Die Insolvenz eines Unternehmens, noch dazu eines innovativ agierenden, ist immer bedauerlich - zunächst unabhängig von den Gründen dafür, denn es geht vor allem um Menschen, die Ihren Arbeitsplatz verlieren oder / und ihre finanzielle Existenzgrundlage. Den Unternehmer, sofern nicht als GmbH agierend (und selbst dann mit bis zu 25TSD € (?) Eigenkapital) trifft es mehrfach, denn er hat uU danach massiv Schulden.
Die Aussage hier im Forum, daß die "Geiz ist geil" Mentalität daran regen Anteil hat, mag stimmen resp. wird wahrscheinlich ein wesentlicher Faktor dabei sein. Dabei muß man sich, will man fair bleiben, allerdings auch fragen, wessen Verantwortung diese Mentalität denn ist? Ich sehe da stets zwei Parteien: denjenigen, der diesen Sch..ß einst in die Gehirne der Kundschaft "pflanzte" und die Kunden, die so handeln. Es ist kaum davon auszugehen, daß der ursprüngliche Verursacher jener Gehirnwäsche sich von selbst dazu bewegt, das wieder rückgängig zu machen, zumindest nicht, solange sich mit dieser "für-dumm-Verkaufsmethode" erfolgreich Geld scheffeln läßt. Also liegt es an den Kunden, der Versuchung zu widerstehen und da nicht mehr mit zu machen - doch das wirkt erst und nur dann, wenn es kollektiv und in möglichst umfassender Weise umgesetzt wird. Genau daran aber, so erlebe ich es immer wieder, scheitert es in Deutschland - uns fehlt, zumindest in den jüngeren Generationen bis hin zu den nicht mehr so jungen, das politisch / sozial mündige Bewußtsein dafür und noch mehr die Zivilcourage. Die Deutschen brauchen einen lauthals schreienden Leithammel, in dessen "Deckung" sie dann wie die Schafe hinterher rennen, statt in eigener Regie mal etwas auf die Beine zu stellen, das anderen zeigt, was Sache ist. Hatten wir ja schon mal, mit niederschmetterndem, vorhersehbaren Ergebnis, das einige bis heute nicht wahrhaben wollen. Einst war ich stolz, Deutscher zu sein, heute ist es für mich eher Blamage.
Hochpreispolitik im Handel kann man auf Dauer nur mit einem eklatanten Alleinstellungsmerkmal betreiben. In Zeiten globalen Wettbewerbs jedoch ist die Zeitspanne dafür limitiert, das Risiko des Scheiterns maximiert. Innovation besteht nicht im Angebot weiterer Produkte, sondern in der erfolgreichen Vermarktung neuer Technologie und / oder Strategie. Kommt man, warum auch immer, von einem dieser Kriterien ab, wird man früher oder später gnadenlos dafür bestraft. Der Markt wird immer härter und erbarmungsloser. Spätestens die auch ungewollt geschaffenen oder schon vorhandenen Möglichkeiten für Kopisten machen dieser Art von Verkauf ein mehr oder minder jähes Ende. Einzig wir Kunden hätten es in der Hand, die Richtung neu zu zentrieren, indem wir unser Einkaufsverhalten grundlegend ändern - anhaltend, versteht sich. Das heißt aus meiner Sicht jedoch nicht, grundsätzlich jedem Abzocker Tür und Tor zu öffnen, nur weil er aus dem eigenem Land kommt und gemäß dem Motto, "was-teuer-angeboten-wird, muß-glaubhaft-gut-sein" handelt sondern fair und klar an definierten Maßstäben gemessen außerhalb des "Geiz-ist-geil" Denkens zu handeln.
Ich habe mehrfach erlebt, daß Foren dazu benutzt werden, Ideen anderer aufzugreifen und schneller umzusetzen, als der Ideenträger es tat - mit dem Ergebnis, daß der leer ausging und der "Ideenklauer" Nutznießer wurde, der damit finanziell nicht schlecht fuhr. Und wenn das nicht greift, kauft man einmal ein teures Produkt, zerlegt / analysiert es, soweit möglich, kopiert es, soweit möglich, und hat ein Stück vom Kuchen, bei entsprechendem "Dumpingpreis" schnell deutlich mehr. Daß das in höchstem Maße verdrießlich für Betroffene ist, dürfte klar sein. Man kann daraus lernen und sich künftig anders verhalten. Aber mit Ethik (und somit gesellschaftlich relevanten Werten) hat das höchsten noch soweit zu tun, als daß sie vielfach von schmrotzenden Nutznießern neu geschrieben wurde. Als "Selbstläufer" entwickelt sich das irgendwann zur "Normalität", wie zB auch "Geiz-ist-geil". Manchmal frage ich mich daher, wen man mehr bewundern sollte: diejenigen, die solche Sch..ß erfolgreich für ihre Zecke nutzen oder diejenigen, die standhaft gegen solchen Schwachsinn bemüht sind, ihren Verstand nicht an der Theatergarderobe abzugeben? Wenn ich die Entwicklungen in Deutschland, Europa und weltweit anschaue, wird mir regelmäßig schlecht. Wenn ich die Bereitschaft, Kreativität (sofern man kaum noch wahrnehmbare Rudimente als solche wahrnehmen kann) und Zivilcourage der auf mehr oder minder hohem Niveau Jammernden erlebe, noch schlechter. Wie Otto Walkes einst sketchte: "Verlangen Sie nicht irgendein Brechmittel, verlangen Sie ausdrücklich "Zum Ko..en" aus dem Hause Reiermann & Söhne" - einmal Zeitung lesen oder Nachrichten gucken reicht dafür, dann braucht man das Mittelchen nicht mehr kaufen wollen, man hat es fast gratis.