Wow, hier ist ja eine ganz schöne Diskussion entfacht worden
Ich persönlich glaube, dass weder eine neue Wmin Limitierung (F5F), noch das Zulassen oder wieder Abschaffen eines Varios bzw. der Telemetrie, oder ob jetzt mit Logger oder Limiter geflogen wird entscheidend sind ob diese Klassen mehr Zulauf erfahren oder nicht.
Ich bin der Meinung dass die Öffentlichkeitsarbeit von Vereinen sowie die Unterstützung ihrer Vereinspiloten eine tragende Rolle spielt. Ich kenne fast keinen Verein, der seine Wettbewerbspiloten wirklich gut unterstützt, sei es finanziell, sei es mit guten Trainingsmöglichkeiten oder auch in der Öffentlichkeitsarbeit.
Ich möchte da mal ein wenig mit anderen Sportarten vergleichen und einfach wertfreie Beispiele nennen: Skisport: als ich jung war auf dem Weg zum ÖSV-B-Kader hat unser Skiverein meinem Vater die Nächtigung, das amtliche! KM-Geld, die Liftkarte und das Nenngeld für jedes Rennen bezahlt. Nicht nur für mich, sondern auch für meinen Vater!! Mitgliederanzahl des Vereins lag damals (vor ca. 25 Jahren bei ca. 200).
Fussball: Sogar in der schlechtesten Hinterhof-Liga bekommen Spieler teilweise Zuschüsse zu Ihrer Ausrüstung, meist sogar eine Kleinigkeit für jedes Spiel an dem sie teilnehmen und einen Extrabonus für jedes Tor.
Tennis: Es gibt Jugendcamps, Jugendförderprogramme, Ranglistenspiele in den Vereinen, Zuschüsse, Trainingslager uvm..
Das sind so die Sportarten in denen ich aktiv war, und überall gab es sehr gute Förderungen, Zuschüsse und Öffentlichkeitsarbeit, egal ob Einzel- oder Mannschaftssportarten.
Die Vereine bettreiben Öffentlichkeitsarbeit, tun was für die Jugend, fördern die Ambitionierten und suchen Sponsoren und Gönner und unterstützen mit Geldern ihre Sportler, die an Wettbewerben teilnehmen.
Was davon tun unsere Vereine???
Was ich meine ist, dass egal was ihr im Reglement ändert, sich in den Klassen nichts ändert wenn diese Klassen nicht beworben werden. Hier sollte jeder für sich selbst anfangen und auch im Verein Überzeugungsarbeit leisten damit auch dieser begeistert über den Vorstand und andere Mitglieder unsere Klassen nach Außen bewirbt.
Eine Nische wird es immer bleiben, da es mMn viel spektakulärere Flugmodellsportarten gibt, oder auch viel einfacher die mit wenig Aufwand betrieben werden können (z.B. RC-E7). Ob 3D Flächenflug, Heli oder Quadrocopter-Racing. Es wird einfach mehr Show geboten als in F5x wo grundsätzlich ja "nur" von links nach recht nach links usw.. und mal rauf und runter geflogen wird. So ehrlich muss man sein und das den anderen Klassen zugestehen.
F5x ist grundsätzlich High-Tech wenn man vorne mitfliegen möchte. Angefangen von aerodynamisch perfektionierten Modellen bis zu exakt abgestimmten Antrieben, gestrippten Empfängern, Lipos, Shunts und Unilogs ist alles zu finden. Hinzu kommen laufende Versuche neue "Hardware" einzuführen wie z.B. den Logger bei der WM. Somit ist es vermutlich für jeden nicht-Elektroniker schon mal ein ordentliches Hindernis in eine dieser Klassen einzusteigen, wenn auch für manche nur mental ein Hindernis weil sie diesen High-Tech "Salat" sehen und sich schon mal denken: "Das muss ich alles machen um vorne mitfliegen zu können?"
Obwohl F5J im Grunde nicht wirklich einfacher gestrickt ist (weder technisch noch finanziell), wurde es doch viel mehr durch Zeitschriften und auch bei vielen Vereinen beworben. Von preisgünstiger Klasse kann man bei F5J (wenn man vorne mitfliegen will) leider nicht mehr reden, aber hier mag auch ein günstiges Modell wenigstens noch manchmal überraschen.
In F5F/B gibt's aber kein günstig, weil ein günstiges Modell mit einem billigen Antrieb und billigen Akkus nie überraschen wird. Darum sollte man auch über eine Einsteigerklasse nachdenken. Hier würde ich einfach alles zulassen was eben nicht F5B oder F5F konform ist und sonst gar nichts einschränken. Man kann somit ja auch den umgekehrten Weg gehen und die zulässigen F5F/B Modelle von der Einsteigerklasse ausschließen und alle anderen Modelle zulassen. Dann sind auch keine Streckenanzahlen usw.. wichtig. Eine reine FUN-Klasse halt, wo es nur darum geht mitfliegen zu können, ohne großen Aufwand, ohne großen technischen Background. Man sollte auch überlegen ob es in dieser Klasse einen Sieger geben muss, oder ob man nicht einfach für jeden Teilnehmer der Klasse eine kleine Aufmerksamkeit bereitstellt oder generell für diese Klasse ein eigenes Reglement entwirft das sich viel mehr um die Segelflug und Landeaufgabe bemüht. RC-E7 + Streckenflug wäre hier eine Möglichkeit. Man kann ja z.B. sagen 20 Strecken (oder 10 oder 15... what ever..) müssen geflogen werden, die Zeit für diese Aufgabe ist für die Wertung relevant, danach geht es zur 10 Minuten Segelaufgabe, Motor-Sekunden geben Strafpunkte und dann gibt's eine Punktlandung im Kreis. Somit startet die Zeitaufgabe mimt der Segelflugaufgabe wie bei RC-E7.
Es gibt sicherlich auch noch ganz andere Stellen an denen man ansetzen kann und man muss das nicht unbedingt immer am Reglement der Klassen F5F/B machen. Wie schon einige hier geschrieben haben: alles Andere ist halt viel Arbeit - am Reglement ist es ohne viel Aufwand doch immer am einfachsten was zu ändern.... Ich bin auch der Meinung, dass Reglementänderungen nicht zum Ziel führen wieder Zuwachs in diesen Klassen generieren zu können.
Die Vereine sind gefordert, die Dachverbände sind gefordert und die Piloten sind gefordert Aktionen zu setzen und diese Klassen aktiv in die Öffentlichkeit zu tragen. Wenn möglich, so wie es z.B. mein Verein macht sollten sich Vereine vielleicht auch überlegen zumindest mit der Bezahlung des Startgeldes Wettbewerbsteilnehmer zu unterstützen, Trainingsmöglichkeiten zu schaffen (z.B. eine FXX-Track oder FCD-Anlage bauen, kaufen oder finanzieren bzw. bereitstellen), Bewerbe auszurichten usw..
Wir haben in meinem Verein ca. 100 Mitglieder, davon sind (was mir grade so einfällt) 5 bis vielleicht max. 10 Wettbewerbspiloten über alle möglichen Klassen verstreut dabei. Ich glaube, 10% sind im Schnitt bei Vereinen schon eine große Zahl an Wettbewerbspiloten. Diese 10% teilen sich aber wie gesagt noch in diverse Klassen auf. In F5B sind wir 2 die für unseren Verein starten, im Grunde sind wir aber 3 Trainingskollegen (einer startet für einen anderen Verein). Leider gibt's im Modellflugsport ja Klassen wie Sand am Meer. Aber eines haben alle unsere Wettbewerbspiloten gemeinsam: Sie sind zugänglich und bemühen sich, jeden Interessenten ihr Hobby und ihre Klasse näher zu bringen. Sie gehen sogar manchmal für Interessenten vorfliegen um vielleicht jemanden zu begeistern. Und sie unterstützen sich Klassen-intern und engagieren sich für ihre Klasse und für ihr Hobby wann und wo es nur geht.
Aber alle haben eines gemeinsam: Sie sind wettbewerbsorientiert und sehen in ihrem Hobby auch den Reiz sich messen zu können. UND GENAU HIER SIND WIR AM PUNKT: Hobby oder Sport - das ist hier die Frage!!
Nicht jeder Skifahrer fährt Rennen, nicht jeder Fußballer spielt große Turniere und nicht jeder Tennis-Spieler spielt Meisterschaften! 90% machen das als Freizeitaktivität und als Hobby, ohne jemals auch nur den Funken an Interesse zu zeigen sich mit anderen sportlich zu messen. Viele gehen lieber auf den Platz und fliegen 4 Akkus in 3 Stunden als dass sie für 2 Tage 600km Anreise auf sich nehmen um dann in 2 Tagen 4 Akkus zu fliegen. Von den sonstigen Kosten gar nicht erst zu reden... Nicht jeder der joggen geht läuft an einem Marathon mit, das ist wohl das Beste Beispiel. Nur die die im Herzen sich mit anderen Messen wollen oder die, die man mitzieht zu so einen Bewerb werden auch teilnehmen.
Grundsätzlich muss regional mehr passieren, so wie es dieses Jahr in Österreich passiert. Man darf nicht alles den Dachverbänden überlassen. Dazu sind diese mMn grundsätzlich nicht geschaffen. Kleine Bewerbe und große Bewerbe in einer Serie mischen und hoffentlich ganz viel Werbung rund um die Sache machen kann eine Mischung einer Zusammenarbeit sein, die aber hauptsächlich den Vereinen überlassen bleibt und in Kooperation und Zustimmung mit Dachverbänden erfolgen kann. Und wenn dann Vereine noch mitspielen und auch die teilnehmenden Piloten vielleicht ein wenig unterstützen (z.B. mit der Übernahme der Nenngebühr, oder mit einem kleinen Fahrtkostenzuschuss), wenn die teilnehmenden Piloten sich bemühen Fahrgemeinschaften zu bilden und sich bemühen neue Leute dafür zu begeistern (und auch Unterstützung bieten) und wenn es vielleicht sogar noch eine Einsteigerklasse für JEDERMANN gibt, dann kann ich mir gut vorstellen, dass ohne nennenswerte Regeländerungen in F5F/B diese Klassen wieder Leben eingehaucht bekommen.
Bezüglich Limiter/Logger glaube ich gerne, dass es mehr Reiz ausmacht wenn sich der Motor irgendwann einfach abschaltet und nicht mehr einschalten lässt. Man kann aber genauso gut jede Wmin über 1750 so hoch bestrafen, dass es richtig weh tut. Macht doch in F5B für jede Wmin über 1750 einen Punkt Abzug, dann hat man mit 1,5 Sekunden Motor über den 1750 vermutlich schon mal weitere 100-150 Punkte Abzug.... Das wären dann mal schöne 10-15 Strecken weniger. Aber man kann im Notfall das Modell heil nach Hause bringen, und man gefährdet auch niemanden. Stellt euch mal vor in 400-600m Entfernung sind auf 30m die Wmin aus und man kommt nicht mehr heim und muss irgendwo irgendwie Notlanden. Das bedeutet immer eine Gefahr. Nur gut dass bis jetzt noch nix passiert ist. In 300m Entfernung kann man keinem Fremden mehr verbieten z.B. zu wandern, auch ein Haus kann man da nicht einfach wegrücken.
Bezüglich Vario und sonstiger Telemetrie. Ich glaube, dass es egal ist ob mit Vario oder ohne geflogen wird. Die Guten werden so oder so auch hier die Nase vorne haben. Ich kann aus den Nähkästchen nur sagen, dass - als mich Franz Riegler bei einem Bewerb mal gecoacht hat - er jede Blase schneller fand als ich das mit dem Vario konnte. Für mich ist Franz seit dem ein Thermik-Gott. Natürlich macht es durch die Hilfe des Varios die Wertung dichter und somit vielleicht auch unattraktiver. Aber alles was mal erlaubt wurde wieder zu verbieten macht auch wieder Probleme. War die Formel 1 mit den 12 Zylindern nicht viel geiler als sie es jetzt ist? Man muss sich das vorher gut überlegen, nicht nachher. Und der Unilog bietet nun mal viele Telemetriewerte an. Diese zu nutzen wurde beschlossen und so sollte es bleiben, sonst gibt es auch diesbezüglich wieder Unzufriedenheiten und Diskussionen die sich im Grunde alle wieder negativ auf die Klassen auswirken. Einen eigenen Logger oder Limiter entwickeln zu lassen halte ich auch für nicht zielführend. Für keinen Hersteller ist hier ausreichend Absatz vorhanden, zudem müssten viele Antriebe umgebaut werden - das bedeutet doch schon wieder Aufwand für jeden Aktiven. Haben wir nicht schon genug zu tun?? Von den zusätzlichen Kosten gar nicht zu sprechen.
Belasst doch die Wettbewerbsklassen so wie sie aktuell sind und konzentriert euch doch allesamt mehr auf die Präsentation nach aussen, auf die Schaffung einer möglichst unreglementierten Einsteigerklasse und aktiviert eure Vereine mehr für unsere Klasse zu tun und diese auch nach aussen zu bewerben. Und schafft Trainingsmöglichkeiten und Wettbewerbe in eurer Region, dann sollte es doch wieder aufwärts gehen.
Lg, Gernot Tengg