Flugerprobung und Vergleichsfliegen mit Schaumwaffeln
Flugerprobung und Vergleichsfliegen mit Schaumwaffeln
Die Flugerprobung ist nach etwa 10 Flugstunden weit fortgeschritten, viele neue Erkenntnisse und der Caliber ist nun bereit für den Hangflug.
Schwerpunkt (CG in mm hinter Nasenleiste) :
Inzwischen fliege ich mit CG 80mm, damit fliegt das Modell wenn es auf schnellen Gleitflug getrimmt kaum noch einen Abfangbogen beim 45° Anstechen. Ich vermute, dass es bei CG 85-90mm neutral wäre, CG 80 ist also ganz leicht kopflastig.
Bei CG 80 ist das Modell wendiger, im Rückenflug muss man weniger drücken und es kann langsamer geflogen werden. Kunstflug geht auch besser mit CG 80, die Reaktion auf gerissene Figuren ist recht heftig, bei einer gerissenen Rolle im Steigflug bleibt das Modell fast stehen und dreht sich nur noch, man meint gleich fliegt alles auseinander.
Natürlich hat 80 CG auch seine Tücken, die Strömung reißt recht schlagartig ab und es geht schnell mal ins Trudeln. Beim kopflastigen Modell braucht man als Ausgleich mehr Abtrieb am Höhenruder, wird man langsamer senkt sich die Nase, wird man schneller geht die Nase hoch. Bei CG 80 hat man eben hinten kaum noch Abtrieb, wird man langsamer bleibt die Nase oben, bis man dann zu langsam wird.
Man sollte als erstmal paar Flugstunden bei CG 70 bleiben und dann in 10g Schritte das Trimmblei vorne rausnehmen.
EWD:
Die EWD ist passend um mit CG 80 bei völlig neutralem Höhenruder „mittelschnell“ zu gleiten. Für schnellen Gleitflug muss man minimal drücken, für Langsamflug muss das Höhenruder etwa 2-3 mm hoch. Bei CG 70 muss man ein Tick mehr ziehen.
Zum rumheizen mit CG80 ist die EWD optimal, zum Thermikschleichen könnte man noch ein wenig unterlegen an der hinteren Schraube vom Höhenruder, vor allem bei CG70.
Ruderausschläge:
Sind so in Ordnung wie in der Anleitung, evt. 10% mehr. Beim Querruder sollte man die Differenzierung geringer machen, also statt 20 hoch und 10 runter etwa 20 hoch und 15 runter. So rollt das Modell besser und schneller für den Kunstflug.
Bremse:
Die Querruder sollte man nicht zu sehr hochstellen, um die 15mm langen. Das muss aber jeder selber testen wie er es braucht. Bei CG 80 sollte man nicht vergessen, dass der Auftriebsmittelpunkt ein paar mm nach vorne wandert. Mit ca. 2mm drücken kann man das ein wenig ausgleichen, das Modell wird aber sehr neutral, also bleibt die Nase oben wenn man zu langsam wird, bis zum durchsacken. Die Strömung reißt aber nur innen ab, das Modell sackt also durch ohne zu Trudeln. Trudeln scheint mit hochgestellten Querrudern nur im Rückenflug zu gehen. Trotzdem droht eine Stecklandung wenn man zu langsam wird.
Flugeigenschaften bei 1450g Abfluggewicht:
Da alles relativ ist und sich jeder was anderes unter „schnell“ vorstellt, bringt nur der Vergleich mit bekannten Seglern was.
Der Caliber kann mit CG80 erstaunlich langsam fliegen, trotz 43 – 44 g/dm², vielleicht trägt das Profil gut. Im Formationsflug war er genauso langsam wie Easyglieder und Cularis mit ausgefahrenen Wölbklappen. Ich kann natürlich nicht sagen, ob die anderen Piloten den CG optimal hatten und ob sie auch ganz knapp vor dem Abriss geflogen sind. Ein Radfahrer hätte die Formation sicherlich überholt, es war also sehr langsam.
Beim Sturzflug wird der Caliber erwartungsgemäß etwas schneller als Cularis und EG hält die Geschwindigkeit deutlich länger, der Luftwiderstand ist also geringer. Direkt vergleichen konnte man es nicht, die Schaumwaffeln haben langsam angefangen zu wackeln und die Piloten wurden nervös
Aus etwa 150m Höhe runter ist etwa ein großer Looping mit ca. 50m Durchmesser möglich, für mehr Durchzug wird wohl Blei rein müssen.
Sowohl beim geringsten Sinken als auch beim Gleitwinkel war der Caliber bei allen bisherigen Vergleichsflügen den Schaumwaffeln weit überlegen. Das Ergebnis war recht deutlich, ich kann natürlich nicht sagen, ob die anderen auch optimal geflogen sind. In der Thermik geht der Caliber also sehr gut, trotz schwachen Bedingungen konnte ich schon öfter bis an die Sichtgrenze hochkurbeln.
Beim Kunstflug macht der Caliber einen agilen Eindruck, ein direkter Vergleich mit den Schaumwaffeln ist schlecht möglich, es hängt zu sehr vom Ruderausschlägen, Können und CG ab. Gerissene Rollen wollte auch niemand fliegen mit seiner Waffel…
Fazit:
Ohne Blei ist der Caliber mehr ein Thermik-Allrounder der sehr langsam fliegen kann. Zum Heizen wäre wohl der Cheetah schneller.