Projekt Amokka-JX

Jojo26

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„Where have all the cowboys gone?” – der Song kam mir in den Sinn als ich über die aktuelle Nurflügelszene nachdachte: „A-Bow, B-Bow, C-Bow, es bowed allenthalben, Pfeil mit Winglets, Pfeil ohne Winglets. Ja Herrschaftszeiten! Gibt‘s denn nur noch diese verbogenen, gepfeilten Fluggeräte? Kann den keiner mehr einen echten, rassigen, eben den wahren Nurflügel bauen?“ … nachdem ich mich solchermaßen in Rage gesteigert hatte – Anmerkung: Diese dunklen Gedanken würde ich natürlich nie aussprechen, geschweige niederschreiben. Das gäbe einen ziemlichen Aufschrei der Bow-Faktion. Und ja, ich weiß, irgendwie fliegen die Dinger verdammt gut. Mmh – nachdem ich also sozusagen auf 180 war, kam es über mich wie ein Blitz: Ein neuer Nurflügel musste kommen. Einer der die versammelten Bows und Pfeile für immer auf den Dachboden befördert!

… ja, auch so entstehen manchmal Pläne für ein neues Projekt 😉


Amokka-JX – Teil 1

Eine weiterer Amokka? Gibt’s denn nicht schon genügend Variationen dieses einmaligen Entwurfs von Peter Wick? Mit Amokka Wood hat ich bereits sehr viel Freude beim Design, Bau und Fliegen.

Aber gerade bei den Flugleistungen beschlich mich ab und an das Gefühl „Da müsste noch etwas gehen!“. Als ich dann das machte, was man mit einem solchen Nurflügel gerade nicht machen soll: Bei einem Nullschieber am Hang noch versuchen „herumzuwürgen“ und Amokka Wood dann prompt mit herzzerreißenden Holzsplitter-Geräusch einschlug, reiften die Gedanken, wie denn ein würdiger Nachfolger aussehen könnte…

Erste Designideen entstanden. Für bessere Flugleistungen sollte er ein wenig größer und weiter gestreckt sein. Aber nicht zu groß, um auch an kleineren Hängen noch eine gute Wendigkeit zu haben. Bei meinen ersten Gehversuchen in der Nurflügelprofil-Entwicklung, die nochmal eine Schippe im Vergleich zur Entwicklung von „normalen“ Profilen drauflegt, nahmen mich Peter Wick und Tobias Schill tollerweise in die Mitte bis ich selbst „springen“ konnte. Als Nebenprodukt erfolgte in der Zeit die Verbesserung von Xoptfoil-JX, um gezielter noch mit den Spezifika von Nurflügelprofilen umgehen zu können.
Amokka-JX_views.png

Als ein erster Entwurf so weit stand, fragte ich Peter, ob der Entwurf den ehrenvollen "Amokka" tragen dürfte. „Es wäre mir eine große Freude“, antwortet Peter prompt, „wenn der Amokka-Entwurf weiter in die Zukunft getragen würde“. Und so bekam das neue Projekt den Namen „Amokka-JX“.

Amokka-JX ist wie bereits Amokka Wood ein „Open Source Projekt“. Alle Pläne, Profile, Daten sind (bzw. werden im Lauf des Berichts) auf Github veröffentlicht. Da die Sprache auf Github Englisch ist, werden Grafiken und Diagramme hier auf RCN auch in Englisch veröffentlicht, um ein wenig den Dokumentationsaufwand in Grenzen zu halten - ich hoffe, das ist Ok.

In diesem Thread wird nur das Design von Amokka-JX beschrieben werden. Der Bau, auch möglicher Varianten bekommt dann einen eigenen Thread.

Design Ziele

Die eingangs erwähnten Ziele von Amokka-JX nochmals zusammengefasst bzw. ergänzt:
  • Schneller Nurflügel mit besten Gleitleistungen für einen Nurflügel dieser Größe
  • Hohe Wendigkeit, gutmütiges Flugverhalten
  • Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten durch Veränderung der Flächenbelastung (Ballastierung)
  • Sicheres, kurzes Landen durch Spreizklappen

Design Grundauslegung

Die Spannweite von ca. 240cm ist ein Kompromiss aus den beiden Zielen „Gleitleistung“ und „hohe Wendigkeit“. Ich denke, ein solcher Nurflügel wird besonders gerne am Hang zum Herumturnen – auch mal zum Flotten DS – eingesetzt, und sollte daher noch einigermaßen kompakte Abmessungen haben.

Amokka-JX_dimensions.png



Die Streckung ist mit 13 für diese Größe eines Bretts relativ hoch. Eine noch höhere Streckung würde die Flächentiefe, insbesondere auch an der Wurzel zu weit verringern, was wiederum eine „momentenstabile“ Auslegung erschweren würde.

Der Grundgedanke von Amokka-JX ist auch, ein modulares System aus Fläche, Rumpf und Seitenleitwerk wobei die einzelnen Komponenten je nach Einsatzzweck und Bauweise untereinander „gemischt“ werden können. Beispielsweise könnten die Flächen in GFK-Bauweise, ein (Elektro)Rumpf in 3D-Druck oder Holzbauweise entstehen. Bereits bei Amokka Wood hat sich das steckbare Seitenleitwerk sehr bewährt. Es verringert zum einen die Packmaße, zum anderen lädt es zu weiteren Variationen ein.

Modules_fuselage.png

Was macht eigentlich eine Amokka zu einer Amokka?

Kennzeichnend, auch optisch prägend, ist die vorgepfeilte, gerade Tragflächenhinterkante. Bei Amokka-JX beträgt die Vorpfeilung 3,2°. Baut man auf dieser Hinterkante nun eine (leicht über-) elliptische Tiefenverteilung über die Spannweite auf, entsteht der typische „Amokka-Grundriss“ mit der leichten Vorpfeilung der Vorderkante im ersten Drittel der Spannweite und einer leichten Rückpfeilung im letzten Drittel.
Amokka_outline.png

Die t/4-Linie ist über eine lange Strecke fast gerade und wandert dann leicht zurück. Der Verlauf der t/4Linie bestimmt letztlich auch das Maß der Vorpfeilung der Hinterkante – daher auch der „krumme“ Wert von 3,2 Grad. Im Vergleich zu einer F3B/F3F-Fläche mit der typischen 0°-Ruderlinie hat die t/4-Linie von Amokka deutlich weniger Rückpfeilung, was die Torsionsbelastung verringert.

Über die aerodynamischen bzw. flugmechanischen Auswirkungen der speziellen Amokka-Form werden wir weiter unten noch zurückkommen.


Momenten-Haushaltsführung

Ein Leitwerksflieger hat’s gut. Hier sorgt ein Höhenleitwerk am langen Hebelarm des Rumpfs dafür, dass das lästige negative Profilmomente, das den Flügel nach unten wegtauchen lassen will, kompensiert wird. Bei einem Brettnurflügel gibt es nur die eine Lösung: Das Profil muss „sich selbst kompensieren“ mit dem bekannten S-Schlag. Dummerweise kostet dieser S-Schlag richtig Leistung bei zunehmenden Auftriebswerten.

Eine gute Stelle, um sich die Sache mit den Momenten bei einem Brettnurflügel nochmal klarzumachen ist die dazugehörige Webseite von Martin Hepperle.

Die Überlegung bei Amokka-JX, um diesem brett-typischen Problem ein wenig zu begegnen, besteht darin, die „Momentenkompensation“ dort vor allem zu machen, wo sie am Wirkungsvollsten ist: Nahe der Flächenwurzel wo der Abstand der wirksamen Hinterkante zur t/4-Line am Größten ist. Zur Flächenspitze hin, wird dieser Abstand immer kleiner, d.h. auch ein möglicher Beitrag der Profile weiter außen zur Kompensation wäre eher gering.
Amokka-JX_moment_compensation.png

Dieser Ansatz bildet dann auch eine zentrale Vorgabe für die anschließende Entwicklung des optimierten Profilstraks von Amokka-JX.

Profilauslegung

Im Vergleich zur Entwicklung eines leistungsfähigen Nurflügelprofils ist die Entwicklung eines klassischen Profils (für eine Flugzeug mit Leiwerk) nachgeradezu „easy going“. Alle Ansätze mit höherer Profilwölbung zu guten Gleitzahlen im mittleren und oberen Ca-Bereich zu kommen, werden durch die „Momentenvorgabe“ konterkariert:

Höhere Profilwölbung --> größeres negatives Profilmoment --> größerer S-Schlag zur Kompensation --> geringere Leistung

Aus dieser Nummer kommt man einfach nicht heraus. Drum ist es besser, sich gleich zu Beginn ehrlich zu machen und mit einer niederen Wölbung eher die Leistung im unteren Ca-Bereich – Schnellflug – ins Visier zu nehmen als auf beste Gleitleistung zu optimieren.

Eine Anpassung an unterschiedliche Flugsituation – von Auch-mal-Thermikfliegen bis rasantes Herumturnen am Hang soll durch eine anpassbare Flächenbelastung – Ballastierung – erfolgen können.

Die Wölbung des Profilsstraks bewegt sich daher auch um 1,3%. Die Dicke bewegt sich eher im konservativen Bereich um 7,5%. Hier wurde bewusst auf den letzten Komma-Prozentpunkt verzichtet zu Gunsten guter Allroundeigenschaften und einfacherer baulichen Umsetzung. Auch freut sich die Unterseite des Profils über ein wenig Bauch und bedankt sich dafür mit guten laminaren Laufstrecken bei kleinen, bzw. negativen Anstellwinkeln.

Wie bereits im vorherigen Abschnitt zum „Momentenhaushalt“ angerissen, haben die Profile entlang der Spannweite abweichende Anforderungsprofile:
Amokka-JX_airfoils_properties.png

Für den gesamt Flügel sollte eine neutrale Auslegung für Ca = 0,3 und einem Stabilitätsmaß von 3% erreicht werden, d.h. bei relativ zügigen Gleiten sollten die Ruder in Neutralposition stehen können. Bei Amokka Wood war es erforderlich auch bereits in diesem Auftriebsbereich die Klappen leicht nach oben zu stellen. Das sollte bei Amokka-JX vermieden werden.

Um diesen unterschiedlichen Anforderungen an die einzelnen Flügelabschnitte gerecht zu werden, wurde eine neuer Profilstrak mit Xoptfoil-JX entwickelt, das hierzu noch ein wenig getweakt wurde, um die spezielle Optimierungsaufgabe „Profilmoment“ besser durchführen zu können.

Als Referenzen für die Profilentwicklung wurden unter anderem die sehr guten Profile des PW 2019 Straks, als auch die originalen Amokka Profile PW Rennbrett – beide von Peter Wick – verwendet.

Herausgekommen ist der Profil JX-RS bestehend aus 3 Profilen:

JX-RS_family.png
JX-RS_family_data.png


Schaut man sich die Momentenpolare cm(cl) der 3 Profile an, erkennt man sehr die Arbeitsteilung entlang der Spannweite:
JX-RS_cm_polar.png


Das Hauptprofil JX-RS des Straks ist sehr stark auf Leistung getrimmt und liefert eine richtig gute Performance bis ca = 0,5 bei einem gerade noch hinreichend positiven Moment.

Das Wurzelprofil JX-RS-Root ist das „Momentenarbeitstier“ des Straks und zeigt dabei eine gute Allroundleistung.

An der Flächenspitze kann das JX-RS-Tip trotz der geringen Re-Zahl dort noch schön mithalten und liefert mit einem hohen alpha max eine willkommene Reserve für sicheres Überziehverhalten (zusätzlich ist ja der effektive Anstellwinkel durch den außen starken induzierten Anstellwinkel reduziert).

JX-RS_family_polars.png

So weit zunächst zu dem entwickelten Profilstrak. Die 3 Profile können bei Github heruntergeladen werden .

Im Nächsten Abschnitt geht es dann zunächst um die Ruderauslegung ...

Viele Grüße

Jochen
 

Anhänge

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    JX-RS_family_reflexed.png
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Ted

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Hi Jochen.

Tolles Projekt!!! 👍 Genau der Flieger, auf den ich schon lange warte :). Und es geht weiter an der Brett-Front!!!
Ohne jetzt alles mehrfach gelesen zu haben (ich brauche immer, bis ich sowas richtig verstanden habe - bin ja nicht mehr der Jüngste ;)), zwei Anmerkungen meinerseits, die ich als überzeugter Amokka-(Amokka 202)-Pilot für eine Weiterentwicklung mitgeben möchte:

Der Amokka202 ist ein geiler Flieger. An unserem recht kleinen Hang hat er sich zu meinem Lieblingsflieger entwickelt. Leistungsstark, schnell, wendig, stabil (ich fliege gerne DS!!!) - einfach ein toller Flieger. Nur zwei Punkte, die ich ändern würde:
1. Der Rumpf ist mir nach hinten zu kurz! Bei DS neigt das Ding immer wieder zum Pendeln. Mag sein, dass jetzt der eine oder andere denkt, "der schon wieder mit seinem DS", aber ich sehe das Pendeln oder auch leichtes Schieben auch bei normalen Hanglug bei turbulentem Wind... (BTW: ich überlege, mir im Winter einen neuen, längeren Rumpf zu bauen)
2. Landen: mit dem Butterfly des Amokka kann man recht gut landen. Aber im Vergleich zu einem Leitwerkler ist das lächerlich. Spreizklappen erscheinen mir bautechnisch recht anspruchsvoll, wenn sie aerodynamisch sauber und auch steif sein sollen. Und ich weiß nicht, wie sich das auf den Momentenhaushalt auswirkt. Gerade vor ein paar Tagen hat mir Uwe den Floh von Spoilern auf der Unterseite ins Ohr gesetzt und das schien für mich sehr plausibel. Praktische Erfahrungen gibts dazu auch schon einige: da gabs Untersuchungen an einem Curst von Claas, wenn ich das richtig abgespeichtert habe.

Wie gesagt, das sind meine eigenen Erfahrungen mit dem Amokka202 - vielleicht hast du die Punkte auch auf dem Schirm - es werden sicherlich noch einige Erklärungen kommen. Ich werde auf jeden Fall fleissig weiterlesen....

Gruß.

Ted
 

UweH

User
2. Landen: mit dem Butterfly des Amokka kann man recht gut landen. Aber im Vergleich zu einem Leitwerkler ist das lächerlich. Spreizklappen erscheinen mir bautechnisch recht anspruchsvoll, wenn sie aerodynamisch sauber und auch steif sein sollen. Und ich weiß nicht, wie sich das auf den Momentenhaushalt auswirkt. Gerade vor ein paar Tagen hat mir Uwe den Floh von Spoilern auf der Unterseite ins Ohr gesetzt und das schien für mich sehr plausibel. Praktische Erfahrungen gibts dazu auch schon einige: da gabs Untersuchungen an einem Curst von Claas, wenn ich das richtig abgespeichtert habe.


Hallo Ted,

ich hab den alten Thread von dem ich Dir erzählt habe mal gesucht, das Spoilerthema geht hier in Post#8 richtig los: https://www.rc-network.de/threads/wo-plaziert-man-am-besten-die-störklappen.395411/#post-5029149

Wegen größerem Seitenleitwerkshebel: bei den Vergleichen zwischen Brettern mit kurzem und langem Leitwerkshebelarm hat sich der lange Hebelarm neben dem DS auch fürs Thermikfliegen wegen präziserem und ruhigerem Einkreisen und stabilerem Kreisflug besser bewährt.
Vergleichsmodelle waren:
XBOW1 mit kurzem <-> langem Seitenleitwerkshebelarm
Azorace Mini mit Strong Mini Rumpf und kurzem Leitwerkshebelarm <-> Curst mit langem Hebelarm

Gruß,

Uwe.
 

Jojo26

User
Hi Ted,

... das freut mich ja, dass ich Dich vielleicht aus Deinem Warten erlösen kann! 😉

Seitenleitwerkshebelarm und -Größe: Ich befürchte, dass man sich da für ein solches Modell nur empirisch herantasten kann. Das ist auch ein Grund für den "Modul-Ansatz" von Amokka-JX (das klingt ein wenig hochgestochen bei grad mal 3 Modulen) ...

Landehilfen: Spreizklappen sind eigentlich eher einfach umzusetzen - dazu gleich und in Bälde mehr ...

Viele Grüße

Jochen
 

Jojo26

User
Amokka-JX – Teil 2


Ruderauslegung

Amokka-JX bekommt einen 4-Klappen-Flügel mit den inneren „Elevators“ und den äußeren „Elevons“. Die Ruderflächen sind dabei recht großzügig bemessen, was kleine Ruderausschläge zur Folge hat und eine präzise Anlenkung erfordert.

An der Flächenspitze wächst die Rudertiefe bedingt durch die starke Rückpfeilung dort, auf hohe 41% - aber schon nach wenigen Zentimetern pendelt sich der Wert auch außen auf einen Wert um die 20% ein.

Die prozentuale Breiten-Aufteilung von Elevator und Elevon wurde mit den Erfahrungen von Amokka Wood und auch ein wenig aus dem Bauch heraus festgelegt…

Amokka-JX_rudder.png

Die Sache mit dem Landen

Ein Brettnurflügel will einfach nicht runter. Und wenn, dann nur sehr unwillig – bei turbulenten Bedingungen dann im berüchtigten Rodeo-Ritt.

Mit Butterfly und einem 4-Klappenflügel sind die stark wechselnden Momente bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten nicht in den Griff zu bekommen. Butterfly mit 6 Klappen wurde schon erfolgreich eingesetzt – aber irgendwie widerstrebt es mir, nur zum Landen 6 Klappen synchronisieren zu müssen.

Welche Alternativen bleiben? Beim Landen soll ja nicht nur der Widerstand erhöht werden, sondern auch die Fähigkeit, bei abnehmenden Geschwindigkeiten den Auftrieb zu halten – die Fläche soll also auftriebsstärker werden. Eine Möglichkeiten sind Störklappen an der Unterseite. An der richtigen Stelle positioniert wirken sie auch auftriebserhöhend bei geringem Einfluss auf den Momentenhaushalt.

Ich entschied mich aber wieder für Unterseiten-Spreizklappen mit denen ich bereits bei Amokka Wood sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Die Hauptargumente für mich
  • Fast neutrales Momenten-Verhalten, wenn die Spreizklappen die richtige Tiefe und Position haben
  • Gute Wirkung hinsichtlich Widerstands- und Auftriebserhöhung
  • Nicht alltäglich – ein schönes Detail zum Tüfteln bei der Implementierung
  • Es sieht einfach „cool“ aus, wenn so ein Brett mit Spreizklappen eingeflogen kommt.
In der baulichen Umsetzung hatte die Entscheidung für Spreizklappen unerwartete Konsequenzen. Man kann es vielleicht schon erahnen, wenn direkt an die Spreizklappe der Elevator beginnt …


Aerodynamische Analyse mit FLZ_vortex

Die Auslegung des Flächengrundrisses mit FLZ_vortex erfolgte eigentlich sehr früh bei den ersten Iterationen zu Amokka-JX. Zur besseren Lesbarkeit ist sie „hier“ nun ein wenig nach hinten gerutscht.

Die Zirkulationsverteilung wurde leicht überelliptisch festgelegt – also zur Flächenspitze hin eine größere Flächentiefe als es sie für eine elliptische Zirkulationsverteilung notwendig wäre – um unkritische, gutmütige Flugeigenschaften zu erreichen. Die wenigen Prozentpunkte höheren induzierten Widerstands bei zunehmenden Ca-Werten sind in meinen Augen gut zu akzeptieren, da mit Amokka-JX sowieso eher schneller geflogen wird und hier – bei niedrigen Ca – der induzierte Widerstand nicht so bestimmend ist. Siehe hierzu die etwas eingehendere Untersuchung beim V-JX - in diesem Thread sind auch viele zusätzliche Informationen zur grundsätzlichen Vorgehensweise bei der Auslegung einer Tragfläche zu finden…

Amokka-JX_FLZ_circulation.png

Durch die überelliptische Auslegung hat das Flächenende genügend Reserven um beim Stall die Flächen noch kontrolliert zu halten. Zusätzlich wurde das Profil an der Flächenspitze JX-RS-Tip auf ein besonders robustes alpha-max ausgelegt…

Amokka-JX_FLZ_analysis.png

Meiner Einschätzung nach, müsste Amokka-JX mit einem Stabilitätsmaß von 3-4% gut and agil fliegbar sein. Das Auslegungs-Ca beträgt dann rund 0,3. Setzt man zum Start leicht die Klappen um 0,6° nach oben erhöht sich der Ca um 0,15 zu einem hoffentlich sicheren Start …

Die Berechnung des Auslegungs-Ca mit FLZ_vortex:

StabilitätsmaßSchwerpunktAuslegungs-Ca… mit 0,6° Klappen
3%45,4mm0,360,61
4%43,4mm0,280,44
5%41,5mm0,220,36


Die FLZ_vortex Projektdatei ist hier zu finden

(kleiner Hinweis: Das Herunterladen von Text-Dateien von Github ist nicht wirklich intuitiv aber einfach 😉
In der Anzeige der Datei auf den Button "Raw"

1665659580052.png

klicken. Daraufhin erscheint die Datei sozusagen blank im Browser, dann rechter Maus-Klick, "Speichern unter" auswählen und schon hat man die Datei auf seinem PC. Bei Nicht-Text-Dateien gibt es bereits einen Download-Button, wenn man sich die Datei anzeigt)



Analyse mit Xflr5

Mit Xflr5 wurden zwar einige Analysen und Vergleiche mit unterschiedlichen Profilierungen durchgeführt, die aber keine neuen Erkenntnisse oder gar Auffälligkeiten ergaben.

Das beste Gleiten stellen sich bei Ca = 0,45 bei Klappen im Strak ein. Der relativ niedere Wert passt gut zu den bisher angestellten Überlegungen.

Immer wieder schön ist es, mit einfachen Mitteln eine 3D-Darstellung des Flugzeugs zu bekommen, um ihn dann von allen Seiten betrachten zu können. Stimmen die Proportionen?

Amokka-JX_Xflr5_3D_views.png

Die Xflr5 Projektdatei ist hier zu finden.

Soweit der 2. Teil. Im nächsten Teil geht es dann um einige Überlegungen zur baulichen Umsetzung der Tragfläche…

Viele Grüße

Jochen
 

Ted

User
Hallo Jörg.

Da haben wir anscheinend aneinander vorbei geredet: ich verstehe unter Spreizklappen solche, die am Profilende jeweils nach oben und unten ausschlagen und somit (zumindest theoretisch) momentenfrei sein sollte. Das, was Du da machst, hätte ich als Spoiler bezeichnet. Also, wir verfolgen den gleichen Ansatz.

Gruß.

Ted
 

Jojo26

User
Hallo Ted,

... sorry für die begriffliche Unschärfe 😉 Von der Wirkung ist es schon eher eine Spreizklappe - aber vorgezogen um momentenneutral zu sein.. Wobei eine Unterseiten-Störklappe, wie von Uwe beschrieben, auch auftriebserhöhend sein kann. Sie darf nur nicht zu weit vorne sein, sonst "stört sie nur" (mehr Widerstand).

Jochen
 

Chrima

User
Um diesen unterschiedlichen Anforderungen an die einzelnen Flügelabschnitte gerecht zu werden, wurde eine neuer Profilstrak mit Xoptfoil-JX entwickelt, das hierzu noch ein wenig getweakt wurde, um die spezielle Optimierungsaufgabe „Profilmoment“ besser durchführen zu können.

Hallo Jochen
Vielen Dank für diesen neuen Entwicklungs-Fred.
Ich habe natürlich auch beim F3F-Modell mitgelesen.

Gerne möchte ich hier aber noch einmal an den Anfang. Was machst Du mit diesem Xoptofoil-JX genau ?
Ich werde es selber wohl kaum je benutzen, aber die Funktion würde mich schon wunder nehmen und vielleicht auch das Verständnis fördern was genau jetzt anders wird damit.
Wenn Du das bereits irgendwo im Forum bereits erklärt hast, dann sorry für den Einwurf, aber vielleicht hättest Du dann den Link dazu ?

Danke und Grüsse
Christian
 

Jojo26

User
Hallo Christian,

.... das Grundprinzip von Xoptfoil(-JX) hatte ich seinerzeit recht ausführlich hier beschrieben. Inzwischen ist die Entwicklung in einigen Ecken weitergegangen - aber am Grundprinzip hat sich dabei nichts verändert. Ich hoffe, es ist so weit verständlich!
Wenn nicht - einfach fragen. Am Besten im genannten Thread.

Viele Grüße

Jochen
 

UweH

User
Wobei eine Unterseiten-Störklappe, wie von Uwe beschrieben, auch auftriebserhöhend sein kann. Sie darf nur nicht zu weit vorne sein, sonst "stört sie nur" (mehr Widerstand)

Hallo Jochen,

die Absicht des weiter vorne liegenden Spoilers ist in erster Linie einen positiven Flügelmoment zu erzeugen und am Curst von Claas hat das ebensogut geklappt wie an dem Fun-Jet von Okke Dillen in dem oben von mir verlinkten alten Thread ein paar Jahre früher.
Der Spoiler (ohne Spalt, also keine Bremsklappe mit Spalt, willkommen bei der weiteren Begriffsverwirrung:D) soll ja gerade nicht momentenneutral sein, er wirkt ausgefahren deutlich aufnickend.
Dieses aufnickende Moment muss mit einem Tiefenruderausschlag kompensiert werden um wieder den passenden Momentenhaushalt für den gewünschten Gleitpfad beim Landeanflug einzustellen. Der Tiefenruderausschlag wölbt das Profil wie eine gesetzte Wölbklappe auf und sorgt damit für mehr Widerstand bei mehr Auftrieb.....die Fluggeschwindigkeit wird trotz steilerem Gleitwinkel nicht viel schneller.....wirkt also ähnlich wie Butterfly beim Leitwerker, nur nicht ganz so heftig "Brems".
Erster positiver Nebeneffekt: der Spoiler lässt sich weiter vorne im Flügel wegen größerer Flügelbauhöhe einfacher einbauen als eine Spreizklappe direkt vor der inneren Höhenruderklappe, eine auch mechanisch gute Position ist knapp hinter dem Holm.
Zweiter positiver Nebeneffekt: die Wirkung benötigt durchgehende Höhenruder über die ganze Endleistenlänge und spart bei kleineren und / oder leichteren Brettern die zwei Servos der Innenklappen an der Endleiste.
Wenn die Höhenruder nur am Außenflügel gebaut werden, dann verstärken die "Auftriebsberge" der beim bremsen nur außen aufgewölbten Profile den negativen Wendemoment und der Flügel wird abrissunfreundlich "falsch rum" geschränkt, das ergibt also so was wie "eine Horten falsch rum ausgelegt".
Mir ist nicht ganz klar was Du mit mehr Widerstand bei weiter vorne eingebauter Bremsklappe meinst. Wenn es Dir um die Störeinflüsse der Klappenspalte des Spoilers im eingefahrenen Zustand geht, davon hat Claas nichts bemerkt. Er ist mit seinem bespoilerten Curst im DS ebenso 350 km/h geflogen wie mit den unbespoilerten 2-Klappen-Versionen....die Störkanten sind ja auch auf der unempfindlicheren Profilunterseite ;)

Gruß,

Uwe.
 
Zuletzt bearbeitet:

Jojo26

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Hallo Uwe,

... wir hatten ja schon mal im Amokka Wood Thread versucht, alle Erkenntnisse zu "Landehilfen" bei einem Brett zusammenzutragen... 😉

Die Erkenntnisse vom Curst kannte ich nocht nicht. Ja - Deine Beschreibung klingt sehr einleuchtend!

Die zurückgesetzten Störklappen hatten wir auch schon diskutiert? Letztendlich funktionieren sie dann so, wie extrem "grob geschnitzte" Spreizklappen. Die Strömung wird nach unten ablenkt - die "virtuelle" Skelettlinie des Profls extrem gekrümmt.
Meine Erfahrungen mit Spreizklappen bei Amokka Wood waren einfach so gut, im Sinne auch unproblematisch in den Griff zu bekommen, dass ich gerne den Weg weiter verfolge.

Nur bei einem deutlichen Einspruch 😉! Die Proflunterseite ist der "hidden Champ" wenn es schnell werden soll. Also mit kleinem Ca und negativen Anstellwinkel geflogen wird. Dann gewinnt die Unterseite mit ihrer Fähigkeit, die laminaren Laufstrecke möglichst weit nach hinten zu tragen, die Oberhand. Und genau da wäre ein weit vorne liegender "Störklappen-Turbulator" kontraproduktiv.

Viele Grüße

Jochen
 

UweH

User
Hallo Jochen,

bei der Amokka Wood lagen die Erfahrungen mit dem Curst noch nicht vor, deshalb hatte ich dort angefragt welche Bremsversion die Leute gebaut haben. Die Antworten und Videos gaben nicht genug Aufschluss über den Grad der Bremswirkung und der Vor-Nachteile der verschiedenen Varianten. Beim Fun-Jet von Okke Dillen war 2013 schon klar dass sich die vorausgesagten und gewünschten Effekte der Unterseitenspoiler tatsächlich einstellen, aber bei einem Motorflieger merkt man leicht erhöhte Widerstände durch die Klappenspalte nicht.
Claas hat nach einigen anregenden Diskussionen über Position, Größe, Mechanik, und viel Flucherei beim Landen der ungebremsten 2- Klappen-Cursts mit weit über 100 g/dm² Flächenbelastung das Experiment mit den Unterseitenspoilern gewagt und es war recht erfolgreich.
In den Videos sieht die Landung trotz der Bremse zwar immer wie ein Fast-Absturz aus, aber wer schon mal so schwere Bretter im Lee ohne Gegenwind gelandet hat schätzt das ganz anders ein als ein nicht-DS-Hangbrett- oder Thermikpilot.
Mit Peter habe ich auch sehr oft über diese Bremsen diskutiert, aber er konnte sich nie richtig damit anfreunden.
Die Bedenken dass die weit vorne liegenden Spalte der Spoiler im Schnellflug bremsen haben sich beim Curst in der Praxis in keinster Weise bestätigt....gerade im DS wird wohl am schnellsten geflogen und wie schon geschrieben sind die Cursts mit Spoiler auf der Unterseite nicht langsamer als die Cursts ohne.
Ich konnte die Spoiler selbst noch nicht fliegen. Eigentlich wollte ich die beim nächsten, als relativ leicht geplanten Azorace Mini testen, aber die bereits vereinbarte Fräserei der für den notwendigen neuen Rumpf erforderlichen Urmodelle ist wohl dem Bau einiger V-JX-Flügel für die F3F-WM zum Opfer gefallen.
Vielleicht klappts ja nächstes Jahr :rolleyes:

Gruß,

Uwe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Cool das es jetzt richtig losgeht!
Wie final ist die Auslegung denn? Lohnt es sich schon da mitm CAD loszulegen?
Dann würde ich mich da mal dransetzen, als Basis würde ich die Profile und den Grundriss aus der .flz Datei nehmen...

LG
Lasse
 

Jojo26

User
Hallo Lasse,

... das wäre ja ... das wäre ja: mega! 😉

Ich lade nachher noch den Flächengrundriss und Wurzelanschluss im dxf-Format nach Git. Das könntest Du direkt ins 3D laden...

Zur Zeit baue ich eine Amokka-JX in einer Rippen-Positiv-Holz-GFK-Bauweise in einer Rippen-Negativform. Das ist schon ziemlich "abgefahren". Wenn es etwas wird, werde ich dann darüber berichten.

Amokka-JX_build.jpg

Herzliche Grüße!

Jochen
 

Jojo26

User
Amokka-JX – Teil 3


Profile in der Tragfläche positionieren

Fast hätte ich vergessen: Die Profile müssen ja noch in der Tragfläche an die richtige Stelle positioniert werden …! Ich beschreibe das Vorgehen nochmals wenig ausführlicher, weil es einfach mit das Wichtigste bei der Auslegung einer Tragfläche ist.

Maßgeblich für die richtige Positionierung eines Profils in Spannweitenrichtung ist der Wert von Re√ca (en: Re*sqrt(cl)) an dieser Stelle.

Re√ca definiert die Typ 2 Polare – die Polare konstanten Auftriebs. Für eine Tragfläche, die im Gleichgewichtszustand von Gewicht und Auftrieb fliegt, ist dieser Wert Re√ca stets konstant: Fliegt man schnell, dann ist die Re-Zahl hoch, der Auftriebsbeiwert dafür klein – fliegt man langsam, ist es gerade umgekehrt …

Ein Profil ist immer auf einen bestimmten Wert bzw. kleinen Bereich von Re√ca optimiert und sollte daher tunlichst seiner Re-Zahl-Bestimmung in der Tragfläche positioniert werden. Entlang der Tragfläche nimmt die Re-Zahl proportional zur Flächentiefe nach außen hin kontinuierlich ab.

Doch zurück zu Re√ca. Ausgehend von der Gleichgewichtsbedingung Auftrieb = Gewicht bekommt man nach ein paar Umstellungen und Ersetzen der konstanten Werte (Luftdichte, Erdbeschleunigung) die einfache Formel

Re√ca = 900 * t * √FB mit der Flächentiefe t und der Flächenbelastung FB.

umgestellt auf die Flächentiefe t

t = Re√ca / (900 * √FB) mit der Flächentiefe t und der Flächenbelastung FB.

Amokka-JX wurde auf ca. 1,5kg Abflugmasse ausgelegt, was einer Flächenbelastung von ca. 33g/dm² entspricht. Wenn es dann aufballastiert einmal 2kg, oder in einer Leichtversion 1,2kg werden sollten, dann passt das auch noch in einen akzeptablen Auslegungsbereich.

Wenn wir uns nun nochmal anschauen, für welche Wert von Re√ca die Profile des JX-RS-Straks ausgelegt wurden …
JX-RS_family_data.png
… erhalten wir nach obiger, einfacher Formel, die Flächentiefenpositionen der Strakprofile:

JX-RS-Root: 23cm
JX-RS: 15cm
JX-RS-Tip: 6cm

… und können sie nun in unsere Tragfläche positionieren.

Amokka-JX_airfoil_sections.png
(dass die Profile so gut passen, ist natürlich kein Zufall. Die Profile wurde ja für die Re√ca-Werte von Amokka-JX ausgelegt … 😉)

Alle vielleicht baulich notwendigen Zwischenprofile werden durch einfaches prozentuales Mischen z.B. mit Xflr5 entsprechend des lokalen Re√ca–Wertes aus den Grundprofilen erzeugt.


Flächenanschluss

Der Fächenanschluss von Amokka-JX ist ganz klassisch. Als Flächenverbinder hat sich ein Kohlefaser-Stab mit 10mm Durchmesser sehr bewährt. Diesmal in einer Doppelausführung. Das hat unter anderem den großen Vorteil, dass der Holmsteg bis an die Wurzel geführt werden kann.

Einen Hauch vor dem (wahrscheinlichen) Schwerpunkt liegt die Ballastkammer. Als Ballast sind Standard-10x10mm-Messingstäbe vorgesehen (Eisen oder Wolfram geht natürlich auch 😉)
Amokka-JX_root_section.png
Wenn sich dieser Flächenanschluss durchsetzen sollte, hätte man die tolle Möglichkeit des Austausches von Rumpf oder Fläche auch von unterschiedlichen Erbauern!

Der Flächengrundriss (einschließlich der Wurzelrippe) im dxf-Format ist wie die anderen Dateien hier auf Github zu finden.

Im nächsten Teil geht es nun endlich um die baulichen Aspekte des Amokka-JX Flügels.

Jochen
 

fiepsi

User
Hallo Jochen

Sieht sehr gut aus!
Frage:
Hast du vor zur Beplankung der Flügelunterseite auch eine "Negativform" zu verwenden, damit der Flügel verzugsfrei geschlossen weren kann?
Nebeneffekt wäre ja dann auch, dass der Kleber/Harz sehr sparsam aufgetragen weren kann.
Jedenfalls scheint der Flügel sehr verwindungssteif zu werden.

Grüße, Michael
 

Jojo26

User
Michael, wir sind doch hier noch beim Design - der Bau-Thread kommt erst noch! 😉

Aber um Deine Frage zu beantworten: Ja - "Negativformen" für Ober- und Unterseite zwischen denen die Beplankung auf das Rippen-Stege-Innenleben gepresst wird...
 

UweH

User
Meine Erfahrungen mit Spreizklappen bei Amokka Wood waren einfach so gut, im Sinne auch unproblematisch in den Griff zu bekommen, dass ich gerne den Weg weiter verfolge.

Nur bei einem deutlichen Einspruch 😉!


Hallo Jochen,

ich glaube es fehlt hier noch eine Ergänzung um meinen Klappenvorschlag richtig einzuordnen.
Welche Bremsen man bei einem Segler verwendet ist ja immer auch Geschmacksache, Gewohnheitsfrage und eine Frage des Einsatzzwecks. Manche Piloten mögen z.B. bei Leitwerkern Störklappen und kommen mit dem einstellen von Butterfly nicht zurecht, das betrifft vor allem Piloten in der Ebene. Hangflieger bevorzugen eher Butterfly weil man damit steiler absteigen und erheblich langsamer aufsetzen kann als mit Störklappen, dafür müssen sie relativ viel Zeit in das erfliegen der korrekten Klappenmischungen investieren.

Spreizklappen vor der Endleistenklappe sind beim Brett sicher besser wirksam als Butterfly und der Momentenhaushalt lässt sich einfacher beherrschen, vielleicht entspricht das bei meinem Leitwerkervergleich den Störklappen. Weil Du damit gute Erfahrungen gemacht hast wird das bei Amokka JX wohl Dein Weg werden.

Die Spreizklappen als Spoiler auf der Flügelunterseite weiter vorne einzubauen bringt für die Fluggeschwindigkeit mehr Bremswirkung als Spreizklappen hinten, aber benötigt mehr Einstellungsaufwand weil die Fluggeschwindigkeits-Bremse zu einem großen Teil vom Tiefenruderausschlag kommt und die Klappenmischung exakt erflogen werden muss.
Die oft geäußerten Bedenken wegen Zusatzwiderstand der Klappenspalte haben sich in der Praxis bisher nicht bestätigt, bei sorgfältiger baulicher Ausführung bleiben die auch auf der Profiluntereite unter der Grenzschicht.
Das wollte ich in die Überlegungen zu Amokka JX einbringen um Erfahrungswerte für die Konstruktionsentscheidung weiter zu geben, das ist also kein Einspruch.

Gruß,

Uwe.
 

Jojo26

User
Korrekturen der bisherigen Beiträge (danke an @Lasse C !)
  • In die FLZ_vortex hatte sich ein um 5mm verschobener Nullpunkt eingeschlichen. Die korrigierten Werte für den Schwerpunkt sind:
StabilitätsmaßSchwerpunktAuslegungs-Ca… mit 0,6° Klappen
3%50,4mm0,360,61
4%48,4mm0,280,44
5%46,5mm0,220,36
  • Das dxf der Flächenanschlusses hatte ungenaue Maße


Amokka-JX – Teil 4

Aspekte zur Umsetzung der Tragfläche - Die schlechte Nachricht zuerst …

Anders als Amokka Wood, das sich ja gezielt an die klassischen Holzbauer gerichtet hat, kann / sollte Amokka-JX nicht mehr einer halb-offenen Holz-Rippenkonstruktion umgesetzt werden. Zu groß wären einfach die Leistungsverluste durch die mangelnde Profiltreue, die dann dem Anspruch von Amokka-JX gerade entgegenlaufen würde.

Selbstverständlich wären GFK/CFK-Flächen gebaut in Negativformen, die beste Lösung. Aber der Aufwand für die Erstellung solcher Formen würde sich nur rechtfertigen, wenn dann auch eine entsprechende Anzahl von Flächen daraus entstehen.

Für die begeisterten „Alles-Selbst-Bauer“ teste ich gerade den Bau von Flächen, bei denen eine Beplankungsschale (GFK-Balsa-Sandwich) mit einer Negativhelling auf die Rippen-Steg-Konstruktion gepresst wird. Die Schale wird in 2 Schritten gebaut: Zunächst die Außenschicht plus Balsa-Stützmaterial auf einer Glasplatte, dann vor dem Aufpressen die Innenschicht, die dann mit der Verklebung vollends aushärtet. Die ersten Ergebnisse sind recht vielversprechend. Mehr dazu dann im Bau-Thread.


Die Hinterkante

Größte Aufmerksamkeit gilt es beim Bau auf die möglichste präzise Umsetzung des kleinen (aber feinen) S-Schlags im Profilverlauf zu schenken. Würde das nicht gelingen, müsste der „S-Schlag“ durch leichtes Setzen der Klappen nach oben simuliert werden, was einiges an Leistung kosten würde… Eigentlich kommt daher nur ein Aufbau in Negativformen in Frage.
JX-RS_family_reflexed.png

Die Sache mit der Spreizklappe …

Mit der festgelegten Tiefe der Elevator-Klappe und der ungefähren Positionierung und Größe der Spreizklappe, wie sie bei Amokka Wood experimentell ermittelt wurde, schließen sich die beiden Klappen direkt hintereinander an. Sehr schön, dachte ich zunächst.

Bis ich dann stutzig wurde: Wo ist denn dann das Scharnier für die Elevator-Klappe? Oh! 😉

Da gibt’s nur eins: Das Scharnier kommt auf die Oberseite (von dem Ansatz mit der Spreizklappe wollte ich mich nicht abbringen lassen) …

Amokka-JX_upper_hinge_lines.png

… heißt dann natürlich auch: Die Anlenkung der Ruder erfolgt auf der Unterseite. Da die Befestigung der Servos nach wie vor an der Oberschale sein sollte, mit Zugangsdeckel auf der Unterseite, gibt es keine Überkreuz-Anlenkung der Ruder. Bei den geringen Ausschlägen der beiden Ruder dürfte dies aber kein Problem sein.

Eine komplette „Unterputz-Anlenkung“ mit IDS/LDS kommt wegen der sehr geringen Profilhöhe im Anlenkungsbereich nicht in Frage. Die effektive Länge des „Ruderhorns“ wären beim Elevon gerade mal knapp 4mm, was für die benötigte steife und präzise Anlenkung der Nurflügelklappen zu wenig ist. Die nun leicht herausschauenden Ruderhörner haben eine effektive Länge von knapp 6mm.

Ein Nachteil der Spreizklappen an dieser Stelle ist auch, dass der Torsionskasten bestehend aus Holmsteg, Ober- und Unterschale und Ruderkasten nicht geschlossen ist und daher praktisch keine Wirkung bezüglich Torsion hat. In dem Bereich der Spreizklappe muss die D-Box die komplette Torsionslast übernehmen. Zum Glück sind die zu erwartenden Torsionsbelastungen eher gering … (siehe eigenen Abschnitt).

Die Schale der kompletten Unterseite sollte entlang der Spreizklappe großzügig verstärkt werden, um etwaige Spannungsspitzen abzufangen. Praktischerweise erhält man dadurch auch eine genügend steife Spreizklappe. Die Spreizklappe wird er ganz zum Schluss herausgeschnitten, wie man es vom Heraustrennen der Ruder kennt.


Festigkeitsauslegung: Belastungen der Tragfläche

Bezüglich der Festigkeitsauslegung der Tragfläche nun die gute Nachricht: Ein „Brett“ ist wahrscheinlich der festigkeitsmäßig genügsamste Flugzeugentwurf im Vergleich zu anderen Nurflügelformen (Bow, Pfeil) – zu „Leitwerklern“ sowieso:
  • Torsionsbelastung: Das flugmechanische Grundprinzip eines Bretts ist das feinst austarierte, eigenstabile Gleichgewicht aus Profilmoment und „Gewichtsmoment“. Ein kleinster Ausschlag am Höhenruder, bedeutet Änderung des Profilmoments, lässt das Brett nach oben oder unten „schießen“. Bei einer weitgehenst 0°-t/4-Linie sind daher die auf die Fläche wirkenden Torsionsmomente per se sehr klein
    (Ausnahme: Voller Querruderausschlag wo die resultierenden Momente der linken und rechten Tragfläche zwar stark aber gegenläufig sind. Ich hoffe aber, dass auch in diesem Fall die Torsionsmomente auch nicht zu groß werden…)
  • Biegebeanspruchung: Da hier letztlich nur das Rumpfgewicht als nicht tragende Fläche eingeht und der prozentuale Gewichtsanteil des Rumpfes zum Gesamtgewicht eher gering ist, kann auch der Holm ein gutes Stück sparsamer ausfallen.
Diese Betrachtungen sind insofern auch relevant, da ein möglichst breitbandiger Einsatz von Amokka-JX durch eine anpassbare Flächenbelastung erreicht werden soll. Das Grundgewicht sollte also nicht zu hoch werden (1,2-1,5kg wären gut), um dann möglichst flexibel mit Ballast für höhere Geschwindigkeiten zu arbeiten. Auf der anderen Seite braucht beim Bau nicht auf jedes Gramm geachtet werden – für Thermik-Segeln gibt es einfach bessere Auslegungen (omg – doch nicht etwa ein „Pfeil“? – Doch! – siehe Intro zu Amokka-JX 😉 ) .

Die geringere Biegebelastung bedeutet auch, dass als Flächenverbinder kein spezieller CFK-Vierkantverbinder notwendig ist. Sehr bewährt haben sich einfache CFK-Rundstäbe. Bei Amokka-JX sind davon zwei mit 10mm Durchmesser vorgesehen: Einmal beruhigen „Zwei“ doch irgendwie, aber vor allem kann dadurch der Holmsteg bis an die Wurzel zwischen den beiden Verbinderhülsen geführt werden. Die V-Form von 1,5° pro Seite ergibt sich durch den „schrägen“ Einbau der Hülsen in den Flächen.

Amokka-JX_root_section.png

Mit diesem 4. Teil ist das Design und die Auslegung der Fläche von Amokka-JX beendet.

Weiter geht es mit Rumpf und Seitenleitwerk, die nach einer kleinen Pause dann beschrieben werden.

Viele Grüße

Jochen
 
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