Jan
Moderator
Hallo,
ich bin noch Schleppanfänger. Ich habe als Pilot einer Schleppmaschine erst ca. 15 Schlepps mit Seglern zwischen 5 und 6 Meter (Gewicht zwischen 5 und 9 kg) gemacht. Die letzten Schlepps waren erfreulich fehlerarm. Ich habe mich mit dem Thema intensiv beschäftigt und von anderen und selbst gemachte Erfahrungen gesammelt. Das, was ich gelernt habe, möchte ich teilen und bitte um weitere Ratschläge und Erfahrungsaustausch. Es sind viele Dinge aufgeführt, die mancher erfahrene Schlepper als Selbstverständlichkeit auffassen wird. Da die Folgen bei der Missachtung von Selbstverständlichkeiten oft besonders krass sind, sollen sie trotzdem angesprochen werden .
Material
Vorbereitung des Schlepps
Unterstützung
Schlepp
Seilabwurf
Kommentar
Seglerschlepp ist viel schwieriger als ich das gedacht hätte. Präzises und gerades Fliegen ist gefordert. Es macht mir einen großen Spaß. Ich kann es jedem empfehlen.
ich bin noch Schleppanfänger. Ich habe als Pilot einer Schleppmaschine erst ca. 15 Schlepps mit Seglern zwischen 5 und 6 Meter (Gewicht zwischen 5 und 9 kg) gemacht. Die letzten Schlepps waren erfreulich fehlerarm. Ich habe mich mit dem Thema intensiv beschäftigt und von anderen und selbst gemachte Erfahrungen gesammelt. Das, was ich gelernt habe, möchte ich teilen und bitte um weitere Ratschläge und Erfahrungsaustausch. Es sind viele Dinge aufgeführt, die mancher erfahrene Schlepper als Selbstverständlichkeit auffassen wird. Da die Folgen bei der Missachtung von Selbstverständlichkeiten oft besonders krass sind, sollen sie trotzdem angesprochen werden .
Material
Möglichst viel Power bei der Schleppmaschine, meine Schleppmaschine ist eine Bellanca mit 2,45 Meter Spannweite, Antrieb ein Webra Bully mit 35 ccm und Reso, Prop 20*10. Das Gewicht liegt bei ca. 7,5 kg, der Standschub ist bei ca. 10 kp. Das ist aus meiner Sicht ausreichend. Weniger Power bedeutet (noch) höhere Anforderungen an die Flugpräzision.
Das Gewicht der Schleppmaschine ist fast unwichtig (diese Erkenntnis ist für mich überraschend, ich dachte, dass ein schweres Schleppmodell "Ruhe" in den Zug bringt, das ist schlicht falsch, maßgeblich ist in erster Linie der Pilot der Schleppmaschine, danach der Pilot des Seglers und dann die Power des Schleppmodells. Das Gewicht der Schleppmaschine ist egal.
Zuverlässige Schleppkupplung mit großzügig dimensioniertem Servo
Sehr stabiles Schleppseil, ich habe eines aus dem Segelzubehör, Material wahrscheinlich Dacron, Durchmesser ca. 2,3 mm, leuchtend gelb, Zugfestigkeit nach meiner Erinnerung bei mehr als 100 kg.
Es macht sich gut, wenn über die ersten 1,5 bis 2 Meter des Schleppseils ein flexibles Kunststoffrohr gezogen wird - dadurch wird (insbesondere bei aerodynamischen Ausgleichsflächen) die Gefahr vermindert, dass das Schleppseil bei Höhen- bzw. Seitenruder zwischen Dämpfungsfläche und Ruder bzw. Ausgleichsfläche gerät - ich habe eines aus dem Segelzubehör, es wird dort über die Stahlkabel gezogen, mit denen der Mast gehalten wird (Wanten). Es hat einen idealen Innendurchmesser und vor allen Dingen: Es ist geschlitzt, dadurch kriegt man es auch über weiche Schleppleinen, die man sonst einfädeln müsste.
Sollbruchstelle je nach Geschmack der beteiligten Piloten, bei mir meist ca. 0,4 mm Perlon, schützt die Modelle vor zu harten Rucks, wird am Ende des Schleppseils eingeschleift
Vorbereitung des Schlepps
Auftanken! (vergisst man leicht in der Hektik, erst recht bei geschlossenen Rümpfen, bei denen der Tank nicht zu sehen ist.)
Wenn der Sender das kann, einen Vollgastimer setzen. (Natürlich vorher Spritverbrauch ermitteln)
Vorher dem ersten Schlepp immer einen Trimmflug machen. Insbesondere auf die Querachse achten. Modell so einstellen, dass es bei Vollgas leicht steigt.
- Windrichtung checken (Rückenwindstarts können klappen - es sollte einem aber bewusst sein, woher der Wind kommt)
Flugplan auf Grund des Schleppzugs, der örtlichen Gegebenheiten und des Windes mit dem Piloten des Seglers besprechen, auch Verfahren bei Startabbruch besprechen
Unmittelbar vor dem Schlepp noch mal den Wind prüfen, ggf. Pause machen und abwarten
Vollgastest der Motormaschine machen. Wenn der Motor beim Hochdrehen spuckt, sofort drosseln und Startabbruch. Ein Schlepp mit kotzendem Motor macht keinen Spaß.
Die Piloten sollten zusammen stehen, damit sie kommunizieren können.
Unterstützung
Es ist nicht ehrenrührig, wenn der Pilot der Schleppmaschine und des Seglers jeweils Unbeteiligte bitten, den Finger an den Schalter für die Schleppkupplung zu halten und bei Notsituationen auszuklinken. Wenn das erfahrene Piloten sind, kann man so für die ersten Flüge das Risiko vermindern.
- Ein Helfer, der die Flächenspitze des Seglers hält, ist von Vorteil.
Schlepp
- Es wird ausgeklinkt und abgebrochen, wenn etwas passiert, das nicht in Ordnung ist. Alles, was anders ist, als es sein sollte, ist nicht in Ordnung. Es wird ausgeklinkt, BEVOR man versteht, WAS da oben gerade passiert bzw. passiert ist. Wenn man abwartet, bis man versteht, was passiert, kann es bereits zu spät sein. Aus 120 Metern ist man in weniger als 2 Sekunden im Boden...
- Ausklinken sollte möglichst der Seglerpilot, wenn der Motorpilot auch ausklinken muss, besteht die Gefahr, dass das Seil verlogen geht.
Vollgas, niemals drosseln, höchstens den Steigwinkel vergrößern
Der Segler hält mit dem Querruder IMMER gelevelt, mit der Trimmung (!!) wird der Steigwinkel eingestellt, mit dem Seitenruder wird der Kurvenradius geflogen. Vor dem Einleiten einer Kurve soll der Segler NACH AUßEN, gerät der Segler während einer Kurve nach innen und droht die Schleppmaschine einzuholen, ist das eine Indikation für das sofortige Ausklinken. Klinkt der Segler nicht aus, macht das der Pilot der Schleppmaschine.
Der Segler kann das Fahrwerk ausgefahren lassen - das erhöht den Luftwiderstand und bremst, vermindert aber auch das Risiko des Überholens der Schleppmaschine.
Nach dem Abheben eine große Kurve einleiten, der Zug gerät dadurch nicht zu weit weg, man hat von der Seite einen erheblich besseren Blick auf den Zug und kann die Schleppgeschwindigkeit gut beurteilen
Ich ziehe es vor, nach dem Abheben und etwa hundert Meter Geradeausflug in einer sehr großen Kurve ca. 90 Grad abzubiegen und so Distanz zum Pilotenstandort aufzubauen. Dann erfolgt nach ca. 300 Metern wieder eine Kurve, diesmal mehr als 90 Grad. Mein Ziel ist es dann, wieder auf den Pilotenstandplatz zuzufliegen und eine Acht zu fliegen. Rechtecke sind VIEL SCHWIERIGER zu fliegen und sollten zunächst vermieden werden. Man sollte es vermeiden, auf sich zu zu fliegen, da man dann über sich gerät. In diesem Zustand kann man nur schlecht erkennen, wie der Schleppzug liegt. Dieser Zustand ist daher nur etwas für sehr erfahrene oder glückliche Schleppgespanne. Bei geringerer Erfahrung oder fehlendem Glück kommt es leicht zu Flugfehlern. Der Pilot der Schleppmaschine muss in dieser Situation aus dem Motorgeräusch hören können, wie schnell der Zug ist und ob er ziehen kann oder drücken muss. Das ist MIR zu heikel.
Seilabwurf
Landung nicht mit Seil, möglichst vorher abwerfen. Wenn das Schleppseil sich im Endanflug irgendwo richtig verfängt, dekonstruiert sich die Schleppmaschine - ein solches Modell sieht aus, als wenn eine Handgranate darin explodiert wäre.
Es erleichtert, wenn in das Schleppseil hinten ein Tischtennisball oder ein Stück Styro eingebunden wird. Das Seil hängt dann nach dem Ausklinken des Seglers waagerechter und ist beim Abwurf besser und länger in der Luft zu sehen. Bei Notabwürfen - wenn Motormaschine und Segler gleichzeitig ausklinken - macht es sich gut, wenn ein Dritter gebeten wird, das abfallende Seil im Auge zu behalten. Eine auffällige Färbung des Seils hilft bei der Suche
Niemals das Schleppseil über der Piste abwerfen. Der Pilot der nächsten Motormaschine wird es danken.
Kommentar
Seglerschlepp ist viel schwieriger als ich das gedacht hätte. Präzises und gerades Fliegen ist gefordert. Es macht mir einen großen Spaß. Ich kann es jedem empfehlen.