2m-RES-Wettbewerb in Bursa (TUR)
2m-RES-Wettbewerb in Bursa (TUR)
Hallo liebe RES-Freunde!
Es ist wirklich toll dass auch in Deutschland der erste 2m-RES-Wettbewerb absolviert ist und erfolgreich über die Bühne ging! Mich freut das sehr, da es meiner Meinung nach - nach wie vor - keine RC-Modellflugklasse gibt, bei der so viel 'Wettbewerb' für so wenig 'Einsatz/Geld' zu bekommen ist.
Wichtige Elemente wie Wetterbeobachtung, Flugtaktik, Risikobereitschaft, Flugzeugsetup, aufgabenorientiertes Fliegen und natürlich auch Teamwork, Regulierung des eigenen Ehrgeizes, sportliches Verhalten und Fairness sind nicht weniger Teil des Wettbewerbs als in den sogenannten grossen Klassen!
Und das ist für mich ganz grosse Klasse!
Obendrein bekommt man das auch noch mit einer ganz grossen Portion Spass am Fliegen kombiniert.
Auch hier in der Türkei hat die 2m-Saison bereits angefangen und am wirklich ersten heissen Sommerwochenende im Mai haben sich 48 begeisterte RES-Piloten in Bursa getroffen.
Das Fluggelaende ist ein Ausbildungsflugplatz der Flugkadetten der Türkischen Luftwaffe, das freundlicherweise für diesen Wettbewerb zur verfügung gestellt wurde. Noch bevor der Wettbewerb so richtig los ging gab es daher erstmal die Türkische Nationalhymne aus den Lautsprechern!
Für den Wettbewerb selbst wurden neben der Verpflegung auch kleine Pavillonzelte bereitgestellt und es gab viele freiwillige Helfer am Platz - wirklich hervorragend organisiert.
Zum ersten mal bei einem 2m-RES-Wettbewerb wurde in 12er Gruppen gestartet. Dabei war schon ordentlich viel Balsa am Himmel verteilt. Möglich wurde dies auch durch die vielen am Platz vorhandenen Bungees. Neben den 12 regulaeren Startplaetzen wurden noch 2 Extragummiseile aufgebaut, sollte es mal einen Seilriss oder andere Schwierigkeiten mit einem Gummiseil geben.
Alles das war wirklich hervorragend und wir kamen nach einem etwas laengeren Briefing bei sonnigem Wetter richtig viel zum Fliegen.
Die Bedingungen waren anfangs noch schwach mit leichten Thermikblasen, die im Grunde alle nicht weit über den Platz verteilt waren, so dass man zumindest im zweiten Start eigentlich einen dieser sanften Schlaeuche erwischen konnte.
Erst nach dem Mittagessen wurde es zunehmend thermischer mit teils staker Thermik, aber eben auch den dazugehörigen Abwindgebieten.
Unsere kleinen 2m-Holzboliden sind hier wirklich deutlich leistungsschwaecher als moderne Hochleistungs-Plastikmaschinen. Keine Reichweite - Und wenn dann noch ein Bart, der gerade schon durchgezogen ist, nach schlechtem Start (da der Bart gerade für ordentlich Rückenwind sorgt) erreicht werden muss, ist man schon schnell mal enttaeuscht wenn der Flug nach weniger als 2 Minuten endet.
Hier war taktisches Fliegen, also die Wahl des richtigen Startzeitpunktes, auch schnelles Nachstarten oder auch beherztes Abfliegen Richtung abziehender Thermik gefragt.
Nicht selten sah man so ein oder zwei Modelle nach 2-3 Minuten an der Sichtgrenze kurbeln waehrend am Boden ganz oft und hektisch im Saufen die Gummiseile zum x-ten Nachstart ausgezogen wurden.
Dabei war nicht zu beobachten, dass ein Modell oder Modelltyp anderen überlegen war, auch wenn zum Teil schon viele kleine Modifikationen an den Modellen vorgenommen werden.
Im Rahmen der Möglichkeiten ist das auch absolut legitim, wie ich finde. Auch wenn man hier im Forum ganz viel über etwaige Möglichkeiten liest, wie sich ein Teilnehmer eventuelle Vorteile verschaffen könnte und was alles akribisch reguliert werden muss, muss ich feststellen, dass bei einer Wetterlage wie sie in Bursa vorherrschend war, das Modell (und vor allem dessen Gewicht) nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben.
Gökhan Özdemir zum Beispiel hatte sich die Mühe gemacht seinen MILES Gramm für Gramm abzuspecken, schwere Balsateile wurden gegen leichte getauscht, der Rumpf mit einem CFK-Heckausleger versehen, kleine Servos so weit wie möglich vorne im Rumpf untergebracht, das Leitwerk mit Aussparungen versehen etc. etc.
Das ist vor allem bei Floaterwetterlagen von Vorteil, bei den zyklischen Bedingungen in Bursa aber auch des öfteren nachteilig, wenn Abwindgebiete durchflogen werden müssen.
Gökhans MILES wiegt nur 580gr. - eine tolle Leistung und ist damit im bart wirklich extrem schnell weggestiegen, zwischen den Baerten war er aber manchmal schon wie ein welkes Blatt unterwegs.
Für viele auch interessant war meine eigene Kreation, die eher aus der Not heraus geboren wurde. Mein Kollege Murat hatte seinerzeit seinen MILES durch Anlagenausfall verloren und wir mussten schnell drei Tage vor Wettbewerb ein neues Modell bauen. Hier war es viel einfacher den Flügel einfach voll zu beplanken. Der entstandene Flieger nennt sich SLIME, hat eine 2 teilige Tragflaeche und einen Profilstrak von SA7035 auf AG-13. Damit, und wegen des Gewichts von knapp 800gr. ist er eher nicht der Floater, kann aber spürbar besser gegen den Wind vorfliegen als seine Kollegen mit offenen Rippenfeldern.
Und allen Modifikationen und Raffinessen zum Trotz hat am Ende Reinhard Vallant mit einem nomalen Baukasten-MILES gewonnen.
Sein erster 2m-RES-Wettbewerb im übrigen. Dies zeigt auch, dass fliegerisches Können und Wettbewerbserfahrung doch das Massgebliche am Erfolg sind.
Der grösste Erfolg allerdings ist - nach wie vor - die Möglichkeit mit dieser Klasse wirklich hochkaraetigen Wettbewerb für Jedermann zu realisieren. Auch viele weniger versierte Piloten, sogar absolute Wettbewerbsanfaenger aber natürlich auch im Nostalgiefieber Verbliebene und Neuangesteckte kommen hier voll auf Ihre Kosten. Ob es nun vorrangig darum geht erfolgreich zu sein, etwas dazulernen zu können, sich am Flugbild dieser Modelle zu erfreuen oder einfach nur Spass zu haben - ganz egal, der 2m-RES-Wettbewerb kann alles das bieten!
Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn das 2m-RES-Fieber in Deutschland weiter steigt und somit auch auf einfache Weise Spass und Freude am leistungsorientierten Fliegen im Wettbewerb geboten werden. Hilf- und lehrreich für unseren Sport ist es alle mal!
Beste Grüsse aus der Türkei:
Philip Kolb
Anhang anzeigen Bursa-results_2m.pdf