Bums-Landungen

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Naja, vielleicht liegt es daran, dass einigen Menschen langweilig war und sie entdeckt haben, es gibt andere langgeweilte Menschen denen wir Flugzeuglandungen live am Airport via Stream zeigen können?
Da kann es dann schon sein, dass solche Bumps ganz besonders gehypt werden. Zumal sie ja aufgenommen sind und dann auf allen Social-Media-Kanälen Werbung in eigener Sache gemacht werden muss.
Alle anderen Landungen sind ja meist unspektakulär. Was sollte es da zu berichten geben?

Naja, und so finden diese sonst völlig unbeachteten Szenen ihren Weg in die Öffentlichkeit.
Bis jemand fragt:"Täuscht es, oder sieht man vermehrt "Bums"-Landungen, wie früher."
:D ;)
 
Hi Chrima

Nach wie vor werden auf der Linie praktisch alle Landungen von Hand geflogen.
Für automatische Landungen gibt es wenige Gründe und diese bedingen eine automatische Landung:
- zu schlechte Sicht (Nebel)
- Training von den LowVis Proceduren

Man merke: Bei starken Winden/Turbulenzen ist der Autopilot überfordert und kann keine Autoland durchführen.
Die Windlimiten sind gerade bezüglich Seitenwind und Rückenwind relativ eng und die meisten technischen Systeme müssen ebenso funktionieren.

Für sogenannte positive Landungen gibt es viele Gründe…
Von aussen betrachtet würde ich mich ( trotz 21 Jahren Linienfliegerei) nicht trauen, zu gezeigtem Video ein Urteil abzugeben.

Mit bestem Gruss, Lukas
 

Chrima

User
Hi Lukas
Bei dem von mir erwähnten Unfall der Asiana Airlines kam eben heraus, dass die Piloten "zu Hause" viel zu wenige Sichtanflüge "von Hand" zu absolvieren hatten. Sehr interessanter Bericht der NTSB. Was mir selber auch nicht so bewusst war, aber eigentlich (wie immer) aus Kosten-Ersparnis-Gründen gut nachvollziehbar ist.

Schlussendlich sind eben doch die meisten Unfälle irgendwo mit Kosteneinsparung verknüpft. Ob nun bei Ausbildung oder Technik.

@ Claus Eckert; man kann sich über Briefmarken Sammler, Modell-Bötchen Fahrer oder eben auch Plane Spotter lustig machen.
persönlich finde ich das immer noch interessanter, wie hier "live" alle neuen Beiträge zu lesen... ;)

Grüsse
Christian
 

airshow

User
@ Claus Eckert; man kann sich über Briefmarken Sammler, Modell-Bötchen Fahrer oder eben auch Plane Spotter lustig machen.
persönlich finde ich das immer noch interessanter, wie hier "live" alle neuen Beiträge zu lesen... ;)
Hi Christian,

Claus liest das "Zeug" hier, weil er Moderator ist. Da darf er doch auch mal was zu dem hier geschriebenem sagen.
 

RetoF3X

User
Hi Christian,

Hier in den USA hast Du recht oft wildes Wetter, und da finde ich jetzt diese Landung nicht so schlimm. Und wie heisst so schön bei Piloten: Go arounds are for free! - also besser durchstarten als eine multi-Bumps Landung hinzulegen.

Ich war zweimal in einer Notlandung an Bord (einmal Triebwerks-ausfall 767, einmal Hydraulik Problem 757) wo der Pilot die Kiste mit zuviel Gewicht landen musste. Beide Typen können keinen Sprit ablassen. Die 757 Notlandung war auch noch mit für den Flugzeug-Typ grenzwertigem 25 Knoten Seitenwind.

Das hat beidesmal ziemlich gerumst und die mussten dann auch die Bremsen abkühlen lassen auf der Landebahn.

In beiden Fällen haben die Piloten top geflogen wenn es brenzlig war - also nix Nintendo Generation.

Viele Grüsse:
Reto

PS: Die 757 Landung hat mich etwas aufgewühlt und ich habe mit ein paar Airliner-Piloten im Kollegen-kreis gequatscht - auch ein ex 757 Pilot. Das war nach deren Meinung nicht ganz trivial.
 
Zuletzt bearbeitet:

RetoF3X

User
Hi Lukas
Bei dem von mir erwähnten Unfall der Asiana Airlines kam eben heraus, dass die Piloten "zu Hause" viel zu wenige Sichtanflüge "von Hand" zu absolvieren hatten. Sehr interessanter Bericht der NTSB. Was mir selber auch nicht so bewusst war, aber eigentlich (wie immer) aus Kosten-Ersparnis-Gründen gut nachvollziehbar ist.

Schlussendlich sind eben doch die meisten Unfälle irgendwo mit Kosteneinsparung verknüpft. Ob nun bei Ausbildung oder Technik.

@ Claus Eckert; man kann sich über Briefmarken Sammler, Modell-Bötchen Fahrer oder eben auch Plane Spotter lustig machen.
persönlich finde ich das immer noch interessanter, wie hier "live" alle neuen Beiträge zu lesen... ;)

Grüsse
Christian


Der Asiana Unfall hat auch gezeigt, das die Automatisation im Cockpit kontraproduktiv sein kann. Der Pilot hat unbewusst in einen Modus geschaltet, wo das "Auto-throttle" deaktiviert war. Er hatte sich aber darauf verlassen dass die Auto-throttle Automation den Approach kontrolliert.

Als Aussenstehender wirken diese User-Interfaces auch sehr altmodisch, da ist manchmal nur irgend ein Lämpchen oder sonst was am Leuchten.

Gibt leider eine Reihe von Unfällen wo gewisse Automatismen gegriffen oder eben nicht gegriffen haben, und die Piloten das nicht gemerkt haben.



Viele Grüsse:
Reto
 
Zuletzt bearbeitet:

Chrima

User
Hoi Reto
Nein ist schon klar, wie auch Lukas schon schrieb von aussen darf man sich da kein Urteil erlauben. Und das mit dem "Nintendo" war natürlich auch etwas absichtlich provokativ. Ist ja Kaffee hier... :D

Trotzdem sind wir uns ja sicher einig, dass es auch unter Profis Unterschiede gibt. Da wurde auch schon vor vielen Jahren manchmal von "Operator" gesprochen und der "Popometer" oder eben das Visuelle blieb auf der Strecke.

Mir gefällt persönlich eigentlich vor allem die panische Reaktion mit dem Hochreissen nicht. Früher lernte man da als Grundgesetz immer;
erst Schub, dann Höhe.
Dann das runter Drücken und der Einsatz der Speedbrakes zeigt eigentlich, dass das Durchstarten sehr spät beschlossen wurde.
(vermutlich eben auch wieder aus Gründen der Kosten - ein GoAround ist ja auch nicht umsonst).

Grüsse
Christian
 

Meier111

User
Interessantes Video.
Eine Boeing 747 landet sich also ähnlich wie meine Modell-Turbinenjets.
Kommt man zu flach rein, ist man zu schnell. Wenn die Sinkrate dabei hoch ist, dann springt der Flieger.

Beim Zweiten Anflug kam die 747 mit deutlich mehr AOA.
 

RetoF3X

User
Hi Chrima,

Anscheinend hatte die Landung ein noch nicht so erfahrener Co-Pilot ausgeführt:
Aber irgendwann müssen die Neuen halt auch mal an den Knüppel im real life und nicht nur am Simulator...

Ja nu, Niemand verletzt, und die 747 konnte auch wieder nach DE zurückfliegen. Und der Pilot wird den Anflug und den Zeitpunkt für den Flare in Zukunft sicher besser treffen und wird erfahrener.

Viele Grüsse:
Reto
 

Chrima

User
Tja eben, früher waren auch die CoPi altgediente Käptens von wenig automatisierten Fliegern, wie DC-8 oder 707. Später DC-10/MD-11, diese hatte auch spezielle Eigenheiten (!) beim Landen (langer Rumpfvorderteil).
 
Hi Chrima
Auch altgediente Kapitäne haben mal als junger Copi ihre Erfahrungen gesammelt und sammeln dürfen…
Etwas abgeleitet:
Die meisten von uns hatten doch nach der Autofahrprüfung auch noch nicht perfekte Autofahrkünste oder😉?

Bei den Linienpiloten laufen die ersten 1500h (gut 2Jahre) Flugerfahrung unter der Lizenz Frozen ATPL.
Das ist die Phase learning by doing. In der Zeit wird der grösste Fortschritt im Berufswissen/Können und Erfahrung angeeignet.
Erst danach kann eine weitere Prüfung abgelegt werden und berechtigt zur unlimitierten Linienpilotenlizenz.

Dazu kommt der Umstieg viel später auf die Langstreckenflotte mit entsprechend grösseren Flugzeugen als auf der Kurzstrecke.
Diese haben wieder ihre Eigenheiten, auf die man sich neu einstellen muss… wie zum Beispiel die von Reto angesprochene Flare Höhe …

Vielleicht noch ein paar Hintergründe zum Landetraining:
Heute werden die Typeratings oft in Simulatoren mit Zeroflighttime Berechtigung absolviert.
Das heisst man trainiert die Landungen auf einem neuen Flugzeugtypen nur noch im Simulator.
Die erste echte Landung auf dem Flugzeug erfolgt dann bereits mit Passagieren, am Steuer der Trainee und ein sogenannter Linetrainingskapitän.
Dessen Job ist, den Trainee in die Lineops einzuführen und zu überwachen. Jeder Flug der de ca. 40 Flüge Lineintro wird bewertet.
Der schwierige Teil dabei ist, wann greift der Instruktor beim Flare Ablauf ein? Respektive ab wann hat er keine Korrekturmöglichkeit mehr, da Vektor und Masse keine Korrektur mehr ermöglichen ? Alles geschieht in Sekundenbruchteilen in der Phase, das ist nicht ganz ohne…

Mit besten Grüssen, Lukas
 
Als Ergänzung und zum Abrunden:

Insofern könnte man deshalb Chrima rechtgeben: Da es bei den Typeratings weniger Landetraining (ohne Passagiere) auf dem richtigen Flugzeug gibt wie früher, ist die Chance für eine positive Landung, die dann als Passagier als harte Landung wahrgenommen wird, bei ganz neuen Piloten erhöht… 😉 zumindest bei den ersten paar Landungen…

Lg Lukas
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten