Kieferleisten schäften

Vielleicht hat Lima-Bravo da mehr zu sagen
@myosotis,

sehr gut beschrieben, bei uns in Österreich sind die Regeln im Prinzip gleich, wir Selbstbauer sind im IEC Austria organisiert wo ich als Baubegleiter tätig bin. Wir haben 250 Mitglieder, ca. 120 Amateurbauten fliegend und ca. 100 in Bau. Wir sind mit der OUV sehr gut vernetzt, besuchen uns fliegend bei unseren Jahrestreffen wo schon öfters über 100 „Experimental„ einfliegen, ist halt Wetterabhängig.

Experimental war früher die Zulassungsklasse, ist jetzt Selbstbauflugzeug oder Amateurbau.
schaut doch mal rein unter



 

myosotis

User
Liebe Schreiner,

da der Satz "nur ein Schreiner kann eine Frau glücklich machen " und "wie der Schreiner kann's keiner" nun die Meßlatte ziemlich hoch legt, hätte ich eine bescheidene Frage an die Holzexperten:

Beim Sägen der Schäftung an Buchenleisten wurden beide Schnittseiten (Leiste mit Schäft und Abfallkeil) so glatt, dass das Licht spiegelt und sogar dunklere Stellen (Bräunung) auftrat. Ich vermute, mein HM-Kreissägenblatt ist vom vielen Leistenauftrennen und Schäftsägen bereits stumpf geworden.

Beim Benetzungstest mit Wasser bleibt der Wassertropfen auf diesen spiegelglatten, perfekten Oberflächen stehen, er perlt quasi ab, und es dringt kein Wasser in das Holz ein. Selbst nach 15 min ist der Tropfen noch da. Ziehe ich mit einer scharfen Ziehklinge die Schäftfläche ab, wird sie matt und der Wasserstropfen saugt sich sofort vollständig ins Holz. Auch beim Anschleifen mit 120er Schleifleinen wird die Oberfläche matt und das Wasser saugt sich ähnlich schnell ins Holz.

Da gibt es sicher eine Erklärung aus dem 1. Lehrjahr, oder wie stelle ich professionell fest, dass mein Sägeblatt nicht mehr scharf genug ist und ein neues fällig wird? Bei Kiefernleisten ist alles ok und es gibt keinerlei Probleme mit der Benetzung oder mit Überhitzung.

Neugierige Grüße vom Pattex
 
Zuletzt bearbeitet:

Tramp

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Ich bin kein Profi, aber wenn ich Buchenholz säge und brauche plötzlich mehr Kraft beim durchschieben dann weiß ich, das Sägeblatt muss gewechselt werden.
Ich kann auch einfach weitermachen, aber dann fängt das Holz an zu rauchen. :D

Johannes
 

myosotis

User
@myosotis,

sehr gut beschrieben, bei uns in Österreich sind die Regeln im Prinzip gleich, wir Selbstbauer sind im IEC Austria organisiert wo ich als Baubegleiter tätig bin. Wir haben 250 Mitglieder, ca. 120 Amateurbauten fliegend und ca. 100 in Bau. Wir sind mit der OUV sehr gut vernetzt, besuchen uns fliegend bei unseren Jahrestreffen wo schon öfters über 100 „Experimental„ einfliegen, ist halt Wetterabhängig.

Experimental war früher die Zulassungsklasse, ist jetzt Selbstbauflugzeug oder Amateurbau.
schaut doch mal rein unter



Grazie mille, Lima Bravo

die IEC-Seiten sind genial, v.a. die technischen Dokumente. Eine wahre Fundgrube! Da erkennt man demütig, wie viel Arbeit notwendig ist, ein sicheres Flugzeug in die Luft zu bekommen. Wir als Modellbauer sollten uns zumindest grob an diese Vorgehensweisen beim Konstruieren von Eigenbauten halten, v.a. wenn die Massen die 5 kg überschreiten.

Gerade der Bereich Holmkonstruktion und Lastannahmen und v-n-Diagramm wären für uns eine beispielhafte Anwendung längst bekannter Erkenntnisse, die zu wesentlich sichereren Modellen und viel weniger Angst (hält die Kiste oder nicht?) führen würde (siehe technische Dokumente der dortigen Internetseiten). Gerade bei aufwändigen Modellen und teurem Equipment eigentlich ein Muß.

Danke auch für die vorigen Klebstofftipps zum Kleben von Holz mit EP. Hier kommt SUBSTANZ von einem RICHTIGEN Flugzeugbauer, Loide, kein Blabla. Anzapfen!

Beste Grüße
Pattex
 

myosotis

User
Werte Holzbaugemeinde,

nach den Vorversuchen mit Aerodux und UHU Plus endfest 300 liegen nun die ersten orientierenden Versuche mit 1:20 geschäfteten Kiefernleisten und Verleimung mit UHU Alleskleber "Kraft" und Ponal Weißleim "Wasserfest" D3 schwarz auf weiss vor mir.

Die Proben wurden aus einer einzigen Leiste in Flugzeugbauqualität, feinjährig, gerader Wuchs gefertigt. Es wurden daraus 2 Holzproben und 8 Schäftproben hergestellt. Die reine Holzfestigkeit wurde zuerst gemessen: sie lag bei 100 und 102 MPa, wobei die Probekörper ohne Aufleimer oder sonstige aufwändige Einspannverbesserer hergestellt waren. Daher wären bei akribischer Vorbereitung wohl noch höhere Werte möglich. Der für die Dimensionierung ansetzbare sichere Wert liegt bei 70 MPa Zugfestigkeit für ausgesuchtes Kiefernholz. Alle Versuche wurden mit einer Traversengeschwindigkeit von 1 mm/min gefahren. Die Probenverleimungen waren 2 Tage alt.

Die mit UHU Alleskleber "Kraft" erreichte Festigkeit lag auf den Holzquerschnitt bezogen bei nur 10 -16 MPa (zwei Probekörper), wobei eindeutig der Klebstoff in der Schäftung versagte. Die Prüftemperatur lag bei 17°C bei 35% relativer Luftfeuchtigkeit. Der Klebstoff ist damit für strukturelle Zwecke völlig ungeeignet.

Die 6 Schäftproben mit Ponal Wasserfest D3 versagten allesamt durch eindeutigen Holzbruch zwischen 82 und 102 MPa (Mittelwert 93 MPa). Das ist im Vergleich mit den reinen Holzproben die Holzzugfestigkeit. Bei maximaler Holzspannung von 102 MPa bedeutet das eine Schubspannung in der Schäftung (d.h. im Klebstoff) von 5,2 MPa und eine Normalspannung von 0,26 MPa.

Der Klebstoff hält also bei diesen Bedingungen und die Schäftung 1:20 ist keine Schwachstelle.

Da es sich bei den Weissleimen um thermoplastische Polymere aus PVAc handelt, sind deren Eigenschaften mit Sicherheit bei höheren Temperaturen deutlich schlechter. Eine Anzahl von Herstellern wirbt mit Schubfestigkeiten größer 7 MPa bei 80°C, was mit diesen ersten Versuchen nicht geprüft werden konnte. Daher sind weitere Versuche erforderlich, um z.B. solche Weissleime bei 30°C und 54°C sowie 72°C zu testen, wobei eine für die Anwendung realistischere Belastungsgeschwindigkeit von 1 mm/min verwendet werden sollte und nicht 50 mm/min wie es die Hersteller machen (ergibt immer wesentlich höhere Festigkeiten und Steifigkeiten des Klebstoffs).

Bei einer Schäftung von nur 1:10 ändern sich bei einer Holzspannung von 102 MPa die Werte in der Klebschicht erheblich. Die Schubspannung steigt zwar nur auf 10,1 MPa (also auf das Doppelte), die Normalspannung im Klebstoff aber um das Vierfache auf 1,0 MPa. Die gemessenen Festigkeiten von Kiefer liegen aber alle im Bereich 100-140 MPa, d.h. die Schäftung von 1:10 mit Weissleimen und Schubfestigkeiten um die 8 MPa ist unzureichend für ein sicheres Modell.

Die früher getesteten Schäftungen mit Aerodux und UHU Plus endfest 300 bei ebenfalls 17°C und 35% relativer Luftfeuchtigkeit waren immer Holzbruch.

Versuche mit Schäftungen Kiefer 1:20 bei erhöhter Temperatur erfolgen nach Erweiterung der Prüfanlage mit einer Wärmekammer. Bis dahin kann also noch keine Aussage getroffen werden, ob für echte Leichtbaumodelle mit strukturell hochbelasteten Holmen aus Kiefer Weissleime eine sichere Wahl darstellen, denn die Wärmefestigkeit bzw. die Tragfähigkeit bei erhöhter Temperatur ist noch nicht bestätigt.

Aus den Zahlen, Daten und Fakten wird aber klar, wie wichtig eine Schäftung 1:20 bei Kiefer und Buche ist (Buche zeigte bei den Holzprüfungen Festigkeiten zwischen 140 und 155 MPa, d.h. damit steigen die Belastungen für den Klebstoff in der Schäftung nochmal um 50%.

Die Originalflugzeuge mit TBu20 (Lo 100, Bergfalke, Fi 156) als Holmgurte müssen wegen der enormen Festigkeit dieser schichtverleimten unidirektionalen Buchenfurniere (20 Schichten pro 1 cm Dicke) mit einem Verhältnis von 1:30 geschäftet werden.

Grüße vom ZDF-Pattex
 
ob für echte Leichtbaumodelle mit strukturell hochbelasteten Holmen aus Kiefer Weissleime eine sichere Wahl darstellen, denn die Wärmefestigkeit bzw. die Tragfähigkeit bei erhöhter Temperatur ist noch nicht bestätigt.
Dann bin ich schon gespannt was bei den Versuchen rauskommt.
Ich tippe mal grenzwertig bis unbrauchbar.
Für eine sicher ausreichend warmfeste Verleimung wirst an Aerodux mit vorbei kommen.
Ich habe schon Versuche in dies Richtung gemacht, Laminierepoxi mit Baumwolle habe ich bis 80*C recht gute Ergebnisse erzieht, hab diese Proben zwar nicht gezogen aber die Spaltversuche der Klebestelle hat gezeigt das hält noch, sprich Holzfasern befanden sich am Kleber, bei 100*C war allerdings die Klebestelle weich.
Die Frage ist was will man?
Will man ein schwarz lackiertes Modell längere Zeit in der Sonne stehen lassen, dann sollte die Klebefläche hochwarmfest sein, da entstehen über 100*C.
Bei einen weißen Modell entstehen keine 60*C, darum sind die Segelflieger alle weiß lackiert!
Mein Selbstbauflugzeug ist zum Großteil mit Luftfahrtzugelassenen Laminierharz von Araldite und L285 mit Baumwollflocken verklebt da es eine Composite Bauweise aus Holz und GFK ist, BX2 Cherry😀
Daher habe ich die Cherry auch reinweiss lackiert.

Hab mir meine Holz und Leimproben nochmal angeschaut, decken sich sehr gut mit deinen Ergebnissen👍
 

myosotis

User
Hallo Bravo Lima,

hier habe ich eine Übersichtstabelle aus einem ganz aktuellen Forschungsvorhaben zum Kleben von Holz mit Epoxidharzen in der Luftfahrt gefunden, wo auch historische Holzfestigkeiten zusammengetragen wurden:



Quelle: https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/G/epoxidharze-luftfahrt.pdf?__blob=publicationFile
Tabelle-Holzkennwerte-EPHO.jpg


Das zeigt, dass eine Schäftung in Kiefer 1:10 nicht nur wegen der geringen Schubfestigkeit des Kiefernholzes, sondern auch wegen der sehr geringen Querzugfestigkeit bereits an der Grenze der Tragfähigkeit ist bzw. überschreitet. Es ist auch wichtig, dass bei Holmen die Jahresringe möglichst senkrecht stehen oder zumindest geringe Abweichungen davon haben, aber keinesfalls horizontal liegen. Dann sind die zwischen den Jahresringen liegenden dünnwandigen Schlauchzellen die Schwachstelle und selbst ein guter Klebstoff kann die Schäftung nicht verbessern.

Also immer schön faktenbasiert die Liebhaberstücke konstruieren und lieber in der Werkstatt einen Tag länger bauen als die Brocken in den Ofen schieben zu müssen 😋

Beste Grüße
Pattex
 

myosotis

User
Nachtrag:

hier aus der selben Quelle aktuell gemessene Werte und historische Vergleichswerte:
Quelle: https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/G/epoxidharze-luftfahrt.pdf?__blob=publicationFile

Messungen-Literatur-EPHO.jpg

Hier wird klar, wie erstaunlich hoch die Festigkeiten bei gut ausgesuchten Hölzern sind. Und das tun wir ja als Holzfreaks: nur gute Hölzer aussuchen (z.B. auch echtes Flugzeugsperrholz). Damit dürfte die Schäftung 1:10 für Holmgurte endgültig passé sein, wenn es um leichte und hoch belastbare Flügelholme geht. Ansonsten muss man das Spannungsniveau durch mindestens die doppelten Gurtquerschnitte senken, was dann auch doppeltes Gewicht bedeutet.

An vielen Stellen braucht man aber gar nicht diese hohen Festigkeiten und geringere Festigkeiten tun es auch. Nur dürfen diese Hölzer wie z.B. Pappelsperrholz dann nicht 3mm dick und so schwer sein (dünner gibt's das aber nicht). Viele aktuell hergestellten Holzbaukästen und Rippen- und Spantsätze, lasergecuttet oder wie auch immer produziert, aus Pappelsperrholz führen zu sehr schweren Bauteilen mit für das Gewicht sehr niedrigen Belastungsgrenzen.

Hier wären Fachwerkrippen und Fachwerkrümpfe, z.T. sogar stumpf geklebt mit Weissleim, aus Balsaleisten z.B. 4x4 oder 5x5, eine sehr gute und leichte Alternative. Balsaholz hat je nach Dichte nur Zugfestigkeiten von ca. 4-10 MPa und ist damit in vielen Fällen sogar ohne Schäftung stumpf verbindbar. Einfach mal ausprobieren und ein echtes Fachwerk eines Originalflugzeugs in Balsa kopieren. Der AHA-Effekt ist garantiert!

Schönes Wochenende
Pattex
 
Es ist auch wichtig, dass bei Holmen die Jahresringe möglichst senkrecht stehen oder zumindest geringe Abweichungen davon haben,

Ich würde sagen 45 bis 60 Grad sind besser als 90 Grad, man hat dadurch bessere Leimungen an der Holmbeplankung und den Holmlamellen untereinander welche aber aufgrund der großen Leimflächen eher unproblematisch sind.

Einen riesen Festigkeitsverlust hat man bei Kiefer durch Kammergetrocknetes Holz. Durch diese schnelle Trocknung werden die Zellwände geschädigt, ist in der Möbel, Bauwirtschaft egal aber für Flugzeugholz nicht geeignet.
Mit Erfahrung kann man aufgrund der Anzahl und Stärke der Jahresringe recht gut die Festigkeit abschätzen. Wir haben damals sehr gut erscheinendes Holz gekauft. Bei den Zug und Druckproben kam die Ernüchterung. Statt den geschätzten und erforderlichen Festigkeit von über 800kg/cm2 auf Zug hatte das Holz wesentlich weniger, schon lange her aber denke so um die 500/600kg. Hätte aber nach aussehen wesentlich die geforderten 800Kg übersteigen müssen.

Also luftgetrocknetes Holz suchen, pro cm Leistenstärke ein Jahr geschützt unter Dach aber luftig getrocknet.
Gute Ergebnisse habe ich durch aufschneiden der Leisten mit übermaß gemacht und dann trocknen lassen.

Weiters soll nur das Splintholz verbaut werden, bessere Leimungen da weniger Harz enthalten und leichter, ist das helle Holz das der Tischler wegschneidet.

Nur für Modellbau würde ich trotzdem auf gute Fehlerfreies Holz von den einschlägigen Geschäften, Fachhandel zurückgreifen, so ein Modellflugzeug hat Festigkeitsreseven, bzw. ist überdimensioniert ausgelegt.
 
Zuletzt bearbeitet:

myosotis

User
Hallo Lima Bravo,

Danke für Deine Tipps, ja, in vielen Holmgurten sieht man auch das "Fischgrätmuster" , wenn die einzelnen Holmlamellen übereinandergestapelt werden mit wechselndem Winkel der schrägen Jahresringe. Das bremst dann einen eventuellen Riss am glatten Durchlaufen und ist somit sogar positiv.

Bei unseren kleinen Flügeldicken ist die Lamellierung meist nur bis zur halben Spannweite erforderlich. Bei meiner RF4 sind aber an der Wurzel schon drei Lamellen à 2-3 mm Dicke erforderlich. Das hilft auch, die V-Form ohne große Leistenbiegerei beim Lamellieren zu erreichen.

Wie wurden denn bei Dir damals die Holzfestigkeiten gemessen? Gab es da einen Zerreiss/Druck-Bock wie bei Jacobs/Lück beschrieben oder war das eine andere selbstgebaute Belastungsvorrichtung oder konntet ihr an einer Werkstoffprüfmaschine testen? Der große Zerreiss/Druck-Bock von Jacobs/Lück ist zwar genial und sehr vielseitig und wäre für jeden Flugzeugbauer ein riesiger Fortschritt, aber er ist halt für eine kleine Kellerwerkstatt zu groß. Die Kleinprüfanlagen oder Gewichte sind zu schwach für unsere hochfesten Holzarten, daher suche auch ich noch nach einer einfachen Belastungsmethode mit geringem Bauraum für daheim. Einen Wagenheber und eine Wägezelle habe ich schon......Hast Du da schon Erfahrung? Immerhin braucht es für eine Leiste 20x5 bei Buche oder Kiefer mindestens 100 mm² x 150 MPa = 15000 N, was 1,5 to entspricht. Und man muß einen entsprechenden Weg haben, denn bei Belastung verformt sich das Holz je nach Länge schon um einige mm. Daher scheiden Hebelmaschinen eher aus, da sie zwar große Kraft mit dem Hebel bringen, aber der Weg umgekehrt verkürzt wird.

Eine kleine feine Prüfmaschine wäre mein Traum, denn dann wird beim Fliegen der Schätzchen der Adrenalinspiegel reduziert und umso mehr Serotonin ausgeschüttet....🥰

Bis die Tage
Pattex
 
" Kammergetrocknetes Holz " nennt sich künstliche Trocknung, es gibt verschiedene Verfahren, je nach Holzarten und gewünschten Endergebnis. Deshalb kann man dass nicht pauschal beurteilen.

Kiefer ist ein Kern / Reifholzbaum, da gibt es keinen Splint. Das Kernholz schneidet man für fast alle Anwendungsfällw raus, da dort die größten Spannungen auftreten.

Gruß hans
 
ich hatte Zugang zu einer Prüfmaschine für Zug und Druckproben.
In meiner Nähe gibt es eine Prüfanstalt für Landwirtschaftliche Geräte, die haben die Maschine noch immer und machen um bezahlbares Geld solche Prüfungen mit Schleppzeiger Aufzeichnung.
Nur für Modellbau ist das echt übertrieben, als Spielerei, zum Austesten, warum nicht.
Ein Flugzeugbaukollege hat damals eine Prüfmaschine gebaut, Hebelmaschine, hat aber dann auch meine Prüfmöglichkeit in Anspruch genommen.
Ich würde mit verringerten Festigkeitswerten rechnen, 600kg auf Zug und 300kg auf Druck, dann hast auch Kammerholz und mögliche Holzfehlstellen durch die geringen Querschnitte im Modellbau abgefangen.


.
 
Ganz viele Fragen!🤢

Hallo Myosotis, zuerst mal vielen Dank für die vielen Daten, ich bin erschlagen:
Beim Sägen der Schäftung an Buchenleisten wurden beide Schnittseiten (Leiste mit Schäft und Abfallkeil) so glatt, dass das Licht spiegelt und sogar dunklere Stellen (Bräunung) auftrat. Ich vermute, mein HM-Kreissägenblatt ist vom vielen Leistenauftrennen und Schäftsägen bereits stumpf geworden.

Beim Benetzungstest mit Wasser bleibt der Wassertropfen auf diesen spiegelglatten, perfekten Oberflächen stehen, er perlt quasi ab, und es dringt kein Wasser in das Holz ein. Selbst nach 15 min ist der Tropfen noch da. Ziehe ich mit einer scharfen Ziehklinge die Schäftfläche ab, wird sie matt und der Wasserstropfen saugt sich sofort vollständig ins Holz. Auch beim Anschleifen mit 120er Schleifleinen wird die Oberfläche matt und das Wasser saugt sich ähnlich schnell ins Holz.
Was ist nun Deine Vorgehensweise bei diesem spiegelnden Holz? Mit Schleifpapier aufrauen, dann Klebstoff auf beide Seiten, kurz einziehen lassen und verpressen mit ca. 2kg/cm2?

Interessant und gut für mich, Ponal, wohl auch Pattex und Propellerleim sind für Modellbauer (!) doch damit sehr gut brauchbar, einfach behandelbar und erst noch ungiftig sowie billig:
Die 6 Schäftproben mit Ponal Wasserfest D3 versagten allesamt durch eindeutigen Holzbruch zwischen 82 und 102 MPa (Mittelwert 93 MPa). Das ist im Vergleich mit den reinen Holzproben die Holzzugfestigkeit. Bei maximaler Holzspannung von 102 MPa bedeutet das eine Schubspannung in der Schäftung (d.h. im Klebstoff) von 5,2 MPa und eine Normalspannung von 0,26 MPa.

Der Klebstoff hält also bei diesen Bedingungen und die Schäftung 1:20 ist keine Schwachstelle.

Zitat:
Es ist auch wichtig, dass bei Holmen die Jahresringe möglichst senkrecht stehen oder zumindest geringe Abweichungen davon haben,….

Ich nehme an, dass das unser bisheriges Thema war, zB beim Wirbelholz. Also es gilt weiterhin, nur längsgestreckte Jahresringe im Holz akzeptieren um die maximale Zugfestigkeit zu erhalten.

Einen riesen Festigkeitsverlust hat man bei Kiefer durch Kammergetrocknetes Holz. Durch diese schnelle Trocknung werden die Zellwände geschädigt, ist in der Möbel, Bauwirtschaft egal aber für Flugzeugholz nicht geeignet.
Ich nehme mal an, dass Grossverteilerholz mehrheitlich kammergetrocknet ist, es muss billig und schnell gehen. Gut, für meine Bedürfnisse keine Riesenproblematik, setze eh verminderte Festigkeitswerte in meinen Rechnungen ein: 750kg auf Zug und 350kg auf Stoss, damit kann ich leben.

…, invielen Holmgurten sieht man auch das "Fischgrätmuster" , wenn die einzelnen Holmlamellen übereinandergestapelt werden mit wechselndem Winkel der schrägen Jahresringe. Das bremst dann einen eventuellen Riss am glatten Durchlaufen und ist somit sogar sinnvoll
Heisst das im Umkehrschluss, dass man dünne Hollamellen schneiden soll und die Holme aus einzelnen zusammengeklebten Lamellen aufbauen soll? Im Wurzelbereich bei meinen styroporbasierten Flügeln bin ich in letzter Zeit eher dazu übergegangen, die Holme nebeneinander zu verleimen, statt übereinander, damit ich nicht zuviel mittlere Holmhöhe verliere, zB bei einem S3021 Profil mit ti 25cm habe ich eine Gesamthöhe von nur ca. 2,4cm und muss dann darin noch 3 5x5 bis 10 mm Kieferleisten unterbringen!

Viele aktuell hergestellten Holzbaukästen und Rippen- und Spantsätze, lasergecuttet oder wie auch immer produziert, aus Pappelsperrholz führen zu sehr schweren Bauteilen mit für das Gewicht sehr niedrigen Belastungsgrenzen.
Knut Zink hat hier im RCnetwork-Magazin den Bau eines Sindbad beschreiben, der bei vergleichbarer Grösse zu einem Pichlerbausatz gut halb so schwer war, wie der Spreisselbaausatz aus konturgefrästem Pappel(!?)sperrholz, er hatte nur Leisten, die man biegen musste, der andere hatte nur formgefräste Sperrholzformteile (keine Leisten), die man einfach (ohne Helling) zusammenstecken konnte und Zack drauf geben…..

Ich würde mit verringerten Festigkeitswerten rechnen, 600kg auf Zug und 300kg auf Druck, dann hast auch Kammerholz und mögliche Holzfehlstellen durch die geringen Querschnitte im Modellbau abgefangen.
Ein pragmatischer und sicherer Vorschlag, wie ich meine, wenn es nicht auf jedes Gramm ankommt.

VG Werner (AHV-Studiosus 🤭)
 

myosotis

User
ich hatte Zugang zu einer Prüfmaschine für Zug und Druckproben.
In meiner Nähe gibt es eine Prüfanstalt für Landwirtschaftliche Geräte, die haben die Maschine noch immer und machen um bezahlbares Geld solche Prüfungen mit Schleppzeiger Aufzeichnung.
Nur für Modellbau ist das echt übertrieben, als Spielerei, zum Austesten, warum nicht.
Ein Flugzeugbaukollege hat damals eine Prüfmaschine gebaut, Hebelmaschine, hat aber dann auch meine Prüfmöglichkeit in Anspruch genommen.
Ich würde mit verringerten Festigkeitswerten rechnen, 600kg auf Zug und 300kg auf Druck, dann hast auch Kammerholz und mögliche Holzfehlstellen durch die geringen Querschnitte im Modellbau abgefangen.


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Hallo Lima Bravo,

genau so mache ich das seit vielen Jahren. Kiefer Druck sind bei mir 35 MPa, auf Zug 70 MPa. Es ist aber mal an der Zeit, den Ungläubigen zu zeigen, dass das völlig richtig ist und dass alles Wissen, was in seriösen Berichten steht, echt und real gemessen und auf Tatsachen beruht.

Das ist ja das Schöne, dass es nichts praktischeres ( und kostengünstigeres) als eine gute Theorie gibt. Die muß aber mit realen Daten gefüttert werden. Genau das mache ich. Mit der ganzen Statik und Festigkeitslehre und etwas Schulmathe kann man, Wille vorausgesetzt, sehr sichere und langlebige Modellflugzeuge bester Qualität bauen. Wer nur wenig Platz hat, braucht das nicht zu tun, denn er muß ja regelmäßig Platz für Neues schaffen.....😩

Und wie es auch in den LBA-Richtlinien steht, gibt es die Zulassungserleichterungen für Eigenbauten bei der OUV nur für Projekte der eigenen Fort- und Weiterbildung! Eine sehr schöne Erklärung dessen, was ein Hobby neben Entspannung und frischer Luft erreichen kann😇.

Pfiat Eich Buam un Madls
Pattex
 

myosotis

User
Hallo cand. aer. Werner,

wieder überall ja.....

spiegelndes Holz am Besten mit der Ziehklinge 2-3 mal vollständig abziehen, dann ist die oberste plattgezogene Zell/Ligninschicht entfernt, oder anschleifen und danach abziehen mit Ziehklinge.

Drehwuchs war nicht gemeint, sondern möglichst zwischen 45 und 90 Grad stehende Jahresringe bei stirnseitigem Blick, keinesfalls horizontal liegend.

Kompromisse überall. Leisten übereinander, wenn ich eine Biegung erreichen will und eigentlich dicke Gurte bräuchte von z.B. 6 mm. Dann gibt es 2-3 Leisten mit ca. 2 mm Dicke, die lassen sich ohne Wässern sehr leicht in Form biegen und zusammen verleimen. Bei geraden Leisten ist es besser, sie nebeneinander zur Verbreiterung des Holms zu nutzen. ABER: auf der Druckseite lauert dann der Knickteufel, denn dünne Leisten knicken nach der dünnen Seite sehr leicht aus. Zugseite ist völlig unproblematisch.

1:30 brauchen nur die Restauratoren dieser Flugzeuge. TBu20 wird schon lange nicht mehr hergestellt, es gibt noch TBu7 ( 7 Schichten pro cm) z.B. für Sportgeräte ( Barrenholme).

Tja, die Pappelsteckbauweise. Danke für die schlagenden Beweise. Es ist nur logisch. Für die Verkäufer ein gutes Geschäft, billig und schnell produzierbar. Das Modell dagegen wird zur Gleitbombe oder zum Basejumper.....

schönes Wochenende
Pattex

PS. Als begnadeter hier im Forum von den Profis alleingelassener Nichtschreiner habe ich mittlerweile herausgefunden, dass Kreissägeblätter und Fräser beim Zuschnitt von harzreichem Nadelholz verharzen und regelmäßig mit Harzentferner gereinigt werden sollten. Dann sind sie in der Regel wieder scharf. Nur wenn z.B. MDF, HDF und Spanplatten gesägt werden, leiden Sägeblätter massiv unter den dort enthaltenen Verunreinigungen (Metallreste, Steinchen usw. aus dem Verwerten von Abfallholz). Dann klappen auch Schäftungen mit Buche wieder. Aber jedes Sägeblatt hat Verschleiss, denn die Cellulose hat ja Festigkeiten von Stahl! Und daher verschleißt Hartholz mehr als Weichholz. Auf die Amtshilfe für Metaller (und andere Holz-Anfänger wie mich) durch die Oberschreiner ist hier auch kein Verlaß mehr.....😜
 

myosotis

User
beim Schleifen bleibt das Schleifkorn im Holz hängen. Kannst Dir ja denken, was die Klinge davon hält.

Grüße Stefan
Hallo Stefan,

ich habe nur richtiges Schleifleinen im Einsatz, das phenolharzgebunden extremen Belastungen standhält. Das hat man z.B. für Bandschleifer. Und wenn die Leser lesen würden, was ich schreibe, dann wüssten sie, dass ich Schäftungen nicht schleife, sondern säge oder hoble. Das Schleifen ist ein Notbehelf wie beschrieben wenn das Sägeblatt zu stumpf war. Da müssen dann Opfer gebracht werden.

Da ich meine Säge- Schleif- und Hobelergebnisse und die Werkzeugschneiden unter dem Stereomikroskop betrachtet habe, um dem ganzen Stammtischgerede auf den Grund zu gehen, kann ich nachweislich behaupten, bei mir noch nie ein verloren gegangenes Schleifkorn in einer Schäftung gefunden zu haben. Ich verwende eben kein lumpiges Glaspapier, denn da passiert so etwas möglicherweise. Leute, nehmt richtiges Werkzeug und gutes Verbrauchsmaterial. Das macht viel mehr Spaß als Geiz beim Hobby. Schlechtes Werkzeug kauft man immer zweimal.....

Übrigens sind meine Ziehklingen, wie schon weiter oben beschrieben, Abfallstücke aus Edelstahlblechen, die mit einer abgenudelten Schlagschere extrem gratig geschnitten sind. Da ist mir das extrem wurscht. Beim Abkratzen von gutem Flugzeuglack sind die aber auch im Nu stumpf.

Also wer Schäftungen weder sägen noch hobeln kann und auf einen Tellerschleifer angewiesen ist, der sollte das halt so machen. Ich bin da nicht päpstlicher als der Papst.

Hauptsache es ist selbstgemacht und es hält erwiesenermaßen.

Gutes Schäften
Pattex
 

myosotis

User
Hallo Werner,

hier einige Bilder vom Deutschen Museum zum Thema Holzflügel bzw. Holmaufbau. Alle Holzflugzeuge haben klar erkennbar einen wesentlich dickeren Druckgurt als Zuggurt. Die Stege müssen mit ausreichend großen Klebflächen an die Gurtflansche angebunden werden, um den Schub zu übertragen. Die Stege sind immer unter 45° eingeleimt. Der Biegemomentenverlauf zeigt sich direkt in der Holzmenge (Breite, Dicke) des Holms. Die Beulfeldbegrenzer für den Schubsteg sind deutlich erkennbar. Sowohl I-Träger als auch Kastenträger kommen vor.

Die elementare Theorie der Biegung und auch weitere Themen aus der Festigkeitslehre werden bei richtigen Flugzeugen auch richtig umgesetzt. Gerade die Fachwerke sind vorbildlich leicht in Stahlrohr im Original, können aber oft in Balsa direkt kopiert werden für Modelle. Da braucht es nur selten Kiefernleisten, da nicht die Festigkeit entscheidend ist, sondern die Knickstabilität.

P1020807.JPG

Heinkel Salamander, Hauptholm rechts, Hilfsholm links.
P1020808.JPG
Der Steg ist in der Mitte zwischen zwei Lamellenpaketen eingeleimt, zusätzlich noch mit Dreikantleisten vergrößerte Schubfläche. Torsionssteifigkeit entsteht erst durch Beplankung zwischen Vorder- und Hinterholm.
P1020810.JPG
Steg unter 45°, Schäftung im Steg, Beulstütze rechts, Lamellen gut erkennbar
P1020812.JPG
Draufsicht: Mitte Steg, vorne und hinten Lamellenpakete, nahe an der Flügelwurzel
P1020820.JPG
Scheibe A-Falke, Kastenholm, Pappelsperrholzrippen vorne, Leistenaufleimer zum Ausgleich zu niedriger Rippen, KEIN AUSGIESSEN MIT EPOXIDHARZ!!! Nur so geht "Fugenfüllung", nicht mit Baatz.....
P1020816.JPGP1020823.JPG
Olympia Meise mit I-Holm, wieder zwei Lamellenpakete vorne und hinten, rechts A-Falke Rumpffachwerk hinten


Du siehst, wie klar sich die Konstrukteure an elementare Regeln gehalten haben, die eben nun mal so sind wie sie sind. Und dann funtioniert es auch sicher. Abkupfern bei den Großen, das ist das Erfolgsrezept.

Beste Grüße aus Minga...
Pattex
 
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