Moin,
ist schon klasse, was für ein Politikum aus 3 kleinen Lötverbindungen resultieren kann
. Um ehrlich zu sein, ich habe noch keinen Flieger abstürzen sehen, weil eine korrekt ausgeführte Lötung oder aber eine korrekt zugentlastete steckung versagt hätten
. Rückschluss gerne zugelassen, die Gegenbeispiele fallen regelmäßig runter. Wenn irgendwas hier grob fahrlässig ist, dann höchstens Leuten einen Lötkolben in die Hand zu geben, die den Unterschied zwischen Löten und Kleben nicht kennen
.
Temperaturzyklen wie im Automobilbau gefordert kommen auf Lötungen im Modellbau zum Glück nicht oft zu, dementsprechend können wir Lötstellenzerrüttung glücklicherweise ausklammern
. Bleiben die mechanischen Aspekte: In einer Lötstelle wird ein flexibles Kabel auf ein mal starr oder wird an einen starren Körper angebunden:
Christian Schirmer schrieb:
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Ich finds gut und kann keinen Nachteil finden. Die Lötungen auf der Platine gefallen mir wesentlich besser, als wenn man zwei Litzen miteinander verlötet.
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Verlöte ich 2 Litzen miteinander, isoliere alle Einzellitzen mit Schrumpfschlauch und dann noch ein gemeinsamer drüber, dann kommt die flexible Litze in einen steiferen Verbund, zusammengefasst durch den ersten Schrumpfschlauch (den äußeren), dann wird es noch steifer, dadurch, dass die einzelnen Schrumpfis dazu kommen, dann kommt die Lötstelle, die ziemlich steif ist, aber der Übergang ist schon 2fach versteift. Dementsprechend wird die Lötstelle kaum belastet - gut
.
Nu geh ich mal mit gleichem Ansatz an die Platine ran: Meinetwegen ist ein Schrumpfi über die ganze Platine gezogen, dieser ist aber sehr groß, die dicke Platine muss ja noch mit rein. Damit fasst der Schlauch das Kabel nicht sinnvoll ein
nix Kraftentlastung. Einzelschrumpfschläuche machen keinen Sinn, könnten nicht kleiner sein, müssen ja schließlich über die Platine
, müssten also vor der Platine enden, würden somit das Kabel vor der Platine versteifen, dann die Lötstelle aber nicht entlasten und somit die Schwachstelle eher belasten denn entlasten
. Außerdem ist die Platine ein großer starrer Körper, womöglich noch irgendwo fixiert, so dass die Lötstellen hübsch voll belastet werden
.
Wer etwas länger Modellbau macht, speziell Indoorflug mit Empfängern ohne Gehäuse, kann dies sicher beantworten: Wo brechen Empfängerantennen bevorzugt ab? Mitten drin oder an der Lötung an die Platine? Natürlich da, wo sie eine Spannungsspitze erfahren und das ist nun mal nicht mitten drin
. Ohne Zugentlastung kann ich mich nur Kai anschließen. Die Platinenlösung auf besagtem Bild ist der größte Müll von allem hier erwähnten, dicht gefolgt von der Sekundenkleberlösung. Sekundenkleber ist ausgehärtet spröde und bildet harte Kanten beim brechen im Gegansatz zu Schrumpfschlauch, der flexibel bleibt und durch mehrfache Schichtung stufenweise etwas starrer wird und die Lötstelle somit sanft entlastet, ohne wirkliche Spannungsspitzen aufzubringen. Zugentlastungen sind übrigens auch bei Erschütterungen nötig, beispielsweise im verbrennerflieger, nicht dass mir jetzt einer damit kommt, dass er ja nicht wie blöd am Kabel zieht. Permanentes Schütteln reicht auch - ein Glück, dass viele Modellflieger nicht wirklich alt werden
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Dass die Lösung mit der Platine gut ankommt, kann ich aber auch verstehen: Es ist einfacher zu löten. Aber das geht in die Richtung meines ersten Posts:
plinse schrieb:
...und so wie viele Modellbauer löten, sollten sie es auch lassen .
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Ich für meinen Teil halte es da mit dem Löten und crimpe ggf. die Stecker selbst auf die verlängerte Leitung, anstatt den abgeschnittenen Stecker wieder anzulöten...
Crimpen hat übrigens auch einen Vorteil: Zuerst wird der isolierte Teil des Kabels gehalten und dann das Kupfer gecrimpt, somit ist die Crimpstelle auch entlastet. Sonst könnte man ja auch ein kleines Röhrchen nehmen, beide Kupferenden zusammen reinstecken und dies quetschen, aber nein, eine Crimpung hat auch eine Zugentlastung dran, die zuerst an der Isolierung greift
. Ähnlich der stufenweisen Entlastung bei mehreren Schichten Schrumpfschlauch.
Denkt mal drüber nach, was ihr schon alles habt kaputt gehen sehen, vor allem an kommerziellen Produkten, wo die Lötkünste des Anwenders nicht ins Gewicht fallen:
- Kabelbrüche mitten drin.
- Lötanbindungen an Platinen.
- Lötanbindungen an Platinen mit Zugentlastung
- Anbindungen an Stecker
- Anständig mit Schrumpfschlauch eingefasste Anbindungen an Stecker
Wenn Löten sehe ich den klaren Vorzug bei der mehrfach mit Schrumpfi isolierten und somit auch entlasteten Version. Wem das zu fummelig ist, da kann ich nur Steckungen empfehlen, wer nicht löten kann, muss sich dazu nicht zwingen
. Macht euch aber nichts draus, auch in industriellen Anwendungen ist der Lötprozess für viele Leute ein rotes Tuch und wird gerne durch alternative Prozesse umgangen, z. B. Crimpen
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