Der Threadstarter hatte mich schon angeschrieben, aber da die Fragen zur L-39 immer wieder in gleicher Form kommen, möchte ich einmal etwas ausführlicher darauf antworten.
Hintergrund ist, daß wir es in der letzten Zeit hier verstärkt mit "Anfängern" im Impellerbereich zu tun haben, die aber in anderen Sparten, z.B. bei Jets oder Großseglern schon fundierte Erfahrung haben, oder z.B. aus dem Verbrennerbereich kommen. Da kommen natürlich ganz andere Fragen auf, als bei "wirklichen" Neulingen.
Zum Modell:
Es gibt ja schon Erfahrungen und verschiedene Theras zum Modell. Es fliegt wirklich gut, ist recht filigran und sollte nicht zu schwer werden. Die allgemeinen Mängel insbesondere des Kanals sind bekannt. Wenn man sich vom ARF Gedanken löst und da 20-30 Stunden Arbeit reinsteckt, kann ein schönes Modell entstehen.
Zum Antrieb:
Die Empfehlung seitens des Herstellers ist - nun ja - sagen wir mal "haarsträubend".
Das Modell kommt realistisch auf ein Abfluggewicht von ca. 5-5.5 kg und ist mit einem Schub von 4-4,5 kp sehr gut motorisiert.
J.G. hat ja hier auch schon Videos mit dem Schübeler HDS in dieser Leistungsklasse gezeigt.
Gerade Einsteiger "fordern" gerne 1:1, das ist völlig überflüssig, selbst bei eher ungepflegten Graspisten.
Zur Flugzeit:
Ich zitiere mal aus der Mail des Threadstarters: "Ich bin gerne zügig unterwegs und gegen ein tolles Geräusch und eine Flugzeit um die 5 Minuten hätte ich auch nichts einzuwenden".
Daraus ergibt sich immer die Frage:
"zügig unterwegs" = Vollgasflieger?
Oder kann der Pilot mit dem Gasknüppel umgehen.
Das frage ich inzwischen zuerst ab und empfehle dann den Vollgasfliegern schwächere Antriebe, und denen, die gefühlvoll mit dem Gasknüppel umgehen, deutlich stärkere Antriebe.
Hintergrund ist, daß die Flugzeit limitiert wird durch die Akkukapazität.
Und für die Flugzeit ist nicht der Maximalstrom entscheidend, sondern der durchschnittlich entnommene Strom!
Als Faustformel empfehle ich:
Bei Vollgasfliegern sollte die Akkukapazität ca. 1/15 des Maximalstroms sein. Zieht der Motor 90A, dann sollte ca. ein 6.000er Akku verwendet werden. Das entspricht dann ca. 4 Minuten Flugzeit (allerdings ohne notwendige Reserve von 20%). Allerdings wird auch der stärkste Vollgasjunkie zum Landen drosseln, insofern kommen 4- 4,5 Minuten in der Praxis gut hin.
Wer mit dem Gasknüppel umgehen kann, der kann mit der Akkukapazität auf 1/20 runtergehen, oder mit dem Maximalstrom höher gehen, also bei einem 6.000 mAh Akku = 6Ah bis 120 A in der Spitze ziehen.
Grundsätzlich empfehle ich bei diesen Belastungen gute 30-35C Akkus. Die höheren C Raten (so sie denn überhaupt echt sind), haben erhebliche negative Nebenwirkungen bezüglich Handhabung und Lebenserwartung, da muß man schon genau wissen, was man tut und was Sinn macht.
Gerd Giese hat hier dazu kürzlich einen sehr guten Magazinartikel bei RCN veröffentlicht, dessen Lektüre ich Einsteigern dringend anrate.
Antriebsempfehlung:
Ich beschränke mich hier mal auf unsere Antriebe, Schübeler und Ejets haben Impeller mit ähnlichen Arbeitspunkten im Programm.
Um die o.g. 4-4,5 kp umzusetzen gibt es verschiedene Optionen zwischen 8 und 12s.
Ich empfehle grundsätzlich, den Antrieb vom Akku aus zu denken. Letztlich ist der Akku (bei mehreren Sätzen) die teuerste Komponente und von begrenzter Haltbarkeit, sodaß die Empfehlung immer zur Verwendung möglichst weniger Akkus in den verschiedenen Modellen geht.
Um mit 8s die geforderte Leistung zu bekommen, liegen wir bei ca. 110-120 A. Das bedeutet einen 8s/6000er Akku. Schon etwas exotisch. Aus gleichem Grund lasse ich auch mal die 9 und 11s Varianten weg. Da gibt es erprobte Lösungen, die ich gerne individuell berate.
Ein sehr gängiger Akku z.B. aus dem Hubschrauberbereich ist z.B. 10s/5.000 (oder natürlich auch 2x5s/5000).
Dazu ist meine Empfehlung für Vollgasflieger:
Midi Fan evo mit HET 700-68-1200, zieht ca. 72A bei 3,8 kp. Das ist getestet und bewährt, und so aktuell auch bei verschiedenen Redaktionen im Test. Dieses Set steht noch nicht im Shop, ist aber verfügbar.
Jene, die mit dem Gasknüppel umgehen können, wählen die stärkere Variante:
Midi Fan evo mit HET 650-68-1340, zieht ca. 90A bei 4,5 kp. Das ist mit Abstand die meistverkaufte Variante für die L-39 bei uns. Vollgas brauchte da eher selten.
Erik hat oben den Midi Fan evo mit HET- 650-68-1130 vorgeschlagen. Der macht Sinn, wenn man 12s/4000 hat, 5.000er Zellen würde ich da alleine aus Gewichtsgründen nicht mehr nehmen.
Das mal so als erste Vorschläge. Natürlich gibt es da weitere Varianten für exotische Akkuvariationen, Laufzeitvorstellungen etc. Aber man sollte dabei nicht aus den Augen verlieren, daß wir zwar über ein stattliches, aber auch eher filigranes Modell reden, das eher dann Spaß macht, wenn man es strukturell nicht an die Grenzen bringt.
Lieferzeit:
Ich kanns nicht mehr hören.
Die Ampel ist grün, wenn ein Antrieb unverkauft im Regal liegt, der Rest wird nach Auftragseingang gefertigt. Der Hintergrund ist, daß es einfach zu viele Varianten gibt und die Nachfrage derart groß ist, daß es momentan kaum ein Antrieb mal unverkauft ins Regal schafft, und wenn doch, dann ist er nach wenigen Minuten bereits wieder verkauft.
(wir haben es letztens spaßeshalber mal gemessen, von Ampel grün bis zum Verkauf vergingen 29 Minuten
)
Aber ist es wirklich bei so einem Projekt so dramatisch, wenn man mal 2-3 Wochen auf "seinen" Antrieb wartet?
Wir versuchen permanent die Produktion fertiger Sets weiter hochzuschrauben (sie hat sich in den letzten 6 Monaten schon ca. verdreifacht), aber in einem bin ich eisern: Entweder ein Antrieb ist perfekt montiert, oder er wird nicht geliefert. Lieber verzichte ich auf einen Verkauf, als daß etwas halbherzig das Haus verlässt. Ich denke, das spiegelt sich auch ganz gut in den Erfahrungsberichten hier im Forum wieder.
Ich würde übrigens in dieser Leistungsklasse unabhängig vom Impellerhersteller dringend davon abraten, solche Antriebe selbst zu montieren. Mit einfachem Zusammenschrauben ist es da nicht mehr getan. Und die Qualität der Feinwuchtung ist letztlich entscheidend für die Lebenserwartung der Motorlager und das Laufgeräusch.
Wer übrigens gewohnt ist sorgfältig zu arbeiten und gerne auch einen Hang zur Pingeligkeit hat, und aktuell einen Job sucht, der darf sich gerne an mich wenden. Wir stellen aktuell ein.
Oliver
PS.: Was vergessen? Ach ja, "jürgi" ist der Antrieb zu leise. Shit happens!