Uwe - danke!
Ein kurzer Rundumschlag zur Astrofotografie:
Jeder Sensor, sei es in einer gekühlten Astrokamera oder einer DSLR ist eine Matrix aus Pixel. Man kann sich jedes dieser Pixel wie einen Wassereimer vorstellen, in den Tropfen fallen. Je "grösser" der Eimer umso mehr Tropfen. Man nennt das Well Capacity. Statt Wasser fallen hier Photonen rein, die im Sensorpixel als Elektronen umgewandelt und gespreichert werden.
Ein paar Punkte dazu:
- Je grösser die Well Capacity, desto mehr Dynamikumfang des späteren Bildes. Sind die Pixel klein, passen nur 10 rein, hat auch jeder Piunkt später im Bild nur 10 Werte. Passen hingegen 50 rein.... Der Wert ist direkt mit der Pixelgrösse und damit Sensorgrösse und Auflösung verknüpft. Deshalb nimmt man bei Astrokameras auch eher weniger MPix.
- Bei jedem Einlagern (Umwandeln Photon in Elektron), während dem Speichern und vor allem beim Auslesen kommt Rautschen hinzu. Je wärmer die Umgebung, desto rausch. Bei ungekühlten DSLRs gibt es oft bei langbelichteten Aufnahmen einen rosa Rand oder Bildseite. Das ist der Bereich des Sensors, der näher an einem warmen (Elektronikelement) "dran" ist. Auch gibt es Pixel die immer "voll" sind (Hot Pixel), oder schneller voll werden als der Rest (Warm Pixels). Dann gibts wieder Pixel die kaputt sind (Dead Pixel). Deshalb macht man normalweise ein (oder mehrere gemittelte) "Dark Frame"-Bilder, also Aufnahmen gleicher Belichtungszeit nur mit Abdeckkappe auf dem Telekop/Linse. Diese zeigen dann nur die Sonsorartefakte und man kann sie so recht einfach von den Aufnahmen selbst digital abziehen. Dann gibts noch Bias-Frames (Ausleseeffekte minimieren) und Flat-Frames (zum Entfernen der Vignettierung), den ganzen Zoo. Das hab ich oben weggelassen, weil ich in der Nacht zu faul war. und Wolken aufkamen Bei den M45-Aufnahmen unten war dann das ganze Samasurium dabei.
Obiges Orion-Bild ist "gesamte Belichtungszeit" 30 minuten. Es handelt sich dabei um 6 Aufnahmen á 5 minuten, die später in der Bildverarbeitung gestackt werden. Würde man 30 minuten am Stück belichten (das ginge was die Nachführung angeht) wären:
- Helle Sterne "ausgebrannt" (d.h. Sensorpixel saturiert, der Sensor ist nicht defekt davon, nur der Pixel "Voll")
- Die Dynamik schlechter (siehe oben, Well Capacity)
- Der Himmelhintergrund sehr hell (durch Streulicht / Strassenlampen, etc), und weil die Well Capacity davon "aufgefüllt" wird, diese nochmal schlechter.
- Die Chance gerade im Bereich des Himmels-Äquators hoch das irgendwo ein Satellit durchgerauscht wäre (gibt dann helle gerade Striche im Bild, Aufnahme ist dann unbrauchbar)
Selbst so ist Alnitak, der helle Stern im Bild, "ausgebrannt". Der ist Mag 1.7 hell und das haut schon rein.
Noch ein Wort zu den Sternabbildungen selbst. Die sind ja in dem Bild mit langen Spikes versehen, im Winkel von 90 Grad. Sterne selbst sehen immer Rund aus, wie kommt das also? Die Spikes sind Artefakte des Teleskops. Bei Spiegeltelekopen ist der Hilfsspiegel im Strahlengang. Der muss ja igrendwie da hingehängt werden und das wird bei Newton-Teleskopen mit einer Aufhängung gemacht. Diese Aufhängung erzeugt die Spikes. Bei Aufnahmen mit Linsenteleskopen und Schmidt-Cassegrains u.ä. (da hängt der Hilfsspiegel in einer Glassplatte eingelassen) gibt es keine Spikes.
Hier noch der Unterschied zwischen 45 Minuten gesamter Belichtungszeit (wieder 5 Min Einzeln) und 180 Minuten (10 Minuten Einzeln) gesamter Belichtungszeit anhand der Pleijaden (M45), dem "Siebengestirn". Aufnahmen wieder von mir mit dem gleichen Setup (allerdings etwas mehr Aufwand und in einer besseren Nacht als das Orionbild):
45 Min gesamt:
180 Min gesamt:
Das 180 Min Bild ist deutlich tiefer (mehr Nebel drauf, und auch mindestens 3 Asterioden als keine Strichspuren), aber schon an der Grenze was die Himmelshelligkeit hergab und das mit 45 Minuten sieht besser aus.
Da M45 als Sternhaufen auch eine Wolke (Nebel) dabei hat, passen die Bilder sogar hier rein.
All das oben gesagte, glt auch für Langzeitaufnahmen mit normalen Kameras und kann dort (mit Fotoobjektiv statt Teleskop) genauso angewendet. Ohne Nachführung an einem normalen Fotostativ gilt die 500er Regel, damit Sterne keine Spuren ziehen und Punktförmig bleiben.
500 / Brennweite = Belichtungszeit in Sek. die man maximal verwenden darf.
Beispiel: 24mm Objektiv (an Vollformat)
500 / 24mm = 20.8 Sek.
bei einem Cropfaktor, diesen erst mit der Brennweite multiplizieren.
Dann noch weiterer Tipp: Spiegelvorauslösung anschalten, damit der Spiegelschlag nicht stört, und 2 sek Selbstauslöser damit der Auslöser nicht verwackelt. Dann klappts auch mit Astrobildern ohne grosses Equipment.