Hallo Julian,
Danke für die Erläuterung zum Koverall!
Die ist aber ned ganz korrekt.
Es handlt sich um Nylon, der mit Nitrolack aufgebracht wird, englischsprachig: Silk/Dope
Das ist ein Polyestergewebe, Nylon ein Handelsname von Polyamid. Der Unterschied liegt (uns betreffend) im Wärmeverhalten. Dazu weiter unten. Das
kann mit Nitrolack (Spannlack ist
eine Darreichungsform dessen) aufgebracht werden, es gibt aber auch andere Methoden und teilweise heftigen Streit darum. Spannlack hat den genannten Vorteil, daß das Japanpapier, die Seide (die von den Maulbeerspinnerraupen), das Nylongewebe, der Taft, der Dekorstoff, das Polyestervlies mit und ohne Zelluloseanteil und die Baumwolle (im Modellbereich völlig unüblich, auch manntragend wird's heute vermutlich nur noch historisch angewandt - ich hab's noch kennengelernt, so als Waldbauernbub ;-) übergangsfrei verschliffen werden kann.
Soweit offene Flächen bespannt werden, ist Nylon nach zwo bis drei Anstrichen mit Spannlack "zu".
Das war bei Nylon richtig, hat mit dem Grundmaterial aber nix zu tun. "War", weil ich nicht weiß, wer denn derzeit welches für unsereins anböte. KDH hat's zwar in seinem Katalog stehen, aber der aktuelle ist von 2008 und schaut nicht viel anders aus, als meine aus den Siebzigern. Nachfragen wollte ich immer mal, aber ...
Koverall ist - unabhängig vom Grundmaterial - recht locker gewoben. Daher verschwindt' da viel Lack drin (er läuft einfach durch), bevor das Zeug überhaupt mal dicht wird und man nicht mehr durchpusten kann. Ich mische in meinen Koverall-Spannlack mittlerweile Talkum ein, daß das wenigstens nach dem dritten Spritzauftrag langsam mal was wird. SPL mit Talkum nennt man "Porenfüller". (Und da ich noch *zig Humbroldöschen habe, kommt davon auch schon etwas rein, daß dadurch eine Grundfärbung entsteht. - Mifft, ich habe auf diesem Rechner hier kein Bild von meinem Sudanfalk.)
Zum Lackieren wird idealer Weise gesprüht und hierbei "genebelt".
AOL. Mit Pinseln drückt man ihn durch die Poren, mit einem Schaumstomm"pinsel" geht das zwar besser, aber der löst sich in SPL lästig schnell auf. Mit "flach drüberhuschen" geht das auch, man das muß halt hinbekommen.
Der Lack muss Weichmacher enthalten.
??
Weichmacher für Nitrolack wären einige Tropfen Rizinusöl, vermutlich gehen auch andere Pflanzenöle, Soja, Sonnenblume und so. Das hat man früher bei Papierbespannung dazu getan, da gerade die sehr steif wird und dann vermehrt zum Reißen neigt. Papier altert auch, ein vierzig Jahre alter Flieger kommt vom Dachboden, man stößt gegen den Türstock, und das Papier kommt wie Konfetti von Holz runter. Ohne Rizinus passiert das schon nach zwanzig Jahren.
Koverall ist Polyester.
Spannlack braucht das einklich keinen, da es thermisch gespannt wird, aber klarer Nitrolack wiegt getrocknet "nichts". Der oftmals genannte wasserbasierte Parkettlack riecht zwar kaum, läuft aber durch das Gewebe durch und bildet famos Tropfen. Der Acryllack verdunstet zwar sein Wasser, was die Aushärtung verursacht, aber vom Gewichtsanteil ist das nur ein kleiner Prozentsatz ggü. dem Lösemittelanteil beim Nitro-Spannlack. Das bedeutet, daß der durchgelaufene Tropfen nach drei Tagen ein leicht geschrumpfter, aber immer noch vorhandener, wiegender und sichtbarer Tropfen ist. Mein Sudanfalk hat etwas über einem Quadratmeter Flügel (iss'n Brettnurflügel), mit der Oberseite und dem SLW werden das insgesamt wohl 2.5qm. Als ich den bekommen hatte, war da normales 23g-Vlies drauf, parkettlackiert. Das war mir deutlich zu zart. und das sah man auch bereits. Ich habe das runtergepult, Koverall drauf (und einigen Müll im Flügel weggebaut). Nach dem unten beschriebenen Lackieren ist das Dingens jetzt gerade gute 100g schwerer geworden, bei einem Gesamtgewicht von knappen 2700g.
Nichtspannender Nitrolack heißt Zaponlack. OK, der spannt nicht gar nicht, aber sehr wenig. Das Spannen ist eine Grundeigenschaft von
Nitrozelluloselack. Getrocknet heißt Nitrolack "Zelluloid", ein Thermoplast. Daraus folgt, daß man olle Bespannung in großen Teilen einfach mit einem Föhn oder Folienbügeleisen schon runterkriegt und sich die Birne viel weniger zudröhnen muß. In Einschränkung der Wikipedia-Aussage ist Zelluloid problemlos im Abfall, es brennt halt prima. Und als Hinweis fehlt in der Wikipedia, daß das, was man im Baumarkt als "Nitroverdünnung" zu kaufen kriegt, doch nur die zusammengekippten, übriggebliebenen Kohlenwasserstoffreste vom Maschinenputzen am Freitagnachmittag sind. Der Zusatz "- und Universalverdünnung" ist ein Garant für Untauglichkeit. Die aus dem Lackladen kostet mehr, macht aber genau das, was versprochen wird. Azeton geht ebenfalls, ist etwas billiger und kann offenbar nicht so gut verschnitten werden. Nur einen Liter hatte ich mal, der den Lack trübte und auch zu wasserhaltig war. Die anderen bestimmt 20l (ich brauch' das Zeug auch woanders) waren unauffällig.
Dann kommt man auf eine gutes Gewicht und erhält zudem eine Festigkeit,
die mit Folie natürlich nicht erreicht wird.
Sarichdoch ;-)
Die Verabeitung von Silk/Dope ist einfach, macht Spass und gelingt meist schon beim ersten Versuch.
Ja. Beim dritten geht's besser, aber das gilt genauso für (Textil)Folie.
Wichtig ist das Nylon vorher zu bügeln.
Nein, nicht das Koverall! Das kriegt man zusammengelegt in einem Plastikbeutel, und viele jammern, wie man die Falten denn wegbekomme. Ganz einfach: durch schlichtes Wegziehen der Falten beim Aufbringen. Wie bei der Tischdecke. Nix Naßmachen, nix Bügeln, keinerlei Voodoo. Bügeln erreicht sehr schnell die Temperatur, ab der sich das Koverall/POS spannt, erheblich früher als bei Nylon/PA. Und dann isses krumm, ich finde das englische Wort "wrinkled" viel geeigneter für die Optik danach. Da kann man die gespannte Stelle vermutlich nur noch durch ein Loch ersetzen ... Oder ich hab' mich nur noch ned getraut, das wieder mit Hilfe von gezielter Wärme lang zu ziehen.
Es kann/muss nach dem Aufbringen ebenfalls gespannt werden. Folienbügler braucht man schon. Nylon ist schleifbar und die Bespannung kann deshalb kantenfrei erfolgen.
Hier stimmt wieder alles. Koverall spannt allerdings reichlich. Beim SIG Kadet, Piper u.ä. geht das in Ordnung, einen zarten Seglerflügel hat man danach unwiderruflich zum Propeller umgearbeitet.
Das gleiche Material wie Koverall (42g/qm) gibt es bei Friebe Luftfahrtbedarf ab IIRC 72g/qm. Spannlack übrigens auch, kost' spürbar weniger als Clou SPL.
Spannfix immun von Bäder-Lacke in Esslingen bzw. Graupner ist eine andere Lackbasis, was seine Spritbeständigkeit begründet. Seine Eigenschaften sind Nitrospannlack ansonsten sehr ähnlich. Es ist der einzige Butyratlack, den man in Europa bekommt. Spritfestgkeit kommt bei mir durch Zweikomplimenten-Überzugslack auf dem "normalen" Nitrolack.
Weiters gibt es EZE Dope von Deluxematerials.com, ein acrylbasierter SPL, also eigentlich verwandt dem o.e. Parkettlack. Mit dem bin
ich noch ned recht glygglich geworden, habe aber begeisterte Kunden. Spritfest ist auch der. Und wasserdünn. Eigentlich braucht's von dem auch nur wenig, die Viskosität ist bei üblicher Seide (die von den Tierchen) und Papier prima. Aber gerade beim lockeren Koverall kippt man vermutlich die halbe Dose ohne Wirkung einfach in den Flügel und Rumpf rein.
Und da ich berufsbedingt einen Tisch mit Absaugung und einen frei verfahrbaren Absaugschnorchel in einem Mischgebiet "Wohnen und Gewerbe" habe, ist Nitrospannlack für mich kein wirkliches Problem.
Ich hab' ein recht wenig spannendes Vlies mit einem geringfügig höheren Flächengewicht, das auch erheblich dichter ist. Für die beiden ersten Anstriche muß man bei dem den Spannlack nachhaltig verdünnen, der darf locker nochmal die gleiche Menge Lösemittel reingekippt bekommen. Sonst läuft der gar nicht bis zum (Holz)Untergrund durch. Uhu hart deutlich verdünnt gibt übrinx auch ganz prima spannenden Lack. Nur die weißen Streifen kriegt man bei dem fast nicht mehr weg. Umgekehrt wird auch ein Schuh draus: Nitrospannlack verklebt die Bespannung ganzflächig mit dem Untergrund wie Uhu hart.
servus,
Patrick