Wie viel Objektivität braucht ein Testbericht ?

Vielleicht sollte man sich einfach von der Vorstellung trennen, dass der Bericht über das Bauen und Fliegen eines Flugmodells ein "TEST" ist.
Das fängt doch schon damit an, dass der Tester das Testobjekt "in ein paar gemütlichen Bastelabenden" zusammenbaut, der Anfänger stürzt dabei möglicherweise von einer Verlegenheit in die nächste und braucht dafür Wochen. Das geht weiter mit den kleinen Änderungen, die der Autor so en passant vornimmt, weil ihm die Originallösung nicht gefallen hat. Schließlich fliegt die Kiste, als hätte sie nie etwas anderes getan.

Ich ziehe für mich daraus folgende Schlüsse: Je mehr kleine Änderungen, desto unausgereifter die Konstruktion. Wenn nichts zu Ruderausschlägen, EWD etc. oder spezifischen Flugeigenschaften ausgeführt ist, wird die Kiste schon irgendwie fliegen, hat beim "Tester" aber wohl keine große Begeisterung ausgelöst. Je mehr zu speziellen Einstellungen und Flugeigenschaften gesagt wird, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Tester sich länger mit dem Flieger beschäftigt hat, was aber noch lange nicht heißt, dass ich die Einstellungen für mich bedenkenlos übernehmen kann.

Grüße, Nick
 

Gast_65980

User gesperrt
Also ich habe mal einige Zeit für eine Modellbauzeitschrift ein paar Modelle getestet. Der Baubericht wurde von der Redaktion gelesen und nach deren Wünschen "entschärft", bevor er mir zur Freigabe wieder vorgelegt wurde. Als ich bei einem katastrophalen ARF-Modell meine ehrliche Meinung mit entsprechenden Begründungen dazu äußerte, wurde auch dieser Bericht "überarbeitet" und mir ebenfalls zur Freigabe vorgelegt. Bei dem darauffolgenden Telefonat wurde mir vorgehalten, ich hätte die Fehler des ARF-Modells ja erkennen und vor dem Test beseitigen können. Danach trennten sich unsere Wege.

Das nenne ich konsequent. Wenn alle Tester so handeln würden, dann würden sich die Verlage auch anders verhalten.
 
da mag es vielleicht verschiedene Verlage/Redakteure geben..ich kann nur wiederholen ich hatte nie irgendwelche Vorgaben, meine Kritikpunkte sind immer 1:1 gedruckt worden, es wird nur gefordert das ich bei einem Problem auch eine Lösung beschreibe, so etwas nennt man konstruktive Kritik, ich bin weder Verwandt noch Verschwägert mit irgendwelchen Herstellern, nicht in der Modellbaubranche angestellt und bestelle meine Modelle die ich privat haben will zum normalen Preis bei irgendwelchen Geschäften.
Aber ich denke da ist jedes weitere Wort umsonst weil Tester nach der Meinung hier im Thread generell alle korrupt sind deshalb klinke ich mich hier jetzt aus....Modellbauer sind da schon ein sehr spezielles Völkchen...bei welchem Hobby sonst gibt es so etwas wie "Schaumwaffel Hasser die allergisch gegen Schaum sind"...ich war da schon manches mal erstaunt was es hier für Diskussionen gibt...in meiner Welt sucht sich ein logisch denkender Konstrukteur sein Material nach Anforderung und Eigenschaft aus...Allergien werden beim Arzt behandelt....da gibt es viele Themen und endlose Diskussionen die einfach sinnlos sind weil Modellbauer gerne ihre Meinung einfach nur behalten wollen....daher will ich niemanden hier daran hindern seine eingefahrene Meinung zu behalten, zu pflegen und zu kultivieren....

Was ich aus dem Thread zusammenfassend so weit herausgelesen habe sollte die Ideale Zeitschrift:
- komplett Werbefrei sein
- alle Tests sollten mehrfach von verschiedenen Tester von Normal bis Profilevel durchgeführt werden. Das bedingt natürlich mehrere Modelle da die Tester nicht notwendigerweise an einem Ort sind.
- die Modelle müssen Anonym auf Kosten der Zeitschrift eingekauft werden so das keine Beeinflussung stattfindet
- Der Test muss über einen langen Zeitraum stattfinden so das auch wirklich alle Schwächen entdeckt werden. Das Produkt ist dann zwar schon "alt" auf dem Markt...aber besser im Nachhinein einen guten Test lesen...
- Die Tester müssen damit sie unbeeinflusst sind ähnlich wie Geschworene während des Zeitraums abgeschirmt leben.
- Die Tester dürfen keine Vorlieben für ein Modell haben, daher muss vor Vergabe des Tests ein Auswahlverfahren der Tester stattfinden so das Tester mit Befangenheit aussortiert werden.
- Die Marke des Modells darf dem Tester nicht bekannt sein um Befangenheit auszuschliesen
- Die Tests müssen, ähnlich wie der Aufwind Test, ein akademisches Level haben das nur eine kleine Zielgruppe überhaupt versteht.

Habe ich was vergessen? Aber perfekt damit habt ihr das Erfolgsmodell für eine gute Zeitschrift, also legt los! Ich würde euch ja finanzieren aber leider will ich die Millionen die ich durch Testberichte und Schmiergelder erhalte selber behalten.... (für den der Sarkasmus nicht versteht: es ist eine Null Nummer..)
So Long and thanks for all the fish! (Ich schmökere jetzt lieber ein bisschen in einer korrupten Modellbauzeitschrift mit Werbung und durchweg gefälschten Tests als meine Zeit hier zu verschwenden..)
 

Eisvogel

User
greenmunster, hast du auch einen Namen und kannst du die Zeitschrift nennen, für die die geschrieben hast, dann könnte man einen deiner Berichte nachlesen.

Was du geschrieben hast, stimmt in manchen Punkten, wenns auch etwas überzogen geschrieben wurde.
Es sind aber nicht grundsätzlich alle Tests kritisiert worden, vielleicht sind deine bei den ganz guten?

Ich bin aber immer noch der Meinung daß ein Testbericht bestimmte Angaben enthalten muß, da diese ausschlaggebend für gute Flugleistungen sind, bei manchem Modell sogar dazu daß es überhaupt fliegt.
 

Hacki

User
Moin,

eigentlich wollte ich in dieser x-ten Wiederholung des allseits bekannten und beliebten Themas Tester, Testberichte und Fachzeitschriften sowie Objektivität, Unabhängigkeit und Befangenheit gar nichts schreiben und zukünftig nur noch verschämt mit demütig gesenktem Haupt durch die (Modellflug)-welt spazieren, aber soviel möchte ich dann doch dazu beitragen:Greenmunster, Danke für deinen Beitrag !

Viele Grüße, Frank
 
Greenmunster

Greenmunster

Hallo,
ich poste hier mit Namen - im Gegensatz zu der weit überwiegende Mehrheit, die sich bei RCN mal mehr, mal weniger qualifiziert äußern und deren Beiträge nicht gegengelesen (redigiert: Redaktion) werden, logisch in einem Forum. Die meisten Threads zu Bausätzen und Kaufmodellen gleiten hier spätestens auf Seite 3 in inhaltsleere, völlig unübersichtliche oder OT Beiträge ab (... Hallo Schorsch, ich hab jetzt auch bestellt, meiner wird pink-grün...). Die Masse der Beiträge bringt so etwas wie eine statistische Objektivität, besser wird es dadurch nur selten. Zumal auch hier immer wieder mehr oder weniger unerkannt Hersteller/Vertreiber fröhlich mitschreiben und das ist kaum objektiv zu nennen.

Greenmunster hat die Sache auf den Punkt gebracht, aber doch etwas vergessen: Die Zeitschrift soll nicht mehr als 1,99 € kosten!

Ein Wort zur Sache: Ich kenne es so, dass die Testobjekte von der Herstellern/ Vertreibern nur über die Redaktion zu den Testern kommen und jeder direkte Kontakt vermieden werden soll.
Es stimmt, dass die Testobjekte nicht bzw. nicht zum Ladenpreis bezahlt werden müssen, wobei das sehr vom Einzelfall abhängig ist und die Ausstattung i.d.R. vom Tester gestellt wird. Angesichts der Honorare der Verlage ist das aber keine wirkliche Vergünstigung.

Leider ist Modellflug ein Nischenhobby, sonst würden wir Tester zum Fliegen für ein paar Tage nach Spanien eingeladen, wie z.B. im Motorradsport der Fall. Das wäre doch mal eine Idee!:cool:
Stefan
 
Tests von ARF-Modellen: In der Regel fliegen ja die Modelle wirklich gut, die Schwachstellen liegen eher bei den tragenden Strukturen oder bei fehlendem Leim. Die Modelle sind ja in aller Regel auch sehr leicht. Bei Erfahrungsberichten mit ARF Baukasten sollten die Modelle nach den Testflügen gehäutet, und auch die inneren Strukturen beurteilt werden (gilt nicht für Schaumwaffeln, die sind ohnehin eine eigene Kategorie). Damit würden viele Informationen zum Aufbau samt Leimstellen und Verstärkungen gewonnen und der Tester ist teilweise vom Verdacht befreit, günstig zu Modellen gekommenzu sein. Also man müsste gewissermassen die Modelle nach dem Test zurückbauen.
Ansonsten wäre ich für tabellarische Testurteile wobei auch die Erfahrung des Testpiloten nach einer mehrstufigen Skala anzugeben wäre. Generell sind die Erfahrungsberichte in meinen Augen zu wenig systematisch und hinsichtlich Anlieferung und Verpackung zu ausführlich.
Gruss
Kurt
 

Gast_8039

User gesperrt
Hallo!
Ich finde nicht, dass hier die Tester und Redakteure in Sippenhaft genommen werden sollten.
Vielleicht darf ich nochmal auf den Punkt Neutralität kommen, nicht gleichbedeutend mit Objektivität. Ich finde es sogar im Gegenteil legitim und gut, wenn ein Tester oder Redakteur seine persönliche, also subjektive Sichtweise auf ein Produkt ausdrückt. Nur sollte das eben von einem halbwegs neutralen Standpunkt aus geschehen. Die sachlichen Argumente, Zahlen/ Daten/ Fakten, Messwerte etc. sollten darin objektiv dargestellt (dokumentiert) sein und somit nachvollziehbar von der Wertung zu unterscheiden. Dies kennzeichnet einen gut gemachten Bericht, ohne deswegen Allwissenheit für sich zu beanspruchen! Und solche engagierten Berichte gibt es auch nach wie vor durchaus. Einige der daran beteiligten Autoren kennt man auch von hier... also wie gesagt: keine Sippenhaft.
Das systematische Problem beginnt dann, wenn Hersteller beim Verlag bzw. der Redaktion Einfluss auf die Anzahl, Art und Termine von erwünschten Berichterstattungen nehmen und sich somit ein grundsätzliches Abhängigkeitsverhältnis schaffen. Motto: ich (Hersteller) liefere Dir im Jahr 10 Testobjekte, Du (Verlag) mir 10 nicht zu unangenehme Berichte und dafür hast Du immer Stoff in Deinen Heftchen und einen guten Anzeigenkunden... natürlich wird es ab diesem Moment keine wirklich neutrale Berichterstattung mehr mit den betrffenen Erzeugnissen geben, sondern die Redaktion wird sehr "auf der Hut" sein dass da "nix anbrennt"! Und das merken wir Leser. Und die Namen der sich entsprechend "prostituierenden" Autoren noch dazu. Und wenn`s davon zuviel wird: Abo kündigen. So einfach ist das imho.
Aus meiner Leseerfahrung ist hier ganz übel der Aviator ("Horizon Hobby Parteiorgan"). Zunehmend auch die MFI und FMT. Die Modell scheint wie immer allen Trends hinterher zu hecheln. Aufwind scheint recht wenig "verstrickt" zu sein und leistet sich oft einen unabhängigen Standpunkt -gut so.
 
ARF und Umfang der Prüfung

ARF und Umfang der Prüfung

Bei Erfahrungsberichten mit ARF Baukasten sollten die Modelle nach den Testflügen gehäutet, und auch die inneren Strukturen beurteilt werden (gilt nicht für Schaumwaffeln, die sind ohnehin eine eigene Kategorie).

Ansonsten wäre ich für tabellarische Testurteile wobei auch die Erfahrung des Testpiloten nach einer mehrstufigen Skala anzugeben wäre. Generell sind die Erfahrungsberichte in meinen Augen zu wenig systematisch und hinsichtlich Anlieferung und Verpackung zu ausführlich.
Gruss
Kurt

Das käme einer Materialprüfung nah und das ist nicht zu leisten. Außerdem wird das Testmodell einer ausführlichen Flugerprobung mit allen Flug- und Belastungszuständen unterzogen. (Zu den Belastungen: Leider meine viele Modellflieger, dass jedes Modell Alles aushalten muss). Andererseits ist ein ordentlich gebautes Testmodell noch keine Garantie für Ausreißer in der Produktion.


Zum zweiten Absatz gebe ich Dir recht, die Anregung hatte ich schon vor einigen Jahren gemacht. Ist aber kaum umsetzbar wegen der Vielzahl ganz verschiedener Testmodelle und weil es ja keine Vergleichstests sind, wie man sie aus dem Automobil-/Motorradbereich kennt. Ein namhafter F3J Pilot hat mal ein mehrseitiges Testprotokoll für Segler entworfen, welches ich heute noch nutze, ähnlich dem "Zacher" Protokoll aus der manntragenden Segelfliegerei.

Die letzte Aussage ist absolut richtig, das Gefühlsleben des Testers beim Auspacken des Modells u.ä. ist nun wirklich irrelevant. Da müssten die Redaktionen mal mehr redigieren.

Stefan
 
hallo Stefan
Nein, es braucht keine EMPA-Tests, es genügt der prüfende Blick des Fachmanns hinter die Kulissen, um allfällige Schwachstellen oder eben auch geniale Lösungen zu dokumentieren. Nehmen wir einen Testbericht eines Baukastens (nicht ARF). Dieser beginnt mit dem Aufbau von Rumpf und Flügel, führt über den Finish zu den Flugerfahrungen. Warum soll man nun ein ARF Modell nicht analog, aber halt NACH dem Flugtest austuchen und teilw. zerstören, um den Aufbau und die inneren Werte oder ggf. Schwachstellen zu eruieren, das verstehe ich nicht. So ein Bericht wird doch von 10 000 Modellfliegern gelesen, da kann man auch mal ein Modell opfern. Es war ja für den Verlag entweder gratis oder muss unter Spesen abgebucht werden.
Gruss
Kurt
 

e-yello

User
Man stelle sich die einfache Frage was der Autor mit seinem Aufsatz erreichen will.

Will er dem Leser ein neues Modell vorstellen,es schmackhaft machen,Bedarf und Nachfrage generieren dann tut er dies mit einer Produktvorstellung bzw Präsentation.
Das Modell war eventuell vorher unbekannt,Nachfrage gering,der Autor findets aber toll und will es uns nahe bringen...
Dabei kann er mitunter auch die wirtschaflichen Interessen des Herstellers und damit eventuell gar die des Verlages im Hinterkopf haben,das ist durchaus legitim und in keinster Weise verwerflich.
Die Infos müssen dann nicht zwangsläufig objektiv sein,Details und genaue Daten bedarf es dafür nicht unbedingt,ein paar tolle Bilder und etwas Emotion reicht aus.

Bei einem Test erwartet sich der Leser allerdings eine andere Zielsetzung,das Modell ist mitunter bekannt und steht auf der Wunschliste.
Man erwartet eine Hilfestellung für Bau und Betrieb und natürlich auch eine objektive Bewertung von Modellfliegern für Modellflieger.
Produktmängel müssen da offen angesprochen werden,ebenso wie gute Lösungen und Optimierungsvorschläge.Erflogene Einstellwerte sind dabei eine wichtige Informationsquelle.



In der Praxis werden uns dann aber leider immer häufiger Produktvorstellungen als Test verkauft, und das ist ganz einfach Etikettenschwindel.




Wenn ein Test eine um 20mm falsche Schwerpunktempfehlung nicht anspricht taugt er nix...


Yello
 
In der Praxis werden uns dann aber leider immer häufiger Produktvorstellungen als Test verkauft, und das ist ganz einfach Etikettenschwindel.

da bin ich ganz bei dir...

Bei ARF, ob Schaum oder Holz, ist es in letzter Zeit absolut wichtiger Bestandteil im Text darauf hinzuweisen, das Reinschrauben der Servos (ganz ehrlich;)) dauert wirklich nur ein paar Minuten :eek:

m2c Rolf
 
Warum soll man nun ein ARF Modell nicht analog, aber halt NACH dem Flugtest austuchen und teilw. zerstören, um den Aufbau und die inneren Werte oder ggf. Schwachstellen zu eruieren, das verstehe ich nicht.
Gruss
Kurt

Eine gute Alternative dazu wäre es das Modell intensiv zu fliegen. Und lasst mal Kollegen dran zum fliegen.
So 200 -300 Flüge dürften viel über die inneren Werte zeigen.

Aber bitte nicht mit "optimiertem Schwerpunkt" und "verstärktem Fahrwerk" oder "ausgetauschtem Impeller" .
Die Kollegen sollten die Kiste so fliegen, wie vom Hersteller vorgesehen, nur so bekommt man eine Vorstellung, was aus der Kiste kommt.

Wenn danach noch genug Modell übrig ist, dann hat er sich auch eine Optimierung verdient, dann werden die Kollegen auch euren optimierten Schwerpunkt würdigen können .... oder nich.

Sigi
 

Ulrich Horn

Moderator
Teammitglied
Yello schrieb:
Man stelle sich die einfache Frage was der Autor mit seinem Aufsatz erreichen will.
Genau darum kommt man nicht herum.
Nimm einen F-irgendwas Wettbewerbspiloten, und er wird ein Modell aus der ..äh.. für das Volk preisoptimierten Kategorie seiner Klasse mehr oder weniger verreißen. Gib ihm ein Modell einer ganz anderen Klasse, und er kann es nicht beurteilen, wenn es ihn nicht sogar überfordert.
Was ist da "objektiv" und was ist da ein "Testbericht"?

Einen objektiven Testbericht abzuliefern, schafft nicht einmal die Stiftung Warentest, obwohl die sich durch erhebliche staatliche Mittel finanziert. Sicher, wenn ich eine Waschmaschine kaufen will, schaue ich nach deren Tests, aber vor allem deswegen, weil ich von Waschmaschinen keine Ahnung habe. Sobald die aber etwas testen, bei dem ich mich auskenne, stelle ich fest, dass deren Wertung von Eigenschaften von Produkten durchaus nicht mit meinen Erfahrungen korrespondieren.
Schon hier ist also "objektiv" nicht das, was ich als "objektiv" betrachte.

In der Modellfliegerei gibt es sowas nicht mal ansatzweise. Gib mir und Eisvogel ein Modell, und wir werden höchst unterschiedliche Bewertungen darüber schreiben, einfach deswegen, weil wir es unter völlig unterschiedlichen Aspekten betrachten und einen gänzlich unterschiedlichen Erfahrungshorizont haben (ich kann das schreiben, weil Eisvogel ein unglaublich erfahrener Modellflieger ist als ich). Dem Leser hilft das aber nicht weiter, so lange wir beide unsere Berichte mit scheinbarer Objektivität tarnen.

Daher verbietet sich eigentlich die Bezeichnung "Test" bei Produktberichten in unserer Branche. Es sind eben Berichte, oder "Reviews", wie die Amerikaner es nennen. Akzeptiert man das, kann man Berichte subjektiv abfassen. Man sollte seine Leser dann eben darüber informieren, wie und warum man ein Produkt so beurteilt, wie man es tut. Das wird leider selten getan, und die Redaktionen sollten sich fragen, ob sie wirklich in jedem Fall den Anschein der Objektivität aufrecht erhalten wollen.

Ich muss aber auch mal erwähnen, dass viele Anbieter sich durchaus darauf einlassen, dass sie keinen Einfluß auf Berichte im RC-Network Magazin haben. Ich persönlich schenke auch dem einen oder anderen Beitrag hier, nach dem Anbieter mit oder ohne Redaktion massiv Einfluß auf Autoren nehmen, wenig Glauben. Das mag es vereinzelt geben, aber üblich ist es nicht.
Klar haben Anbieter auch das Problem, dass Berichte nicht objektiv sind. Die Zahl der Autoren ist abzählbar, und mit dem Schrumpfen der Printmedien bleiben dort die massenkompatiblen Vielschreiber übrig, und die sind nun mal nicht immer erste Wahl, wenn es darum geht, Einsteiger- oder auch High-End-Produkte zu beurteilen.

So oder so bin ich sicher, dass Artikel im RC-Network Magazin die Meinung ihrer Autoren widergeben. Das heisst natürlich keineswegs, dass sie auch objektiv sind ;)

Grüße, Ulrich
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Die Eingangsfrage "Wie viel Objektivität braucht ein Testbericht?" ist im Grundsatz so nicht zu beantworten. Tatsächlich ist jeder Bericht eines "Subjekts" über ein Objekt subjektiv.
Man kann darüber diskutieren ob viele Berichte über das selbe Objekt zu mehr Neutralität führen. Aber eine objektive Betrachtung eines Einzelnen geht nicht, die ist in der Natur der Sache immer subjektiv.

Würde man in der Eingangsfrage "Objektivität" durch "Neutralität" ersetzen, dann kommt man schnell auf Anforderungsprofile für Testberichte. Wir haben das intern bei :rcn: vor Jahren schon mal versucht durchzuspielen. Wir haben Kriterien für gleiche Testabläufe festgelegt, Anforderungen beschrieben usw. usw.
Fazit: Vergiss es. :D

Man kann eine Milliarde toller Ansätze und Ideen haben, selbst dann ist es unmöglich einen neutralen allen Ansprüchen genügenden Testbericht zu schreiben. Abgesehen davon, dass der zeitliche und finanzielle Aufwand so etwas bei unserem "Spielzeug" nicht rechnet. Es geht ja nicht um Millionenwerte, sondern um "Bastelartikel". (Um die Ansprüche mal wieder zu "grounden". ;) )

Was bleibt ist die subjektive Betrachtungsweise einzelner "Tester". Wer Artikel unter dieser Prämisse liest, wird immer kritisch hinterfragen und zwischen den Zeilen lesen.

Viel wichtiger ist es zu erreichen, dass keine Einflussnahme auf die Redaktion oder den Autoren erfolgt. Uli hat das gut beschrieben, wie wir dazu stehen.
 
Viel wichtiger ist es zu erreichen, dass keine Einflussnahme auf die Redaktion oder den Autoren erfolgt.

Was an sich ja schon unbelegbar ist und bleiben wird - wird wohl kaum eines Seite zugeben in irgendeine Richtung gewirkt zu haben, egal wie vereinzelt Stimmen in der Ferne wach werden mögen und dies behaupten.

Letzten Endes ists wies ist - gekauft und gelesen wirds trotzdem oder gerade deswegen - immer eine willkommene Kurzweil. Ist ja auch kein fehler, was ist schon besser als im Gespräch zu sein, der Anlass dazu ist am Ende eher zweitrangig.


e-yello schrieb:
Wenn ein Test eine um 20mm falsche Schwerpunktempfehlung nicht anspricht taugt er nix...

Nur der Vollständigkeit halber, die 20mm sind und waren ja nicht falsch, ohne fliegts halt irgendwie, mit kann noch ein wenig Leistung in eine Richtung, die die der ursprünglich Fragende wollte, herausgeholt werden.... Die Produktvorstellung und Montagetest waren doch ok mit abschliessendem Fliegt-auch. Aber das ist jetzt auch schon zuviel quergelesen.

Wie viel Objektivität braucht ein Testbericht ?

Mal ein anderer Ansatz: Garkeine, der jeweilige Leser ist intelligent genug festzustellen in welche Richtung der jeweilige Artikel gedacht ist, und wie und von wo er getrieben ist.
 

Andreas Maier

Moderator
Teammitglied
So meine Lieben :)


Wir drehen uns im Kreise
und irgendwie hat jeder Recht !
...und es kommt nichts neues hinzu ... *²


Auch wenn ich mich als Leser von Modell, Aufwind, Modellflieger
und noch einigen anderen Zeitschriften oute, so weiß ich doch
schon beim lesen was auf mich zu kommt wenn ich mir ein dort
so toll beschriebenes Modell zulege.

1)
Beispiel:
Ein Schaummodell wird niemals ein Thermikfloater oder gar Hottliner werden,
denn wetterbedingte Schwankungen, Transportverzüge kommen dort häufiger vor.

2)
Wenn ein Tester von zuvor Billigschaum aus Vernost,
auf Styrobeplankte Fläche und GFK-Rumpf umsteigt,
dann ist für ihn dieses Modell schlechthin das NONPLUSULTRA und
es gibt nichts besseres auf der Welt für ihn.

Kommt der Tester aus der Voll-CFK Fraktion und soll einen
4m Styro-Balsa Segler oder gar einen Rippenflieger testen,
so wird dieser sehr schnell durch flattern ernüchtert. ;) :D
- wodurch hier sicherlich nun so mancher Redakteur ein wenig
gerade biegt. ( und hierbei vielleicht auch etwas über das Ziel hinausschießt )

3)
Es kann keine Zeitschrift nur an positiven Berichten interessiert sein,
denn sonst verliert sie an Glaubwürdigkeit und somit ihre Leserschaft!




Summa-Summarum:

sollte jeder Leser ganz einfach ein wenig zwischen den Zeilen lesen,
so wie man das auch bei Urlaubsprospekten und Autozeitschriften macht. ;)





*² = Daher mache ich hier vorerst
ein paar Tage zu !





Gruß
Andreas Maier
Moderator
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ich letztens als Testbericht las, war kaum zu glauben:

In einer führenden Modellbauzeitschrift wird die DG-303 von robbe/Faltus getestet. (Ich fliege sie zwar nicht, aber ihre Schwester, die ASW aus der gleichen Serie).

Objektiv ist folgendes:
3,3m SpW mit 52dm² und 4000g ergeben 77g/dm² - das ist schon mal eine Hausnummer
Profil HQ 1,5/12 ohne Wölbklappen - das ist in meinen Augen nix für schwache und mittlere Thermik - bzw. politisch korrekt: kein ausgesprochenes Thermikprofil - aber etwas für viel Spass beim Bolzen...

Doch was lesen wir:
Durch eine Verwölbung mit Hilfe der Querruder kann das Geschwindigkeitsspektrum aber entscheidend verändert werden. [..] Werden die Querruder als Wölbklappen nach unten gesetzt (ca. 2-3mm), erreicht man eine Abnahme der Geschwindigkeit und gleichzeitig eine Auftriebserhöhung.
Liebe Kinder, don't try this at home...

Zum Gewicht:
Die Verwendung von zusätzlichen Gewichten (Aufballastierung) im Rumpf ist allerdings denkbar und möglich. [..] In der Rumpfspitze müssen insgesamt 855g Blei untergebracht werden.
Mein lieber Herr Geheimrat! Es ist völlig normal und keines Kommentares wert, in einem 3,3m-Segler mit nicht gerade kurzem Rumpfboot bald ein Kilo Blei in die Nase zu giessen? (War das empfohlene Rohr für das HR-Servokabel vielleicht ein bisschen schwer?)
Und das langt manchen Piloten noch nicht? Die fliegen 3,3m gerne mit 90-100g/dm²? Dann sollte man vielleicht bei so einem Bomber mal ein Wort über die Flächensteckung verlieren? Und wie wäre es mit Torsionsfestigkeit (messbar...), Biegefestigkeit (messbar...)? Kann man die Flächen an einem Winglet packen und den gesamten Segler vom Boden hochdrehen?

Ansonsten war der Testbericht sehr beruhigend für mich, mit Sätzen wie:
Je nach Bedürfnissen des Piloten können aber auch noch minimale Veränderungen der Schwerpunktlage vorgenommen werden
Für potentielle Piloten der DG ist das natürlich ein kaufentscheidender Hinweis, der nicht fehlen darf.

Ich hatte nach dem Lesen des Berichts jedoch ein ganz anderes Bedürfnis...

Bertram
 

Eisvogel

User
Ja, es gibt sie immer noch, die besonderen Testpiloten.

Das sind besonders erfahrene, aerodynamisch hochgebildete, mit Statik bestens vertraute, mit Steuerkünsten gesegnete und außergewöhnlichen Baukünsten ausgestattete Supersondermodellpiloten, die den Normalmodellfliegern mitteilen was zu beachten ist und was diese alles falsch machen :eek:

Wer einen Testbericht veröffentlicht sollte erstmal diesen Thread als Pflichtlektüre vorgelegt bekommen :p.
 
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