Erfahrungen Mini Avanti S mit K45 Turbine
Erfahrungen Mini Avanti S mit K45 Turbine
Guten Tag Allerseits,
Ich möchte hier kurz über meine Erfahrungen mit dem SebArt Mini Avanti S berichten. Modell wurde im Winter Ende 2017 aufgebaut und Anfang 2018 in Betrieb genommen.
Der Erstflug verlief unspektakulär mit dem angegebenen Schwerpunkt. In der Saison 2018 wurden dann ca. 55 erfolgreiche Flüge absolviert.
Meine Ausstattung und Konfiguration sieht wie folgt aus:
-Turbine Kingtech K45 G2 [noch die mit dem schweren Kabelsatz]
-Schubrohr Grumania Doppelwandig
-Tank 1L PET rund [ohne Hoppertank]
-Fahrwerk original mit etwas größeren Räder [55mm] am Hauptfahrwerk
-12mm Landescheinwerfer am Bugrad
-Empf. Akkus: 2x Lipo 2S 900mAh / Turbinenakku LiFe 3S 1300mAH beide ganz vorne eingebaut
-Akkuweiche Jeti MAX-BEC2
-Empf. Jeti REX 2,4Ghz + Rsat900
-Kreisel Bavarian Demon CORTEX / Empfindlichkeit 35-45% [Speed] 45-55% [Landung/Klappen]
-Gewicht trocken/nass: ca. 4,3 / 5,1 Kg
Folgende Modifikationen wurden noch vorgenommen um dem höheren Gewicht und Flächenbelastung Rechnung zu tragen.
- Nach Ausbau des Fahrwerks, Fahrwerkschächte, Wurzelrippenbereich, Ober und Unterschale der Beplankung im Bereich Fahrwerk mit 24 Std. Harz lasiert.
- Fahrwerksauflagen und Rippen mit CFK Rovings verstärkt
- Durchführungen an der Steckung im Flügel mit 24 Std. Harz nachgeklebt und an Wurzelrippe und 1. Rippe mit Rovings verstärkt.
- Steckung und Rumpf-Flächenübergang nachgeklebt
- Flügelsicherung am Rumpf durch M3 Einschlagmuttern im Rumpf über Fahrwerksschacht zugänglich [vermeidet das Anbohren des Kohlerohrs gemäß Bauanleitung und damit dessen Schwächung]
- Ersetzen der CFK HLW-Steckung durch ein 6mm Messing Rohr mit 5mm CFK Rohr innen [diese Maßnahme wurde erforderlich da die Steckung das äußere Schubrohr berührt und warm werden kann und seine Festigkeit verliert]
- Bugrad um 10mm verlängert [positive Flügelanstellung erleichtert das Abheben].
- Ruderauschläge [+ Ausschlag nach oben] : QR +17° -14° , HR +15° -15°, SR +30° -30°, Flaps start -20°, flaps landing -55°
- Flugzeit mit 1L ca. 7min mit 150-200mL Reserve am Ende des Flugs
Flugerfahrungen:
Nach den ersten Flügen und nach kurzer Eingewöhnungsphase, sowie dem Einstellen der Ruderausschläge auf den persönlichen Geschmack machte die Avanti von Anfang an einen super Eindruck.
Sie läßt sich extrem agil und vor allem präzise steuern. Der Geradeausflug ist tadellos und das Modell hat sehr neutrale Eigenschaften eines perfekten Kunstflugmodells. Die Landungen klappen am besten mit voll gesetzten Klappen und 1/3 Schleppgas im 20-30° Sinkflug am besten. Man kann auch flacher und langsamer anfliegen, aber dann sollte man insbesondere bei Gegenwind deutlich mehr Schleppgas einkalkulieren, da die Klappen sehr gut wirken.
Auf keinen Fall sollte man zu früh am Höhenruder ziehen da die Fahrt mit anheben der Nase unter gesetzten Klappen sofort weg ist. Also schön "steil" zum Boden andrücken und erst auf den letzten 2m Höhe die Fahrt langsam rausziehen.
Am meinem Platz fliegt auch ein Pilot eine AVANTI mit Kolibri T35 und 1L Sprit, sodass ein direkter Vergleich möglich ist. Mit der Kolibri liegt das Gewicht rund 800g niedriger, also nass bei ca. 4,4K gegenüber meiner Avanti mit K45 Turbine; das ist schon eine Menge! Im Flug wiegt der Mehrschub der K45 den Gewichtsnachteil auf, das trifft auch auf den Start zu. Bei der Landung kann ich im direkten Vergleich aber sagen, dass die Avanti mit K45 einiges mehr Fahrt benötigt und man daher auch nicht so viel Fahrt rausziehen kann um sehr langsam und sanft aufzusetzen.
An dieser Stelle auch gleich mein Statement zum Manko einer KINGTECH K45/K70 Konfiguration. Das Fahrwerk ist dem zusätzlichen Mehrgewicht auf Dauer sicher nicht gewachsen. Die HFW Stifte müssen des Öfteren geradegebogen werden und immer vor dem nächsten Start überprüft werden, weil sonst das HFW nicht mehr in die Schächte fährt und sich auch verklemmt und nicht mehr ausfährt. Größere Räder helfen ein wenig die Belastungen zu reduzieren aber das FWK bleibt ein Schwachpunkt bei dem höheren Gewicht. Nicht zuletzt soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Belastungsgrenze des Tragflügels ebenfalls schnell überschritten wird, was ja bereits einige Besitzer mit K45 bzw. insbesondere K70 Nutzer bitter erfahren mußten. Jeder der also noch größere Tanks mit 1,3L oder gar 1,5L verbaut sei hier explizit gewarnt!
Ich habe auch festgestellt, dass ein paar kleine "Hüpf" Landungen die Flügelstruktur und den Steckungsbereich enorm belasten und man lieber peinlichst die Steckungsaufnahme im Flügel und den Bereich Fahrwerksschacht im Auge behalten sollte. Es bilden sich definitiv Risse an den Stellen wo die Kräfte in die Rippenstruktur eingeleitet werden. Das sind dann die Vorschäden welche beim nächsten strammen Looping das Ende des Tragflügels besiegeln.
Und noch von einer weiteren unangenehmen Erfahrung möchte Ich hier berichten. Beim Start ist das setzen der Klappen auf etwa 20° empfohlen, es geht aber auch ohne Klappen bei der Leistung einer K45. Man meint sie hebt ein wenig leichter ab, aber das ist eher subjektiv als das ich sicher sagen kann was besser geht oder ob es gar nötig ist die Klappen zu setzen beim Start. Sind die Klappen aber halb gesetzt dann müssen diese nach dem Abheben binnen weniger Sekunden sofort zurückgefahren werden. Tut man das nicht und läßt Vollgas stehen dann kann es im sehr flachen Steigflug, wie bei mir mehrfach passiert dazu kommen, dass die Strömung am Höhenleitwerk abreißt und die Avanti eine 3/4 Rolle hinlegt.
Es scheint so zu sein, dass wenn man zu schnell wird und ein bestimmter Anstellwinkel geflogen wird der Strömungswirbel der Klappen auf das Höhenleitwerk trifft und die Strömung offenbar einseitig abreißt [3/4 Rolle]. Durch diese Aktion wird Fahrt abgebaut und Sie fängt sich sofort wieder, wenn man dazu noch geistesgegenwärtig das Gas wegnimmt. Es hat drei solcher unfreiwilligen Kunstfugeinlagen gebraucht bis mir klar wurde, dass es an den gesetzten Klappen liegt und man diese besser sofort wegzieht bevor man zu schnell wird. Das gleiche gilt natürlich beim setzten der Klappenstellungen vor dem Landen, weshalb ich nur dazu raten kann die Fahrt vorher wie üblich zu reduzieren bevor die Klappen gesetzt werden.
Noch was zum Fahrwerk: Die Gewindespindeln sind normale M3 Gewinde also keine Trapezspindeln welche eigentlich die Richtigen wären. Das hat zur Folge, dass die harte Gewindespindel das Innengewinde des Messingbolzens quasi immer mehr "aufsägt" bis der letzte Gewindegang weg ist. Und das passiert IMMER in einer der Endstellungen, weil hier das Drehmoment am Größten ist. Was dann passiert ahnt ihr schon, das betroffene Fahrwerksbein bleibt drin oder kommt nicht raus.
Die FWK Mechanik muss also immer wieder ausgebaut und die Spindeln gereinigt und die Bolzen kontrolliert ggf. ausgetauscht werden. Übrigens empfehle Ich KEIN Öl auf die Spindeln und Bolzen und Kulissenführungen zu geben. Der Schmutz wird angezogen und bringt die Mechanik relativ schnell zum Stoppen, weil Sie zu schwergängig läuft. Besser sind Trocken-schmierstoffe wie PTFE Sprays o.ä. Und natürlich sauber halten.
Fazit: Die Mini Avanti S ist eine wirklich gelungene Konstruktion mit der klassischer Kunstflug so richtig Spaß macht. Beim Betrieb mit einer Turbine muss Ich jedoch, trotz meiner Wahl eine K45 einzusetzen, eher eine Kolibri T30, T35 oder die neue K30 empfehlen, weil das Gewicht deutlich geringer ausfällt und die Landungen die Struktur erheblich weniger beanspruchen. Folglich ist beim Einsatz einer "schweren" K45/K70 eher ein Landeschaden oder für einen Vielflieger auf kurz oder lang mit einem Ermüdungsschaden zu rechnen.
Anbei noch ein paar Bildimpressionen von meiner Mini AVANTI S aufgenommen in der letzten Saison 2018
Auf viele schöne Flüge 2019
Es grüßte Euch Timo Brack