Kurzes Fazit unserer August-Gaugenwoche:
Die ersten Tage waren geprägt durch den teils starken Nord- bis Nordwestwind, der das Befliegen eines nach Süden ausgerichteten Hanges naturgemäß mühsam machte. Faszinierenderweise brach der Nordwestwind auf Starthöhe zusammen, sobald die Sonne das Tal genügend aufheizen konnte. Dann setzte starke Thermik ein und die vom Tal aufsteigende Warmluft stemmte sich dem Höhenwind entgegen.
Fliegerisch war das recht anspruchsvoll, weil es extrem bockig war, da ab einer gewissen Höhe der Nordwind dann doch wieder dominierte, was sehr turbulente Luftschichtungen erzeugte. Mit einem agilen Modell machte das „Rodeofliegen“ aber dennoch irgendwie Spaß.
Zur Wochenmitte hin ließ die Nordstömung nach. Die Wolken zogen in der Höhe zwar immer noch aus Norden, aber am Hang hatte man thermisch bedingt Wind aus Südost bis Südwest, was Start und Landung erheblich erleichterte.
Insgesamt waren die thermischen Bedingungen die Woche über meist durchwachsen. Gut genug für lange und schöne Flüge mit den Leistungsseglern wie F3B/ F3J, GPracer, GP 15, Shark XL, Cirrus, Libelle, ASW17….etc, aber nicht wirklich geeignet für unsere Kunstfluggeräte wie Swift und Stingray. Am Dienstag-Nachmittag wäre dafür ein Zeitfenster von etwa zwei Stunden gewesen, wo wir tatsächlich mal die sonst gaugentypischen Hammerbedingungen hatten, aber da hatten wir unsere Boliden nicht aufgebaut, weil bei der Nordwindwetterlage eine solche „Hammerphase“ nicht zu erwarten gewesen war.
So blieben die Swifts und Stingrays dieses Mal halt am Boden. Von einem einzigen Start mit dem großen Fridayfly-Swift mal abgesehen.
Noch ein Wort zur häufig emotional geführten Diskussion: puristisches Segelfliegen versus FES- oder Klappimpeller-Absicherung. Wie mein Forums-Pseudonym schon vermuten lässt, war und bin ich seit jeher ein Anhänger der Modellsegelfliegerei. Fast drei Jahrzehnte lang war ich - auch am Gaugen - puristisch unterwegs. Habe auch mitgelästert, wenn andere einen Antrieb in ihren Seglern drin hatten.
Noch immer finde ich es am schönsten die Höhe im reinen Segelflug zu gewinnen, nur mit Hilfe der Naturkräfte: Wind und Thermik.
Aber ich habe meine Meinung zum Thema „Hilfsantrieb“ geändert. Das Fliegen ist dadurch viel einfacher und sicherer geworden.
Ohne Klappimpeller hätte ich meinen großen Swift zum Beispiel irgendwo unten außenlanden müssen. Der Aufwind hat einfach nicht gereicht um mit dem schweren Gerät oben zu bleiben. Dank Klappimpeller konnte ich länger nach Thermik suchen und schließlich trotzdem wieder geordnet und sicher oben landen.
Ähnlich ist es mit den Leistungsseglern. Der Handstart in alpiner Luft ist sicher und easy, die Flitsche unnötig. Nach 5 sec ist der Motor aus und man geht auf Aufwindsuche. Und wenn wirklich (noch) nichts zu finden sein sollte, hat man dennoch die Gewissheit sein wertvolles Modell sicher und geordnet bei Fuß zu landen. Mit dem GPracer bin ich oft morgens schon früh als erstes raus, nicht wissend es schon trägt oder nicht. Bis auf ganz wenige Ausnahmen (als der Nordwind alles zerblasen hat) habe ich den Antrieb nach dem Start nie gebraucht. Aber es ist gut zu wissen, dass man die Rückkehrhilfe im Notfall hat.
Highlight war auch dieses Mal das Gipfelfliegen. Am Tolzer-Kreuz zu stehen und sein (motorloses
) Modell in den Wind zu schieben hat was Erhebendes. Wir hatten das unverschämte Glück, dass es dort oben ging wie noch nie zuvor in meinen 43 Jahren Gaugen. Beständige thermische Aufwinde in unmittelbarer Gratnähe. Endless Lift am Gipfel. Hangrocken pur. Das war diese Woche nicht zu toppen und wird uns Vieren, die gemeinsam oben waren, lange im Gedächtnis bleiben.
Danke an Hans, Alois und Paul Lerchster für die wie immer freundliche und fürsorgliche Bewirtung und für den Modelltransport im Gaugenmobil.
Keine Frage: wir kommen auch nächstes Jahr wieder