Wuchten
Wuchten
Hallo Turbis,
Das Wetter war zwar in Barcelona um einiges besser als hier, aber Dahoam is Dahoam,
Ein ungewuchteter Läufer ist nicht nur sehr laut, sondern geht auch extrem auf die Lager und endet meist im Desaster. (Lager kaputt, und durch Anstreifen bei hoher Drehzahl auch das Verdichter- oder Turbinensystem).
Der Aufbau des Wuchtgerätes ist sehr einfach. Der Lagerhalter ist in einer U-förmigen Halterung mit zwei Stahlbändern (0.1mm Spionblech) aufgehängt. Das Lager kann sich so nur horizontal in einer Richtung bewegen (links,rechts), alle anderen Richtungen sind unbeweglich und bombenfest.
Ein unwuchtiges Verdichter- oder Turbinenrad wird beim Drehen nun diese Schaukel im Rhythmus der Drehzahl hin und her bewegen. Damit diese meist sehr kleine Bewegung auch gemessen werden kann, klebt man einen Dauermagnet an die Schaukel und dicht davor eine feststehende Spule. Bei Bewegung induziert der Magnet einen schönen sinusförmigen Wechselstrom in die Spule.
Jetzt weis man zwar, dass der Läufer unwuchtig ist, aber nicht an welcher Stelle. Dafür wird nun ein Sensor so aufgehängt, dass er im gleichen Abstand um die Welle bewegt werden kann. Eine kleine Markierung auf der Welle sorgt für den Synchron-Impuls.
Ein kleiner Wehrmutstropfen, zur Auswertung ist ein Oszilloskop nötig.
Soweit die Theorie, nun zur Praxis.
Auf einer Grundplatte sind die beiden „Schaukeln“ befestigt.
Ein Motorregler sorgt dafür dass ich Drehzahlen von 0- ca. 1000 U/min. einstellen kann.
Damit verschiedene Läufer gewuchtet werden können ist der Abstand der Lagerhalter verstellbar. Das Gelenk des Sensors ist in Verlängerung der Läuferachse angebracht.
Ansicht auf eine der Schaukeln. Wenn sie angestoßen wird, bewegt sie sich ziemlich lange. Ich habe sie in der Bewegung abgelichtet um die Funktion rüber zu bringen, ist aber nicht so gut gelungen.
Hier sieht man auch die Spule. Daran habe ich direkt einen Tiefpass aus einem Widerstand und einem Kondensator aufgelötet. (Er filtert die Störsignale von Lager und Motor heraus)
Normal wuchte ich erst die Welle alleine (die liefen aber eigentlich immer rund). Dann schraube ich das Turbinenrad an und wuchte es mit der Welle, am Schluss dann den ganzen Läufer mit Verdichter.
Als Lager nehme ich nicht die Originallager (die laufen ohne Vorspannung nicht „leise“ genug), sondern leichgängige Ersatzlager.
Wichtig! Die Positionen von Verdichter und Turbinenrad zur Welle beim montierten Läufer markieren. Nach Zerlegen, und wieder Zusammenbauen der Einheit, müssen diese wieder übereinstimmen.
Als Markierung für den Sensor wird ein Strich mit dem Filzstift angebracht. Der Antrieb vom Motor (aus einem alten Kassettenrekorder) wird mit einem Gummiring übertragen.
Da der Läufer schon gewuchtet war, habe ich zur Demo ein Stück Klebeband angebracht.
Zum Auswerten braucht man einen Zweikanal-Oszi. Ein Kanal zeigt die Spule, der andere das Signal vom Sensor.
Wird der Läufer gedreht sieht man sehr schön den Sinus des unwuchtigen Verdichterrades. Der zweite Strahl zeigt den Synchronimpuls vom Sensor der durch die Markierung erzeugt wird. Der Sensor wird über sein Gelenk so eingerichtet dass der Impuls mit dem Maximum oder Minimum der Welle übereinstimmt.
Der Motor wird abgeschaltet und die Einheit mit der Hand gedreht bis die Markierung am Sensor steht. Die Unwucht ist jetzt auf jedem Fall links oder rechts am Turbinenrad. Welche Seite kann man durch das Antippen der Schaukel und vergleichen mit dem Oszi-Signal feststellen.
An der festgestellten Seite wird nun Material mit einem Handschleifer abgetragen (möglichst weit außen, oder beim Turbinenrad am Wuchtring) Lieber zuwenig als zuviel, sonst muss auf der Gegenseite auch noch was weg. (Lager abdecken beim Schleifen)
Läufer ausmessen und abschleifen wird solange wiederholt bis aus dem Sinus eine Gerade geworden ist. Jetzt kann das Laufzeug mit gutem Gewissen eingebaut werden.