Kieferleisten schäften

Hi!
Ich muss immer wieder schäften. Ich nehme dazu meinen Tellerschleifer und halte beide Leisten übereinander an den Schleifteller. Mit einem Bandschleifer sollte es auch funktionieren.
Die Ergebnisse sind perfekt. :D

Genau so mache ich das auch, ohne wissenschaftliche Betrachtungen oder Vergleiche mit Bauvorschriften bei manntragenden Flugzeugen... Klar, ich schleife die Schäftung so lang wie es der Schleifteller und die Leisten hergeben. Aber nachgemessen habe ich das nie. Solche Schäftungen sind bei mir in verschiedenen Motor- und Segleflugmodellen verbaut worden, als Rumpfgurt genauso wie im Holm. Und es gab sicher keinen Bruch einer Schäftung...
Ich würde aus dem Thema keine größere Wissenschaft machen, als notwendig. Etwas Sachverstand und Gefühl für das Material reichen in den meisten Fällen aus, wenn man von echten Grenzfällen mal absieht.

Gruß Mirko
 

myosotis

User
Moinmoin,

"Etwas Sachverstand und Gefühl für das Material" ist sehr schön gesagt und nennt sich dann Werkstoffwissenschaft, also wenn's der Anwender auch verstanden hat. Wenn aber eine RF4D im Maßstab 1:4 zwischen 6 und 7 kg auf die Waage bringt oder ein 1:4 Fieseler Storch 15 kg, dann haben die Konstrukteure den Leichtbau nicht wirklich hinbekommen. Diese beiden Beispiele dürfen maximal die Hälfte wiegen! um naturgetreu fliegen zu können. Und dann muß das Material richtig ausgenutzt werden, eben wie bei den echten Kisten. Alle Register ziehen lautet die Devise....

Bei strukturellen lasttragenden Schäftungen in Kiefer heisst das: 1/20 und nur scharfes Werkzeug, nie schleifen. Und dann kommt man locker mit dem halben Leistenquerschnitt aus.

Grüße vom Knochenleimer
Pattex
 

myosotis

User
Servus mitnand,

für alle Schleifer, die nicht mit einer Kreissäge oder einem Handhobel eine Schäftung realisieren wollen oder können, gibt es jetzt und hier und heute ein Geschenk der Schreinerinnung: Man schleife so gut es geht plan und nehme dann eine Ziehklinge und ziehe die bearbeitete Fläche mehrfach ab. Damit werden die von den undefinierten Schleifkörpern zerfetzten Holzzellwände abgeschabt und der Leim kann vollständig in die oberste aufgetrennte Schlauchzellschicht eindringen. Damit ist eine vollflächige Leimung auf festem Grund möglich. Auf zerfetzte Zellwände zu kleben, die nur noch teilweise am Holz hängen, ist so, als würde man den Stuttgarter Fernsehturm stumpf auf ein Schotterbett betonieren. Das hält nie gescheit.
Eine preiswerte Ziehklinge läßt sich mit einer stumpfen Tafelschere für Blech herstellen: ein ca. 1mm dickes Edelstahlblech rechtwinklig abschneiden (oder Abfallstreifen verwenden). Der schlimmste Grat ist für uns das beste Abziehklingenmaterial!

Grüße von den sparsamen Schaben
Pattex
 

myosotis

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Griass eich liebe Eggsberddn der schiefen Schnitte,

da nichts praktischer ist als eine gute Theorie, komme ich nun zur "Quick and Dirty" -Umsetzung des von Ingenieurstudierenden gefürchteten Mohr'schen Spannungskreises, d.h. dem schiefen Schnitt am einachsig belasteten Stab.

Aus Reststücken lassen sich einfache Vorrichtungen herstellen, die ungemein hilfreich sind und dem Witz der holzverarbeitenden Branche ("Fünf Bier für die Männer vom Sägwerk....") eher nicht Vorschub leisten....

Hier der simple Schiebeschlitten aus einer HDF-Platte, zwei Multiplexstücken als Brücke und rechtwinkliger Sägeanschlag (der vordere Querträger) und einem Sägeblattschutz vorne.

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Auf der Unterseite sind die zwei Führungsleisten angeleimt. Leider hat jede Proxxon-Kreissäge eine andere Nutbreite und die Leisten sollte man auf dem Dickenhobel selbst anfertigen (ca. 8mm x 8 mm), damit diese nicht wie ein Kuhschwanz in der Führungsnut wackeln. Das Sägeblatt sollte in ein Sperrholzplättchen eingesägt werden, damit später ganz feine Schnitte erfolgen können. Die Leisten dürfen unten nicht aufsitzen in der Nut, sonst kann sich die HDF-Platte verbiegen und die Schnitte werden nicht winklig.

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Jetzt zum Leisten-Schäft-Schiebeschlitten oder "Schäftlade". Sie hat nur eine Führungsleiste. Ob der Schnitt von rechts oder links erfolgt (spiegelbildliche Ausführung), bleibt jedem selbst überlassen. Bei großen Leistenquerschnitten und geringem Schäftverhältnis kann komplett manuell gesägt werden, d.h. ohne Klemmvorrichtung oder Führungshilfen. Bei unserem Vorhaben einer professionellen luftfahrttauglichen 1:20 Schäftung bei sehr kleinen Leistenquerschnitten (z.B. 4mm x 4 mm) muss unbedingt mit einem Kamm die Leiste an die Schäftlade gedrückt werden und auch mit einer Feder direkt vor dem Sägeblatt heruntergedrückt werden. An der Schäftlade sollte die Leiste unbedingt auch festgeklemmt werden, damit das Sägeblatt die Leiste nicht uns entgegen schiebt beim Schnitt.

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Das kleine Sperrholzplättchen links hält die Leiste auf Tischhöhe.
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Jetzt kommen die Klemm- und Führungshilfen:
Der gesägte Kamm drückt später die Leiste direkt vor dem Sägeblatt gegen die Multiplexleiste der Schäftlade.
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Ein gespannter GFK-Streifen drückt die Leiste (hier eine 18mmx5mm) vor dem Sägeblatt nach unten. Sie ist einfach in einen gesägten Schlitz rechts eingeklemmt. Hinten ist der Kamm zu sehen. Damit die Leiste mittig gegen die Schäftlade gedrückt wird, sollte unbedingt der Kamm so unterlegt werden, dass die Leiste wirklich an der Führungsleiste plan anliegt und nicht gekippt ist. D.h. für jede Leistenhöhe entsprechend den Kamm unterlegen.
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Hier das Ganze von oben gesehen, mit Unterlegeplättchen für den Kamm.
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Hier sind die ersten Millimeter des Schnitts zu sehen. Das Sägeblatt ist hier zu weit oben zur Verdeutlichung, sollte aber im Einsatz nur ganz knapp über die Höhe der Leiste ragen.
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Hier bei laufender Säge der weitere Schnittverlauf. Alle Finger sind weit entfernt vom Sägeblatt.
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Die Qualität des Schnitts ist überragend dank Zwangsführung mit Kamm und GFK-Niederhalter. Geht aber nicht mit stumpfem Sägeblatt!
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Hier die gerade gemachte Schäftung (erkennbar an dem kleinen Holzausbruch des rechten Keils) mit dem Gegenstück. 1:20 bei 5 mm breiter Leiste bedeutet 100 mm Schäftlänge. Was zu beweisen war (q.e.d.).
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Und jetzt noch die Schäftung einer etwa 4mm x 4mm Leiste ebenfalls 1:20. Hier kommt der GFK-Streifen als Niederhalter nicht zum Einsatz, sondern ein Opferstück HDF-Platte, das von Hand die Leiste niederhält. Das funktioniert astrein. Beweis der Schäftlänge von etwa 80 mm und die abgesägten Keilstücke.
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Noch Fragen Kienzle?

Sodele, jetzetle. Damit gibt es eigentlich keine Ausrede mehr für zu schwere Holzbomber unter den Flugmodellen.

Und was das Leimen oder Kleben betrifft, ist der originale Aerodux das Allerbeste, nur bekommt ihn der Modellbauer nicht so ohne Weiteres. Laminierharz L285 mit Härter H285 mit Baumwollflocken und Aerosil sind aber Alternativen, wenn das Holz nicht nass wird und dann quillt und beim Trocknen schrumpft. Aber das wäre dann mal ein ganz anderes Thema.....

Pfiad eich Buam
Oans, zwoa, gschäft'lt

Pattex
 
Genau so wird es handwerklich richtig gemacht. Da hast Du dir richtig Mühe gemacht. Bin gespannt ob RC-Network Dich jetzt in der Hallof Fame aufnimmt.

Gruß Otto
 

myosotis

User
...ach ja, fast hätte ich das vergessen zu betonen:

Ganz wichtig, wenn nicht sogar am WICHTIGSTEN für das Schäften von Kiefernholzleisten mit der Kreissäge sind weiße Handschuhe. Denn bei derart scharfen Sägeblättern merkt man überhaupt nicht, wenn man sich aus Versehen einen Finger absägt. Der Farbumschlag von idealerweise "Verkehrsweiss RAL 9016" auf Blutrot zeigt an, dass der betreffende Finger jetzt fehlt und in der Spänekiste zu finden ist. Durch die entstehende auffällige Rot-Weiss-Musterung des Fingerlings ist er aber schnell gefunden zwischen den Holzspänen und ist sogar schon in Stoff eingetütet für den Transport.

Bewährt hat sich zudem auch der Aerodux als Phenol-Resorcin-Formaldehyd-Holzleim als schnell greifbares Desinfektionsmittel.

Übrigens ziehe ich mir meine neue beigefarbene Schreinerlatzhose zum Schäften besonders feinjähriger polnischer Kiefernleisten auf Empfehlung der Schreinerinnung mit der Beisszange an und zum Pinkeln nach dem Lesen erfrischender Kommentare im Internet nehme ich immer einen Trichter wegen der dadurch erheblich besseren Treffgenauigkeit.

So macht das Leistenschäften richtig Spaß!

Ihne ihr'n Schlabbekicker
Pattex
 
Tut mir leid @myosotis, aber das Thema "Sicherheit an der Kreissäge" finde ich nicht geeignet um darüber Späße zu machen und das Ganze noch ins Lustige zu ziehen.

Zu viele dachten sich schon "der macht das so, also wird es schon passen" und saßen dann im Krankenhaus, da der vom Sägeblatt gefangene Handschuh die ganze Hand ins Blatt gezogen hat!

Keine Handschuhe bei Arbeiten an z.B. der Kreissäge!


Bitte nicht falsch verstehen! Absolut nichts persönliches gegen dich! Aber das ist nun mal leider ein ernstes Thema und sollte für unwissende unmißverständlich kommuniziert werden.

Nachtrag: Weil ich es gerade sehe... Kreissäge mit entferntem Spaltkeil ist auch das gleiche Thema (auch wenn 30 Jahre nix passiert ist)
 
Zuletzt bearbeitet:
Kleine Proxon hat Spaltkeil? 🤔

Hallo Gerhard,
Ich habe eine kleine Proxonkreissäge geschenkt bekommen, aber da habe ich auch keinen Spaltkeil (im Gegensatz zu meiner grossen Einhellmaschine)!
Kann und muss man das nachrüsten?
VG Werner
 
Servus Werner!

Kann leider nicht sagen wie das bei den kleinen Proxxon ist... auf Google-Fotos sehe ich eigentlich immer einen Spaltkeil (mit montierter Sägeblattabdeckung)... Meines Wissens ist es Vorschrift, habe jedoch keine Ahnung ob es dabei auf Mindest-Wattzahlen oder ähnliches ankommt

Welche Type hast denn? Schau dir mal als Beispiel den Artikel "Proxxon 27070-55A" mit Google an, evtl. passend für deine.

"Muss" ist natürlich immer ein spannendes Wort... unabhängig davon: ich persönlich würde keine Tischkreissäge ohne Spaltkeil in Betrieb nehmen (zu viel böses gesehen)

LG
 
Jeder Maschine liegt eine Bedienungsanweisung bei und somit hat jeder die entsprechenden Info's.
Macht einen eigenen Tread auf z.B. Maschinensicherheit/Bedienungshinweise von Maschinen für Hobbybastler.
Geh mal davon aus das "myosotis" der aus dem Holzhandwerk kommt weiß was er macht. Wenn der vorgenannten Tread auf gemacht wird kann man sich da auch darüber unterhalten ob Hobbybastler überhaupt Maschinen ohne Maschinenkurs mit Prüfung bedienen dürfen. Das ist im Handwerk und für Privat bei Bedienung von Kettensägen schon seit langem Plicht. :-)

Gruß Otto Schulz (Tischlermeister)
 
Es geht hier ums Schäften von Kieferleisten... und nur weil es jemand, der aus dem Holzhandwerk kommt, so vorzeigt, heißt das nicht, dass es so für den Hobbybastler sicher nachzuahmen ist.

Und genau darum geht es, dafür ist das Forum und dieser Thread da! 🍻

LG
Gerhard
 
Daher frag ich mich wieso du hier mit Maschinensicherheit anfängst, Moin, Moin.

Gruß Otto
PS: Zum Thema schuften von Leisten ist hier aber auch alles gesagt und nun ist gut.
 
@Spaltkeil
Ich will ja nicht unhöflich sein, aber im Internet gibt es einige Bilder von „Proxonmaschinen“ ohne Spaltkeil und Fingerschutzabdeckung.
Meine ist offenbar ein älteres Exemplar, darum geschenkt, aus der Erinnerung (bin zur Zeit ca. 12‘000km weg von zu Hause) habe ich auch nichts gesehen, wo man diesen anschrauben könnte.

ABER: Hier geht es ja um einen ganz speziellen Einsatzzweck einer Minikreissäge, nämlich das Schäften und ich kann mir kaum vorstellen, dass diese geniale Schäftungslehre noch einsetzbar wäre, wenn diese Abdeckhaube (und Spaltkeil) im Wege steht.

Es gibt eben schon Arbeiten, wo nicht immer ein idiotensichere (!) Schutzeinrichtung möglich ist. Oder bohrt Ihr alle Löcher mit der Hand/Ständerbohrmaschine nur mit zylinderförmiger Verschiebehülse in Holz/Metall/etc. über dem Bohrstift?

Nun, ich denke, dem Gesetzgeber ist genüge getan und ich wollte ja nur lernen, wie man gut schäftet und wie man gut hobelt bzw. Schneiden schärft….
Genau, und nun ist gut.

Viele Grüsse und besten Dank Werner
 

myosotis

User
Liebe Loide,

hier eine sehr gute Zusammenstellung von Sicherheitsvorschriften für den Umgang mit der Kreissäge:


Besonders empfehlenswert sind auch die weiterführenden Quellen.

Für den beschriebenen Einsatz des Leistenschäftens gehen meine gezeigten Vorkehrungen noch deutlich über die von der Berufsgenossenschaft empfohlenen Sicherheitsvorschriften hinaus! Das Verfahren ist wesentlich SICHERER.

Ich trenne Holz immer mit der Bandsäge zu Leisten auf und bringe sie mit dem Dickenhobel auf Maß. Damit wird klemmendes Holz an der Kreissäge beim Leistenzuschnitt nie zum Problem.

Ein durchgehender Parallelanschlag hinter dem Schnittbeginn ist eine große Gefahr. Ich vermeide Klemmen am Sägeblatt durch völligen Freiraum rechts neben dem Sägeblatt, auch bei Schnitten mit dem Schiebeschlitten! Der originale Parallelanschlag der Proxxon ist GEFÄHRLICH!, da er parallel ist und zum Klemmen des Holzes führen kann. Auch kurze Stücke können sich verklemmen und weggeschossen werden.

Die Verwendung eines Schiebeschlittens oder der Schäftlade bringt beide Hände KOMPLETT aus dem Gefahrenbereich des Sägeblattes, ebenfalls die Verwendung eines oder mehrerer Kämme.

Der originale Spaltkeil der Proxxon ist für das Sägeblatt zu schmal, verbiegt sich leicht und taugt nichts. Die "Sicherheitshaube" verhindert sicheres Arbeiten, da man das Sägeblatt gar nicht sieht.

Der Spaltkeil hat beim Leistenschäften keinerlei Funktion, da der abgetrennte Keil frei nach rechts wegschiebt. Leisten werden immer so geführt, dass sie gegen die Schiebelade drücken. Mit dem Kamm horizontal und vertikal wird die Leiste OHNE JEDEN EINSATZ VON FINGERN am Sägeblatt geführt. Die Leiste ist an der Schiebelade festgeklemmt und damit in allen drei Raumrichtungen FEST fixiert.

Das Arbeiten mit den gezeigten Vorrichtungen für die genannten Arbeiten des Leistenschäftens dünner Leisten und kleiner Teile ist erheblich sicherer als jede händische Führung von Leisten an traditionellen Maschinen mit der Standardausrüstung. Jedoch ist jeder selbst verantwortlich für eventuelle Verbesserungen oder Verschlechterungen oder Veränderungen an seinen Maschinen und Vorrichtungen. Alle Veränderungen erfolgen auf eigene Gefahr.
Eine vorgeschlagene Alternative des Schäftens mit dem Schleifteller ist für die Finger extrem gefährlich. Auch dafür sollte unbedingt eine Haltevorrichtung gebaut werden.

Die größte Sicherheit liefert aber HIRN, wenn es benutzt wird, und die Bereitschaft, sich bei Fachleuten Rat zu holen und auch einmal mit dem zuständigen Fachpersonal der Berufsgenossenschaften oder der Landesunfallkassen zu diskutieren. Dann entstehen pragmatische UND sichere Lösungen für den betrieblichen Alltag und insbesondere für spezielle Anwendungsfälle.

Gut schäft !
Pattex
 
Sicherheitsregeln für Kreissägen 👏👍

Hallo Myosotis,
gute Regeln klar verständlich, wie immer Hirn einschalten, stets daran denken, dass vor allem und immer ein kick-back drohen kann,
auch Brille tragen ist nicht verkehrt!
VG Werner
 
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