Hallo Franz,
das mit dem Trimmen kann schon mal etwas länger dauern ;-)
Am besten sieht man das beim gemeinen Windsurfer auf dem Baggersee:
Segel nach vorne kippen und er fällt ab mit dem Wind zur Halse (steuert das Brett also dorthin, wohin der Wind weht).
Segel nach hinten kippen und er luv an gegen den Wind zur Wende (steuert das Brett somit in den Wind).
Hält er das Segel ungefähr senkrecht, müsste das Brett einigermaßen geradeaus laufen.
Er trimmt (lenkt) das Brett also indem er die Positionen der Angriffsflächen über und unter Wasser zueinander verändert
(Schwerpunkt der Segelfläche überwasser, Schwerpunkt des Lateralplans unterwasser).
Der Lateralplan ist das, was du bei einer Seitenansicht als Kontur der Rumpform unterhalb der Wasserlinie wahrnimmst, incl. Schwert (und Ruder, je nach Konfession ;-)
Den Lateralplan hat ja der Konstrukteur schon vorgegeben (auch wenn du ihn nun etwas anpassen willst ;-)
Der Anwender schlägt sich also auf dem Wasser dann mehr oder weniger erfolgreich mit dem Segelplan (Segelfläche) herum, um das Boot einigermaßen herzutrimmen.
Dabei läßt sich der Gesamtschwerpunkt beider Segel verschieben,
indem der Mast weiter nach vorne oder nach hinten geschoben wird (die Gracia hatte im Rumpfbooden eine Schiene mit verschiedenen Rasterungen)
und/oder der Mast nach vorne oder hinten geneigt wird (Mastfall/Rake; die Gracia hatte dazu ein Langloch im Kajütdach, durch das der Mast gesteckt wurde).
Generell liegt der Schwerpunkt der Segelfläche etwas vor dem Schwerpunkt der Lateralfläche. Der Abstand beider Schwerpunkte richtet sich auch nach dem erwarteten Krängungverhalten des Bootes (klein bei geringem Krängungverhalten, groß bei älteren Konstruktionen mit stärkerer Krängung).
Wird die Krängung bei aufkommenden Wind zu stark, wird die Segelfläche reduziert.
Die Gracia wird ja eher mit etwas mehr Krängung bewegt, da sich dann ja auch die Wasserlinienlänge aufgrund der Rumpfform vergrößert und somit sich die Rumpfgeschwindigkeit etwas erhöht.
Dann gibt es auch noch die verschiedenen Öffnungswinkel beider Segel zueinander; wird das Vorsegel dichter oder offener gefahren, hat somit die Fock mehr oder weniger Zug; wird das Großsegel in der Böe gefiert ...
(ich fahr ja seit geraumer Zeit in meinen Booten 'nen 2-Zyl. mit flexiblem Motormanagement ;-)
Gruß
Wolfgang