zur Abwechslung noch etwas Lärm-Theorie
zur Abwechslung noch etwas Lärm-Theorie
Hallo zusammen
habe den Thread mitgelesen, da noch recht unterhaltsam
und möchte nun auch ein bisschen Senf dazu beitragen, da ich berufshalber unter anderem auch mit Geräuschmessungen zu tun habe.
Bei "Lärm-Messungen" wird praktisch immer nur der Schalldruckpegel gemessen und dabei die Frequenzen bzw. Frequenzbänder einer Gewichtung unterzogen (A-Bewertung / dB
A), welcher der Sensitivität des menschlichen Gehörs entspricht (maximal ca. bei knapp 3 KHz = ungefähre Tonlage beim sprechen). Hundepfeiffen z.B. oder niederfrequentes Grollen fliessen also nicht in das Resultat mit ein, ähnlich wie UV- oder Infrarot-Licht beim menschlichen Auge. Solche Lärmmessungen werden oft herangezogen, um zu beurteilen, ob etwas gehörschädigend ist, und es werden entsprechende Grenzwerte erlassen: ab wann muss beim Arbeiten mit einem Elektrowerkzeug ein Gehörschutz getragen werden oder wie laut darf ein Rock-Konzert sein.
Nun laufen die Anwohner von Modellflugplätzen, Autobahnen, Flughäfen etc. ja aber kaum Gefahr, einen Gehörschaden davonzutragen, sondern sind "lediglich" genervt. Auch hier wird nun einfach wieder der Schalldruck gemessen und anhand von Erfahrungswerten ein zumutbarer Wert für die jeweilige "Lärm-Art" festgelegt, was bei ähnlichem Lärm (Autobahn A tönt ähnlich wie Autobahn B) auch gut funktioniert.
Nun macht aber die "Lautheit" eines Geräuschs nur einen kleinen Teil der menschlichen Geräuschempfindung, des "Hörereignisses" aus, Faktoren wie Klangfarbe, Modulation (z.B. laut/leise pulsierend), Rauhigkeit, Geräuschlänge u.v.m. sind genauso entscheidend, ob "es in den Ohren auahh macht". Wer beim AC/DC-Konzert mitrockt, wird sich die Ohren zu halten, sobald sich ein Anfänger die Gitarre von Malcom Young schnappt, noch etwas an den Stimmwirbeln dreht und drauf los spielt, obwohl das Messgerät den gleichen Wert anzeigt wie vorher. Die Psychoakustik beschäftigt sich damit und ist ein wirklich komplexes Gebiet... Auch andere Sinne sind mit der Geräuschwahrnehmung verknüpft: sieht man ein Flugzeug gleichzeitig zum Hören, ist es nicht so laut (das Gehirn erkennt den Zusammenhang), als wenn's irgendwo hinterm Wald ständig knallt. Am leisesten ist es übrigens immer für den Piloten, denn der weiss schon kurz vor dem Schub geben, dass' laut wird.
Wie einige vorher schon erwähnt haben, ist nun halt auch bei den Modellantrieben der Geräuschaufbau für das Empfinden sehr entscheidend; daraus folgt eigentlich auch automatisch, dass Verbrenner und Elektro nicht über den gleichen Kamm bzw. Grenzwert geschert werden dürfen. Aber auch einzelne Elektro-Modelle können ganz unterschiedlichste Charakteristiken haben, unauffällig, kernig, giftig, dissonante Frequenzanteile etc. Die einen tönen gefällig, andere sind unangenehm, obwohl gemessen gleich laut.
Fazit: Aus meiner Sicht machen die üblichen Lärmmessungen eigentlich wenig Sinn, ausser man würde für jeden Motorttyp (2takter/4takter/Zylinderanzahl), jede Drehzahl etc. eigene Grenzwerte schaffen. Ich fände es im Prinzip nichteinmal so abwegig, regelmässig eine mehrköpfige Vereins-Jury über die "Zulassung" bzw. den Störfaktor von neuen Modellen urteilen zu lassen, einfach Pech, wenn einer dann grad einen dicken Schädel hat!
Gruss Philipp