Ich habe auch meine Mühe mit den Puristen, die meinen die einzigen Verfechter des wahren Modellsegelfluges zu sein. Ich wurde vom „erweiterten“ (der sich jetzt scheinbar wie ein trotziges kleines Kind zurückgezogen hat) schon als „Elektro-Segelflieger“ und als „unerträglich selbstgefällig“ bezeichnet, obwohl ich den Herrn gar nicht kenne. Der stand mit mir noch nie gemeinsam am Hang, kann also überhaupt nicht beurteilen, wie ich mein Hobby betreibe. Und andere Herren hier aus der Puristen-Fraktion haben da dann gleich ihr „like“ drunter gesetzt….
Fakt ist:
Es gibt im Forum die Unterrubrik „Elektrosegelflug“ und dort gehören - da muss ich den Puristen schlicht recht geben - Beiträge über Segelflugmodelle mit Antrieb, egal ob Frontmotor, Klappimpeller oder Klapptriebwerk eigentlich hin.
Irgendwie hat sich über die Jahre eingeschlichen die Segelflug-Rubrik für alles zu nutzen. Oft fängt ein Thread mit dem Segelflug-Thema an und schon wenige Beiträge weiter werden Antriebsfragen diskutiert. Das ist dann in der Folge schwer zu bremsen und auch schwer zu moderieren. Mir ist das früher auch immer wieder versehentlich passiert, dass ich im Segelflugforum zu Antriebsfragen Stellung bezogen habe, sei es auch nur, dass ich dass manchmal auf Fragen geantwortet habe. Falsch ist es strenggenommen dennoch, weil die Struktur für eine sachlich richtige Ein-/ Zuordnung bietet das Forum ja. Da muss nichts neues geschaffen werden. Es erfordert nur etwas mehr Disziplin der Forumsteilnehmer beim Erstellen der Beiträge.
Was mich andererseits an der Puristen-Faktion wirklich stört ist das immer wieder durchgrinsende Überlegenheitsgehabe, als seien sie die einzig wahren Segelflieger mit tiefgreifender Ahnung von Aerodynamik, Flugphysik und Flugtaktik als Alleinstellungsmerkmal.
Ich wiederhole meine Sichtweise hier einmal mehr und glaube, dass meine Meinung für viele Modellsegelflieger hier im Forum ebenso Gültigkeit hat: Ich bin in allererster Linie Modellsegelflieger, der Freude daran hat seine Modelle nur mit den Kräften der Natur zu bewegen. Wind und Thermik. Das ist seit mehr als 40 Jahren meine Welt. Aber die Zeiten haben sich für mich geändert. Meine Freizeit ist durch Beruf und Familie knapp geworden. Die Modelle sind wertvoller geworden. Wenn ich mir mal eine Stunde oder einen Nachmittag Zeit nehmen kann um zum Hang zu fahren, will ich sicher sein, dass ich zum Fliegen komme. Manchmal ist der Wind zu schwach für einen sicheren Handstart am flachen Hang, manchmal kommt der Wind doch nicht genau auf den Hang, manchmal ist die nutzbare Thermik erst weit draußen auffindbar... Ok, man könnte die Flitsche aufbauen, aber das ist zusätzlicher Aufwand und man muss dann das Gras des Bauern (dessen Erlaubnis man natürlich hat) mehr zertreten als nötig. Da ist ein FES-Antrieb eine enorme Erleichterung. Handstart vom Fleck weg. 5 Sec Motorlaufzeit und die Garantie, dass man - komme es wie es wolle - wieder geordnet und sicher bei Fuß landen kann. Ich nutze einen Antrieb im Segelflugzeug nur zum Start oder um das Modell - wenn wirklich nichts geht - aus einer ausweglosen Situation zu retten und mir und der Natur eine Außenlandung im unwegsamen Gelände zu ersparen.
Was für mich am Hang gilt, gilt auch für die Modellsegelflieger in der Ebene. Was tun, wenn kein Schlepper und keine Winde zur Verfügung steht? Was wenn man abends mal kurz einen Flug in der Abendthermik machen will. Da bleibt halt nur ein Antrieb im Segelflugmodell um in die Luft zu kommen. Deshalb sind wir aber noch lange keine Elektrosegelflieger, die keine Ahnung von Aerodynamik, Flugphysik und Flugtaktik haben und nicht wissen, wie man ein Segelflugmodell optimal einstellt. Viele von uns nutzen den Antrieb nur, um häufiger zum Fliegen zu kommen und unser Hobby unter den gegebenen Rahmenbedingungen sicher zu betreiben.