Wer als sehr guter Segler aufgrund einer Schiri-Entscheidung, die er als nicht korrekt angesehen hat, das RC-Segeln aufgibt, ist ein schlechter Verlierer. So groß kann die Liebe zum Segeln auch nicht gewesen sein, denn sonst hätte er wegen einem verlorenen Protest anders reagiert.
Die Regeln und deren Einhaltung ist aber ein wesentlicher Bestandteil des RC-Segelns (wie auch bei den Großen), denn darauf baut auch ein Großteil der Taktik auf. Beispiel: Es ist eben nicht egal, ob ich Steuerbord-Wind oder Backbord-Wind an der Luvtonne ankomme und wie ich dort ankomme sollte ich schon vor dem Start mir klar machen.
Leider passiert es mir auch immer wieder, dass ich in Protestsituationen verwickelt werde. Wenn es offensichtlich ist, drehe ich meinen Kringel ohne Murren. Manchmal ist die Situation auch fraglich, dann kann man sich kurz mit seinem Gegner abstimmen und entweder man selbst sieht seinen Fehler ein oder der Andere. So bleiben am Ende nur ganz wenige fragliche Situationen, bei denen beide meinen, der Andere usw.......In einer solchen Situation fällt einem kein Stein aus der Krone, wenn man einen Kringel dreht, obwohl man meint der Andere usw....Man kann das vor sich selber ja damit begründen, dass es die Situation nicht wert ist, auf seinem Standpunkt zu verharren, oder der Gegner es nicht wert ist, sich mit ihm herumzustreiten (soll mir tatsächlich schon passiert sein) oder ganz einfach, um eine Jury-Verhandlung zu vermeiden, die den ganzen Regattaverlauf nur aufhalten würde.
Weshalb weiß ich nicht, aber allzu oft werde ich in die Jury berufen. Ich sehne mich absolut nicht danach, denn da kann man keinen Dank ernten. Ich kann aber sagen, dass keine Jury der letzten Jahre, in der ich mit dabei war, sich die Sache leicht gemacht hätte und nach Gutdünken entschieden hätte.
GER61hard
Servus Gerhard,
ich kann Deine Aussagen nur einschränkend gut heißen. Zunächst glaube ich, dass gerade Protestverhandlungen vor einer Jury viel öfter stattfinden sollten. Es ist meist erst in einer solchen Verhandlung möglich unter Einbeziehung von Zeugen den Sachverhalt klären zu können. Wenn das geschehen ist, ist es für die Beteiligten meist einfacher eine Entscheidung nachvollzieheen zu können und damit auch akzeptieren zu können.
Zweitens glaube ich, dass es schon sehr darauf ankommt, um welche Situation die jeweiligen Entscheidung behandelt,. Ich bin voll Deiner Meinung, soweit es sich um eine kritische und unklare Situation auf dem Wasser handelt, also z.B. ob nun der 4 Längenkreis erreicht war oder nicht, ist es auch meiner Meinung nach besser, wenn man ohne Murrren seinen Kringel fährt (auch wenn mir das ab und an schwer fällt).
Wenn aber Entscheidungen fallen, die noch nicht einmal dem aktuellen Regelwerk entsprechen oder womöglich nur fallen weil der Wettfahrtleiter einen auf dem Kicker hat, wenn Entscheidungen ganz offensichtlich falsch sind weil der Wettfahrtleiter z.B. die Segelnummern verwechselt, dann meine ich schon, dass man sich mit allen legalen Mitteln dagegen wehren sollte, nicht jedoch rumbrüllen sollte.
Ich habe in letzten Jahr den ein oder anderen erfahrenen Regatta Grossegler mit an den "IOM Teich" gebracht. Es sollte schon zu denken geben, dass ALLE erklärt haben, dass die Regelunkenntnis , die schlechten Kurse und das hemmungslose Draufhalten ein Grund dafür sind, dass diese Segler unser Hobby zukünftig nicht teilen werden.
Keiner kann einem erfahrenem Regattasegler erklären, dass er am Start als überholendes Boot kringeln soll, dass es grundsätzlich verboten sei, mit Wind von bb die Luvtonne anzufahren oder dass für einen Kringel eine Wende und eine Halse nicht ausreichen, wenn dabei keine 360° Drehung gemacht wurde.
Ich bin sogar der Meinung, dass das Niveau deutlich schneller steigen würde, wenn die Regelverstöße mehr verhandelt und sich die Segler auch mehr gegen offensichtlichen Unsinn wehren würden. Natürlich ist mir klar, das kostet Nerven und ist anstrengend, wer will das in seiner Freizeit......
Gruß Stephan