Da vergehen von der Auftragsvergabe bis zur Übergabe des fertigen Schiffes ca. 3 Jahre. Die Entwicklung und Planunzeit beträgt ca 12 - 18 Monate, dann folgen 12 - 14 Monate Bauzeit und 6 - 8 Monate die Erprobung, Nachbesserung und Abnahme des Schiffes.
Beim Senderbau gibt es offensichtlich andere Regeln. Aber ich denke, das hab ich jetzt begriffen. Mit technischen Problemen hat es offensichtlich nichts zu tun.
Hallo Sigiman,
diese schönen Vergleiche zwischen irgendwelchen klassischen Ingenieurprojekten und Softwareentwicklung haben so ein langen Bart....
Über Jahrzehnte hat es viele schlaue Leute gegeben die verzweifelt versucht haben, die Gesetzmässigkeiten der klassischen Ingenieurdispziplinen auf Softwareentwicklung zu übertragen - es ist eine ganze Industrie um das Thema Software Engeneeriung entstanden. Die meisten Ansätze sind mehr oder weniger gescheitert - immer noch Überschreiten eine Mehrheit Softwareprojekte den Zeit- und Kostenrahmen und erfüllen selbst dann nicht alle Ewartungen der Anwender. Manche scheitern sogar ganz.
Ich könnte jetzt hier eine lange Abhandlung darüber schreiben woran das liegt und was man tun kann um die Risiken zumindest zu senken. Aber dazu gibt es genug Literatur. Aber das führt von der ursprünglichen Frage weg - zumal ein Sender ja eben nicht nur aus Software besteht.
Die Frage war ja "Warum ist es so schwer einen neuen Sender zu bauen"? Was ist damit gemeint? Präziser wäre die Frage "Warum dauert es so unerwartet lange und ist mit so vielen Verzögerungen verbunden?" Schauen wir uns im Markt um, sieht man, dass es ja eigentlich eine Ausnahme ist, dass es unerwartet lange dauert und Verzögerungen gibt.
Wir haben in den letzten Jahren etliche Sender gehabt, die sind relativ unspektakülär einfach auf dem Markt erscheinen: Einige Futaba Modelle (T8 und T12, FX20, FX30, usw.), Multiplex Cockpit SX. Auch Graupner hat - seitdem sie sich von JR gelöst haben - mit SJ zusammen ja in den letzten zwei Jahren ein wahres "Modellfeuerwerk" entfacht - Verzögerungen lagen allenfalls mal im Bereich einiger Wochen (z.B. MX-20).
Gerade bei SJ funktioniert es eigentlich so wie Du es Dir vorstellst - die neuen Modelle sind Varianten der bisherigen Modelle, man kann vieles wiederverwenden und hat dadurch überschaubare Entwicklungszeiten.
Wenn also die Entwicklung eines Senders stockt - muss man bei jedem Projekt schauen wo die Ursachen liegen. Als Außenstehender kann man da natürlich nur spekulieren.
Nehmen wir das Beispiel Multiplex:
Meines Erachtens haben die einfach über viele Jahre die kontinuierliche Modellpflege vernachlässigt. Die MC4000 kam irgendwann vor der Jahrtausendwende auf dem Markt, die Royal Evo glaube irgendwas um 2001/2002. Dann hat Multiplex mehere Jahre nichts gemacht, und irgendwann mit einem neuen Entwicklungsleiter wieder neu angefangen. Der hat auch die richtigen Schritte durchgeführt: Zunächst mit der Cockpit SX ein "einfacheres" Projekt begonnen, die Royal Evo per Modellpflege zur Pro weiterentwickelt, und sich dann schnellstens auf den schon munter losfahrenden 2,4 Ghz Zug gestürzt. Das hat auch alles ganz gut geklappt - nur wurde damit der Anschluss im Markt für "State of the art" Sender noch schwerer zu finden.
Man kann jetzt nämlich nicht mehr einen solchen Sender mit moderater Produktpflege, aufbauend auf der bisherigen Linie, zur Marktreife bringen.
Vor ähnlichen Problemen - in verschärfter Form - stehen Firmen die neu in das Geschäft mit Sendern einsteigen wollen. Man muss den Hut für Jeti ziehen - als ich die ersten Designstudien des Senders im Netz sah, hatte ich so meine Zweifel ob diese kleine Firma das schafft.
Wird Weatronic das schaffen, was Jeti schafft ? Schwer zu sagen - sie haben viele Nachteile gegenüber Jeti:
* Die Gehälter für Igenieure und Entwickler sind in Deutschland ca. doppelt bis dreimal so hoch wie in Tschechien - d.h. dasselbe Design kostet wenigstens das Doppelte
* Jeti hat mit seinen Reglern, der Kooperation mit Hacker und dem sehr populären Jeti Duplex System eine solide Geschäftsgrundlage. Weatronic ist im RC Bereich ein extremer Nischenanbieter. Weatronic muss sich also entweder aus anderen Geschäftsfeldern (außerhalb des Modellbaus) oder externem Kapital finanzieren.
* Das Marktsegment für den Weatronic Sender ist - zumindest auf Modellbau bezogen - deutlich kleiner als für Jeti - der Sender ist preislich ganz oben angesiedelt und die Weatronic Kundenbasis ist vergleichsweise klein.
Über ACT kann man wenig sagen....
Gruß
Thomas