EWD-Korrektur: kanns jemand rechnen?

Josef Poisinger schrieb:
... Bitte auch berücksichtigen, daß ich gleich zu Beginn auf den Beitrag von Mauk verwiesen habe. Er empfiehlt für das NACA2415 eine negative EWD und sagt, das es an einer schnelleren Maschine mit +1,5 EWD nicht vernünftig fliegen wird. Habe ich zu diesem Zeitpunkt auch als logisch empfunden.

LG Josef

Hallo Josef,

die Empfehlung von -0,3° EWD war für ein Modell mit einer mittleren Geschwindigkeit von 120km/h. Da Du ja zusätzlich eine Schränkung von 1° eingebaut hast, wäre das für Dich dann ca. 0° EWD bei 120km/h.

Da dein Modell aber keine mittlere Geschwindigkeit von 120km/h erreicht, ist eindeutig eine positive EWD gefragt. 0,5° sind da gar kein schlechter Wert. ;)

:) Jürgen
 
Hallo zusammen,

ich werde jetzt mal einen Schritt in die richtige Richtung machen, und die EWD bis morgen auf +1 Grad verändern. Ich glaube das ist ein vernünftiger Kompromiss zwischen den gemachten Vorschlägen und Bauchgefühl. Weiters nehme ich den Sturz auf die Hälfte zurück, vielleicht guckt Christian ja doch noch einmal hier rein und gibt dazu seine Meinung ab. Dann fliegen wir die geforderten Manöver, und ich erstatte hier Bericht.

Ich weiß daß es nicht sehr vernünftig ist, zwei Parameter gleichzeitig zu verändern, aber da habe ich Zeitdruck. Fliegbare Verhältnisse sind im Jänner in Österreich selten, und bis Mitte März muß das Modell für die Vereinsausstellung fertig sein.

LG Josef
 

Christian Lang

Moderator
Teammitglied
Hallo Josef,
das hört sich vernünftig an.
bin gepannt auf die Ergebnisse.

Da keiner den Auftrieb und das Nickmoment des Rumpfes rechnet ist möglicherweise eine große Lücke zwischen Theorie und Praxis...

Das haben schon einige Flugzeugkonstrukteure erleben müssen.
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Halo Josef,

Ausgangszustand laut FLZ-Vortex, Höhenruder gezogen:
-1°, HLW -4,6° ausgeschlagen -> 57 km/h, Anstellwinkel Rumpf 7,8°

Fällt durch die Seitenansicht/Geometrie des Rumpfes vermutlich nicht so stark auf wie man zunächst meinen würde. Grundsätzlich würde ich da es ein Warbird versuchen alles so einzustallen, dass der Rumpf die nach Höchstgeschwindigkeit bei Vollgas im Horizontalflug gerade liegt.

Flügel EWD verändert, HLW nicht geändert , HLW Ausschlag neutral
1,0° -> 109 km/h, Anstellwinkel Rumpf -0,08°
1,5° -> 90 km/h, Anstellwinkel Rumpf 0,6°
2,0° -> 80 km/h, Anstellwinkel Rumpf 1,3°
3,0° -> 65 km/h, Anstellwinkel Rumpf 2,6°

1,0°, HLW -1,5° ausgeschlagen -> 86 km/h, Anstellwinkel Rumpf 2,3°
1,0°, HLW -2,3° ausgeschlagen -> 72 km/h, Anstellwinkel Rumpf 3,9°
D.h. bei dem Versuch mit 1° Höhenrudertrimmung auf rd. die hälfte zurücknehmen

Flügel EWD verändert, HLW EWD geändert , HLW Ausschlag neutral
Flügel 1,0° HLW -2° -> 68 km/h, Anstellwinkel Rumpf 4,8°
Flügel 1,0° HLW -1° -> 89 km/h, Anstellwinkel Rumpf 2,0°
Flügel 2,0° HLW -1,5° -> 69 km/h, Anstellwinkel Rumpf 4,4°

D.h. entweder
- Du änderst deinen Flugstil
oder
- wirst mit einer Höhenrudertrimmung leben müssen
oder
- baust das Höhenruder auch um.

Evt. kannst Du ja erst mal den Flügel nur provisorisch unterlegen und testen, was zwischen 1° und 2° Dir mehr liegt. Wenn ich an die Warbirdpiloten auf unserem Platz denke sind die bevorzugt tief und schnell bei Vollgas unterwegs. Und da würde 1° gut dazu passen. Es ist eben ein Warbid und keine Klemm.

Gruß
Hans
 
Hans Rupp schrieb:
...
Evt. kannst Du ja erst mal den Flügel nur provisorisch unterlegen und testen, was zwischen 1° und 2° Dir mehr liegt. Wenn ich an die Warbirdpiloten auf unserem Platz denke sind die bevorzugt tief und schnell bei Vollgas unterwegs. Und da würde 1° gut dazu passen. Es ist eben ein Warbid und keine Klemm.

Gruß
Hans

Hallo Hans,

mit etwas unterlegen ist es da leider nicht getan. Eine Veränderung des Einstellwinkels der Tragfläche um ca. 2° Grad ist schon eine grössere Aktion.

:) Jürgen
 
Servus Josef,

komme auf annähernd gleiche Werte wie Frank.

Drehst du das Höhenruder um rund 2° minus, also Nasenleiste des Höhenruders runter, um die rund 1° EWD (bezogen auf die Flügelwurzel) zu erreichen, so beträgt die getrimmte Geschwindigkeit etwas mehr als 110km/h. Da stellt sich die Frage, ob der Antrieb das liefert.

Drehst du das Höhenruder um 2,5° minus, also EWD rund 1,5°, beträgt die getrimmte Geschwindigkeit 90km/h. Die Flugzeugnase zeigt dabei 3,5° in die Luft, das ist nicht weiter schlimm.

Drehst du das Höhenruder um -2,7°, EWD rund 1,7°, beträgt die getrimmte Geschwindigkeit 85km/h, Nase zeigt 4° in die Luft.

Für höhere EWD Werte hat Frank eh schon die Daten geposted.

Übrigens: Coole Sache, das mit dem Sound :)


Grüsse
Andi
 

Christian Lang

Moderator
Teammitglied
..ich denke so ein Teil muß in allen Geschwindigkeiten geradeausfliegen,
dafür muß ein Kompromiß gefunden werden. Mit großer EWD fliegt das Teil sonst von alleine einen Looping.....

Flieg mal morgen mit 1° EWD und halbiertem Motorsturz und teste mal was das Modell macht wenn es geradeausgetrimmt ist und du im Horizontalflug schlagartig das Gas wegnimmst. Wirst sehen das geht dann.
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo,

aufgrund des Fahrwerkeinbaus denke ich dass der Mittelteil des Flügel ungeteilt ist und unten am Rumpf befestigt. Die Frage ist wie, aber um überhaupt die EWD der Fläche verändern zu könen muss sie wider weg.

Und wenn sie einmal lose ist muss ich sie nicht gleich wieder festkleben, zur Not kann ich sie mit einem Kälberstrick provisorisch festbinden :)

..ich denke so ein Teil muß in allen Geschwindigkeiten geradeausfliegen,
dafür muß ein Kompromiß gefunden werden. Mit großer EWD fliegt das Teil sonst von alleine einen Looping.....

Wird nur durch Erfliegen sauber gelinge, der fette Rumpf und in der seitlichen Draufsicht asymmetrische Rumpf kann schon ganz nett die Sache beeinflussen, wie Du ja schon geschrieben hast.
 

kurbel

User
Wenn nur das HLW neu eingestellt wird, bleibt die Längsneigung des Rumpfes im Flug die gleiche, wie vor der Änderung.

Auf dem Video sah es doch nicht ungewöhnlich aus, oder?
Dann ist auch der Einstellwinkel des Flügels ok und das (Unter-)Thema geklärt.

Kurbel
 
So Leute, Kurz zum Essen aus der Werkstatt aufgetaucht, Patient liegt schon aufgeschnitten am Seziertisch :cry:

Ich bin euch ja für die umfangreichen Rechenarbeiten dankbar, aber ich will wie von Anfang an geschrieben nur das HLW drehen. Alles andere wäre ein riesen Aufwand. Der Flieger ist fertig fürs Finish, fliegt gut auch wenns hier keiner glaubt, lässt den Hintern nicht hängen. Sturz und Zug kann ich noch am Platz ändern, anderer Propeller kein Thema, aber sonst will ich nichts ändern.

Kleiner Trost: das Original war deswegen so erfolglos, weil es viel zu schwach bewaffnet und motorisiert war :rolleyes:

LG Josef
 
Bericht

Bericht

Hallo zusammen,

für jene die nicht so viel lesen wollen - die Aktion war ein voller Erfolg :D :D :D

Auch wenn die Theoretiker damit nicht glücklich sind, es wurden zwei Dinge gleichzeitig geändert. Das HLW wurde so gedreht, daß nachher die Endleiste um 5,5mm höher lag (0,5mm neben Soll, OK, ich bin kein Gehirnchirurg), und der Motorsturz wurde um die Hälfte zurückgenommen. Der Schwerpunkt blieb unverändert bei 80mm ab Knick. Vor dem Flug stand Modellsport pur, wir haben die 70 x 10 Meter große Piste von 5cm Schnee befreit. Dann der Start, es muß noch minimal hochgetrimmt werden, später gemessene 1,5mm. Senkrechter Sturzflug ohne Motor, das Modell fängt nur mehr in einem ganz leichten Bogen ab, das wäre bis zum Boden nicht fertig geworden. Waagrechter Flug mit Vollgas, Gas schlagartig weg, fliegt waagrecht weiter. Ich weiß nicht ob das was aussagt, aber Vollgas im Rückenflug, Gas schlagartig weg, fliegt bei gegebener Knüppelstellung auch waagrecht weiter. Langsam machen bis zum Stömungsabriss, wird schwammig auf Quer, kippt über eine Fläche weg und kann sofort mit wenigen Metern Höhenverlust gefangen werden. Bei der Landung erweist sich die Zumischung der Klappen auf Tief mit 4% als zuviel, wir verringern es nachher auf die Hälfte.

Zweiter Flug: die Geschwindigkeit nimmt von Reiseflug Halbgas auf Vollgas tatsächlich nicht besonders zu, da ist eben ein riesiger Stirnwiderstand. Aber was solls, das Original schaffte 470kmh, dann wären 80kmh scale, und ich denke die schafft sie auch locker. Was aber gar nicht scale ist, mit vollem Akku kann sie senkrecht steigen, und Christian kann sich eine bescheuert aussehende Torquerolle nicht verkneifen. Looping positiv/negativ, Turn, die üblichen Sachen gehen alle. Messerflug geht nicht, aber mit viel Gas geht eine Art Messerslip. Fazit: rundum zufrieden, so solls bleiben!

Jetzt stehen ein paar Wochen Airbrush am Programm, dann drehen wir bei wärmeren Wetter ein Video und ich hole den Beitrag wieder hoch...

Vielen Dank an alle Beteiligten,

Josef
 

PIK 20

User
Hallo Josef,

sei doch ehrlich. Dich haben über die Woche die Argumentationen unserer Theoretiker interessiert, dann hast Du aber doch aus dem Bauch heraus entschieden.
War mir von Anfang an klar.
Aber höchst interessant waren ja alle Beiträge zum Thema. Habe selbst auch einiges dazu gelernt.

Heinz
 
PIK 20 schrieb:
Hallo Josef,

sei doch ehrlich. Dich haben über die Woche die Argumentationen unserer Theoretiker interessiert, dann hast Du aber doch aus dem Bauch heraus entschieden.
War mir von Anfang an klar.
Aber höchst interessant waren ja alle Beiträge zum Thema. Habe selbst auch einiges dazu gelernt.

Heinz

Morgen Heinz,

nee, ganz so kann ich das nicht stehen lassen. Hätten alle das selbe gesagt, hätte ich das blindlings übernommen. Bei meinen Nurflügeln Me329 und Arado 555-3 habe ich auch vorher Hans Rupp um seinen Segen gebeten. Bei diesem "einfachen" Modell habe ich ganz simpel mit keinen Schwierigkeiten gerechnet, und dazulernen ist ja immer gut...

LG Josef
 
Konstrukteursarbeit eben: SWAGs (scientific wild ass guesses). Du machst Dir zunächst ein mathematisches Modell, und wo das mit der Erfahrung nicht zusammenpasst greift die dann korrigierend ein.
 
Josef Poisinger schrieb:
...
Auch wenn die Theoretiker damit nicht glücklich sind, es wurden zwei Dinge gleichzeitig geändert. Das HLW wurde so gedreht, daß nachher die Endleiste um 5,5mm höher lag (0,5mm neben Soll, OK, ich bin kein Gehirnchirurg), und der Motorsturz wurde um die Hälfte zurückgenommen.
...

Hallo Josef,

wenn dein HLW vor dem Drehen horizontal lag (EWD war damit -1,03456°), hast Du deine EWD also um 1,576° vergrössert. Deine EWD beträgt jetzt also 0,54° (Schränkung des Tragflügels nicht berücksichtigt).

Passt doch dann zur Empfehlung von 0,5°, oder?

:) Jürgen
 
Hm, ich finde, so unterschiedlich waren die Berechnungen nicht.
Noch ein Wort zu dem Satz "die EWD ist jetzt soundso viel": Bei einem geschränkten Flügel gleicht das eher dem Spruch des Delphischen Orakels als einer technischen Angabe, wenn man nicht dazusagt, wo die EWD gemessen wird. An der Wurzelrippe in Rumpfmitte oder beim Flügel/Rumpfübergang? Schätze, Josef hat entweder dort gemessen (Flügel/Rumpfübergang) oder nach dem ersten Knick, dort, wo die Nasenleiste dann mit Null Pfeilung weitergeht. Dann ist die EWD beim jetzigen Setup nämlich höher als 0,5° (bezogen auf die Wurzelrippe in Rumpfmitte :) ) und die Rechnungen kommen ganz gut hin.
Wie auch immer, hauptsache es funktioniert :)

Edit: Hab Josefs Post nochmal gelesen, seine Messung fand am Knick statt, dort wo die Nasenleiste
gerade wird. Passt also ganz ordentlich.

Grüsse
Andi
 
Zuletzt bearbeitet:
kurbel schrieb:
Vllt fällt ja an diesem Punkt dem einen oder anderen auf, warum wohl in der bemannten Luftfahrt der Begriff einer EWD überhaupt nicht benutzt wird. ;)

Kurbel

Wie kommst Du darauf, dass der Begriff Einstellwinkeldifferenz nicht benutzt wird? Im Englischen wird zwar meist die Bezeichnung "Longitudinal Dihedral" verwendet, ist aber nichts anderes als die EWD, wobei diese bei manntragenden Flugzeugen z.T. im Flug veränderbar ist:

http://de.wikipedia.org/wiki/Einstellwinkeldifferenz

:) Jürgen
 
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