So Jungs, jetzt scheiß ich Euch zu...
Die aufgezählten Argumente erklären bisher jedenfalls nicht hinreichend die Verwendung.
Steffen, Du bist bisher ein Gegenargument gegen das Rezahl-Argument schuldig geblieben. Der Thermikflug ist ein schlagendes Argument für diese Art der Auslegung. Das Argument "ich bleib bei meiner Auffassung!" ist keins!
Was S-Schlagprofile am Außenflügel angeht, solltest Du Dir die Steigzahl sowie die Gleitzahl im Vergleich zu HQ Profilen o.ä. genauer ansehen. Dann siehst Du, daß diese Auslegung einen ganz klaren Kompromiß beinhaltet, den Du mit Deinem Leistungsanspruch sicher nicht vereinbaren kannst, definitiv weniger als mit höher wölben!!! Ein Blick in die Polare bringt Klarheit: Das obere Laminardelleneck ist bei diesen Profilen das Problem, ganz abgesehen von der Schwierigkeit, diese Profile rezahlunempfindlich zu gestalten. Ich hab da Erfahrung, denn nicht aus langer Weile habe ich inzwischen einen ganzen Haufen Profile dieser Art für meine Nurflügel entworfen.
Nun aber zum roten Baron mit seiner Dickenvorverlagerung...
Nicht nur ich habe festgestellt, dass eine Vorverlegung der Dickenrücklage bei Profilen die bei kleinen Re-Zahlen eingesetzt werden deutlich hilft.
Hm, was das angeht, bin ich etwas anderer Meinung und zwar dahingehend, daß es auf den Geschwindigkeitsverlauf auf der Oberseite ankommt. Die Dickenrücklage ist nur ein Zufallsprodukt aus Ober- und Unterseite und wenn man dann an der Dickenrücklage schraubt, können bösartige
Oberseiten entstehen, wie beim "Schweineprofil" (Originalzitat F3B Szene
), dem E205. Hier sieht man den Problemfall im Vergleich zum SD7037:
Der Hauptdruckanstieg beim E205 beginnt bei rd. 30% (x/t=0,3) mit einem recht scharfen Gradienten. Der Umschlagspunkt im mittleren ca-Bereich liegt genau mitten in diesem starken HDA-Gebiet und das Ergebnis in Form der Polare mit großen unterkritischen Bereichen kennen wir bereits oben. Die Blase ist deswegen hier sehr dick und wird in der Folge sehr lang. Alles Bedingungen, die ein rechtzeitiges Schließen der laminaren Ablöseblase vor der Endleiste (=überkritisch) nicht fördern!
Im Vergleich dazu ist der Hauptdruckanstieg beim SD7037 weich und liegt weiter hinten. Der letzte scharfe Druckanstieg erfolgt in der Nähe der Endleiste und damit bereits in turbulenter Strömung. Turbulente Strömung verkraftet einen starken HDA deutlich besser als laminare Strömung, ohne abzulösen.
Wenn man die Dickenrücklage reduziert, muss man sehr aufpassen, dass man den Hauptdruckanstieg auf der Profiloberseite nicht zu stark nach vorne verschiebt und zugleich zu scharf gestaltet! Sicherlich ist eine nach vorne verschobene Dicke nicht grundsätzlich falsch, wenn zugleich ein weicher HDA Verlauf gewährleistet ist. Man vergleiche hierzu das SD7003, was exakt eine solche Oberseitencharakteristik aufweist:
Diese Geschwindigkeitsverteilung gibt den Geschwindigkeitsverlauf über das Profil für den reibungsfreien Fall an. Daher findet man keinen Knick im Geschwindigkeitsverlauf, wo die Blase sitzt. In diese Geschwindigkeitsverteilung habe noch einiges mehr eingezeichnet, damit die weniger geübten mit diesem Diagramm klarkommen: Der Anstellwinkel alfa ist bei Eppler relativ zur Nullauftriebsrichtung angegeben. Darüber hinaus habe ich die Umschlagspunkte eingezeichnet, also der Punkt, wo der Umschlag beim jeweiligen Anstellwinkel stattfindet.
Die laminare (Ablöse-) Blase befindet sich vor und hinter diesem Punkt! Wer dazu mehr wissen will, sollte sich
diesen Artikel durchlesen und vor allem das Video aus dem Modellwindkanal Stuttgart anschauen! Wie so eine Blase in der Visualisierung mit Rauch aussieht, kann man in diesem
Video (WMV, 2.36MB) sehen.
Der Vergleich der Geschwindigkeitsverteilungen soll eines zeigen: Begeht bitte
nicht den Fehler und verlagert bei einem x-beliebigen Profil einfach die Dickenrücklage nach vorne!!! Die Geschwindigkeitsverteilung (reibungsfrei)zeigt sofort, ob ein kritischer Druckanstieg (=Geschwindigkeitsreduktion) erfolgt oder nicht. Wir exerzieren deswegen das Spiel vom SD7003 eben noch einmal mit dem E205 durch:
So sieht ein für Modellbau-Rezahlen problematischer Geschwindigkeitsverlauf aus. Und bei der Reduktion der Dickenrücklage besteht stets die Gefahr, dass man sich dieser problematischen Form des Hauptdruckanstieges nähert und das ist im übrigen nur eine Vorstufe dessen, was S-Schlagprofile so kompliziert macht.
Wie eine Profiloberseite mit geringer Dickenrücklage designt sein sollte, kann man sehr schön am SD7003 sehen. Das SD7003 ist eines der wenigen Profile, die man mit Turbulatoren nur verschlimmbessern kann. Das zeigt, dass hier eine blitzsauber auf unsere Re-Zahlen zugeschnittene Profiloberseite entwickelt wurde. Und dieses Profil hat in der Tat nur rd. 25% Dickenrücklage!
Siggi