EWD, Abfangbogen und Pumpen?

Hape1

User
Nein, das ist ein psychologisches Gesetz. Es kommt nämlich daher, dass der Pilot mit dem Wind die "viel zu hohe Geschwindigkeit" herauszieht und damit den optimalen Arbeitspunkt verlässt. Wenn schon ist mit dem Wind die Gleitzahl gegenüber dem Boden besser, nicht schlechter, Sinkrate bleibt gleich.

Wenn man den Flieger denn fliegen liesse, wie er möchte.

--> bedeutet die obige zitierte Aussage, dass ich das Flugverhalten fehlinterpretiere, nämlich das der optische Eindruck täuscht, dass es durch (wenn auch leichtes Ziehen) gelingt das Sinken zu verringern?
 
Der Wind, der Wind...

Der Wind, der Wind...

Hallo Hape,

lass den Wind mal aus dem Spiel;)

Dein Flugzeug kennt - zumindest solange es fliegt - nur die Airspeed (also die Geschwindigkeit relativ zur Luft). Der Modellpilot sollte dies wissen und Groundspeed (also die Geschwindigkeit des Modells relativ zum Boden) nicht mit der Airspeed verwechseln. Diese Verwechslung führt dann zu den von Markus beschriebenen psychologischen Gesetzen :cool:

Ich hoffe, das hilft dir weiter.

LG
Hannes
 
--> bedeutet die obige zitierte Aussage, dass ich das Flugverhalten fehlinterpretiere, nämlich das der optische Eindruck täuscht, dass es durch (wenn auch leichtes Ziehen) gelingt das Sinken zu verringern?
Jein. IDR ist ein Modellsegelflugzeug im Geradeausflug eher beim besten Gleiten oder etwas schneller getrimmt. D.h. dass beim (moderaten) Ziehen die Sinkgeschwindigkeit zunächst etwas abnimmt. Insbesondere gibt es auch noch den Effekt der Knüppelthermik, dass also Überfahrt in Höhe getauscht werden kann, dass man durch Ziehen also die Sinkgeschwindigkeit kurzfriustig etwas verringern oder sogar steigen kann. Knüppelthermik gibt es aber nicht dauernd. Relativ rasch landest Du dann bei einer Geschwindigkeit langsamer als die des besten Sinkens. Und dort nimmt dann die Sinkgeschwindigkeit wieder rapide zu.

Am besten sieht man den Zusammenhang in der Sinkpolare.

In der Polare für die unballastierte (manntragende) ASW-28 (Das ist die oberste, am weitesten links liegende, mit durchgezogener Linie gezeichnete) liest man eine Geschwindigkeit für geringstes Sinken von ca. 85 km/h ab, das Sinken ist da etwa 0.55 m/s Das beste Gleiten ist bei ca. 95 km/h, Sinken da etwa 0.58 m/s. (Man behafte mich nicht auf die hinterste Stelle nach dem Komma; das ist aus einer Briefmarke abgelesen.)

Es ist möglich, einiges langsamer als die 85 km/h des besten Sinkens zu fliegen; Minimalgeschwindigkeit ist etwa 68 km/h. Das Sinken hat aber in diesem (gefährlichen, weil kurz vor dem Abkippen) Arbeitspunkt auf 1 m/s zugenommen. Zum Vergleich: im Vorflug muss man bis auf ca. 125 km/h andrücken, um auf ein ähnlich hohes Sinken zu kommen.
 

Hape1

User
Danke erstmal an alle die auf meine Frage geantwortet haben.

Ich möchte nochmal auf mein Eingangsbeispiel zurückkommen:

... Wenn ich nun bei windstillen bis wenig Wind-Verhältnissen und der Klappenstellung „Speed“ oben angekommen bin, habe ich den Flieger so ausgetrimmt, das er im Geradeausflug gerade fliegt (;-). Dieses Flugverhalten sollte er nach meinem Verständnis mit als auch parallel zum Wind möglichst einhalten. Hierbei hatte ich dann den Eindruck (insbesondere mit dem Wind), das die Sinkrate des Segler (zu) hoch ist. Deshalb habe ich ein paar Klicks Höhe getrimmt und zwar soviel, das der Geradeausflug in die verschiedenen Richtungen gut funktioniert und die Sinkrate mit dem Wind entsprechend geringer wurde ohne das es ein "Pumpen" oder ähnlich gibt. Die Geschwindigkeit hierbei möchte ich als als "ist etwas schneller unterwegs" beschreiben.

Nach der Landung und Kontrolle des Höhenruders stellt sich heraus, das dieses etwa + 1mm (also in Richtung Höhe nach oben) angestellt ist.

Das ist nun nicht die Welt, aber nehmen wir mal an, ich möchte keine positive Anstellung der Höhenruderklappe in dieser Flugphase, sondern das diese, wie die Vorgabe sagt, im Strak steht.

Was muss ich tun um dies zu erreichen?

Hierzu der Tipp von Jürgen:

wenn das Höhenruder nach oben steht ... hast du zuviel Gewicht in der Nase ... also Blei rausnehmen. EWD mit 0,7 ° würde ich erstmal nicht verändern , denke das passt.

Schwerpunkt auf 85 mm legen später auch mal 86 oder 87 mm versuchen.

... einstellen immer gegen den Wind ... mit dem Wind sinkt er natürlich stärker ... das ist ein physikalisches Gesetz, das läßt sich nicht ändern ...

Gruß Jürgen

... ich gehe mal davon aus, dass dieser Vorschlag den "richtigen" Weg aufzeigt.

D.h. aber auch, das (zumindest in der Theorie) zu jeder EWD ein "fester" Schwerpunkt zugeordnet werden kann (unter der Voraussetzung, man möchte die Höhenruderklappe im Strak stehen stehen haben) ... ?

Oder verstehe ich hier was falsch?
 

robi

User
D.h. aber auch, das (zumindest in der Theorie) zu jeder EWD ein "fester" Schwerpunkt zugeordnet werden kann (unter der Voraussetzung, man möchte die Höhenruderklappe im Strak stehen stehen haben) ... ?

Oder verstehe ich hier was falsch?

Vereinfacht gesagt, hast Du das richtig verstanden.
Es gibt sogar ein SP-Berechnungsprogramm, welches EWD und SP zusammen ausgibt.
Hier kannst Du auch schön die Veränderung des Stabilitätsmaß sehen, die sich dabei ergibt.


http://www.rainers-modellflugseite.de/Schwerpunkt.html
Ausgabe.gif
 
D.h. aber auch, das (zumindest in der Theorie) zu jeder EWD ein "fester" Schwerpunkt zugeordnet werden kann (unter der Voraussetzung, man möchte die Höhenruderklappe im Strak stehen stehen haben) ... ?
Schau das nicht so "angenagelt" an. Erstmal: Betrachtung ist einfacher umgekehrt, d.h. Welche EWD / Trimmung zu welchem Schwerpunkt? Denn der SP ist, sobald Du gestartet bist, fix. An EWD / Trimmung kannst Du (und wirst Du) im Flug Änderungen vornehmen.

Und dann ist es so: Mit weiter vorn liegendem SP hat das Flugzeug zunächst die Tendenz, die Nase runter zu nehmen, schneller zu fliegen. Für gleiche Fluggeschwindigkeit (z.B. die des besten Gleitens) brauchst Du mehr EWD / ein höher getrimmtes HR.

Zu jedem SP gehört aber ein ganzer Bereich von fliegbaren Geschwindigkeiten (den man während jedes Fluges zumindest teilweise nutzt). Und zwar normalerweise der ganze Bereich von Minimalgeschwindigkeit (Höchstauftrieb, den der Flügel liefern kann) bis strukturell vorgegebener Maximalgeschwindigkeit (im (sehr) schnellen Bahnneigungsflug fangen normalerweise an einem Segler irgendwann die Flächen an zu flattern.) Kannst Du nicht den ganzen Bereich ausfliegen, weil der Flieger unkontrollierbar wird, dann ist für den eingestellten SP das HR zu klein. Die HR-Einstellung für jede Geschwindigkeit ist aber wie gesagt von der SP-Lage abhängig.

Zu Deiner Eingangsfrage: Wenn Du nach der Landung merkst: HR-Klappe steht etwas auf hoch, ich möchte sie aber im Strak, dann hast Du zwei Möglichkeiten:
  1. [Edit für flüchtige Später-Leser: Die folgende Aussage ist FALSCH; ich lasse sie aber stehen, um die nachfolgende Diskussion nicht zu verfälschen.] SP etwas vornehmen, bis Du die gewünschte Fluggeschwindigkeit bei Klappe im Strak erreichst. [/Ende Falschaussage]
    Mit Änderung des SP ändern sich aber die Flugeigenschaften.(Das was Robi mit "Stabilitätsmass" umschreibt) Mit SP vorn wird der Flieger etwas "stumpfer"; er reagiert weniger auf Böen, zeigt damit Thermik schlechter an (das kann durchaus erwünscht sein; allzu nervös ist auch nicht gut); er braucht mehr HR-Trimmung für die gleiche Geschwindigkeitsänderung. Er hat auch etwas höheren Trimmwiderstand und damit leicht schlechtere Leistungen.
  2. Du erhöhst bei gleich gehaltenem SP die EWD an der HR Dämpfungsfläche. Das ist aber, je nach Konstruktion, ein grösserer (Umbau-) Akt. Bei nur 1 mm HR Trimmung würde ich mir das sparen.
 

Hape1

User
...
Zu Deiner Eingangsfrage: Wenn Du nach der Landung merkst: HR-Klappe steht etwas auf hoch, ich möchte sie aber im Strak, dann hast Du zwei Möglichkeiten:
  1. SP etwas vornehmen, bis Du die gewünschte Fluggeschwindigkeit bei Klappe im Strak erreichst. Mit Änderung des SP ändern sich aber die Flugeigenschaften.(Das was Robi mit "Stabilitätsmass" umschreibt) Mit SP vorn wird der Flieger etwas "stumpfer"; er reagiert weniger auf Böen, zeigt damit Thermik schlechter an (das kann durchaus erwünscht sein; allzu nervös ist auch nicht gut); er braucht mehr HR-Trimmung für die gleiche Geschwindigkeitsänderung. Er hat auch etwas höheren Trimmwiderstand und damit leicht schlechtere Leistungen.
  2. Du erhöhst bei gleich gehaltenem SP die EWD an der HR Dämpfungsfläche. Das ist aber, je nach Konstruktion, ein grösserer (Umbau-) Akt. Bei nur 1 mm HR Trimmung würde ich mir das sparen.

... hmm, danke, aber Du bringst jetzt das genaue Gegenteil von Jürgens (fox12) Aussage

wenn das Höhenruder nach oben steht ... hast du zuviel Gewicht in der Nase ... also Blei rausnehmen. EWD mit 0,7 ° würde ich erstmal nicht verändern , denke das passt.

Schwerpunkt auf 85 mm legen später auch mal 86 oder 87 mm versuchen.

... einstellen immer gegen den Wind ... mit dem Wind sinkt er natürlich stärker ... das ist ein physikalisches Gesetz, das läßt sich nicht ändern ...

Gruß Jürgen

... bin verwirrt(er) :confused:, oder habe ich SP vornehmen falsch verstanden?
 
Stimmt, war ein Brainfart von mir. Wenn Die Klappe hoch steht, und Du willst mit neutraler Klappe die gleiche Geschwindigkeit erreichen, dann muss Blei raus, SP zurück, nicht rein / vor.

Damit reduzierst Du aber das Stabilitätsmass. Teste danach im Anstechtest ob Du mit dem nun etwas nervöseren Verhalten immer noch zufrieden bist.


Habe inzwischen die Konstruktion des Fliegers angeschaut. Das HR ist da ja aufgeschraubt; Änderung des EW der Dämpfungsfläche also kein Problem. Das kann man durchaus auch ins Auge fassen.
 

Hape1

User
... ok, nun, passt ja alles wieder :) ...

... ja, die EWD-Änderung beim Rival ist einfach. Habe ich bereits genutzt, denn die jetzt von mir eingestellte EWD von + 0,7 entspricht nicht der originalen Rumpfanformung für das Höhenleitwerk --> Für die + 0,7 habe ich an der Nasenleiste vom Höhenleitwerk unterlegt ... Folgt man der originalen Anformung ist die EWD höher ...

Ps. Gehöre keinem Verein an und stelle hier schon mal die "ein" oder "andere" "blöde" (ich weiß, gibt es nicht) Frage, als Alleinflieger braucht man schon mal Unterstützung --> danke für die ausführlichen Antworten!
 

Fox12

User
lach ... sonst hätte ich in den vergangenen 30 Jahren das Modellfliegen nicht verstanden ... passt schon...

Gruß Jürgen
 

Thomas Ziegert

Moderator
Teammitglied
darf ich mich hier mal in die Diskussion einklinken?

ich habe mehrere Segler mit unterschiedlichen Höhenleitwerken.

- Da haben wir zB einen Heron von Multiplex, da hat das HLW ein Profil wie ein Flügel. (Höhenruder optisch in die Mitte des HLW gebracht und das klappt)

- da haben wir eine Alpina 4001 mit Pendelhöhenruder - da kann ich durch Trimmung ja tatsächlich den EWD verändern (korregiert mich wenn das falsch ist)

Und nun wollte ich einen F5J "Leisetreter" haben und gönnte mir den Cirrus von Reichard.

Dessen HLW ist fest montiert, hat aber kein Profil. Das ist einfach nur ein Balsabrettchen - von Nasenleiste bis Endleiste die gleiche Stärke.

Nun kann ich durch Beilegen unter dem HLW den EWD verändern, es bringt aber vermeintlich keine Änderung in der Flugstabilität, egal wie ich den Schwerpunkt mit dem Akku verändere.

Habe mir den Flieger mit der Schwerpunktwaage auf Werte zwischen 90 und 120mm eingestellt und finde immer noch keine stabile (für mich stressfreie) Floating-Fluglage. Einen Abfangbogen hat der Flieger nicht, er zieht seine Bahn einfach weiter wie ich ihn gedrückt habe bis ich wieder Höhe ziehe.

Jemand einen (oder gern auch mehr) Tip(s)?

Grüße
Woody
 

reinika

User
Und nun wollte ich einen F5J "Leisetreter" haben und gönnte mir den Cirrus von Reichard.

Dessen HLW ist fest montiert, hat aber kein Profil. Das ist einfach nur ein Balsabrettchen - von Nasenleiste bis Endleiste die gleiche Stärke.

Nun kann ich durch Beilegen unter dem HLW den EWD verändern, es bringt aber vermeintlich keine Änderung in der Flugstabilität, egal wie ich den Schwerpunkt mit dem Akku verändere.

Habe mir den Flieger mit der Schwerpunktwaage auf Werte zwischen 90 und 120mm eingestellt und finde immer noch keine stabile (für mich stressfreie) Floating-Fluglage. Einen Abfangbogen hat der Flieger nicht, er zieht seine Bahn einfach weiter wie ich ihn gedrückt habe bis ich wieder Höhe ziehe.

Jemand einen (oder gern auch mehr) Tip(s)?

Grüße
Woody
Hallo Woody
Wenn das die eigentliche Frage ist: Teste mal die Biegesteife des Leitwerksträgers. Reichard Modelle sind oft sehr weich da. Statt einer Trimmänderung verbiegt sich nur der Rumpf anders, wenn Du SP und EWD änderst.

Test: Spanne einen Drahtlitze von oben vom SLW zum Rumpf vorne im Steckungsbereich. Wenn sich dann normales Trimmverhalten einstellt, musst Du den Rupf versteifen. Zb. mit Carbonleisten, oben und unten auf die Naht geklebt.

Gruss
Reini
 

Thomas Ziegert

Moderator
Teammitglied
danke für den Hinweis mit dem Verbiegen des Rumpfrohres. Ich werde das mal untersuchen...

ein Abspannen kann ich mir nur schwerlich vorstellen, da das SLW aus einem 4mm dünnem Balsabrettchen gebaut ist (1-7 cm tief), was zudem noch mit großen Aussparrungen versehen ist. Da bricht mir am Ende noch das SLW ab... 🤔

Grüße
Woody
 

Thomas Ziegert

Moderator
Teammitglied
dank, scheint ja ein allgemeines Problem der Flieger zu sein... werde die Kohlestabvariante probieren.

Grüße
Woody
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten