Scud 1 - mit Motor

wersy

User
Vor acht Jahren habe ich mal für einen Freund die Spanten für den Rumpf gezeichnet. Das Modell sollte im Maßstab 1:2,5 gebaut werden.
Das Original war ein preiswerter Segler von 1931 mit 7,72 m Spannweite.

1618413630422blob.png

In diesem Forum gibt es dazu mehr Informationen und die Beschreibung eines Nachbaues mit 3,1 m Spannweite:
http://www.retroplane.net/forum/viewtopic.php?t=5215

Wegen der Probleme mit dem Schwerpunkt bei Fliegern mit Leitwerk, habe ich nach meinem ersten Motorsegler nur noch Nuris gebaut. Da mich dieser ungewöhnlich primitive Rumpf aber schon von Anfang an begeistert hat, und es mir mit LW PLA möglich erschien, wollte ich es nun doch mal probieren. Sicherheitshalber habe ich den Rumpf vorn etwas verlängert.
Interessant finde ich auch die (drei gleichen) Pendelruder. Sie erinnern mich stark an meine letzten Surfsegel mit ausgestelltem Top und voll durchgelattet. Es fehlt nur noch der Gabelbaum.

So wie bei diesem Nachbau gut zu sehen ist:

s-l1600.jpg



Leider ist er doch schwerer geworden als gehofft. Wegen erforderlichem Ballast, bringt er selbst als reiner Segler (Spannweite 1,5 m) schon etwa 950 g auf die Waage. Da kann ich auch gleich einen Motor einbauen, dann ist er 100 g schwerer und kommt auf ca. 37 g/qdm. Fliegen wird er so oder so etwas „untypisch“…

Nicht sehr „scale“ ist auch die Montageöffnung. Um an die Komponenten einigermaßen dranzukommen, ist die Öffnung „etwas“ größer geworden. In Rumpffarbe sieht das auch nicht besser aus, so habe ich aus der Not eine Tugend gemacht, und für den Deckel eine auffällige Farbe gewählt.


Schud schräg vorn 3.jpg


Scud Einstieg.jpg


Scud Seite.jpg


Scud schräg hinten.jpg



Scud Draufsicht.jpg


Natürlich sind alle Teile nur gesteckt und verschraubt. Bin gespannt, wie viele Teile noch wiederverwertbar sind, falls er zu schnell runter kommt…

Es sind nur noch Kleinigkeiten zu erledigt, aber bis wir nach der Urlaubszeit einen Flugtermin vereinbaren können, wird es schon noch einige Wochen dauern.

.
 

wersy

User
Gestern konnten wir endlich den Erstflug starten :)
Mit dem Wetter hatten wir Glück. Nachdem es geregnet hatte, war es nicht mehr so warm und angenehm bewölkt. Der Wind frischte allerdings etwas auf, womit der kleine Scud aber noch gut zurechtkam. Über längeren Zeitraum konnten wir ihn gegen den Wind gleiten lassen. Davon ist aber kaum was zu sehen, da ich viel rausschneiden musste.

https://youtu.be/MmHJbaai0sc
 
Servus Michael,

schönes Video, trotz deines Schnitt 😉 Ist es angedacht die STL zu veröffentlichen?

Gruß Udo
 

wersy

User
Hallo Udo,

danke, die Filmerei war mal wieder chaotisch. Ehe ich mich versah, ging es schon los. Bei eingestelltem Weitwinkel war der Kleine schon kurz nach dem Start kaum noch zu sehen.
Dann später viel zu stark rangezoomt. Das ist besonders bei der Landung sehr schade, weil man dadurch keinen rechten Eindruck über die räumlichen Verhältnisse beim Anflug bekommt.

Bei der Landung kam er im Gleitflug so schnell rein, dass Andreas drücken musste, um ihn runter zu kriegen. Wir müssen mal sehen, ob man auf der DX6 ein Butterfly programmieren kann.

Nachdem ich das Video in der ganzen Länge überprüft hatte, hat der Wind so aufgefrischt, dass wir einen zweiten Start nicht mehr riskieren wollten.

Die STLs wollte ich hochladen, aber ohne reichlich Bildmaterial ist die Montage nicht einfach nachzuvollziehen. Zum Beispiel habe ich den Rumpf im Bereich des Einstieges mit etlichen Teilen innen verstärkt. Das ist wichtig, da sich durch die Aussparung des Einstieges eine Sollbruchstelle ergibt, besonders da die abgestrebte Tragfläche dran rüttelt.
Die Montageöffnung vorn hatte ich nachträglich ausgeschnitten, und den Rahmen innen reingeklebt, das muss noch gezeichnet werden.
Bis ich das alles zusammen habe, kann es noch dauern.
 
Servus Michael,

kurze Frage zu deiner Beschreibung oben: Wie und mit was hast du verstärkt (Material)?

Gruß Udo
 

wersy

User
Hallo Udo,

an den Seiten sind zwei zusammengesetzte Schienen (stringer 1,2) und am Boden eine durchgehende Schiene (stringer 3) eingeleimt, alle aus PLA. Sie haben eine Verdickung an den Stellen, an denen die Schrauben für die Anschlagpunkte der seitlichen Tragflächenabstrebung sitzen.
Zusätzlich werden die Seitenflächen mit einer Verbindungsplatte (stiffener plate) versteift.

stringer.jpg

Das vordere Rumpfteil (fuselage 1), incl. Motorspant (motor bracket) und Rahmen (nose frame) ist aus PLA.
Im Nachhinein denke ich, dass das Rumpfteil (grün) auch in LW PLA stabil genug wäre. Das habe ich allein schon deswegen aus PLA gedruckt, um vorn mehr Gewicht zu haben. In LW PLA könnte man aber rund 130 g einsparen und stattdessen ganz vorn mit etwas Bleiballast ausgleichen.

In Rumpf 3 habe ich in den Ecken lediglich 1,5 mm Karbonrohre eingeleimt. Der Spant ist zwar nicht erforderlich, trotzdem habe ich ihn eingeklebt, falls mal jemand den Rumpf dort zu fest anpackt.

Rumpf 3 stringer.jpg


Der Rumpf besteht aus insgesamt 4 verschraubbaren Teilen. Das hintere Teil muss auf jeden Fall demontierbar sein, damit man an die Rudermechanik kommt.


Rudermechanik.jpg



Auch die Tragfläche ist vollständig demontierbar, so dass sämtliche Druckteile austauschbar sind.
Der 1 Meter lang Hauptholm aus 8 mm Karbonrohr wird nach außen mit zwei 6 mm Karbonrohre verlängert. Die können auch, statt eingeleimt, in das 8 mm Rohr geschoben und verschraubt werden.

M4 Verbindung v6.jpg


Während die Tragfläche Routinearbeit war, stellte sich allein die Außenform des Rumpfes als viel problematischer heraus, als angenommen. Hier hat Fusion wieder mal jede Menge Fallstricke parat.
Nicht nur dass sich Anpassungs Splines nicht immer parametrisieren lassen (Rumpf wurde breiter als hoch), die Außenflächen werden auch zweifach gewölbt, wenn man die übliche Erhebung anwendet. Dass die auch über die Längsachse gewölbt waren, habe ich erst bemerkt, als der Rumpf schon zur Hälfte fertig war. Also alles noch einmal...
 
Zuletzt bearbeitet:
Bohh, bin fast erschlagen ;)

DANKE für die ausführliche Antwort und die vielen Skizzen.
Was mich begeistert ist unter andrem die Idee mit der Nylonschraube. Mit LW-Pla habe ich noch nicht so viel Erfahrung, aber ich bleibe dran.
Die Idee mit der "stiffener plate2 werde ich bei meinem Projekt auch mal probieren, bis dato. habe ich immer die Dicke bzw. das Infill geändert, mit entsprechendem Gewichtszuwachs.

Gruß Udo
 

wersy

User
Die Idee mit der "stiffener plate2 werde ich bei meinem Projekt auch mal probieren, ...

Hallo Udo,

die Platte mit Überlappung zum Anschlussteil habe ich mitgedruckt. Das hilft auch beim passgenauen Ausrichten der Teile beim Zusammenleinem. Allerdings habe ich nicht viel Vertrauen in die Layerhaftung.
Deswegen noch die „stiffener plate“ drauf – als „Hosenträger" :)

Verbindungslasche.jpg
 
Die rausstehenden Beine haben was 😉😀

Gruß Udo
 

HAJU-69

User
Hallo Michael,
Dein Scud1 Modell im 3D-Druck ist schon wirklich etwas "Besonderes" Alle Hochachtung für Deine Konstruktion und die dabei eingesetzten Lösungen - zum Beispiel für die Ruderanlenkung und die Holmverbindungen in der Tragfläche. Und erst der Rumpf mit seinen vielen Bestandteilen im Innern sind eine echte Herausforderung - und das alles im 3D-Druck. Dagegen erschein mir der Druck Deines "Speedy" ein echtes Einsteigerprojekt gewesen zu sein - zumindest für mich.
Also Daumen hoch für diesen schönen Scud1 (und auch dem jetzt noch etwas blassen Piloten im Cockpit) 😉 .

Grüße
Hans-Jürgen
 

wersy

User
Hallo Hans-Jürgen,

danke, das war auch eine Heidenarbeit, was sich erst nach und nach ergeben hat.
Angefangen habe ich am Heck und dann so nach und nach, nach vorn durchgearbeitet.

Am Heck entstanden schon die ersten Probleme. Als das Heckteil einschließlich Leitwerk und Rudermechanik fertig war, erschienen mir die Platzverhältnisse bei den Ruderhebeln doch recht eng. Also alles noch einmal eine Nummer größer, von Spannweite 1,3 Meter auf 1,5 Meter umgeplant und neu gedruckt. Ist zwar immer noch etwas eng, aber die Ruderhebel haben wenigstens Platz für 2 Stellschrauben bekommen.
Inzwischen habe ich dem Heck auch eine Kufe spendiert, damit dass das Höhenleitwerk nicht durch Bodenkontakt beschädigt wird.

Also Daumen hoch für diesen schönen Scud1 (und auch dem jetzt noch etwas blassen Piloten im Cockpit) 😉 .

Ja, der Pilot ist sehr blass geworden, als er mitbekommen hat, dass er demnächst damit fliegen soll...
Nun ist er geschminkt, und einen Schal bekommt er auch noch.

Pilot am Drucker.jpg
 

wersy

User
Der Pilot hatte auch am Dienstag seinen großen Tag. Nachdem geprüft wurde, ob der Schal auch richtig sitzt…

vlcsnap-2022-09-07-08h25m52s084.png


…und sich im Wind nicht verheddert …

vlcsnap-2022-09-07-08h29m50s236a.png


…ging es auch schon an den Start.

Durch die Kufe am Heck und einige Verstärkungen am Leitwerk war der Flieger doch etwas zu hecklastig geworden.
Mit 10 Gramm Ballast an der Nase sah das beim zweiten Flug schon besser aus – aber…
Plötzlich ging es steil nach unten, er reagierte auf kein Ruder mehr. Erst kurz vor dem Aufschlag zog er plötzlich Nase hoch, etwas Hoffnung keimte auf, aber es war zu spät...

Das ist schon mein zweiter Flieger, der auf diese Weise vorzeitig runter kam. Wie ich nun von anderen erfahren habe, kann es in sehr seltenen Fällen passieren, dass es bei einem Empfänger, der nicht auch von Spectrum ist, zu kurzzeitigen Empfangsstörungen kommen kann.
Leider habe ich den Empfänger damals nicht aussortiert, oder wenigstens markiert. Ich kann also nicht sagen, ob es sich nun um denselben Empfänger gehandelt hat.

Bei einem so heftigen Aufprall hilft es nicht viel, dass die Rumpfteile verschraubt sind. Da ist nichts mehr zu gebrauchen.
Bei der gesteckten Tragfläche sieht das besser aus. Das Mittelteil, mitsamt der beiden Teile, an die die Verstrebungen geschraubt werden, die Servosegmente, die Querruder und die Flügelenden sind heil geblieben.
Vielleicht drucke ich noch mal nach, die GCodes habe ich – und der Winter ist lang…

Und ja, der Pilot hat bis zuletzt die Stellung gehalten, saß immer noch brav auf seinem Sitz, nur der Kopf war nicht mehr dran.

Das Video:

https://youtu.be/fy4OMakPris
 

HAJU-69

User
Hallo Michael,
... das ist wirklich blöd gelaufen - zumal der Scud von seinen Flugeigenschaften wohl eher unkritisch war. Umso ärgerlicher ist es, wenn der Fehler vermutlich in der Elektronik oder dem Signalempfang zu suchen ist. Der Scud ist schon vom Erscheinungsbild außergewöhnlich und ist damit der Aufmerksamkeit der Vereinskollegen auf dem Platz sicher.

Aber der Verlust eines Modells gehört (leider) auch zu unserem Hobby. Ich kenne keinen langjährigen Modellpiloten, dem nicht schon Modelle aus unterschiedlichsten Gründen verloren gegangen sind. Und bei den 3D-gedruckten Modellen ist die Ausfallrate bestimmt nicht geringer, eher das Gegenteil ist der Fall - ist doch jedes neu entworfene und gedruckte Modell ein neues Experiment.

Also Kopf hoch und auf ein Neues - aber möglichst nicht mehr mit diesem Empfänger (oder auch Regler ?) 😉

Viele Grüße
Hans-Jürgen
 

wersy

User
Hallo Hans-Jürgen,

danke für deine tröstenden Worte „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ :)

Einmal war ich dabei, als sich ein Modell in Richtung Siedlung davon machte. Es war ein sehr aufwändig gebautes Scale Model. Es sollte am nächsten Tag verkauft werden…

Bei der Scud hat es mir besonders leid getan, weil auch viel Arbeit drinsteckt, und mein einziger Oldtimer ist.
Der andere Verlust war mein erster Buratinu. Ich bat darum, das Verhalten nach einem Strömungsabriss zu testen. Die Sicherheitshöhe hatte er gerade erreicht…

Du erwähnst den Regler. Kann der auch die Ursache sein?
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten