Was weiter geschah – die Problemlösung!
von Jürgen Rosenberger.
von Jürgen Rosenberger.
Im letzten Artikel berichtete ich unter dem Titel „ Ein Postbus bleibt ein Postbus“ über das enttäuschende Ergebnis, ein als Thermik-Segler konzipiertes Modell mit Impellerantrieb im Hochgeschwindigkeitsbereich zu bewegen. Im Fazit schrieb ich: „Es rächt sich nun, dass ich mich nie ernsthaft um Flügelprofile gekümmert habe“.
Eine Rücksprache mit dem Konstrukteur bestätigte mir, was ich bei der primären Planung hätte wissen und berücksichtigen müssen: Das verwendete Profil SD 7080 ist für Thermikflug ausgelegt, nicht aber für höhere Geschwindigkeiten. Begeisterungsfähig und flexibel wie Günther Schneider ist, lässt er sich dafür gewinnen, in einer weiteren Evolutionsstufe einen Flügel mit einem für höheres Tempo geeigneten Profil zu entwerfen: HQ 1´5-12 auf HQ 1´15-9 Strak. Gesagt, getan! Der Postbote brachte irgendwann ein Paket aus österreichischen Landen mit reichlich Holz für eine neue Tragfläche.
Die Spannweite ist mit 4170 mm unverändert. Im Gegensatz zur Erstlieferung sind die Rippen jetzt lasergeschnitten, nicht gefräst; eine Vollbeplankung mit 2,5 mm Balsaholz ist vorgesehen; der genuine Albatros 4 hat demgegenüber Nasen- und Endleistenbeplankung mit Aufleimern. Wie bisher hat das Modell zwei Querruder und zwei Landeklappen. Der Aufbau vollzieht sich in gleicher Weise wie bei der Erstversion. Zunächst werden drei Teilstücke pro Flächenhälfte separat aufgebaut und anschließend zum Halbflügel zusammengesetzt. Die Tragflächenoberseite folgt im Hauptholm horizontal einer geraden Linie. Das bedeutet, die einzelnen Rippen werden Oberkante nach unten mittels Kammholm und Kiefernleiste auf der ebenen Helling positioniert. Unterseitig, die Bebilderung zeigt es, entstehen ab erstem und zweitem angeleimten Außenteil in Folge der Rippenverjüngung zwei Knicke. Aus Stabilitätsgründen, besser gesagt, aus Misstrauen gegenüber meinen Schäftungskünsten, verstärke ich die Übergänge zwischen den Drittelflächen mit dünnen Blechlaschen, die zusätzlich verklebt und verschraubt werden. Ich verlor einmal einen Segler, weil meine Schäftung im Knick den Flugbelastungen nicht standhielt. Die Randbögen sind leicht schräg aufgesetzte Dreiecksohren.
So entstehen zwei Flügelhälften um die 2 m, die im Flug über zwei Vollmetallstäbe verbunden werden. Im Hinblick auf größere Ruderbeanspruchung im höheren Geschwindigkeitsbereich baue ich kräftigere Servos ein ( Hitech HS 7975 HS 8,21 kg/cm). Die Flügel werden wieder mit Oracover rot bespannt, ein Paar Monsterköpfe druckt und plottet mir ein „Kollech“.
Rumpf und V-Leitwerk entstammen der Ausgangsversion, der Aufbau ist in FM 12/21 beschrieben. Lediglich die Tragflächenauflage am Rumpf muss dem neuen Profil unter Einhaltung einer EWD von 1,5° angepasst werden. Der 90 mm-Impeller, Typ Noname, ein Eigenimport aus USA, ist mit 0° Seitenzug und -3,5° Neigung um die Querachse montiert. Befeuert von einem Hobby Wing Regler 130 HV entsteht bei 12S Lipo unter 89 A ein Schub von ~ 5 kg. Das unprofilierte V-Leitwerk ist weiterhin mit zwei KST 215 MG ausgestattet.
Flugerprobung
Das Auswiegen des Modells wird gegenüber der Vorversion nicht verändert, der Schwerpunkt bleibt bei 130 mm hinter der Nasenleiste. Statt eines Gummiseils, wie bei früheren Flügen, wird nun ein Startwagen verwendet. Vorherige Versuche mit der gleichfalls noch vorhandenen propellerbetriebenen Maschine ergaben verträgliche Voraussetzungen: Will sagen, kein Stress beim Abwerfen. Nach dem Einschalten des Impellers, die bange Frage:"Reicht der Schub?" Langsam setzen sich Modell und Startwagen in Bewegung, nach 15 m hebt Trossi in einem Winkel von etwa 30° ab und nimmt erstaunlich schnell Fahrt auf. Der sich nun ergebende Ablauf vertreibt jede unserer Befürchtungen und übertrifft alle Erwartungen.
Wie jammerte ich doch in meinem Erstbericht? Erst hatte das Regler-Motor-Akku-Gespann „kein Salz“, schlich doch die Krähe wie ein Gummimotormodell durchs Firmament. Später stimmte nach Reglertausch zwar der Schub, nun sperrte sich aber das Monstrum bei zunehmender Geschwindigkeit gegen den Kurvenflug! All' das ist jetzt vergessen. Evo 2 ist agil, lässt sich gegenüber der Vorversion auch bei höherer Geschwindigkeit sehr gut steuern. Klagten wir einst über mangelnden Vortrieb, so reicht jetzt schon „Halbgas“. Schaltet man den Impeller ab, bietet sich ein gleichförmig harmonischer Geradeausflug, der auch bei langsamer Gangart keinerlei Abreißtendenzen entwickelt. Hierzu passt der extrem flache Gleitwinkel bei weiterhin guter Beherrschbarkeit. Schaltet man den Impeller wieder ein, profitieren Modell und Pilot von einem erheblichen Kraftüberschuss, der weiträumiges Fliegen erlaubt.
Ein Looping mit großem Radius ist Ehrensache. Meine Schwärmerei sollte allerdings nicht ins Uferlose geraten, ein Impeller ist kein Düsentriebwerk. Die Faszination turbinengetriebener CFK-Segler, die mit Jet-Power großräumig Flugfiguren in den Himmel zaubern, kann unser Modell ansatzweise, nicht aber im genannten Ausmaß bieten. Bei weiteren Flügen sticht uns dann der Hafer. Erste Flugversuche, weitestgehend im Halblastbereich, verlaufen begeisternd. Jetzt will ich wissen, wo die Grenze bei Fullpower liegt. Mit „Vollgas“ nimmt der Albatros erheblich Geschwindigkeit auf. Steigen, Sturzflug, Abfangen in die Horizontale, Vollschub. „Super, boh äh!“, so etwas verlangt Wiederholung.
Auf ein Neues, plötzlich kündigt ein ungewöhnliches Geräusch im schnellsten Flug Ungemach an. Jürgen ruft noch: „Da flattert was!“ und schon sehen wir, wie sich ein Teil löst. Später wird sich unsere Vermutung bestätigen, es war ein Ruderblatt des V-Leitwerks. Rätselfrage: Ist Evo2 mit nur einem Höhenruderblatt noch zu beherrschen? Die sofort eingeleitete Landung gelingt zwar mit überhöhter Geschwindigkeit, aber sie gelingt ohne weitere Schädigung des Seglers.
Kommen wir zur Schlussanalyse: Das Profil HQ 1´5-12 auf HQ 1´15-9 Strak erfüllt unsere Wünsche, es erlaubt Schnellflug und zeigt beim langsamen Gleiten keinerlei Abreißtendenzen.
Das zu lösende Problem verorten wir im Höhenleitwerk.
Meine Fragestellung:
1.Erlaubt ein profiliertes Höhenleitwerk aufgrund geringerer Verwirbelungen höhere Geschwindigkeiten?
2. Entfalten die KST 215MG Servos im Leitwerk mit 7,4 kg hinreichend Kraft?
Beides gilt es zu überprüfen. Herr Schneider ist mit im Boot.
Fortsetzung folgt!
Evo 3 lässt grüßen!
Technische Daten: Albatros 4 von Schneider-Modell | Einheit | Maß - Bemerkung |
---|---|---|
Spannweite | mm | 4170 |
Länge | mm | 2170 |
Fluggewicht | kg | 7,150 |
Flügelfläche | dm² | 138 |
Flächenbelastung | g/dm² | 51,81 |
EWD | ° | 1,5 |
V-Form | ° | 1,5 |
Weitere Angaben | ||
Schwerpunkt | cm | 13 (hinter Nasenleiste) |
Servos | ---- | Querruder und Landeklappen: 4 Stück Hitec HS 7975HB 8,21kg/cm |
Servos | ---- | Höhenruder: 2 Stück KST-Servos 215MG |
Impeller | ---- | Ø 90 mm/12S Noname |
Regler | ---- | Hobbywing 130HV |
Akku | ---- | 12S/5000 mAh |
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