Warum fällt Segler in die Kurve?

Hallo allerseits,

eine sehr interessante Diskussion ist das, die ich mit großem Interesse verfolge.

Die Theorien von Markus, Berti und auch Bertram sind mir von der Theorie her verständlich.

Ich erlaube mir mal an Gerhard und Space zu antworten: (Edit: Ah, ich sehe gerade Berti war schneller.)

Die Massenträgheit bezieht sich ja auf die (bewegte) Masse der Flieger und nicht auf die Erde. Die Flieger haben ja immer die gleiche Geschwindigkeit, wie man aus einem mitfliegenden Heißluftbalon leicht beobachten könnte. Nur einem Beobachter auf der Erde erscheint die Geschwindigkeit um 40 km/h zu schwanken, weil er sich in einem anderen Bezugssystem befindet. Die Flieger werden also gar nicht beschleunigt.

Soweit dazu. Und nun möchte ich aber noch zwei eigene Fragen mit einbringen:

In der Praxis habe ich jedoch selbst schon beobachtet, dass sowohl mein Modell am Hang, als auch Bussarde oder Taubenschwärme beim Eindrehen gegen den Wind aufsteigen und beim Eindrehen mit dem Wind absinken. Mir ist schon klar, dass bei ortsfest geflogenen Kreisen im Wind eigentlich Spiralen geflogen werden... Ah, ich glaube mir dämmerts gerade. Liegt es an einer Geschwindigkeitsänderung des Fliegers gegenüber der Luft?

Zweite Frage: Wenn ich am Hang quer zum Aufwind lande, will sich mein Segler bei stärkerem Wind immer in den Wind ausrichten und ich muß mit Seite kräftig gegenhalten. Wie kommt das denn?

Gruß

Joachim
 
Es ist im endefekt egal ob gegen/ mit Wind geflogen wird, die Geschwindigkeit
des Fugzeuges ändert sich deswegen nicht.
In der mit Wind Kurve wird das Flugzeug abgetrieben, zu langsam,
schmiert es ab.
Gegen den Wind / in den Wind hat es logisch, evtl. durch fahrt Überschuß
mehr Auftrieb und steigt.
Mit einem Leichtwindsegler im Aufwind/ Abwind-Feld hast Du schnell mal
einen Strömungsabriss.
Anders rum gefragt, die Tragflächen sind nicht verdreht etc.

:D
 

UweH

User
Moin Joachim,

am Hang kommen zwei Faktoren dazu.
Die bewegte Luftmasse hat eine fast permanente Komponente nach oben (leider manchmal auch nach unten), deshalb bewegen sich Modelle und natürliche Flieger aus Pilotensicht nicht nur in zweidimensionalen Spiralen mit der bewegten Luftmasse vom Pilotenstandort weg, sondern es kommen auch die Vertikalbewegungen dazu.

Zusätzlich fliegt der Pilot das Modell am Hang meist in anderen Flugbahnen als in der Ebene, er versucht das Modell immer auf ungefähr gleicher Bahn parallel zu Hangkante zu halten obwohl der Wind ständig von vorne kommt. Das Modell fliegt über Grund also immer parallel zur Hangkante, in der bewegten Luftmasse muß es aber immer scheinbar schieben um die beiden Vektoren aus Flugbahn und Luftbewegung in einer resultierenden Bewegung zusammen zu bringen. Der Pilot meint der Segler wollte sich immer in den Wind drehen, aber in Wirklichkeit vergißt der Pilot dass er bei bewegter Luft auf den Hang zu die Bewegungskomponente der Luftbewegung aussteuern muß um weiter parallel zur Hangkante zu fliegen.

Verständlich?:rolleyes:

Gruß,

Uwe.
 

UweH

User
In der mit Wind Kurve wird das Flugzeug abgetrieben, zu langsam,
schmiert es ab.

Richtig, das Flugzeug wird mit der Luftbewegung abgetrieben und wenn der Pilot die Eigenbewegung der Luftmasse die das Flugzeug trägt vergißt und nach Ground-Speed gegensteuert wird es zu langsam und schmiert ab...so einfach ist das:D

Gruß,

Uwe.
 

Space

User
Die Flieger haben ja immer die gleiche Geschwindigkeit, wie man aus einem mitfliegenden Heißluftbalon leicht beobachten könnte.

~~schnipp^~~

In der Praxis habe ich jedoch selbst schon beobachtet, dass sowohl mein Modell am Hang, als auch Bussarde oder Taubenschwärme beim Eindrehen gegen den Wind aufsteigen und beim Eindrehen mit dem Wind absinken. Mir ist schon klar, dass bei ortsfest geflogenen Kreisen im Wind eigentlich Spiralen geflogen werden... Ah, ich glaube mir dämmerts gerade. Liegt es an einer Geschwindigkeitsänderung des Fliegers gegenüber der Luft?
... die Geschwindigkeitsänderung dürfte es ja nach deiner vorherigen Aussage ja garnicht geben :p



Im Moment sehe ich das wir an der Fragestellung reiben, ob die Luft oder aber die Erde entscheident ist, ob eine Beschleunigung stattfindet (Erde) oder eben nicht (Luft).

Eigentlich fällt die Antwort da leicht.;)
In der Formel für die Berechnung der Masse ist nur die Erdbeschleunigung enthalten (9,81m/s) und nicht die Luft. 1Kg Flieger wiegt auch in 20m Höhe noch 1Kg. Und das gilt auch im absoluten Vacuum.
 
Hallo Uwe,

danke für Deine Antwort.

Leider ist es mir nicht ganz klar geworden.

1. Zum Kreisen am Hang: Ja, es könnte mit dem Aufwind zusammenhängen, doch wie? Meine eigene Idee, es könnte mit der Geschwindigkeit zusammenhängen: Beim Eindrehen gegen den Wind höhere Geschwindigkeit = mehr Auftrieb, beim Eindrehen mit dem Wind geringere Geschwindigkeit = weniger Auftrieb, doch warum? Auch wenn ich bei ortsfesten Kreisen in der Luft Spiralen fliege, sollte sich die Geschwindigkeit doch eigentlich nicht ändern.

2. Im Landeanflug parallel zur Hangkante und quer zum Wind bräuchte ich doch meinen Segler nur einmal richtig auszurichten, nach meiner Vorstellung. Doch in der Praxis muß ich ständig bzw. immer wieder mit Seite korrigieren.

Vielleicht könntest Du oder jemand anderes es mir noch verständlicher machen?

Gruß

Joachim
 
... die Geschwindigkeitsänderung dürfte es ja nach deiner vorherigen Aussage ja garnicht geben :p

Ja, ich sehe auch, dass hier meinen Beobachtungen nicht mit der Theorie übereinstimmen. Doch wie ist es zu erklären?

In der Formel für die Berechnung der Masse ist nur die Erdbeschleunigung enthalten (9,81m/s) und nicht die Luft.
Welche Formel?

Gruß

Joachim
 

UweH

User
Im Moment sehe ich das wir an der Fragestellung reiben, ob die Luft oder aber die Erde entscheident ist, ob eine Beschleunigung stattfindet (Erde) oder eben nicht (Luft)

Die Luft trägt das Flugzeug und um einen zig Tonnen schweren Airbus zu tragen ist eine zig Tonnen schwere Luftmasse notwendig, bei einem Insekt ist die tragende Luftmasse aber weniger als ein Gramm. Das Prinzip ist aber genau das gleiche, solange sich die Luftmasse bewegt, bewegt sich das getragene Objekt in gleicher Geschwindigkeit und Richung mit.
Änderungen dabei gibt es erst wenn das getragene Objekt, oder die tragende Luftmasse oder beides einer Geschwindigkeitsänderung unterzogen werden.
Massenträgheit und Beschleunigungen werden von den DS-Fliegern genutzt. Sie wechseln mit fast gleicher Ground-Speed schnell zwischen Luftschichten mit stark differenter Eigenbewegung und nutzen die Differenzen um die Airspeed des Modells zu steigern.
Die Geschwindigkeitsänderungen sind immer von außen induziert. Bei den meisten Modellfliegern besteht die Beschlunigungsinduktion im Gegensatz zu den DS-Fliegern normalerweise daraus dass der Pilot nicht zwische Aispeed und Groundspeed unterscheiden kann und zieht weil ihm das Modell zu schnell vorkommt. Dann schmiert das Modell ab und der Rückenwind ist schuld.
Wie gut dass es für die eigene Fehleinschätzung immer eine Erklärung gibt die den Verursacher entlastet :rolleyes:

Ach ja, Hobby ist schön, man muß Flugunfälle nicht mit physikalischen Tatsachen aufklären um sich Zuhause dafür zu rechtfertigen dass man die Haushaltskasse unvorhergesehenerweise mit einem neuen, rückenwindunempfindlichen Flugmodell belasten muß :D

Gruß,

Uwe.
 

UweH

User
1. Zum Kreisen am Hang: Ja, es könnte mit dem Aufwind zusammenhängen, doch wie? Meine eigene Idee, es könnte mit der Geschwindigkeit zusammenhängen: Beim Eindrehen gegen den Wind höhere Geschwindigkeit = mehr Auftrieb, beim Eindrehen mit dem Wind geringere Geschwindigkeit = weniger Auftrieb, doch warum? Auch wenn ich bei ortsfesten Kreisen in der Luft Spiralen fliege, sollte sich die Geschwindigkeit doch eigentlich nicht ändern.

Wie sich Vertikalbewegungen der Luft auf das Modellflugzeug auswirken ist sehr gut im "Thermikbuch für Modellflieger" beschrieben (in mehreren Kapiteln, bitte dort lesen :rolleyes: )

2. Im Landeanflug parallel zur Hangkante und quer zum Wind bräuchte ich doch meinen Segler nur einmal richtig auszurichten, nach meiner Vorstellung. Doch in der Praxis muß ich ständig bzw. immer wieder mit Seite korrigieren.

Du korrigierst nicht nur mit Seite sondern auch mit Quer. Wegen negativem Wendemoment und all den anderen gekoppelten Bewegungen wird die Hälfte Deiner Steuerausschläge im Landeanflug durch die unterschiedlichen Reaktionen des Modells auf Quer und Seite verursacht, der Rest sind Bodenturbulenzen.
Versuch mal Landeanflüge bei ganz ruhigen Bedingungen bis max. 1 bft schräg zum Hang. Du wirst gar kein Seitenruder brauchen wenn die Anfangsrichtung auf den Landepunkt paßt.

Gruß,

Uwe.
 
@Uwe:

Danke für Deine Mühen.

Ortsfestes Kreisen bei Wind: Ich könnte mir vorstellen, dass das Wegsteigen und Absinken mit der spiralförmigen Flugbahn in der Luft zusammenhängt. Im engeren Kreis ist der Flieger durch die höhere Zentrifugalkraft scheinbar schwerer als im weiteren. Etwas Ähnliches habe ich ja auch beim Ausleiten einer Kurve. Dann steigt der Flieger ja auch weg.


Landeanflug bei Seitenwind: Ja, bei niedriger Windstärke brauche ich keine Seite. Aber der Rest ist unklar geblieben.

Trotzdem Danke nochmal. Morgen geht es dann weiter.

Gruß

Joachim
 

UweH

User
Morgen geht es dann weiter.

....ja, bei 3-5 bft in der Praxis, eine gute Gelegenheit das Erklärte zu überprüfen :cool:

Ich empfehle den rückenwindgläubigen Hangfliegern dabei in die Ebene und den rückenwindgläubigen Modellflugplatzfliegern :p an den windwilden Hang zu gehen. Man kann hunderte von Posts lang im Forum diskutieren, aber wie es wirklich ist lernt man wenn man die gewohnten Pfade verläßt dabei die Gegenargumente beim fliegen auf den Prüfstand stellt !!!!!

Ich hoffe meine schlechte Meinung vom Materialverschleiß beim DS etwas relativieren zu können, wenns Wetter paßt mein zweiter Versuch zu erfahren dass Rückenwindkurven nicht zum Abriß sondern zu mehr Speed führen, der erste war ohne Verluste und ist allein schon deshalb als Erfolg zu buchen :cool:

Gruß,

Uwe.
 

Steffen

User
So leitet man auch Trudeln ein: Aushungern, dann SE und QR kreuzen. Das SR gibt die Trudelrichtung vor, das QR hilft beim Abriss des inneren Flügels.
Einspruch, ich kenne bisher kein einziges Segelflugzeug das so in's Trudeln kommt.
Sie machen vielleicht eine Drehbewegung, aber mit Trudeln hat das so wenig zu tun, wie eine Absturzbeschreibung in der Tagespresse.

Und selbst Geräte mit erklecklicher Querruderwirkung (Fox, Swift, SZD59) machen das nicht.

Gruss, Steffen
 

Steffen

User
Ach ja, zu der Rückenwindkreisereinfrage gab es mal eine ellenlange Diskussion wo der Rückenwindkreiseindrehtheoretiker alle anderen als merkbefreit eingestuft hat (wie der Geisterfahrer).

Aber darin tauchte auch eine wunderschöne Erklärung auf:

Schritt 1

Wir stellen uns einen allseits geschlossen stehenden Zylinder vor; Höhe 5 km, Durchmesser 10 km. Dieser Zylinder hat undurchsichtige Wände (man kann also nicht nach außen sehen) und er steht aufrecht auf einem gigantisch großen motorisierten Schiff irgendwo auf dem Meer. Im Zylinder befinden sich ausschließlich Luft, ein eigenstartfähiges Segelflugzeug und ein Pilot und sonst nichts. (Es gibt im Zylinder also keine Ventilatoren, Startwinden, motorisierte Ballone, Laufbänder etc.) Außerdem gibt es innerhalb des Zylinders auch keine Luftdruckunterschiede und auch keine Temperaturunterschiede und damit auch absolut keinen Wind.

Schritt 2

Das Schiff mit dem Zylinder ankert. Der Pilot steigt mit Hilfe des Motors bis kurz unter die Zylinderdecke, klappt seinen Motor ein und kreist mit regelmäßiger, niedriger Fahrt schöne Kreise. Auf dem Fahrtmesser sieht er dabei keine Fahrtschwankungen. Da es im Zylinder keinen Aufwind gibt, sinkt er dabei gemächlich zu Boden und landet. Unser Pilot ist müde und macht ein Nickerchen.

Schritt 3

Während der Pilot schläft, beschleunigt das Schiff auf 100 km/h. Es beschleunigt aber so langsam, dass unser schlafender Pilot nichts davon merkt. Der Pilot wacht auf und bemerkt nicht, dass er sich im Zylinder auf dem Schiff mit 100 km/h auf dem Meer bewegt – er kann es auch nicht bemerken, da die Wände unseres Zylinders ja undurchsichtig sind. Er steigt wieder ins Flugzeug, mittels Motor wieder in luftige Höhen und kreist wieder. Wieder beobachtet er seinen Fahrtmesser und kann keine Schwankungen feststellen.

Schritt 4

Unserem Piloten wird schön langsam langweilig (verständlich: immer nur kreisen und das ohne Aufwind!) und hat folgende Idee: Da er sich ja alleine im Zylinder aufhält besteht keine Kollisionsgefahr mit anderen Luftfahrzeugen und daher möchte er den Blindflug üben. Die dafür notwendigen Instrumente (künstlicher Horizont etc.) sind vorhanden. Damit er nicht in die Wände des Zylinders kracht ist sein Segelflugzeug mit einem ZIPS (Zylinderinternes Positionierungssystem – dieses zeigt also die Position seines Flugzeuges innerhalb des Zylinders an) ausgestattet. ER HAT KEIN GPS! Er wechselt die durchsichtige Plexiglashaube gegen eine undurchsichtige aus.
Weiter geht’s mit

Schritt 5

Der Pilot steigt wiederum auf eine komfortable Höhe. Er kann nur mit Hilfe der Instrumentenanzeige steuern weil er ja keine Sicht aus dem Segelflugzeug nach draußen hat. Als ihm sein ZIPS verrät, dass er sich genau über dem Mittelpunkt des Zylinders befindet fängt er wieder an zu kreisen. Er orientiert sich dabei am künstlichen Horizont, an der Kugel (Libelle) und natürlich am Fahrtmesser. Unser Pilot ist hochtalentiert und schafft es wunderschön gleichmäßige Kreise zu fliegen. Der Fahrtmesser zeigt keine Schwankungen und auch das ZIPS meldet eine gleichmäßige SOCG (speed over cylinder ground). Nachdem die Höhe verbraucht ist, landet er. (Nur zur Erinnerung: Das Schiff fährt noch immer die ganze Zeit mit 100 km/h übers Wasser).

Schritt 6

Außerhalb des Zylinders weht ein superlaminarer Wind mit gleichbleibend exakt 100 km/h in genau die gleiche Richtung wie unser Schiff fährt. Die außen am Zylinder angebrachten Windsäcke hängen daher natürlich kerzengerade nach unten. (Käptn Iglo, unser Steuermann des Schiffes, freut sich über den Rückenwind und die daraus resultierende Spritersparnis und zündet sich eine Pfeife an – deren Rauch steigt senkrecht nach oben.)

Dem Piloten hat der Blindflug Spaß gemacht und deshalb startet er zu einem zweiten „Blindkreisflug“. Kurz nachdem er begonnen hat wieder mit Hilfe seiner Instrumente astreine Kreise ohne Fahrtschwankungen zu fliegen passiert etwas ganz unglaubliches, nämlich

Schritt 7

Wie durch Zauberhand lösen sich der Mantel und die obere Kreisfläche unseres Zylinders im Bruchteil einer Sekunde in Luft auf – sie sind weg! (Die Bodenfläche muss bestehen bleiben weil sich in ihrem Randbereich die drei notwendigen Sende-/Empfangsstationen für das ZIPS befinden. Das ZIPS funktioniert also nach wie vor und zeigt dem Piloten die Position innerhalb des nun real nicht mehr existenten Zylinders an. Dem außenstehenden Betrachter bietet sich nun folgendes Bild: Ein riesiges Schiff mit einer kreisrunden Plattform fährt mit 100 km/h übers Meer auf dem man jedoch nicht den Hauch eines Fahrtwindes spürt, weil das Schiff einen Rückenwind von 100 km/h hat. Darüber kreist ein Segelflugzeug langsam sinkend.) Jetzt der Oberclou: Der Pilot merkt von alldem NICHTS. Wie soll er auch; schließlich kann er nicht nach draußen sehen und seine Instrumente (die alle erstklassig funktionieren) zeigen ihm immer noch an, dass er sich innerhalb des Zylinders bewegt und schön runde Kreise völlig ohne Fahrtschwankungen oberhalb des Zylinderbodens fliegt. Er würde also ohne mit der Wimper zu zucken Haus und Hof darauf wetten, dass er sich im Zylinder in ruhender Luft befindet.

Schritt 8

Unmittelbar nach der Landung eilt Käptn Iglo, der alles mit Videokamera aufgenommen hat, zu unserem Kreisflugspezialisten und klärt ihn darüber auf was geschehen ist. Der Pilot kann dies alles nicht so recht glauben und fordert daher einen weiteren Flug, diesmal aber wieder mit der Plexiglaushaube. (Käptn Iglo baut - von unserem Piloten unbemerkt - ein GPS in das Segelflugzeug ein)

Schritt 9

Der Pilot setzt sich also noch einmal in sein Flugzeug lässt aber sein ZIPS trotz bester Sicht nach außen eingeschaltet. Er startet, steigt auf 4900 m über Plattform und fliegt wieder seine gleichmäßigen Kreise ohne Fahrtschwankung. Wenn er nach unten schaut sieht er in der Mitte der Plattform den Käptn und auch das ZIPS bestätigt ihm, dass er RUNDE Kreise fliegt.

Schritt 10

Noch während des Kreisfluges funkt Käptn Iglo dem Piloten nach oben, dass er ihm ein GPS eingebaut hat und er dieses doch bitte einschalten möge. Es ist wenig verwunderlich, dass das GPS

a) eine andauernde Änderung der SOG (speed over ground) anzeigt und
b) der am GPS angeschlossene Logger, der den Flugweg sofort auf einem Display sichtbar macht, keine Kreise sondern eine „verzogene Spirale“ zeigt.

Nun fällt es dem Piloten (er heißt übrigens Thomas) wie Schuppen von den Augen und er geht schleunigst landen. Er bittet den Käptn, ihn an schnellstmöglich an Land zu bringen, da er angeblich mit irgendwelchen Freunden einen Termin zum Steak-Essen hat....

Wenn's jetzt nicht klar ist: viel Spaß mit den tausenden Geisterfahren :D
 

Gast_36267

User gesperrt
Groundspeed in der Praxis....

Groundspeed in der Praxis....

Herbstzeit / Drachenzeit
> man nehme einen einfachen Kinderdrachen
> ein bisschen Wind, bitte "nur ein bisschen sonst wird´s lebengefährlich"
> ganz normal gegen den Wind aufziehen
> versuchen einen großen Kreis zu laufen / Kreisflug durchzuführen

kurz bevor die Lunge rauskommt aufhören ... sonst kippst du um und dein Drache lacht dich sowiso aus dem Gras aus. ;)
 
Nur einem Beobachter auf der Erde erscheint die Geschwindigkeit um 40 km/h zu schwanken, weil er sich in einem anderen Bezugssystem befindet. Die Flieger werden also gar nicht beschleunigt.
Richtig erkannt! :)

In der Praxis habe ich jedoch selbst schon beobachtet, dass sowohl mein Modell am Hang, als auch Bussarde oder Taubenschwärme beim Eindrehen gegen den Wind aufsteigen und beim Eindrehen mit dem Wind absinken.
Der Wind bläst am Hang nicht horizontal sondern im Aufwindbereich schräg von unten. Damit wird auch die Kreisebene des unbeschleunigten Fluges gegen den Wind angestellt.

Mir ist schon klar, dass bei ortsfest geflogenen Kreisen im Wind eigentlich Spiralen geflogen werden... Ah, ich glaube mir dämmerts gerade. Liegt es an einer Geschwindigkeitsänderung des Fliegers gegenüber der Luft?
Wenn der Flieger tatsächlich Ortsfeste Kreise über einem Bezugspunkt am Boden fliegt stimmt das nur, wenn auch die Winkelgeschwindigkeit beibehalten werden soll. Ansonsten kann man auch bei Wind ortsfest Kreisen und dabei die airspeed konstant halten.

Zweite Frage: Wenn ich am Hang quer zum Aufwind lande, will sich mein Segler bei stärkerem Wind immer in den Wind ausrichten und ich muß mit Seite kräftig gegenhalten. Wie kommt das denn?
Dieses Eindrehen in den Wind nennt man "Windfahneneffekt". Er tritt immer bei einer Seitenwindkomponente auf und ist bei dem starken Wind am Hang und einer Flugbahn 90° zur Windrichtung besonders ausgeprägt. Grund dafür ist die angeströmte Seitenruderfläche die den Flieger um den Schwerpunkt in den Wind hineindreht.
 
Ach ja, zu der Rückenwindkreisereinfrage gab es mal eine ellenlange Diskussion wo der Rückenwindkreiseindrehtheoretiker alle anderen als merkbefreit eingestuft hat (wie der Geisterfahrer).
...
Wenn's jetzt nicht klar ist: viel Spaß mit den tausenden Geisterfahren :D
Genauso isses :D

edit:
Das ZIPS (Zylinderinternes Positionierungssystem) entspricht dem Bezugspunkt "Ballon" in unserem Beispiel
Das GPS (Globales Positionierungssystem) entspricht dem Bezugspunkt "Erdoberfläche"
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich fällt die Antwort da leicht.;)
In der Formel für die Berechnung der Masse ist nur die Erdbeschleunigung enthalten (9,81m/s) und nicht die Luft. 1Kg Flieger wiegt auch in 20m Höhe noch 1Kg. Und das gilt auch im absoluten Vacuum.
Bitte nicht Masse und Gewichtskraft durcheinanderbringen! :confused:

Eine Masse von 1 kg erzeugt auf der Erde eine Gewichtskraft von 9,81 N (Newton) [früher 1 Kilopond]
Dies ergibt sich aus der Erdbeschleunigung deren Mittelwert g = 9,81 m/s2 beträgt.

Das hat aber nichts mit einer Beschleunigung unseres Flugzeugs auf dessen Flugbahn im Kreis zu tun.
 
Du korrigierst nicht nur mit Seite sondern auch mit Quer. Wegen negativem Wendemoment und all den anderen gekoppelten Bewegungen wird die Hälfte Deiner Steuerausschläge im Landeanflug durch die unterschiedlichen Reaktionen des Modells auf Quer und Seite verursacht, der Rest sind Bodenturbulenzen.
Versuch mal Landeanflüge bei ganz ruhigen Bedingungen bis max. 1 bft schräg zum Hang. Du wirst gar kein Seitenruder brauchen wenn die Anfangsrichtung auf den Landepunkt paßt.
Hallo Uwe,

um einen geraden Landeanflug bei Seitenwind durchzuführen gibt es drei Landetechiken die auch in der Grossfliegerei so genutz werden:

die Seitenwindlandung mit hängender Tragfläche (Sideslip oder Wing Low),

die Seitenwindlandung mit Vorhaltewinkel (Crab)

die Kombination von Vorhaltewinkel und hängender Tragfläche.
(vergleiche wiki:Seitenwindlandung)

Auch ein Modell kann nur einen geraden Anflug machen, wenn die Seitenwindkomponente, die das Flugzeug von dem geradlinigen Anflug entlang der Landebahn abbringt, ausgeglichen wird.

Entweder durch:

Seitenrudereinsatz in den Wind (Vorhaltewinkel, Crab)
dabei bleibt der Flügel horizontal und die Rumpflängsachse zeicht schräg zum Flugweg über Grund in den Wind

Querrudereinsatz in den Wind (hängende Tragfläche, Sideslip oder Wing Low)
dabei wird eine Schräglage in den Wind mit Querrudern gesteuert und die Rumpflängsachse mit dem Seitenruder gerade gehalten (um den Windfahneneffekt auszugleichen)

oder eine Kombination aus beiden
 
Fatale Praxiserfahrung

Fatale Praxiserfahrung

Nach der ganzen Theorie hier mal ein "einschlägiges" Erlebnis von mir.
Ich war diesen Sommer mit einem Kollegen und mehreren Gleichgesinnten
an einem Hang im Allgäu (Immenstadt).
Wir hatten den ganzen Mittag über sehr konstanten Wind und damit nen
Heiden-Spaß. Beim letzten geplanten Flug mit meinem Mini-Kult wollte ich nochmal ordentlich heizen und schraubte mich auf gut 200 Meter über Grund
(ca. 300m überm Alpsee).
Als ich dann "Gas" geben wollte stellte ich fest das der Flieger überhaupt nicht auf meine Steuerreaktionen reagierte.
Schlagartig wurde mir bewußt das ich den ganzen Mittag geflogen bin und den Akku nicht geladen bzw. vor dem Flug die Spannung überprüft habe.
Sofort stellten sich dabei Horrorszenarien von einem Segler ein, der in den Alpsee, oder den direkt unter mir liegenden Campingplatz kracht.
Ich verfluchte mich für meine Leichtsinnigkeit. Die folgenden 3-5min (kanns nicht genau sagen) zeigten aber ein ganz anderes Bild.
Der Minikult flog bei leichter Schraeglage einen Kreis nach dem anderen. Schöne Kreise, wirklich schöne Kreise! Besser hätt ichs nicht steuern können.
Kein Aufsteigen, kein Absinken! Das Modell kam dabei immer näher und näher. Der Finale Einschlag erfolgte dann 20 Meter links von mir direkt in den Hang.
Der Flieger legte also gut 400-500m zurück, und darüber war ich mehr als glücklich. Weil meine erwähnten Szenarien nicht eintrafen.:D
Im nachhinein überwiegt aber trotzdem der Eindruck wie wunderbar der Flieger in den Wind und wieder hinaus drehte, ohne zu steigen oder zu sinken.

Fazit: Nicht nachmachen!! Aber mal probieren den Flieger einfach laufen zu lassen, und siehe da schon klappts auch mit den Kurven ;)

Gruß Norbert
 
um einen geraden Landeanflug bei Seitenwind durchzuführen gibt es drei Landetechiken die auch in der Grossfliegerei so genutz werden:

die Seitenwindlandung mit hängender Tragfläche (Sideslip oder Wing Low),

die Seitenwindlandung mit Vorhaltewinkel (Crab)

ein Slip hat nichts mit Seitenwind zu tun, dies ist ein stabiler Flugzustand, mit dem man schnell Höhe vernichten kann.
Auch Flugzeuge wie Pitts etc. verwenden gerne diese Methode, allerdings aus einem anderen Grund: sie sehen sonst nach vorne nichts...
Flugzeuge ohne Landeklappen können hiermit auch besser Höhe abbbauen.
Bei Seitenwind kommt die jeweilige Flügelhälfte mehr oder weniger in den Wind: hängende Fläche.
Dies ist dann zwar ähnlich wie ein Slip, aber nicht ganz dasselbe.

Ich denke Uwe braucht zu diesem Thema wenig Nachhilfe...;)
 
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