Doppelt ist in…
Modellbau XYZ hat mit dem DUO-POWER-6 einen interessanten Lader im Angebot. Das Ladegerät stellt zwei identische Ladeausgänge mit je 200W zur Verfügung. Es pflegt unabhängig pro Ausgang, sowohl LiPo-, LiIo- als auch LiFePo4-Akkus (A123-Zellen). Die dazu notwendigen Balancer sind für beide Ausgänge im Ladegerät integriert. Zudem wird die DUO-POWER 6 (DP6) zum äußerst attraktiven Preis angeboten.
Insgesamt 2 x 200Watt Ladeleistung und bis zu 26Volt pro Ausgang (6LiXx, 18 NiXx,12Pb) stehen 2 x 25W Entladeleistung gegenüber. Nicht schlecht wenn man bedenkt, dass diese Power pro Ausgang (CH 1 und CH 2) bis 20V bei vollen 10Ampere Ladestrom aufrecht gehalten werden. Danach erst geht es dem Gesetz folgend: Ladestrom CH1 = 200W / Akkuspannung, kontinuierlich abwärts. Der DP6 stellt 20 Datenspeicher (2 x 10) zur komfortablen Bedienung bereit. Damit lassen sich die Daten der wichtigsten Akkus hinterlegen. Die Ausgänge nutzen dabei getrennte Speicher. Der Temperaturanschluss spricht die NiXx Nutzer an, die gezielt „warm“ aufladen und zusätzlich überwachen möchten.
Etwas Verwirrung schaffte der normale USB-Anschluss (Typ A), weil kein Hinweis dazu in der Anleitung zu finden war! Versuche zeigen, damit kann man seine mobilen USB Geräte (z.B.: Handy, MP3-Player uvm.) per USB-Port aufladen!
Der DP6 wird mit komplettem Zubehör ausgeliefert. Dazu gehören zwei Balanceradapter (XH-System), drei UNI-Ladekabel, Polklemmen, ein Temperaturfühler, CD-Rom und das USB Kabel. XYZ bietet im Zubehör auch andere Balancer Multi-Adapter (EH, Polyquest und TP) an. Die Anleitung ist ins Deutsche übersetzt und erläutert alles Notwendige. Wichtige Tabellen zu den Akkuparametern oder zu den Lade-bzw. Entladeströme bei unterschiedlichen Zellenanzahlen runden die Anleitung ab.
Auffällig ist das kompakte und gut designte Gehäuse. Das Pultförmige erleichtert die Bedienung. Tasten sucht man vergebens. Die Bedienung erfolgt per kapazitiven „Touch-Tasten“. Eine Tast-Bestätigung erfolgt per heller LED oder mit zuschaltbaren (User Set Programm) Quittungs-Piep. Dank der guten Empfindlichkeit der Sensoren erfolgt die Umsetzung der Fingerkuppe zielgenau.
Das Kunstoffgehäuse hinterlässt einen robusten Eindruck. Die gesamten Anschlüsse sind frontseitig angebracht und gut händelbar. Die Zuleitung ist mit 4mm Goldsteckern versehen, hochflexibel und noch lastgerecht (12AWG, idealer wären 10AWG) dimensioniert. Nur mit knapp einem halben Meter etwas zu kurz geraten.
Das blau strahlende und hintergrundbeleuchtete Display (zweizeilig, je 16 Zeichen) ist sehr kontrastreich und in der Helligkeit einstellbar (User Set Programm). Die Anzeige ist auf Ausgang 1 und 2 umschaltbar.
Der Blick ins Innere offenbart eine aufgeräumte Platine im klassenüblichen Industriestandard. Dabei handelt sich um zwei getrennte Lader auf einer Platine. In der Mitte verteilen sich die Bauteile spiegelbildlich zum Rand für den Lader eins und zwei (incl. die beiden Lüfter). Die werden temperatur- bzw. leistungsabhängig geschaltet und sorgen für ein kühleres Klima im inneren des Laders. Die Annehmlichkeiten sind hier, dass sie leise laufen und das der Kühlkörper im Gehäuse Platz gefunden hat.
Die Ladepower ist in der Praxis sehr enttäuschend. Zwar stellt der DP6 gemessene 201W pro Kanal an 12,2V Versorgungsspannung (entspr. einer vollgeladenen Pb-Batterie) und gleichzeitiger Nutzung beider Kanäle, zur Verfügung aber wie lange? Dabei arbeiteten beide Lüfter und versuchten die heiße Luft beidseitig abzuführen – vergebens! Nach sechs Minuten war Schluss mit der Fehlermeldung: „Temp.-Over“ (ca. 85°C und höher!). Ein zweiter Versuch mit zwei Mal 150W pro Kanal endete nach gut 11 Minuten mit dem gleichen Fehler! Erst die Reduzierung auf zwei Mal 120W oder nur ein Kanal mit vollen 200W ließ den DP6 ohne Fehler durchlaufen (Innentemperatur: ca. 75°C). Zur Info: Mit 120W lädt ein 6s-Lipo noch mit knapp 5A, bei 200W wären es 8A. Welche Einschränkungen zusätzlich im Hochsommer dazu kommen vermag der Autor gar nicht zu Ende denken!
Unter Volllast genehmigt sich die DP6 satte 43A an 12,2V. Daraus ergibt sich ein akzeptabler Wandlerwirkungsgrad von 72% (einzeln pro Kanal ca. 84%!). Leider protestieren dabei die mitgelieferten Batterieklemmen schon heftig und erwärmen sich dementsprechend hoch. Mit gutem Gewissen sollte man denen max. die Hälfte zumuten. Die 25-W-Entladeleistung pro Kanal (maximal 5 A) sind beachtlich und voll Nutzbar, wenn man bedenkt, dass hier kein herausragender Kühlkörper das Gehäuse ziert. Auch hier gilt: Gleichzeitig mit 200W Laden und 25W Entladen endet im Temperatur-Desaster! Die Entladeleistung reicht aus, um einen 3s-LiPo mit 2 A entladen zu können. Die Minimalspannungen sind bei den Akkutypen nicht individuell einstellbar und wie so oft bei den geringen Entladeraten für Lithiumzellen, zu tief gewählt!
Der DP6 ist ausreichend genau kalibriert. Die realen Ströme, Spannungen (mit den einzelnen Zellenspannungen, Abweichungen noch unter 30mV) und Zeiten werden unseren Ladeanforderungen gerecht.
Voll auf der Höhe seiner Zeit ist das Entkoppeln der Balanceranschlüsse vom Plus- bzw. Minuspol der Ladebuchsen. Die Balancer arbeiten von Anfang an mit gepulsten Strömen und nach dem Belastungsprinzip. Leider erfolgt keine Rückmeldung bei Aktivität im Display. Ein Balancerstrom von ca. 0,2 Ampere (eher weniger) pro Stufe ist in Anbetracht der Ladeleistung niedrig, reicht aber aus wenn man keine driftfreudigen Akkus nutzt. Tiefentlade Lithiumakkus (LiPo: unter 3V/Z) werden nicht mit reduziertem Ladestrom vorkonditioniert.
Die Regelzeit des Wandlers bereitet keinerlei Probleme, so dass er ohne Einschränkungen mit anderen Ladegräten aus einer 12V-Pb Batterie tanken darf. Herausragend ist der große Eingangsspannungsbereich von 10V bis 18V! Die obligatorischen Schutzmechanismen (Spannung, Temperatur, Verpolschutz, falsche Zellenanzahl …) werden voll erfüllt. Zur Bediensicherheit trägt ein programmierbarer Überwachungstimer (10 bis 720 Minuten), die Temperatureinstellung (20 bis 80 Grad Celsius mit externem Fühler) oder eine Vorgabe der Ladekapazität (10mAh bis 7720mAh) bei. Diese Sicherheitsvorgaben sind kombinierbar und haben gleichwertige Priorität die Ladung bzw. Entladung abzubrechen. Wer diesen Sicherheitskomfort nicht nutzen möchte deaktiviert sie einzeln.
Die Bedienung ist logisch strukturiert und intuitiv erlernbar. Die englische Menüführung bereitet dabei kein Kopfzerbrechen; man kennt halt „Charge“, „Discharge“, Fast, Balance …usw. Die „User Set Programm“ Vorgaben sind beiden Ausgängen getrennt zugeordnet. Wer möchte kann dort auf den Lithiumtyp, Beleuchtung, Quittungspiep, Kapazitätsbegrenzer, max. Ladezeit, Ladungserhaltung, Verweilzeit bei Zyklen, Temperaturgrenzen oder NiCd und NiMh Abschaltempfindlichkeit Einfluss nehmen. Etwas umständlich erscheint das Umschalten zwischen LiPo und Life, weil das eine unmittelbare Vorgabe aus dem „User Set Programm“ ist. Komfortabler ist es dann, konsequent die 10 Speicher pro Ausgang zu nutzen!
Der DP6 stellt insgesamt vier Lithium-Ladeprogramme zur Verfügung (Charge, Balance, Fast, Storage). Bei den Programmen (Charge oder Fast) ist der Balancer optional und nur wenn zusätzlich ein Balancieren gewünscht ist, mit anzuschließen. Die Vollmeldung erfolgt immer wenn der Ladestrom mindestens auf 0,1C, bzw. 0,2C bei Fast, reduziert wurde. Fast ist für Vorort Ladungen bei guten Lithiumzellen (wenig Driftneigung) durchaus empfehlenswert wenn es schneller gehen soll. Nur im Balance-Modus hat die Zellenausgeglichenheit immer Vorrang mit dem Sicherheitspuls und Reaktionen auf: Unterbrechungen oder Überspannungen einzelner Zellen! Zeigt das Pack Ausgeglichenheit kommt nach 0,1C Ladestromreduzierung die Vollmeldung.
Ein Storage-Modus ist heute unverzichtbar. Der DP6 entscheidet anhand der Zellenspannung, ob eine Ladung oder Entladung nötig ist um die optimale Lagerspannung zu erreichen. Die Lagerspannungen sind optimal gewählt. Wohlwollend nimmt man hin, dass der Ladestrom frei wählbar ist und nicht an die Kapazität gekoppelt wurde. Das schafft Freiräume, um beispielsweise einen 3.300mAh LiPo mit 3C (sofern vorgesehen; 10A) laden zu können.
NiCd oder NiMh Akkus haben eine einstellbare Delta-Peak (dP) oder Temperaturvorgabe zur Vollerkennung. Die dP Vorgaben sind nach Akkutyp getrennt einstellbar. Eine sichere Vollerkennung, ohne Frühabschaltungen, war schon in der „Default“ Einstellung (vermutlich 5mV dP) und um die 1,5C Laderate möglich. Der Ladestrom wird periodisch unterbrochen um die Zellen zu vermessen. Wer die automatische Ladestromvorgabe bevorzugt muss einen Strombegrenzer (z.B.: auf 2C) vorgeben. Das ist auch anzuraten, weil der DP6 gerne hoch hinaus möchte. Nach der Ladung fließt auf Wunsch ein vorwählbarer Erhaltungsladestrom. Ein spezielles Ladeprogramm zum Formieren kennt der DP6 nicht. Unverständlich, geschützte Senderakkus mittels einer Diode, lassen sich nicht laden! Ein Zyklenprogramm mit Richtungsvorgabe (Laden- Entladen/Entladen-Laden), rundet die Programmvielfalt ab. Eine Datenauswertung (Statistik über die einzeln genutzten Kapazitäten) findet dabei nicht statt.
Leider zeigte zur Testmitte die PC-Schnittstelle (USB: Mini-B) am DP6 einen Fehler, sodass keine Datenaufzeichnungen zum PC möglich waren.
Die Dual Power 6 hinterließ einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits ein toll ausgestattetes Ladegerät mit vielen Möglichkeiten zur Akkupflege und andererseits nur mit erheblichen Leistungseinschränkungen nutzbar. Hier sollte dringend eine Nachbesserung erfolgen denn in dieser propagierten Konstellation erhält die DualPower 6 nicht die Empfehlung des Autors.
Plus Minus:
+ komplettes Zubehör
+ kontrastreiches Display
+ 20 Akkuspeicher
+ Anleitung in Deutsch
- volle Leistung nicht möglich (max. 2 x 120W)
- mit Diode geschützte Senderakkus nicht ladbar
- geringer Balancerstrom
- fest eingestellte Entladeschlussspannungen (LiXx)
Technische Beschreibung (Hersteller):
Eingangsspannung: 10V bis 18 V DC
Ladeleistung: 2 x 200 Watt (s. Text)
Entladeleistung: 2 x 25 Watt
Ladbare Akkutypen: NiMH/NiCd/LiPo/LiFe/Pb
Ladbare Zellenzahl: 1-18 Nixx; 1-6 LiXx; 1-12 Pb
Ladestrom: 0,1-10 A in 0,1-A-Schritten
Entladestrom: 0,1-5 A in 0,1-A-Schritten
Abschaltung: Delta Peak; autom.Konstantstrom, CC-CV LiXx
Temperatursensor: 20-80°c in 1°C Schritten
Akku Datenspeicher: 20, je Ausgang 10
Maße in mm (L×B×h): 200 x 135 x 57 mm
Gewicht: 725 g