Der Umstand, dass die Diskussion um die „beste“ Leitwerkskonfiguration im (Modell-)Leistungssegelflug über Jahrzehnte geführt wird, könnte darauf hindeuten, dass es…
- … kein von allen (z.B. durch die Wettbewerbsklasse auferlegten) Randbedingungen unabhängiges Optimum gibt.
- … die Unterschiede in den Flugleistungen bei flugmechanisch konsistenter Auslegung gering ausfallen.
Trotzdem ist die Diskussion mindestens akademisch schon interessant! Und darum geht’s ja.
Auch wenn beispielsweise gute Gründe für das, hier diskutierte, Kreuzleitwerk mit vorgelagertem HLTW sprechen, ist mir das oft vorgebrachte Argument mit dem geringeren Trägheitsmoment um die Querachse (gegenüber demjenigen um die Hochachse) doch etwas zu plakativ: Selbstverständlich ist das für gleiche Steifigkeit und Dämpfung um beide Achsen benötigte Seitenleitwerksvolumen entsprechend größer. Das allein ist aber noch kein Argument für das Vorlagern des Höhenleitwerks.
Die Argumentation von Prof. (!) Mark Drela ist meines Wissens nach auch eine andere: vergleichsweise geringe Interferenzeffekte mit der (fetten) Grenzschicht des Rumpfes + leicht (im Sinne von: schlank und/oder mit geringer Masse) zu bauen.
Meine keineswegs abschließende Einschätzung und (je nach Einsatzzweck nicht in Stein gemeißelte) Präferenz in absteigender Reihenfolge ist etwa die folgende:
- Das T-Leitwerk dürfte rein aus Sicht des Aerodynamikers die Nase vorn haben. Insbesondere im Modellsegelflug stehen dem aber eben vor allem strukturelle Herausforderungen (und damit zusätzliche Masse, folglich Trägheit, notwendiges Rumpfvolumen, Kosten) gegenüber.
- Das konventionelle Kreuzleitwerk in moderner Auslegung (z.B. Chocofly Apollo) scheint mir ein guter Kompromiss und ist bei besonders rauem Alltagsbetrieb mutmaßlich etwas weniger anfällig als die (ansonsten schon sehr attraktive) Spielart mit vorgelagertem Höhenleitwerk.
- V-Leitwerk ist leicht, robust, vergleichsweise einfach zu fertigen und - wenn man drauf steht - meinetwegen irgendwie schnittig.
Kudos an Hersteller wie Martin Weberschock, die es wagen, ausgetretene Pfade zu verlassen. Und Kudos an Entwickler wie
@deftones oder
@Philip Kolb, die den Sport (oder: „das Hobby“ - je nach Lesart) voran bringen.
Beste Grüße
Stefan