Leitwerk Flächenservos eingesetzt habe, wurde diese Klippe hier umschifft. Ich habe im Servoschacht auf die obere Beplankung ein Sandwich aus Balsa und dünnem Sperrholz geklebt, um darauf die Rudermaschine zu verschrauben. Das ist einfach, funktionell und klappte ohne Verrenkungen. Die Servos werden dann über einen MPX-Stecker mit dem Kabelbaum im Rumpf verbunden. Das Leitwerk an sich ist komplett montagefertig und wird mit zwei Schrauben am Heckausleger befestigt. Die Auflagefläche des HLW habe ich noch etwas aufgefüttert, um es optisch besser zu gestalten.

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Im Rumpf sind die Einbaupositionen von Seitenruder- und Schleppkupplungsservo fertig vorbereitet. Bei ersterem ist das völlig okay und die Rudermaschine sitzt nach wenigen Minuten an ihrem Platz.

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Das wäre die originale Einbausituation des Schleppkupplungsservos. Geht gar nicht...​

In der Rumpfspitze sieht das schon wieder ganz anders aus. Über der Servoposition ist der Rumpf beplankt, sodass man von oben weder bohren noch schrauben kann. Ich frage mich bei solchen Situationen, was sich der Konstrukteur dabei gedacht haben mag. Dazu kommt hier noch die Tatsache, dass der Draht der Schleppkupplung locker 2 cm am Servo vorbei geht. Das hieße entweder, einen sehr langen Servohebel zu verwenden oder den Draht zu kröpfen. Beides fällt bei der Schleppkupplung aus einschlägig bekannten Gründen aus. Ich habe das Servo einfach auf einem dünnen Sperrholzbrettchen befestigt und dies in idealer Position auf dem Zwischenboden verklebt. Die Welt kann so einfach und zweckmäßig sein...

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Jetzt liegt das Schleppkupplungsservo in der richtigen Position, noch ohne Befestigung von oben.​

Da der Einbau der Technik in Verbindung mit dem Ausbau des Cockpits wohl überlegt sein will, habe ich zwischendurch schon mal den Möbeltischler gegeben und die Sitze zusammengebaut.

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Eigentlich sollten die Sitzflächen mit Stoff bespannt werden. Dieser lag dem Teilesatz jedoch nicht bei. Das ist nicht so wild, da mir die Gestaltung der Sitzflächen mit 0,6 mm Sperrholz eh viel sympathischer war. Das bringt deutlich mehr Stabilität für das Gestühl und ein sichereres Sitzgefühl für den Piloten, dessen Blick mir irgendwie skeptisch erschien. Die Frästeile für die Sitze sind übrigens sehr gut gefertigt. Dafür gibt es eine Eins.

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Mit den fertigen Sitzmöbeln ließen sich nun jedenfalls die Platzverhältnisse und auch praxistaugliche Einbaupositionen gut erforschen. Ich hatte bei der Mü13 dann doch den Ehrgeiz, das Cockpit so zu gestalten, dass von der Technik möglichst wenig zu sehen sein wird. Das heißt jetzt nicht, dass der Scalefreak in mir erwacht wäre. Aber so alte Flugzeuge haben einen ziemlich überzeugenden Charme, den ich nicht über Gebühr schänden wollte. So habe ich also unter dem Zwischenboden Brettchen für die beiden Akkus und den Empfänger eingebaut. Die Akkuweiche kommt dann im unteren Rumpfbereich, also dort, wo er voll beplankt ist, an die Außenwand. Geschaltet wird ja mit einem Magneten, der auch durch das 3 mm Balsa hindurch funktioniert. So bleiben alle Einbauten von oben unsichtbar, ich kann sie aber durch den verschraubten Zwischenboden jederzeit schnell erreichen. Im Rückblick hätte ich mal zählen sollen, wie oft ich den Zwischenboden und die Sitze ein- und ausgebaut habe... Schon irre, wie lange es dauert, bis es wirklich passt und ordentlich aussieht.und ich bin sicher nicht der absolute Perfektionist.

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Die beiden Akkus werden mit einer tollen Einbauwanne geliefert, die normalerweise im Rumpf verschraubt wird. Das fand ich ja mal super professionell. Leider ist für diese Wannen zwischen den Spanten nicht ausreichend Platz, sodass ich sie weglassen musste. Der Teufel ist eben doch ein Eichhörnchen! Die Akkus sind letztlich noch ganz nach vorne unter das Schleppkupplungsservo gewandert. Der Schwerpunkt dankt es.

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Die Technik ist im Keller, darüber kommen dann die beiden Pilotensitze.​

Nachdem die Inneneinrichtung soweit vorbereitet war, widmete ich mich meiner „Lieblingsbeschäftigung“, dem Schleifen. Wir werden einfach keine Freunde mehr in diesem Leben. Aber ich hatte ja schon geschrieben, dass der Teilesatz nicht „Almost ready to cover“ ist. Die Streichelstunden sorgen zumindest für eine innigere Bindung zum Modell und ich konnte dabei auch fast jede Verklebung begutachten. Diese sind wirklich ordentlich ausgeführt. Auch die Beplankung mit 3 mm Balsa ist so stabil, dass man nicht gleich durchbricht, wenn das Modell angehoben wird. Die offene Stäbchenbauweise fordert hier mehr Vor- und Umsicht. Das passt aber auch gut zu so einem Modell. Es möchte eben mit Respekt behandelt werden.

Zum Fahrwerk nur so viel: Aus reinem Eigenwillen habe ich das mitgelieferte Rad gegen eines von Fema getauscht. Mit der Kufe vor dem Rad wollte ich nicht den großen Aufwand treiben, da sie am Modell nicht die gleiche Bedeutung hat, wie beim Original. Ich habe also die Landekufe fest auf Holzklötzen und nicht auf Gummi gelagert, den ganzen Kram verkleidet und gut ist. Hier brach wieder der Hang zur Einfachheit durch. Was nämlich da unter der Bespannung ist, sieht kein Mensch. Ach ja, so komplett ungefedert ist die Kufe gar nicht. Zwischen den Klötzen und zum Rad hin gibt sie dem Druck von unten durchaus etwas nach. Eigentlich perfekt so.

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Die Dame von der Qualitätskontrolle ist immer mal wieder dabei...​

Der Rumpf war jetzt eigentlich fertig zum Bespannen. Ich habe noch schnell die Scheiben unterhalb der Kabinenhaube zugeschnitten und die letzten Stellen gespachtelt und geschliffen. Aber irgendwann muss es damit gut sein. Es ist und bleibt ein Oldtimer, der muss nicht perfekt werden.

Ich konnte also endlich die Flächen auf den Tisch holen. Diese sind wirklich von beachtlicher Festigkeit, auch wenn das nicht so aussieht. Trotzdem hält sich das Gewicht in Grenzen. Die Oberflächen sind im Vergleich zum Rumpf deutlich besser, feiner. Da muss tatsächlich weniger Schleifstaub produziert werden.

Ich habe mich aber zuerst um die beiden zu bedienenden Steuerorgane gekümmert, also die Störklappen und Querruder. Die Klappen sind mit Gewebe fertig anscharniert. Das ist nicht besonders leichtgängig aber okay. Um das Servo im Ruhezustand zu entlasten, habe ich kleine Magnete eingebaut, welche die Deckel geschlossen halten. Sie haben nicht besonders viel Haltekraft, um dem Servo beim Aufdrücken nicht unnötig viel Widerstand zu leisten. Das ist alles ganz simpel gefertigt und eingeklebt.

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Servohalterungen werden gebaut.​

Die Servobefestigungen habe ich gleich als „Kleinserie“ für alle vier Flächenservos gefertigt. Das ist dann ein Abwasch und vor allem überall auch mechanisch identisch. Es dauert auch nicht lange, denn die Teile sind in 20 Minuten angefertigt. Auch in den Flächen sollen die Rudermaschinen eigentlich in die Rippen geschraubt werden. Beim Bausatz wäre das okay und machbar, beim fertigen Modell eben nicht oder nur mit Klimmzügen. Also werden die Servohalterungen einfach auf die vorhandenen Brettchen bzw. Beplankungen geklebt und gut ist es. Eigentlich Standartkram, den man auch gleich so vorsehen könnte.

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So sind die Flächenservos eingeklebt.​

Die Bilder zeigen, dass sich in den Flächen keine außergewöhnlichen Dinge verbergen. Das nenne ich klassischen Modellbau, der gut funktioniert. Die Querruder sind ordentlich lang und werden sich im Flug bei grober Behandlung sicher auch verwinden. Das ist aber nicht schlimm. Denn erstens ist die Mü 13 keine Rennziege und zweitens keine Kunstflugdiva. Mit anderen Worten: Das Modell wird so bewegt, dass sich das nicht auswirken wird.

Ach ja, eine erste Montage der Flächen an den Rumpf zeigte eine erstaunlich gute Passung. Hey, das ließ den Mirko grinsen. Was nicht perfekt war: Die Steckung hatte in den Hülsen etwas viel Spiel, sodass hier Nacharbeit angesagt war. Bei einem Vierkant lässt sich das aber viel einfacher und schneller erledigen, als bei einem Rundstab. Ich füttere nämlich lieber etwas auf, als mühselig abzuschleifen. Daher war das kein Akt.

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Der Flächenverbinder hat Untermaß, es muss aufgefüttert werden...​

Insgesamt ist die Ausrüstung der Flächen sehr schnell erledigt, das kann man in 2-3 Tagen ohne Hektik erledigen. Wobei das Anfertigen des „Kabelbaums“ und des Flächenanschlusses desselben noch einmal ein paar Stunden beansprucht, wenn es ordentlich werden soll.

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Ich bereite die Servos in den Flächen komplett anschlussfertig vor, sodass ich nach dem Bespannen nur noch die Gestänge einhänge und fein justiere. Wobei bei den Störklappen durch die innen liegende Anlenkung auch das schon vorher erledigt ist. Die beiliegenden Deckel für die Servoschächte habe ich durch Exemplare aus Balsaholz ersetzt. Das kann ich viel besser dem Profilverlauf anpassen.

Na ja, dann bleibt ja noch die Schleiferei der Flügel übrig, auch wenn hier, wie schon erwähnt, vergleichsweise wenig Staub anfällt.

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Die Bügelorgie ist in Gange.​

So wird die Mü-13 schneller fertig zum Bespannen, als es zu Beginn den Anschein hatte und ich musste meine Überlegungen zu den farblichen Akzenten forcieren. Dass die Grundfarbe Gelb und die Zweitfarbe Rot wird, stand natürlich fest, denn das Oratex lag schon in der Werkstatt. Klar war auch, dass das Design wieder sehr schlicht sein soll. Ich finde, dass passt einfach besser zu einem Oldtimer (Modell wie Pilot). Die Farbe Sonnengelb ist recht kräftig und satt und sieht meiner Meinung nach richtig gut aus. Zusammen mit dem klassischen Fokkerrot ergibt das einen gefälligen Farbkontrast, der nicht so knallig ist, aber trotzdem eine gute Sichtbarkeit am Himmel ergibt.

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Die Bügelorgie beginnt auch bei mir immer wieder mit den Leitwerken. Die sind auch relativ schnell eingekleidet. Die Flächen sind zwar groß, aber doch sehr einfach zu bespannen. Das macht mit Oratex auch immer wieder Spaß, da es deutlich einfacher und fehlertoleranter zu verarbeiten ist, als klassisches Oracover. Da liegen dann schon zwei ziemlich große gelbe Bretter auf dem Tisch. Ich hatte noch kurz vorher weitere 5 Meter Gewebe bestellt, weil mir schwante, dass die vorhandene Menge nicht reichen wird. Wie es immer so ist mit dem Teufel, der ein Eichhörnchen ist: Ich konnte mit etwas über 5 m Oratex die kompletten Flächen bespannen und hatte somit noch genug Material für den Rumpf übrig... Das heißt, mein nächster Segler wird wohl wieder goldgelb werden...? Na, mal kieken...

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Für gerade Farbkanten musste ich Maskierband kleben, gar nicht so einfach.​

Der Rumpf war schon eine kleine Herausforderung, da ich die Seiten jeweils in einem Stück bespannen wollte. Für einen Anfänger wäre das wohl recht frustrierend. Mich kostete es insgesamt drei Tage, bis die Mü-13 adäquat angezogen war, da brennen schon mal die Füße. Das Ergebnis ist okay, denn meine Fehler sind aus drei Metern Entfernung nicht mehr zu sehen.

Um den Schwerpunkt einzustellen, habe ich etwa 1430 g Blei in die Rumpfspitze verfrachtet. 200 g davon sind „lose“ eingebaut, um den Schwerpunkt eventuell noch etwas variieren zu können. Ob das notwendig sein wird, zeigt aber erst die Flugerprobung.

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Cockpit in der Bauphase​

Jetzt konnte ich auch vorläufig das Cockpit einrichten, also Panels, Stühle und Piloten einbauen und mich am Anblick erfreuen. Es ist ja ein recht einfacher, aber trotzdem schön anzuschauender Pilotenarbeitsplatz entstanden.

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Er guckt noch immer etwas skeptisch...​

Außen tat ich mich wieder sehr schwer, weil ich, was Design angeht, ein absoluter kreativer Tiefflieger bin. Nachdem ich mich durchgerungen hatte, die Schriftzüge von Oldgliders zu verwenden und mein Entwurf umgesetzt werden sollte, stellte ich fest, dass die geplotteten Teile ums Verrecken nicht von der Trägerfolie wollten. Dabei sah das matte Schwarz sogar richtig gut aus. Ich habe mich dann entschieden, mich an meinen Freund zu wenden und mir die Sachen neu plotten zu lassen.

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Frei nach der Devise, weniger ist mehr, habe ich mich mit dem Dekor doch zurückgehalten. Mir gefällt es. Und das ist wohl entscheidend. So war das Modell also Anfang Januar flugbereit und es musste nur noch „Wetter“ her, also bitte wenigstens zweistellige Temperaturen und als Prämie vielleicht noch ein paar Sonnenstrahlen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass es ziemlich frustrierend ist, wochenlang warten zu müssen, während der Rumpf flugfertig auf dem Tisch steht und nur darauf lauert, nach draußen getragen zu werden.

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Die Dame von der Qualitätskontrolle im Außendienst.

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Ich habe mich dann Mitte Februar entschieden, einen Aufbau des Modells unter Feldbedingungen durchzuführen und Fotos zu machen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt ja nicht, wie lange der Erstflug noch warten muss.

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Ich wollte den Artikel aber auch nicht auf die lange Datenbank schieben. Also beende ich einfach an dieser Stelle den Beitrag und verspreche, die ersten Eindrücke und Bilder vom Fliegen umgehend nachzureichen. Das hält ja auch die Spannung etwas hoch...

Aber ganz im Ernst, ich habe da gar keine Bedenken. Was so aussieht, muss einfach auch ordentlich fliegen. Ich werde berichten.

Ein ganz kurzes, vorläufiges Fazit sei mir aber schon mal erlaubt:
Das rohbaufertige Modell erschien mir in vielen Details recht lieblos zusammengebaut. Der "typische deutsche" Modellbauer mit Hang zum Perfektionismus bekommt da sicher schnell einige Pickel. Aber es ist immerhin alles ausreichend robust und vor allem auch ohne Verzüge gebaut. Die Flächen passen ohne Nacharbeiten an den Rumpf, die Leitwerke ebenso. Letztlich zählt das Ergebnis. Das ist wirklich okay. Hier entsteht kein aalglatter Hochleistungssegler. Das wird ein Oldtimer! Zu einem solchen passt, meiner Meinung nach, dieses Erscheinungsbild ziemlich gut.

Nachtrag zum Erstflug (aus Kommentar 5)

Erstmal Danke für die positiven Rückmeldungen. Hier der Nachtrag zum Fliegen, der inzwischen auch schon einige Wochen alt ist:

Es kam natürlich wieder, wie es kommen musste:
Ich schreibe im Artikel ganz großspurig, dass der Flugbericht nachgereicht werden muss, weil es einfach kein Wetter gibt. Und dann? Wetter... Okay, es war sonnig, nicht zu kalt aber doch ziemlich windig und böig.
Aber ich war heiß und wollte es wissen. Also mussten Manni und seine Maule ran und wir machten den ersten Schlepp in 2024, während der Artikel gerade in die Warteschleife gelegt wurde.
Nein, die Mü-13 flog nicht wie auf Schienen hinter dem Schlepper her und ich musste auf Höhe trimmen. Der kräftige Wind sorgte für einige kritische Momente, wo ich mehr als deutlich in die Ruder greifen musste. Aber hey, es war ein Erstflug... Die Störklappen brauchten deutliches Tiefenruder, was ich bei der ersten Landung noch manuell ausgesteuert habe. Alles in allem war die Kiste aber heil wieder am Boden und nach kurzem Durchatmen hingen wir das Schleppseil noch einmal ein. Jetzt stimmte zumindest die Trimmung schon mal und ich hatte den Mischer für die Tiefenruder-Beimischung zu den Klappen offen. So konnte ich in größerer Höhe den richtigen Wert einstellen, sodass die Nase beim Bremsen schön nach unten geht und das Modell weiter Fahrt macht. Damit gelang die zweite Landung dann auch schon viel entspannter.

Wir haben nach den zwei Schlepps jedoch beschlossen, das weitere Einfliegen zu vertagen, da es doch echt bockig war, also in der Luft, nicht bei uns. Es hätte hier gar keinen Sinn gemacht, vielleicht noch mit dem Schwerpunkt und Rudereinstellungen zu spielen.

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Zur Höhenrudertrimmung: Ich hatte die auf dem Bautisch so Pi mal Daumen eingestellt. Sie stand aber doch deutlich auf tief. Jetzt sind die Ruder optisch auf Null gestellt. Ich gehe also davon aus, dass der Schwerpunkt nicht großartig angefasst werden muss. Wie schon öfter angemerkt, bin ich eh nicht der Superduperoptimierer. Wenn die Mü-13 ausgewogen fliegt und keine Zicken macht, ist es für mich völlig okay.

Ich selbst hatte gar keinen richtigen Blick für das Flugbild, ich war doch ziemlich konzentriert mit dem Steuern beschäftigt. Immerhin handelt es sich um einen ausgewachsenen 5 m Segler, auch wenn das Modell recht zierlich wirkt. Die Kiste möchte also geflogen werden. Und wie bei jedem Modell müssen wir uns natürlich erst einmal kennenlernen, also immer schön sachte.
Aber die Kollegen meinten, das Teil sieht richtig gut aus. Und die haben natürlich recht. Ne?

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Eine Woche später konnten wir bei ebenfalls suboptimalen Bedingungen weitere Flüge absolvieren. Hier hatte ich die Differenzierung auf den Querrudern von 50% auf 20 % zurückgenommen. Damit hatte ich etwas mehr Ausschlag und größere Wendigkeit. Die macht sich vor allem beim Aussteuern von stärkeren Böen ganz gut.

Die Schlepps waren jetzt schon viel harmonischer und ich merkte, dass sich das Modell deutlich vertrauter anfühlte. Die Mü-13 setzt sich gut gegen den Wind durch und ist sicher kein Wiesenschleicher. Okay, Rennziege auch nicht, aber sie fliegt schon mit guter Grundgeschwindigkeit. Bei den Landungen mit Seitenwind merkt man (ich), dass die Bremswirkung der Störklappen nicht brutal ist. Ich muss den Endanflug schon ziemlich lang machen und frühzeitig den Anker werfen, also Klappen raus und ans Höhenruder hängen, um Fahrt und Höhe abzubauen. Die knapp 9 Kg schieben doch ganz gut, zumindest, wenn es gar keinen Wind von vorn gibt.

Aber das Modell lässt sich in dieser Phase sehr angenehm steuern und schwebt super schön aus. Damit lassen sich Landungen zelebrieren, was ich wirklich mag. Überhaupt kann ich die Mü-13 sehr unkompliziert dirigieren und auch mal auf der Flächenspitze umdrehen. Kunstflug habe ich nicht probiert, will ich auch gar nicht so richtig. Das hat bei diesem Modell schon wieder was von Vergewaltigung. Ich kann mir noch nicht so richtig vorstellen, den Holzhaufen durch eine Rollen zu prügeln...

Die ersten (Flug) Eindrücke waren also okay. Wir hatten jetzt auch noch einige Male die Gelegenheit, die schöne Polin zu zotteln. Dabei bestätigte sich weitestgehend das Gefühl, hier ein ziemlich gut fliegendes Modell am Start zu haben. Mir gefällt die olle Holzbude. Die Saison kann also endlich richtig in Gange kommen...! Ick freue mir.

Gruß Mirko
--------------------

Technische Daten: Scheibe Mü-13E 'Bergfalke' von Oldgliders
Einheit
Maß - Bemerkung
Spannweite
mm​
5000
Länge
mm​
~2300
Fluggewicht
kg​
8,94
Weitere Angaben
Maßstab
----​
1 : 3,5
Bauweise
----​
komplett klassische Holzbauweise, rohbaufertig
Funktionen
----​
Höhe, Seite, Quer, Störklappen, Schleppkupplung
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das hast du gut hinbekommen, besonders die letzte Gegenlichtaufnahme wo das Rumpfgerüst so ein wenig durchscheint sieht sehr schön aus. Fast wie ein Großer...
 
Erstmal Danke für die positiven Rückmeldungen. Hier der Nachtrag zum Fliegen, der inzwischen auch schon einige Wochen alt ist:

Es kam natürlich wieder, wie es kommen musste:
Ich schreibe im Artikel ganz großspurig, dass der Flugbericht nachgereicht werden muss, weil es einfach kein Wetter gibt. Und dann? Wetter... Okay, es war sonnig, nicht zu kalt aber doch ziemlich windig und böig.
Aber ich war heiß und wollte es wissen. Also mussten Manni und seine Maule ran und wir machten den ersten Schlepp in 2024, während der Artikel gerade in die Warteschleife gelegt wurde.
Nein, die Mü-13 flog nicht wie auf Schienen hinter dem Schlepper her und ich musste auf Höhe trimmen. Der kräftige Wind sorgte für einige kritische Momente, wo ich mehr als deutlich in die Ruder greifen musste. Aber hey, es war ein Erstflug... Die Störklappen brauchten deutliches Tiefenruder, was ich bei der ersten Landung noch manuell ausgesteuert habe. Alles in allem war die Kiste aber heil wieder am Boden und nach kurzem Durchatmen hingen wir das Schleppseil noch einmal ein. Jetzt stimmte zumindest die Trimmung schon mal und ich hatte den Mischer für die Tiefenruder-Beimischung zu den Klappen offen. So konnte ich in größerer Höhe den richtigen Wert einstellen, sodass die Nase beim Bremsen schön nach unten geht und das Modell weiter Fahrt macht. Damit gelang die zweite Landung dann auch schon viel entspannter.

Wir haben nach den zwei Schlepps jedoch beschlossen, das weitere Einfliegen zu vertagen, da es doch echt bockig war, also in der Luft, nicht bei uns. Es hätte hier gar keinen Sinn gemacht, vielleicht noch mit dem Schwerpunkt und Rudereinstellungen zu spielen.


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Zur Höhenrudertrimmung: Ich hatte die auf dem Bautisch so Pi mal Daumen eingestellt. Sie stand aber doch deutlich auf tief. Jetzt sind die Ruder optisch auf Null gestellt. Ich gehe also davon aus, dass der Schwerpunkt nicht großartig angefasst werden muss. Wie schon öfter angemerkt, bin ich eh nicht der Superduperoptimierer. Wenn die Mü-13 ausgewogen fliegt und keine Zicken macht, ist es für mich völlig okay.

Ich selbst hatte gar keinen richtigen Blick für das Flugbild, ich war doch ziemlich konzentriert mit dem Steuern beschäftigt. Immerhin handelt es sich um einen ausgewachsenen 5 m Segler, auch wenn das Modell recht zierlich wirkt. Die Kiste möchte also geflogen werden. Und wie bei jedem Modell müssen wir uns natürlich erst einmal kennenlernen, also immer schön sachte.
Aber die Kollegen meinten, das Teil sieht richtig gut aus. Und die haben natürlich recht. Ne?

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Eine Woche später konnten wir bei ebenfalls suboptimalen Bedingungen weitere Flüge absolvieren. Hier hatte ich die Differenzierung auf den Querrudern von 50% auf 20 % zurückgenommen. Damit hatte ich etwas mehr Ausschlag und größere Wendigkeit. Die macht sich vor allem beim Aussteuern von stärkeren Böen ganz gut.

Die Schlepps waren jetzt schon viel harmonischer und ich merkte, dass sich das Modell deutlich vertrauter anfühlte. Die Mü-13 setzt sich gut gegen den Wind durch und ist sicher kein Wiesenschleicher. Okay, Rennziege auch nicht, aber sie fliegt schon mit guter Grundgeschwindigkeit. Bei den Landungen mit Seitenwind merkt man (ich), dass die Bremswirkung der Störklappen nicht brutal ist. Ich muss den Endanflug schon ziemlich lang machen und frühzeitig den Anker werfen, also Klappen raus und ans Höhenruder hängen, um Fahrt und Höhe abzubauen. Die knapp 9 Kg schieben doch ganz gut, zumindest, wenn es gar keinen Wind von vorn gibt.

Aber das Modell lässt sich in dieser Phase sehr angenehm steuern und schwebt super schön aus. Damit lassen sich Landungen zelebrieren, was ich wirklich mag. Überhaupt kann ich die Mü-13 sehr unkompliziert dirigieren und auch mal auf der Flächenspitze umdrehen. Kunstflug habe ich nicht probiert, will ich auch gar nicht so richtig. Das hat bei diesem Modell schon wieder was von Vergewaltigung. Ich kann mir noch nicht so richtig vorstellen, den Holzhaufen durch eine Rollen zu prügeln...

Die ersten (Flug) Eindrücke waren also okay. Wir hatten jetzt auch noch einige Male die Gelegenheit, die schöne Polin zu zotteln. Dabei bestätigte sich weitestgehend das Gefühl, hier ein ziemlich gut fliegendes Modell am Start zu haben. Mir gefällt die olle Holzbude. Die Saison kann also endlich richtig in Gange kommen...! Ick freue mir.

Gruß Mirko
 
Hallo Mirko,

vielen Dank für den kurzweiligen Bericht zum schönen Flieger. Gefällt mir sehr gut.

Tschüß
Knut
 
Schön Mirko, das Du so viel Platz zum bauen deiner Holzkomoden hast.
Das Modell ist dir wieder einmal fabelhaft gelungen und auch deinem Bericht entnehme ich, daß Dir dein Humor nicht abhanden gekommen ist.
Hoffentlich laufen wir uns gelegentlich mal wieder über den Weg, es würde mich freuen.

Beste Grüße, Karsten.
 

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