hi Michael,
ich habe Dein Grunau-Riesenbaby schon einmal bewundert. Aber da sieht man das, was ich die Spannlack-Vitiligo (Weissfleckenkrankheit - eine beim Menschen vorkommende Pigmentierungsstörung, deren Ursache bis heute nicht wirklich bekannt ist) nenne: Das Holz sieht nicht wie Holz aus. Weiter oben zeigst Du allerdings aus der Wekstatt ein Flächenfoto, bei dem das Holz sehr schön aussieht, aber war der Lack da vielleicht noch feucht?
Ich habe jetzt meine erste Koverall-/(Spann)Lack-Session hinter mir. Als Oldie und Oldiefan habe ich natürlich brav mit Spannlack angefangen, was ich inzwischen bereue. Nach ersten Versuchen an Höhen- und Seitenruder habe ich immer weniger Spannlack gebraucht, vor allem weil ich auf Ohlweins Seite informiert worden bin, dass Spannlack das Flugzeug nicht wirklich wasserfest macht. Also ab in den Keller und da stand noch eine unbenutzte Dose DD-1K-Lack klar seidenmatt...
Ich kürze ab: Die zweite Flächenhälfte habe ich komplett ohne Grundierung, Filler und Spannlack bespannt, und sie ist praktisch fehlerfrei geworden, ganz anders als die erste, bei der ich noch mit Spannlack fixiert habe und anschliessend mit DD lackiert habe. Dort sind u.a. an den Stoffeldern teilweise völlig durchsichtige Stellen entstanden, die ich im Moment nicht erklären kann. Ausserdem sind bei der ersten Flächenhälfte die Stellen, an denen ich mit Spannlack fixiert habe, deutlich heller als der Rest.
Ich muss an dieser Stelle anfügen, dass ich nicht gefillert habe. Wahrscheinlich (?) ensteht die Weissfleckenkrankheit auf grossporigem Holz wie Balsa nur, weil dieses den Lack wegsaugt und dann Mikro-Luftbläschen unter dem Gewebe entstehen.
Nur mit DD hat man das gleiche Problem, aber wesentlich weniger dramatisch: Etwa 30 Minuten nach dem Lackauftrag wird die Fläche plötzlich gut erkennbar weisslich. Aber keine Panik, einfach eine neue Lage Lack drauf, später notfalls noch eine und gut ist es. Eine weitere Lage habe ich bisher nicht gebraucht. Bei der 2. Flächenhälfte habe ich den ersten Lackauftrag auf dem Holz richtig dick gemacht, damit das Balsa genügend zum Aufsaugen hat. Vorhin habe ich diese Fläche noch ein zweites Mal dünn lackiert, und mehr werde ich wohl nicht brauchen.
Das mit DD an den Rändern fixierte Koverall hält wesentlich besser als das mit Spannlack fixierte (ja, ich habe vorgestrichen, und angeblich hat die "Leimlackierung" diesen ersten Anstrich gelöst und ist mit ihm eine "feste Verbindung" eingegangen).
Für die, die noch nicht mit DD gearbeitet haben: Der Lack ist wie eine Kreuzung aus Spannlack und Kunstharzlack. Er riecht wie Spannlack und zieht fast genauso schnell an. Aber anders als beim Spannlack härtet er dann nicht gleich durch, sondern bleibt relativ lange -äh- gummiartig. Das ist wichtig zu wissen, damit man lange genug wartet, bevor man dem fixierten Koverall mit Bügeleisen die Cellulite entfernt: Man zieht es sich glatt von den Klebekanten weg. Also gut aushärten lassen.
Mit der ausschliesslich mit DD behandelten 2.ten Fläche bin ich sehr zufrieden; sie trocknet noch fertig, und angefangen habe ich glaube ich um 15°°.
Vermutlich erhält man mit Spannlack gleiche Ergebnisse, wenn man vorher das Holz versiegelt, aber DD gefällt mir besser. Es ist auch ungleich widerstandsfähiger (soweit ich weiss sogar kraftstoffresistent - wichtig bei spotzenden Schleppern
). Ich werde nur in Zukunft hochglänzenden DD nehmen und keinen seidenmatten.
Bei mir geht das jetzt so (Beta-Release..):
- Tragflächenoberseite: Koverall (für gesamte Fläche) auflegen, an der Endleiste und an den freien Rippenoberseiten mit DD fixieren.
- 3 Stunden trocken lassen
- Tragflächenunterseite: Gewebe umschlagen und ansonsten wie oben
- 6 Stunden trocken lassen (vor allem, wenn nur schmale Klebeflächen beim QR sind: dann noch länger)
- mit Bügeleisen 100° erst die Felder, dann die "D-Box" schrumpfen
- Gewebe auf der Beplankung satt lackieren, beim ersten weisslich Werden (gut erkennbar) noch einmal nachlackieren
- freie Felder zwischen den Rippen dünn (!) mit unverdünntem DD lackieren, nach 1 Std. wiederholen.
DD "entspannt" das Gewebe ein wenig. Bei mir war dann in jedem 20.ten Feld eine Welle und im Beplankungsbereich gab es eine oder zwei Blasen. Kein Problem: Mit dem 100°-Bügeleisen aufs lacknasse Holz und nachspannen (und Bügeleisen nachher sofort abwischen). Die Wellen in den Rippenfeldern kann man auch nach dem Aushärten des Lacks noch gut spannen!
Ein paar Fotos kommen noch, aber ich möchte mich nicht neben dem Condor blamieren und ziehe mich dann in die diskrete Ecke eines eigenen threads zurück. Ich bin schon bei den Dekors, aber der "Turm" auf dem Rumpf ist noch nicht fertig, weil ich dazu die fertigen Flächen brauche.
Bertram