Das Rumprobieren mit den Servos hat etwas Zeit in Anspruch genommen, aber abgesehen von der Langzeit Erprobung lassen sich schon ein paar Aussagen machen die den Servokauf vielleicht etwas unterstützen.
Um unseren Vereinsserver zu füllen ist ein Teil dieses Vergleiches dort gelandet. Wer wissen will womit und wie getestet wurde kann es sich hier ansehen:
Servokauf – Die Qual der Wahl
Am Ende des Beitrages ist eine tabellarische Aufstellung aller Servos, aber vorher soll kurz auf jedes Servo im Einzelnen eingegangen werden
Goteck HC2422T
Die Jagd nach guten und gleichzeigt günstigen Servos kennt sicher jeder. Oft ist sie allerdings vergeblich, aber die Hoffnung stirb zuletzt….
Mit diesen nicht unbedingt beruhigenden Gedanken wurde, frisch aus Hong Kong, eines der neuen Goteck HV Servos geordert. Ein Vollaluminium, high voltage Servo, mit Glockenankermotor, BB und MG, für unter 30$ macht natürlich neugierig. Der erste Eindruck ist auch wirklich gut, Optik und Haptik vermitteln Wertigkeit, die spürbar geringe Getriebeübersetzung lässt auf einen drehmomentstarken Coreless Motor schließen. Das Todband ist mit 3,5 µs akzeptabel und die Geschwindigkeit enorm. An 7,4V wird eine Stellzeit von einer zwanzigstel Sekunde erreicht! Da fragt man sich nur noch, wie kräftig ist es denn? Mit der nominalen Angabe von 8,5kg/cm annonciert es glatt zum Traumservo, doch genau hier fängt der Kandidat das Schwächeln an. An 6V drückt es aus dem Stand gerade mal 4,3kg und die 5,1kg bei 7,4V bringen auch niemanden zum Jubeln. Schon besser sieht es aus wenn man den 100mm Hebel, aus vollem Lauf, auf die Waage nieder sausen lässt und nicht ganz vorsichtig aus dem Stand den Druck erhöht. Dann kommen an 7,4V schon stattliche 7,1kg zustande….aber stand da nicht etwas von 8,5? Da fragt man sich doch warum das Getriebe so schnell Übersetzt ist, zumal die angegebene Stellzeit doch „nur“ 0,08s ist? Wäre die Übersetzung entsprechend dieser Zeit gewählt worden, hätte das Servo rund 50% mehr Kraft und wäre damit eine absolute Empfehlung für die 60“ 3D Klasse wert gewesen! Allerdings ist das Jammern auf hohem Niveau, denn die meisten anderen Servos dieser Preisklasse, sind von solchen Stellkräften weit entfernt. Somit ist das Servo durchaus empfehlenswert, das Preis- Leistungsverhältnis ist prima.
Sehr interessant ist jedoch wie es zu den unterschiedlichen Stellkräften kommt. Glockenankermotoren haben einen extrem leichten Rotor, der eigentlich nur aus den Windungen, in Form eines Drahtgeflechts und dem Kollektor besteht. Damit lässt sich keine große kinetische Energie speichern, die erklären würde warum ein abbremsen aus vollem Lauf zu einer sehr viel höheren Stellkraft führt - das gleiche gilt für das Getriebe. Auch kann die Stromaufnahme unterschiedlich sein, bei geringer Kraft fließt weniger Blockierstrom als bei maximaler Kraft. Dies und die Tatsache, dass es Servos gibt die aus dem Stand heraus das Gleiche drücken wie aus vollem Lauf, lässt die Vermutung zu, dass die Regelelektronik den maximalen Strom sehr schnell begrenzt. Damit wird natürlich auch die Stellkraft vorzeitig begrenzt, sofern der max. Strom nur langsam überschritten wird. Graupner Servos fangen erst nach 3s an den Strom runter zu regeln, bei dem Goteck ist das evtl. schon nach einigen Millisekunden der Fall.
Je nachdem wie gut oder schlecht diese Sicherheitsschaltung arbeitet, wird die Stellkraft mehr oder weniger beeinflusst. Es gibt Servos die aus vollem Lauf fast das Dreifache drücken wie aus dem Stand. Aber irgendwie müssen die Motoren geschützt werden, ansonsten würden schnell Defekte auftreten.
Blue Arrow D26014 MG
Einst eines meiner bevorzugten Billigservos aus China, verliert das Blue Arrow, bei der Gegenüberstellung zum Goteck, in einigen Punkten. Kunststoffgehäuse und brushed Motor müssen keine Nachteile sein, auch ist das Metallgetriebe von guter, robuster Qualität. Die Geschwindigkeit ist beinahe identisch, das Todband ist ein klein wenig schlechter und gleiches gilt für die Stellkräfte. Auch hier zeigen sich unterschiedliche Werte, abhängig davon ob das Servo aus dem Stand oder aus voller Geschwindigkeit abgebremst wird, bzw. drücken muss. Siehe angehängte Tabelle. Insgesamt ist es die Summe aus nur etwas weniger guten Werten und die nur 6V Fähigkeit, aber bei fast gleichem Preis, die das Goteck den Vergleich gewinnen lassen. Allerdings hat sich das Goteck noch nicht in einem Langzeittest bewährt, während das Blue Arrow schon viele hundert Flüge zuverlässig gedient hat…..und es ist mit Abstand das leichteste Servo im Test, was auch von Bedeutung sein kann.
Savöx Sv-1250mg
Noch nicht so lange auf dem Markt ist das Savöx HV Midiservo, das mit geringem Gewicht, guten Stellzeiten im „normalen“ zehntel Sekundenbereich und guten Werten in der Stellkraft aufwartet. Interessant ist, dass Savöx für 6V eine sehr viel geringe Kraft angibt als für 7,4V - 4,6kg zu 8kg. Auch bei diesem Servo macht es einen großen Unterschied ob es aus dem Stand oder aus vollem Lauf gegen die Waage drückt – was vielleicht zu diesen Herstellerangaben führt. Aber aufgrund einer höheren Getriebeübersetzung ist es etwas kräftiger als seine beiden Vorgänger….aber natürlich auch langsamer. Das Getriebe weist etwas mehr Spiel auf und das Todband ist ähnlich wie das der Vorgänger. Eine Besonderheit ist der große Ausschlagwinkel von 130°, bei einer Pulsbreite von 900-2100µs dreht sich das Servohorn enorm weit. Das ist keineswegs zu verachten, denn ~30% mehr Weg, als zum Beispiel beim Blue Arrow, lassen viel kürzere Servohebel zu und damit steigt die Kraft und das Getriebespiel reduziert sich, ohne dass die Geschwindigkeit leidet! Wenn man die Hebel optimal berechnet ist das ein klares Plus für dieses Servo. Mit etwa 55€ ist es aber auch nicht mehr im Billigsegment angesiedelt.
Graupner HBS660MG
Das einzige Servo mit Brushlessmotor besticht mit hervorragenden Werten in fast jeder Disziplin. Hier ist endlich mal ein Servo, dass bei 7,4V locker 10kg wegdrückt und zwar nicht nur aus vollem Lauf, sondern auch aus dem Stand!....und bei 6V sieht es kaum schlechter aus, da zeigt die Waage noch über 9kg. Ein Todband von echten 1,5 µs ist schon eine Seltenheit und bei 120° Ausschlag muss man nicht einmal die Programmierung ändern, denn es ist problemlos möglich den Ausschlag noch größer einzustellen. Per Software lässt sich eine ganze Reihe von Dingen beeinflussen, wie zum Beispiel das Todband oder die Beschleunigung, aber notwendig ist das nicht. Das Getriebe hat wenig Spiel und dass Servo regelt sehr gut nach. Bemängelt wird das Kunststoffrad im Getriebe, aber das muss überhaupt nichts heißen. Ein sehr gutes Servo im 1:8 Buggy Offroad Bereich war das Thundertiger DS1015, welches ebenfalls ein Entkopplungsrad aus Kunststoff hatte und auch wenn das halbe Getriebe hin war überlebte es immer.
Eigentlich alles zu schön um wahr zu sein, aber die Crux bleibt nicht aus, denn wenn es um die Stellzeit geht gibt Graupner einen Stellwinkel von nur 40° an, und nicht wie üblich 60°. Aus den schönen 0,08s werden dann nämlich 0,12s und in der Realität schafft das Servo 0,134s an 7,4V. Wenn man jetzt etwas rechnen möchte, könnte man die Kraft des HBS auf die Stellzeit des Gotecks anpassen und sehen, dass auch hier nur mit Wasser gekocht wird. Aber auch das ist wieder Jammer auf höchstem Niveau, denn Graupner hat es geschafft die Gesamtauslegung am besten zu bestimmen. Wer auf seinem 60“ 3D Modell ein Höhenruder haben will, das zuverlässig und ohne Blowback +-70° Ausschlag schafft, kommt an einem 10kg Servo nicht vorbei. Wenn sich dieses dann auch noch feinfühlig um die Neutralstellung steuern lassen soll, darf es weder viel Getriebespiel noch ein großes Todband haben. Von den bisherigen Servos erfüllt das nur das HBS, welches mit 0,13s alles andere als langsam ist und mit 55€, für ein BL-Servo, auch nicht viel kostet.
Graupner DES 804 BB
Das 804 ist weder ein Midiservo noch besitzt es ein Metallgetriebe, trotzdem hat es in dem Vergleich eine Daseinsberechtigung. Dank der Carbonit-Zahnräder wiegt dieses Servo in Standardgröße nur 44g und ist damit gerade einmal 8,4g schwerer als sein kleiner Kollege vom gleichen Hersteller. Die wichtigsten Unterschiede zu den anderen bestehen darin, dass es viel stärker ist, praktisch gar kein Getriebespiel hat und auch noch wenig kostet. Ein Todband von nur 2µs überzeugt genauso wie eine Waage die über 13kg anzeigt, egal ob aus dem Stand oder aus dem vollem Lauf. Natürlich steht dem eine Stellzeit von 0,18s bei 6V (nicht HV-fähig) gegenüber. Aber selbst das ist absolut schnell genug für ein 3D Modell, besonders wenn man in Betracht zieht, dass ein „zwanzigstel Sekunden Servo“ diese Zeit unter hoher Last niemals erreicht. Zumindest für das Höhenleitwerk ist das 804 eine gute Wahl.
Alle Servo Daten im direktem Vergleich