LS 1-c: Es geht weiter - und eine Frage
LS 1-c: Es geht weiter - und eine Frage
Hallo zusammen
Ich habe eine Schwäche für Sonderlinge. Besonders in der Segelfliegerei. Und da passt die LS 1 in den Varianten a-d mit der noch geteilten Haube und natürlich vor allem mit dem gepfeilten Pendelhöhenleitwerks bestens in mein Beuteschema. Und wie das so ist, eigentlich an einem Rumpf interessiert, ist schliesslich eine komplette überlebende LS 1-c (vermutlich) aus dem Hause Chrigel Ruch bei mir gelandet.
Ein 40 jähriges Modell
Das Modell wurde vor 40 Jahren in einer wirklich bewundernswerten Technik und Qualität hergestellt. Der Zahn der Zeit und der fliegerische Alltag haben aber sichtbar am Material genagt. Wie es scheint, hatte der vor-vor-(...?)Besitzer das Modell nach einem grösseren Schaden zu reparieren begonnen. Der Rumpf weist grosse Spachtelstellen auf und der linke Flügel ist im Bereich der Wurzel zerdeppert worden, wie man durch die Öffnung für das Störklappenservo gut erkennen kann. Innen wurde der Flügelinnenteil mit Harz und Holzstücken wieder in Form gebracht, aussen mit Spachtel geglättet. Die Oberfläche und die Hinterkante sind etwas wellig, Holm und Holmbrücke scheinen jedoch unbeschädigt zu sein, wie eine "Inspektion" mit dem Zahnarztspiegel und der Stirnlampe ergab. Alles in allem ist der Zustand so, dass das Material mit überschaubarem Aufwand wieder aufbereitet und flügge gemacht werden kann.
Bevor ich das Modell gewaschen habe, habe ich es der rituellen Wägung unterzogen:
Rumpf, Haube und Sitz: 5 kg
Flügel rechts: 2.2 kg
Flügel links: 2.25 kg
HLW: 0.25 kg
Das Rohmaterial wiegt also 10 kg (ich hätte es nach dem Waschen eigentlich nochmals wägen sollen
). Das Fahrwerk, das ich noch rumliegen habe, passt fast genau und wiegt ohne Servo 0.4kg. Was für ein Zufall. Und so praktisch. Ein erstes grobes Auswiegen zeigte einen Bedraf von ca. 1-1.5 kg zusätzlichem Gewicht in der vorderen Rumpfhälfte um einen realistischen Schwerpunkt zu erreichen. Mit der ganzen Technik, Spachtel und Farbe wird das Kind wohl 12, bis eher 13 kg Lebendgewicht erreichen.
Die Flügel
Die Flügel sind in Schalenbauweise mit Wabenkern gefertigt. Das Profil ist an der Wurzel tatsächlich um die 19% Dick und von der Form her mindestens sehr nahe am
FX 66-S-196, welches das Original trägt. Ein (mehr oder weniger) exakter Vergleich dazu steht noch aus. Im Flügel befinden sich einstöckige Störklappen. Sowohl die Querruder als auch die Klappen können aufgrund der üppigen Flügeldicke locker von Servos in Standardgrösse angetrieben werden.
Da die Flügel strukturell in Ordnung scheinen, werde ich diese im wesentlichen (fertig) Spachteln, Lackieren und natürlich wieder mit RC Technik versehen müssen.
Der Rumpf
Der Rumpf ist in massiver Bauweise gefertigt. Wobei ich nicht weiss, was Originalzustand ist, und was über die Jahre von den Eignern in Eigenregie dazu gebaut und verändert wurde. Was auffällt sind die vielen massiven Aluteile am ganzen Flieger. So ist nicht nur die Gabel-Holmbrücke aus Alublech gefertigt. Auch die Fahrwerksklappen, Servohalterungen im Rumpf und Flügel und die zwei noch vorhandenen Servoabdeckungen für die Störklappenservos sind aus massivem, anderthalb- und zwei Millimeter dicken, Aluminium gefertigt. Da zeigt sich wohl Chrigel Ruchs Hintergrund als Metallbauschlosser?
Sowohl das Seiten-, wie auch das Höhenruder werden über Alurollen und Seilzüge bedient. Die alten Multiplex Servos werde ich allerdings ersetzen. Das Modell ist mir zu schade für versprödeten Kunststoff und verflüchtigten Weichmacher (Ja, ich weiss. Es gibt Leute die lassen sich, der Nostalgie auch innerhalb des Rumpfes wegen, auf so Abenteuer ein).
Auch der Rumpf braucht weitere Spachteleinheiten und dann eine frische Lackschicht. Ob ich danach einen Abguss davon erstelle weiss ich noch nicht. Die Idee einer LS 1 c mit einem moderneren "dünnen" Profil war aber ursprünglich mal der Startpunkt für das, was zu diesem Abenteuer führte.
Höhenleitwerk
Das Original hatte ein eher kleines Höhenleitwerk. Innen wurde es darum mit einem relativ dicken S-Schlag Profil versehen, welches nach aussen in ein dünneres symmetrisches Profil über geht. Naheliegenderweise ist das S-Schlag Profil wohl "Kopfüber" eingebaut worden, wie dies hier auch im alten
Nachbarthread zur LSD Ornith besprochen wird.
Und da hoffe ich jetzt auf das Schwarmwissen der im Internet vereinten Modellflieger: Auch Chrigels Modell scheint ein ein asymmetrisches Höhenleitwerksprofil zu haben, sofern es sich beim meinem HLW um eine Originalteil handelt (siehe Fotos unten). Es lässt sich auf zwei Varianten auf die Halterung bzw Lagerung stecken. In der Variante, in der es (vergleichsweise) gut und leichtgängig passt, ist das Profil in der
tragenden Lage. In der Variante wo es Kopfüber steht, also in der
nicht tragenden Lage (wie es für ein Normal ausgelegtes Höhenleitwerk üblich ist und auch bei der Orginal LS 1 a-d montiert wurde) orientierung befindet, lässt es sich mechanisch nur schlecht aufstecken. Weiss jemand, wie das damals vom Konstrukteur vorgesehen wurde? Hat vielleicht sogar noch jemand eine Bauanleitung, einen Plan oder sonstige Hinweise auf die korrekte Montage?
Ich freue mich (jetzt wo mein P-80 Shooting Star Projekt erfolgreich beendet ist) auf die Restauration dieses Modells, das wohl etwa gleich alt ist wie ich! Ich werde hier und/oder auf meiner Webseite ab und zu davon weiter Berichten.
Und auf eins bin ich ja echt gespannt: Wie ein 19% dickes Wortmann Laminarprofil an einem dicken, langsamen Modellflieger funktioniert!
Gute Nacht und bis die Tage!
Michi