Ne ehrliche Gleitzahl zu messen, um sie dann öffentlich bekanntzugeben, ist ne heikle Sache. Um einigermaßen genau und verlässlich die Flugleistung zu messen, muss man schon recht großen Aufwand treiben. Und wer will schon sowas veröffentlichen, ohne sicher zu sein, keinen Mist gemessen zu haben. Der Hersteller eines Modells wird schon grossen Wert drauf legen, nicht durch möglicherweise falsche Aussagen über die Leistungsfähigkeit seines Produktes Wettbewerbsnachteile in Kauf nehmen zu müssen.
Also, wer Gleitzahlen für irgendein Modell gemessen zu haben glaubt, sollte, wenn er sie denn veröffentlichen will, wenigstens auch Angaben zur Genauigkeit der Messmethode und zu möglichen Fehlern machen. Wenn man Wettereinflüsse, Genauigkeit der Messgeräte (Temperatureinflüsse, Kalibrierung?), den individuellen Zustand des Modells, usw. einmal nüchtern abschätzt, wird klar, dass Angaben der Gleitzahl mit Nachkommastellen grundsätzlich schonmal dubios sind. Ich glaube, dass es bei Modellen momentan nicht genauer geht, als mit etwa +/- 2 Gleitzahlpunkten, oder etwa +/- 10%.
Bisher hat es bei Modellen aber wohl auch niemanden so genau interessiert. Is ja auch klar: Wenn ich im Segelflugzeug sitze, brauche ich ne Gleitzahlpolare um zusammen mit dem mir bekannten Wind, und der mir bekannten Höhe und Position (GPS), abzuschätzen/auszurechnen, ob es z.B. schon bis zum Flugplatz reicht. Das klappt erstaunlich genau unter geeigneten Vorraussetzungen. Und es kann recht wichtig sein bei Wettbewerben.
Aber bei Modellen? In der Praxis wohl weniger wichtig. Oder, was könnte man mit dem Wissen um die Gleitzahl-/Sinkpolare praktisch anfangen? Hier ist die Auslese durch Wettbewerbe das bessere Mittel, um herauszufinden, welche Modelle gut gehen und welche weniger gut.
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