Moin Ralf,
der ganze Flieger ist eine Herausforderung in der Abstimmung. Frag einen deiner Modellflugkollegen mal nach der Schwerpunktposition eines Modells. Du wirst nur eine Positionsangabe in Längsrichtung bekommen. Klar das Modell ist zu 99% symmetrisch und somit ist die Querposition Mitte Flieger. Beim Boomerang ist das nicht so. Die Draufsicht macht es deutlich.
Die roten Linien stellen den Umriss nach unserer Erhöhung der Flächentiefen dar. Im schwarzweißen Kreis sieht Burt Rutan den Schwerpunkt. Wir haben ihn etwas weiter hinten errechnet. Beide Angaben liegen aber sehr genau auf der gleichen Querposition. Burt hat auch hier gleich eine Symmetrielinie eingezeichnet. Nicht die Geometrie ist hier symmetrisch sondern die Auftriebskräfte sind links und rechts gleich. (Genaugenommen sind es aber die von den Auftriebskräften erzeugten Momente die gegenläufig gleich sein müssen.) Legen wir den Schwerpunkt auf dies Symmetrielinie dann wird der Flieger nicht zu Seite abkippen. Hilfreich ist auch die Vorstellung, dass der Schwerpunkt so etwas wie ein Kugelgelenk darstellt, um das sich das Flugzeug in allen Richtungen drehen kann je nachdem was wir so mit den aerodynamischen Kräften anstellen.
Damit der Flieger nun schön mit der Nase (den Nasen) nach vorne geradeaus fliegt, muss das Resultat aus den nach vorn gerichteten Vortriebskräften minus den hinten gerichteten zurückhaltenden Widerstandskräften links und rechts gleich sein. (Auch hier sind es eigentlich die erzeugten Momente um den Schwerpunkt.)
Der Boomerang fliegt im Segelflug (siehe Video von Boomi 2) geradeaus. Daraus kann geschlossen werden, dass die Widerstände links und rechts gleich sind. Nehmen wir einmal an, dass das Ergebnis auf das eigentliche Modell übertragen werden kann (ein Silhouettenrumpf ist schon etwas anderes als ein Rumpf mit realer Geometrie). Jetzt können wir uns den Motoren widmen und hier müssen wir dann doch die von den Motoren erzeugten Vortriebskräfte
und deren Momenten um den Schwerpunkt betrachten.
Der Motor im Hauptrumpf hat einen Hebelarm von 235 mm und der des Seitenrumpfes von 412 mm. Hätten beide Motoren die gleiche Vortriebskraft würde der Motor im Seitenrumpf den Flieger aufgrund des größeren Hebelarms in eine Rechtskurve ziehen. Ausgewogen wären die Vortriebskräfte wenn der Motor im Hauptrumpf eine 412/235=1,75 fache größere Vortriebskraft (Schub) hätte. Das Leistungsverhältnis von DLE55 und DLE35 ist 1,34, also noch nicht ausreichend!
Auch wenn die Darstellung stark vereinfacht ist, lohnt es sich m.E. hier weiter darüber nachzudenken.
Dabei nicht vergessen, dass der Boomerang auch bei Ausfall eines Motors (egal welcher) sicher geflogen und gelandet werden soll. Ein paar Nüsse sind schon noch zu knacken und Gerhard und ich werden noch so einige interessante Diskussionen führen. Gerhard ist dabei ein unverbesserlicher Optimist was bei dem Flieger sehr nützlich ist.
Hoffentlich war das jetzt nicht zu viel Gesabbel.
Gruß Erwin